Abends alleine unterwegs - wie schützt ihr euch?

Meine Schwester ist eine junge Frau. Sie muss abends immer bis 22 Uhr arbeiten und geht dann zu Fuß ca. 2 Kilometer bis nach hause. Ihr Partner kann sie nicht immer von der Arbeit abholen, weil er auch arbeitet und manchmal auch bis 23 Uhr, wenn er Spätschicht hat. Er geht dann auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach hause.

Meine Schwester hat sich nun Pfefferspray gekauft zum Schutz. Dieses hat sie in der Jackentasche und immer die Hand am Sprühkopf, wenn sie es braucht. Aber eine Lösung ist es ja auch nicht. Denn sie braucht sich ja nur vor jemanden erschrecken und schon bekommt dieser dieses zeug ab.

Wie schützt ihr euch bei Gefahr, wenn ihr abends alleine unterwegs seid oder denkt ihr, dass euch schon nichts passieren wird? Was sollte man machen um sich zu schützen?

Ein Schlüsselbund kann ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, wenn ich abends mit dem Hund von meiner Großmutter Gassi gehe, dann habe ich den Schlüsselbund griffbereit in meiner Jackentasche. Aber wie wäre es mit einem Gecko zur Selbstverteidigung? So kann der Schlüssel wirklich zu einer guten Selbstverteidigungswaffe werden, jedoch ist dieser Griff ziemlich groß und würde nicht in eine Jackentasche passen. Hier muss der Schlüssel auch in einer größeren Handtasche verstaut werden, wenn deine Schwester das möchte. Immerhin muss man den Gecko auch nicht immer an den Schlüssel hängen, sondern man kann ihn zum Beispiel nur abends am Schlüssel befestigen.

Ich bin leider nicht besonders athletisch und reaktionsschnell und fürchte deshalb, dass auch Pfefferspray und sonstige Hilfsmittel im Ernstfall eher dazu dienen werden, mich selbst auszuknocken. Was ich bräuchte, wäre ein Selbstverteidigungskurs, bei dem nicht irgendwelche schicken Abwehrtechniken gelehrt werden, sondern gezeigt wird, wo am menschlichen Körper man wie am meisten Schaden anrichten kann. Ich denke, die allermeisten Frauen sind sich der latenten Gefahr bewusst, in der sie schweben, wenn sie irgendwo alleine unterwegs sind, gerade in den Abendstunden.

Ich achte darauf, mich nach Einbruch der Dunkelheit möglichst nur dort zu bewegen, wo auch andere Menschen unterwegs sind. Die Abkürzung durch den Park auf dem Nachhauseweg nehme ich beispielsweise nur im Sommer. Zusätzlich marschiere ich immer strammen Schrittes und erhobenen Hauptes, damit zumindest der Eindruck entsteht, ich sei keine leichte Beute. Da ich weder besonders klein noch besonders zierlich bin, hoffe ich einfach, dass eventuelle Angreifer bei mir mit zu viel Gegenwehr rechnen und sich einen Überfall noch mal überlegen. Den Schlüsselbund habe ich natürlich auch in der Faust, aber ob diese Maßnahme alleine einen Unterschied macht, wage ich zu bezweifeln.

Ich bin eigentlich nicht so der furchtsame Typ, aber manchmal raschelt es doch in der Ecke oder man sieht irgendeine zwielichtige Figur. Ich habe dann auch immer gern die Schlüssel zwischen die Finger gesteckt, wenn ich mich nicht wohlgefühlt habe. Manchmal habe ich auch einfach das Handy wählbereit in die Tasche gesteckt. Heute habe ich gern eine Taschenlampe dabei. Die ist gerade so groß wie die Handfläche, aber sehr schwer und sie hat außerdem diese modernen Hochleistungs-LEDs, die man eher nicht direkt in die Augen gestrahlt bekommen möchte.

Ich bin zum Glück nicht so oft spät abends noch alleine unterwegs, so dass ich noch gar keine Schutzmaßnahmen ergriffen habe. Mit Pfefferspray oder solchen Sachen würde ich mich eher nicht verteidigen wollen, weil ich auch das blöde Gefühl habe, im Dunkeln damit eher mich selber zu treffen. Ich habe als Jugendliche mal einen Selbstverteidigungskurs mitgemacht und weiß davon noch einige Dinge, wie ich einen eventuellen Angreifer am besten abwehren kann. Wie sich dieses Wissen im Ernstfall bewährt, weiß ich nicht, aber ich fühle mich dadurch in solchen Situationen schon ruhiger.

