"Fall Ulrich" zieht immer weitere Kreise

vom 31.05.2007, 08:40 Uhr

Doping im Radsport - und kein Ende in Sicht, täglich dringen neue Sachen an die Oberfläche. Jan Ullrich, der stets bestritt, gedopt zu haben, muss seit Mittwoch wieder stärker um seine Olympia Goldmedaille von 2000 bangen. Seitdem ist nämlich nun auch das IOC aktiv und hat bereits eine Disziplinarkomission unter dem Schweizer Denis Oswald einberufen, weitere Exekutivmitglieder sind der Ukrainer Sergej Bubka sowie die Schwedin Gunna Lindberg.

Sollte Ullrich, dessen größter persönlicher, und leider einmaliger, Erfolg der Sieg der Tour de France 1997 darstellte, seinen Sieg im Straßenrennen von Sidney sowie die Silbermedaille im Zeitfahren verlieren? Gleiches könnte übrigens auch den ehemaligen Teamkollegen Alexander Winukurow und Andreas Klöden bevorstehen (jeweils Silber und Bronze im Straßenrennen).

Von Seiten des IOC wurden übrigens ebenfalls Ermittlungen gegen den Freiburger (Olympia-)Arzt Georg Huber eingeleitet - wegen möglicher Verstöße gegen die Anti Doping Regln des IOC. Huber wurde ebenfalls vom DOSB aus dem Aufgebot für die Olympischen Spiele in Peking 2008 gestrichen, ihm droht zudem eine lebenslange Sperre für alle Olympischen Spiele.

Übrigens: Die Doping Enthüllungen im Radsport der letzten Tage führten nun letztendlich dazu, dass das IOC ebenfalls Ermittlungen anstrengt - da eben viele Fahrer nicht nur bei regionalen Radveranstaltungen, sondern paralell dazu an den Olympischen Spielen teilnahmen. Die Kommission solle im Fall Ullrich auch Zugriff auf die Akten der spanischen Behörden bekommen, die im Zuge der "Operacion Puerto" zusammengetragen wurden, sobald diese freigegeben sind. Ullrich soll seit 2004 mit dem in der "Operacion Puerto" betroffenen Mediziner Eufemiano Fuentes in Kontakt gestanden haben. Laut vorläufigem DNA Test scheint es sich bei 4,5 Litern Blut, die Ullrich zugeordnet werden, vermutlich um sein Blut (das von Ullrich) zu handeln.

Ullrich beendete seine Radsportkarriere im Februar diesen Jahres, betreitet aber weiterhin jegliches Doping. Ullrich lebt momentan in der Schweiz bei Scherzingen und legte bisher gegen die Weitergabe der spanischen Akten an die ermittelnde Bonner Staatsanwaltschaft stets über seine Anwälte Einspruch ein.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Naja, der Zabel fährt ja auch schon wieder bei der Bayern-Rundfahrt mit, obwohl sein Dopinggeständnis gerade mal 6 Tage alt ist. Hat beim Auftaktrennen nur Platz 4 belegen können.

Naja Schäuble möchte jetzt ja eine TaskForce gegen Doping ankündigen weil er schließlich irgendwie auch dafür zuständig ist, als Innenminister - was die wohl bringen wird? Ich nehme mal an, nichts bis wenig, wenn die Kontrollbedingungen die gleichen bleiben-

Ich bin sowieso vom (Leistungs-)Sport generell enttäuscht - wo wird denn heute nicht mehr gedopt? Deshalb sind für mich große Teile einfach nur unglaubwürdig, vor allem, wenn`s mal wieder zu perfekt aussieht - ich sag nur Olympia 2004.
Muss nur zurückdenken: Wenn ich schon höre, dass die Amerikaner als Favoriten gelten und ihr Heimatverband zuhause mit einem Unternehmen zusammenarbeitet (zur medizinischen Analyse), das gleichzeitig ein (Doping-)Mittel herstellt, was angeblich nicht nachweisbar wäre und sich damit rühmt.....warum noch ansehen? Ist doch meiner Meinung nach mehr ein Krieg der Pharmakonzerne statt ein Wettbewerb von Athleten.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Zabel soll jetzt ja auch trotz seines Dopinggeständnisses beim Müncher Sechstagerennen mitfahren. Der GEschäftsführer der Olympiapark GmbH sagte: "Nach Rücksprache mit meinem Rennleiter gehe ich im Moment davon aus, dass Erik im November in München fahren kann, wenn er will" in einer Sendung des Bayerischen Rundfunks.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Naja, Erik Zabel möchte jetzt ja 100.000 € für den Jugendsport spenden - damit das EPO nicht so teuer ist für die armen Kleinen :lol:?

Na aber das ewige Doping, gedopt wird doch fast überall, Profisport hat für mich nichts ehrliches mehr - Peter Neururer hat doch auch in einem vor kurzem geführten Interview zugegeben, daß Doping im Fußball gegen Ende der 80er gang und gebe war...

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das Problem ist eben, dass die Doper immer ein paar Jahre im vorraus sind. Damals, als EPO für viele den "Alltag" darstelle, konnten die Ermittler es noch gar nicht nachweisen. Gerade deshalb gab es diese Dopinwelle und genauso ist es ja im Moment auch. Was heute genommen wird, kann man in ein paar Jahren vielleicht wieder nachweisen, dann gibt's aber schon längst wieder neue Mittel.

Die Indizien gegen Ullrich sind ja mittlerweie erdrückend. Warum stemmt er sich denn so gegen die Auswertung der Proben und des Verfahrens, auch wenn er das Gegenteil angekündigt hat? Ich frage mich immer: Warum macht er nicht endlich freiweillig seinen DNA-Test? Dann wäre seine Unschuld geklärt und er könnte aller Welt zeigen, dass er nie gedopt hat. Bei Christoph Daum und seiner Kokain-Affäre ist es ja damals in die Hose gegangen. Bei ihm ging der Schuss nach hinten los. Und genau so wäre es bei Jan Ullrich auch.

