Abends alleine unterwegs - wie schützt ihr euch?

Bei mir ist es so, dass ich, wenn ich spät abends oder nachts draußen alleine unterwegs bin, einfach wachsamer bin und mehr auf Geräusche und Bewegungen in meiner Umgebung achte. Musik über einen MP3-Player würde ich in so einer Situation beispielsweise nicht oder nur sehr leise hören, damit ich mehr von meiner Umgebung mitbekommen kann. Aber weitere Sicherheitsmaßnahmen treffe ich nicht. Ich wurde mit 14 Jahren mal überfallen und konnte mich gegen den erwachsenen männlichen Angreifer erstaunlich gut mit meinen Fäusten wehren. Ich vertraue darauf, dass ich das heute noch nicht verlernt habe. Kraft habe ich meines Erachtens nicht zu wenig.

Was Selbstverteidigungswaffen betrifft, würde ich mich persönlich eher dagegen aussprechen. Pfefferspray kann ganz böse ins Auge gehen, wenn es draußen windig ist. Wenn man spontan angegriffen wird, wird man aber wohl kaum die Nerven und den Kopf dafür haben, sich erst einmal genau anzusehen, woher der Wind gerade kommt. Was Waffen wie Elektroschocker oder sogar Messer angeht, können die auch vom Angreifer gegen das Opfer angewendet werden. Das kann dann noch übler ausgehen, als ganz ohne Waffen. Zumal es mir persönlich noch einmal zu riskant wäre, mich mit Waffen zu verteidigen und den Angreifer damit ernsthafter zu verletzen. Man kommt nicht in jedem Fall straflos aufgrund von Notwehr aus so einer Sache heraus.

Was die Methode mit dem Schlüsselbund angeht, ich habe nur zwei einzelne Schlüssel an einer Kette. Ich weiß nicht, inwiefern das einen Angreifer mehr zurückstoßen sollte, als ein ordentlicher Faustschlag ins Gesicht. Mit der Faust hat man meines Erachtens mehr Kraft. Außerdem würde ich mir irgendwie Gedanken machen, ob mir bei so einem Angriff nicht der Schlüssel abbrechen könnte. Ich will ungern stundenlang ohne Schlüssel vor meiner Haustür herumstehen oder den Schlüsseldienst wegen so etwas rufen müssen.

Ich wohne übrigens in einer abgelegeneren, wenig beleuchteten, Gegend. Hier sind viele kleine Straßen und vom Bahnhof aus nach Hause habe ich eine Strecke von etwa drei Kilometern zu bewältigen. Auf der Strecke begegnet einem nachts niemand oder vielleicht selten mal eine einzelne Person. Als sehr sicher würde ich es nicht unbedingt bezeichnen. Aber besonders viel Angst habe ich trotzdem nicht. Die würde bei einem Angriff schließlich auch nicht weiterhelfen.

Und andererseits könnte man sich natürlich auch fragen, wieso irgendjemand, der ein Verbrechen plant, in dieser abgelegenen Gegend herumlungern sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihm über Stunden gar kein Opfer begegnet, weil niemand um die Zeit hier unterwegs ist, ist doch sehr hoch. Von daher werden sich die meisten Täter ja wohl kaum dort hinstellen, wo es wirklich extrem menschenleer ist, denn das Opfer muss ja auch irgendwoher kommen.

Eine lange Zeit war es bei uns so, dass wir eigentlich in einem sehr friedlichen Viertel gewohnt haben. Hier ist wirklich selten was passiert. Einbrüche oder Überfälle gab es in meiner Kindheit nie. Dies hat sich aber alles geändert, nachdem unser Viertel immer Ausländer bekam. Ich möchte hierbei nicht sagen, dass wirklich nur die Ausländer Schuld sind. Aber es kamen halt mit dem Schub Ausländer auch mehr Freunde und Bekannte zum Vorschein und irgendwelche unfeine Typen gibt es immer. Ich weiß es natürlich nicht genau, es kann genau so gut jemand inländisches gewesen sein, deshalb möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht rassistisch oder Ähnliches klingen. Es passierte einfach zur gleichen Zeit, als der "Ausländerschub" kam.

Zumindest gab es immer mehr Raubüberfälle in unserer Gegend, sodass meine Mutter mich eigentlich nur noch selten raus gelassen hat, sobald es dunkel war. Sie selbst hatte teilweise schon Angst, nachts vor die Tür zu gehen. Nachdem sich mein Vater Gedanken darüber gemacht hat, kamen wir auf die Idee, dass meine Mutter stets Pfefferspray mit sich trägt. Als Frau sollte es in Ordnung sein, wenn man dies mit sich führt. Es ist ja auch nur für den schlimmsten Notfall. Nachdem ein Mädchen bei uns vergewaltigt wurde, war es erst Recht in Ordnung. Ich und meine Geschwister hatten hingegen nichts. Wir gingen immer davon aus, dass uns nicht passiert.