Ich bin kein sonderlich ängstlicher Typ und verlasse mich zum Zwecke der Selbstverteidigung auf Dinge, die ich ohnehin immer dabei habe sowie auf mich selbst und meine Fähigkeiten. Ich habe in der Jugend ein paar Selbstverteidigungskurse gemacht und in der Schule würde das im Sportunterricht gelernt.

Zuerst einmal lege ich Wert darauf, sehr aufmerksam zu sein. Nicht nur im Dunkeln, sondern immer. Es ist im Dunkeln nur deshalb einfacher, weil weniger los ist und man besser beobachten und hören kann. Jemand, der entgegen kommt, wird auf mögliche Gefahren gescannt, das heißt, ich schaue zunächst einmal, was seine Hände machen und dann in sein Gesicht. Da braucht man nicht lange, um einzuschätzen, ob derjenige potenziell gefährlich ist oder nicht.

Beim Beobachten der Umgebung wandert der Blick am besten über das gesamte Gesichtsfeld, also ca. die 180 Grad vor dem Körper, inklusive aller Büsche und so weiter. Ansonsten habe ich auch ein recht gutes Gehör, so dass ich in der Regel schon merke, wenn jemand hinter mir läuft. Außerdem vermeide ich es, auf einsamen Wegen im Lichtkegel der Lampen zu laufen. Da ich immer dunkel gekleidet bin und dann auch im Dunkeln laufe, muss ein potenzieller Täter schon aufmerksam sein und mich eventuell ein Stück verfolgen, was die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn bemerke, erhöht.

Ich habe eigentlich immer ein Springmesser in der Hosentasche. Das habe ich nicht zum Zwecke der Selbstverteidigung bei mir, allerdings kann es sich dazu sehr gut eignen, sollte es mal zum Ernstfall kommen. Ansonsten ist der Schlüssel zwischen Ring-und Zeigefinger ein zuverlässiges Mittel, womit man mit einem ordentlichen Boxhieb jemanden schon ordentlich verletzen kann. Zwischendurch übe ich mich dann schonmal daran, Kraft und Schnelligkeit zu trainieren.

Es ist wirklich keine großartige Lösung, wenn man Pfefferspray in der Tasche hat. Zu dem ist es wirklich sehr gefährlich, wenn man unterwegs ist und mit dem Gedanken auf dem Weg nach Hause ist, dass doch etwas passieren könnte. Weshalb man die Finger auch stets und ständig am Pfefferspray hat, um sich schnellstmöglich zu wehren, falls es notwendig ist. Aber meine Bedenken wären da auch, was passiert, wenn deine Schwester denkt, sie ist in einer Situation, wo sie sich wehren muss, weil sie vielleicht ausversehen angerempelt wird oder sie jemand erschreckt oder desgleichen. Dann kann man sie bei der Polizei anzeigen und es ihr als Körperverletzung hin bis zu einer schweren Körperverletzung auslegen, wenn sie das Pfefferspray in solchen Situationen benutzt. Was ja letztendlich auch nicht schön ist.

Natürlich sollte man sich auch nicht auf der sicheren Seite wiegen und sagen, dass einem schon nichts passiert, wenn es abends dunkel draußen ist und man so spät noch unterwegs ist. Ich fühle mich alleine abends auf der Straße auch nicht sicher, aber ich habe kein Messer und keine anderen Waffen bei mir, um mich zu verteidigen. Immer hin kann so etwas auch ganz schnell nach hinten losgehen. Ich versuche meist, nicht alleine nach Hause gehen zu müssen.

Entweder holt mich mein Mann ab oder ich lasse mich von meinen Eltern irgendwo abholen und von A nach B fahren. Ansonsten besorge ich mir ein Taxi, um nicht alleine laufen zu müssen. Wenn ich die ganzen Möglichkeiten nicht habe, dann telefoniere ich den ganzen Weg nach Hause. Somit habe ich jemanden bei mir, wenn auch nicht direkt neben mir. Aber es weiß dann jemand bescheid, ob es mir gut geht oder, ob mir etwas passiert ist. Und so kann auch im Notfall schnell reagiert werden.

Da ich von Selbstverteidigungsartikel und Messern und Waffen nicht viel halte, deine Schwester sich aber verteidigen muss, wenn sie sich angegriffen fühlt oder sogar angegriffen wird. Würde ich raten, einen Selbstverteidigungskurs zu belegen. Nicht nur, dass man in so einem Kurs lernt, wie man sich verteidigt, wenn man angegriffen wird, man stärkt mit so einem Kurs auch sein Selbstbewusstsein. Und nach so einem Kurs wird deine Schwester sich auf dem nach Hause Weg sicherlich besser und geschützter fühlen.