Aber wie kann es sein, dass Sportler, die zumindest angeben nicht zu dopen, mit anderen, denen leistungssteigernde Substanzen verabreicht wurden, mithalten können? Man bekommt durch mehr und mehr Ausagen von Insidern immer mehr den Eindruck, dass Doping im großen Stil durchgeführt wird. Soweit ich weiß fahren etwa 600 Fahrer in der Protour-Wertung. Sie alle zu kontrollieren wäre natürlich nicht machbar, aber meiner Meinung nach könnten schonmal mehr Proben durchgeführt werden. Vor allem welche, die nicht angekündigt werden.

Wenn Doping dann in der Tat in so einem großen Stil durchgeführt wird, wie es unter anderem einige Ex-Fahrer behaupten, könnte das das Ende des professionellen Radsports bedeuten. Viele haben davor Angst und wollen deshalb nicht auspacken.
Team T-Mobile um Ex-Stars wie Aldag oder Bjarne Riis standen ja in den letzten Wochen im Kreuzfeuer der Kritik und das zu Reht, keine Frage. Sehr viele ausländische Zeitungen sind wütend, dass im deutschen Team so intensiv gedopt wurde. Und nocheinmal: wenn es denn endlich mal herauskommen würde mit dem flächendeckenden Doping würden eben diese Leute bald schon ganz anders darstehen, und zwar als die ersten, die ein langes Schweigen gebrochen haben. Man hat leider ein bisschen das Gefühl, dass nicht alle Länder so strikt gegen Doping vorgehen wollen, wie zum Beispiel Deutschland oder Italien um Basso (2 Jahre Sperre). Das hatte Subbotnik ja auch schonmal für die USA angedeutet.

Dass dies moralisch unterstes Niveau ist, seine Kollegen und auch Millionen von Zuschauern an den Strecken und vor den Fernsehgeräten zu betrügen scheint den meisten keine Rolle zu spielen.
Immerhin hat der Weltverband ja jetzt eine neue Methode zur Bekämpfung dieses Problems eingeführt. Alle Fahrer, die bei der Tur de France starten wollen, müssen unterschreiben und versprechen, dass sie nicht dopen werden. Wer dies nicht einhält und erwischt wird muss unter anderem ein ganzes Jahresgehalt an Strafe zahlen. Schade, dass sofort einige Personen, die sich in Jura und Recht auskennen bezweifelten, ob ein solches Abkommen nicht rechtswidrig sei. Es appelliert ja eh mehr an den Verstand der Fahrer. Aber ich glaube nicht, dass es in den nächsten Jahren jemals eine richtig saubere Tour geben wird.
Übrigens es wird sogar gefordert, dass Fahrer nie mehr ein Rennen bestreiten dürfen, wenn diese sich weigern eine Unterschrift unter das Abkommen zu setzen. Ich würde das nur begrüßen...aber mich würde es wundern, wenn dieser Fall überhaupt eintritt.

Was mich abschließend noch interessiert: Weiß jemand, ob man mit Mitteln wie EPO oder Eigenblutdoping wirklich deutlich seine Leistung verbessern kann? Oder spielt sich das nur im minimalen Bereich ab?

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» markus » Beiträge: 177 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hm, ich glaube, daß Du dadurch schon einiges an Leistungssteigerung erzielen kannst, vor allem gegenüber einem Amateur - aber die Profis fahren ja alle auf einem ungefähr gleich hohen Niveau, daher macht das Blutdoping und EPO dann wahrscheinlich den "kleinen Unterschied aus".

Wie Du schon in einem anderen Thread geschrieben hast, wird mit beiden Verfahren bewirkt, das mehr rote Blutkörperchen im Körper vorhanden sind, also mehr Sauerstoff transportiert werden kann und somit die Leistungsfähigkeit des Körpers erhöht wird - fahr doch mal mit einem Küstenbewohner in die Alpen oder in den Himalaya (Gedankenexperiment) und laß ihm mit einem Bergbewohner um die Wette wandern - da sieht man den Unterschied am deutlichsten, was viele und was wenige rote Blutkörperchen ausmachen und wer deutlich eher schlappmachen wird :D.

Ich finde das mit der "Unterschriftenaktion" auch gut - in Verbindung mit mehr und überraschenderen Kontrollen. So wird ihm nicht nur der sportliche Erfolg, sondern auch alle finanziellen Mittel, die er damit erwirtschaftet hat, entzogen - was für manche vielleicht bisher noch so ein Trösterli war: "Naja, Titel wieder weg, aber dafür immerhin noch 10 Millionen extra.(Werbung etc.) gemacht".
Das natürlich alle, die nicht willens sind zu unterschreiben und so erst einmal einem Verdacht ausgesetzt werden, zu betrügen, ist klar. Vielleicht wollen viele aber auch nicht unterschreiben, da ja auch Medikamente als Doping verstanden werden können, die aber bei einer starken Grippe usw. gegeben werden müssen. Und es wird in so einem Fall immer heißen: Der hat gedopt, an den Pranger mit ihm - anstatt: Na das nehm ich auch gegen Husten...

Das kann man ja gut an Lance Armstrong nachvollziehen, da er von vielen mittlerweile vorgeworfen bekommen hat, daß er vielleicht nicht offensichtlich gedopt hat, aber durch die extrem starken Medikamente, die er gegen seinen Hodenkrebs bekommen hat und auch später zur Nachtherapie bekam das praktisch mit rechtlicher einwandfreier Grundlage machte.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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