Meine Mutter wollte mir auch nie ein Spray in die Hand geben, nicht dass ich es mal falsch verwende und am Ende Probleme bekomme. Wenn ich wirklich allein nachts unterwegs war, habe ich es immer so gemacht, dass ich mein Handy in der Hand hielt und immer die 110 schon gedrückt hatte. Wenn etwas passieren würde, hätte ich mit einem Klick sofort den Anruf zur Polizei und diese könnten mich halbwegs orten. Ansonsten kann man immer nur auf seine eigene menschliche Kraft hoffen, dass man sich noch irgendwie wehren könnte, insofern es halt noch möglich ist.

Mit anderen gefährlichen Gegenständen würde ich niemals herum laufen, da man am Ende immer noch eine Anzeige kassiert, wenn das mal jemand mitbekommt und das ist natürlich auch nicht schön. Jetzt kann man auch davon ausgehen, dass Überfälle nicht an jeder Ecke passieren und Mörder auch nicht überall herumlaufen. Es ist nun einmal auch eine Sache des Schicksals und wir haben einfach immer gehofft, dass es unser Schicksal Gut mit uns meinst. Nachdem wir umgezogen sind, in eine bessere Siedlung, ist diese damalige Angst auch verloren und keiner trägt irgendetwas mehr zum Schutz bei sich. Wobei, wenn ich richtig dunkle Gassen lang gehe, halte ich trotzdem manchmal die 110 auf dem Handy gedrückt, es gibt mir halt etwas mehr Schutz.

Da ich kein Auto besitze, bin ich natürlich darauf angewiesen, zu Fuß zu laufen. Dabei ist es eigentlich auch recht oft so, dass ich abends alleine unterwegs bin. Immerhin habe ich nicht immer eine andere Person dabei und ich möchte dann aber auch nicht darauf verzichten, am Abend noch etwas zu unternehmen, weshalb ich dann einfach das Risiko eingehe und alleine draußen herum laufe. Dabei habe ich aber eigentlich nie etwas zu meinem Schutz dabei. Ein Pfefferspray besitze ich nicht und ein Messer möchte ich nun auch nicht unbedingt mitnehmen, wenn ich ins Kino gehe. Mir wäre das Risiko zu groß, dass ich mich selbst daran verletzen könnte und ehrlich gesagt würde ich mich auch nicht wohl dabei fühlen, wenn ich ein Messer oder eine ähnliche Waffe mit mir herum tragen würde.

Bei mir ist es so, dass ich oftmals dann alleine am Abend nach Hause laufen muss, wenn ich bei meinem Freund war, wenn ich bis spät am Abend noch Vorlesung in der Uni hatte oder wenn ich mit Freunden im Kino war. Allerdings muss ich dann nur immer vom Bahnhof nach Hause laufen, da ich davor mit dem Zug gefahren bin. Und vom Bahnhof zu mir nach Hause sind es auch keine zehn Minuten zu Fuß, wobei auch überall Wohnhäuser sind. Von daher habe ich ehrlich gesagt keine Angst, dieses kurze Stück alleine zu laufen und ich habe mir noch nie irgendwelche Sorgen gemacht. Das Stück ist ja auch gut beleuchtet und wenn ich nur fünf Minuten zu Fuß unterwegs bin, dann habe ich da wirklich keine Angst, zumal die Straße eben auch sehr gut bewohnt ist.

Oftmals ist es aber auch so, dass ich alleine von der Arbeit nach Hause laufen muss, wenn ich Spätschicht habe. Dabei muss man da immer zwanzig Minuten zu Fuß laufen, was mir nicht immer ganz geheuer ist. Immerhin muss ich da auch an einem Friedhof vorbei laufen und auf der Strecke gibt es kaum Häuser. Von daher lasse ich mich ganz gerne von meinen Eltern abholen, wenn ich weiß, dass sie um diese Uhrzeit noch wach sind. Manchmal beiße ich aber auch einfach die Zähne zusammen und laufe die Strecke eben alleine, wobei ich mich dann ganz besonders beeile, so dass ich auch so schnell wie möglich zu Hause bin. Dabei habe ich dann auch nie etwas dabei, womit ich mich im Notfall verteidigen könnte und ich hoffe dann immer darauf, dass ich gut nach Hause komme und dass mir unterwegs nichts passiert. Das hat auch bisher glücklicherweise immer gut funktioniert und von daher hoffe ich, dass das in Zukunft auch so bleibt.

Ich arbeite als Zusteller und bin eigentlich fast jede Nacht unterwegs, allerdings habe ich nicht wirklich was bei mir, was mich schützen könnte. Ich habe aber auch das Glück, das wir in einer recht kleinen Stadt wohnen und ich mein Gebiet recht gut kenne und es um die Uhrzeit recht ruhig ist.

Ansonsten habe ich ja noch mein Handy bei mir, welches mir etwas Sicherheit bietet. Allerdings würde ich in einer fremden Stadt um die Uhrzeit wohl auch ängstlicher sein und mich eventuell auf belebten Straßen eher aufhalten, als auf Nebenstraßen.

Ich beobachte die Leute immer um mich rum wenn ich abends weg bin. Und ich habe einen oder zwei Schlüssel von meinem Schlüsselbund in meiner Faust, so dass noch ein Stück davon unten raus schaut und mit dem Daumen halte ich das Schlüsselende, also wo der Ring befestigt wird, fest. So hat man auch einen guten Griff dafür und ich versuche selbst immer möglichst leise zu sein, damit ich Schritte oder ähnliches hören kann.