Ich gehe nach Möglichkeit, wenn es dunkel ist gar nicht mehr aus dem Haus. Aber leider lässt sich das nicht immer so einrichten. Aktuell habe ich schonmal bis 18 Uhr Vorlesungen oder Seminare und da es Winter ist, ist es da schon ziemlich dunkel, wenn ich mich danach noch auf dem Heimweg mache.

Ich versuche das dann so einzurichten, dass ich nur an befahrenen Straßen entlang gehe mit vielen Laternen und Menschen. Es gibt auch einen menschenleeren Schleichweg, den ich gerne benutze, weil es eine Abkürzung vom Bahnhof zu mir nach Hause ist. Den nutze ich allerdings nur, wenn es wirklich hell ist und auch viele Fußgänger mit ihrem Hund da vorbeikommen.

Bisher ist mir glücklicherweise nichts passiert und ich hoffe auch, dass sich das so schnell nicht ändern wird.

Ich muss zugeben, dass ich im Prinzip schon der Typ bin, der sich oft erschreckt, aber nachts habe ich eigentlich kaum Angst, dass mir etwas passiert. Ich laufe auch oft auf der Hauptstraße und da ist in meiner Ortschaft auch immer recht viel los. Es wäre mir auch gar nicht möglich zu sagen, dass ich nach einer gewissen Uhrzeit das Haus nicht mehr verlassen möchte. Immerhin gehe ich oft und gerne weg und bin oft bei Freunden, die in einer Stadt wohnen und fahre dann auch mitten in der Nacht nach Hause.

Wenn ich wirklich Angst habe, dann telefoniere ich meistens oder tue zumindest so, als ob ich telefonieren würde. Das gibt mir irgendwie ein Gefühl von Sicherheit, dass ich dann nicht angegriffen werden würde. Wobei ich nicht glaube, dass es jemanden wirklich davon abhält, einen anzugreifen, wenn er möchte. Pfefferspray würde ich da wohl eher nicht nehmen, da ich wohl zu langsam wäre, um es richtig einzusetzen. Unter anderem könnte es auch sein, dass ich mich so sehr erschrecke, dass ich jemandem, der mir nichts tun wollte, eine Ladung Pfefferspray verpasse. Und die Konsequenzen können ja doch schon unangenehm sein.

Die Idee mit dem Schlüsselbund würde ich vielleicht mal ausprobieren, jedoch ist mein Schlüsselbund nicht groß genug, dass ich mich wirklich damit verteidigen könnte. Einen "Gecko" würde ich aber nicht an meinen Schlüsselbund dran machen, da mir das zu groß wäre. Und wahrscheinlich wäre es da dasselbe wie mit dem Pfefferspray - ich wäre einfach zu langsam. Das beste, was man machen kann ist tatsächlich einfach auf einer belebten Straße zu laufen.

Ich kann deine Schwester aber auch verstehen, dass sie Angst hat - vor allen Dingen, wenn es zwei Kilometer sind, die sie laufen muss. Aber besteht für sie nicht die Möglichkeit, mit dem Fahrrad zu fahren? Auch, wenn es im Winter kälter ist? Aber da würde ich mich wohl sehr dick einpacken und lieber mit dem Fahrrad fahren, als zwei Kilometer zu laufen. Vielleicht besteht für sie ja auch die Möglichkeit, mit ein paar Kollegen in einer Fahrgemeinschaft zu fahren?

Ich bin sehr oft abends alleine unterwegs. Angst habe ich dabei nicht. Eine sehr besorgte und äußerst ängstliche Nachbarin hatte mir vor vielen Jahren deswegen mal ein Pfefferspray geschenkt. Das liegt bei mir irgendwo zu Hause in einem Schrank.

Angst ist ein schlechter Ratgeber, denn wer ängstlich ist strahlt das auch aus und wird schneller überfallen. Wohl deswegen wurde diese Nachbarin auch schon mehrmals überfallen.

Es gibt auch Kurse, in denen man lernen kann, selbstbewusster in der Dunkelheit oder auch in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Auf ein Pfefferspray oder Ähnliches würde ich mich nicht verlassen, denn ein Täter könnte das auch in der Notlage gegen das Opfer verwenden.