Im Bus neben Kindern sitzen kostet regelmäßig Nerven

vom 19.01.2014, 03:39 Uhr

Ich habe hier mal bewusst einen provokativen Titel gewählt. Wer mich kennt, weiß allerdings, dass ich definitiv kein Kinderfeind bin. Und eigentlich geht es bei dieser gesamten Problematik auch eher um die Eltern, nicht um die Kinder an sich. Denn letztendlich sind die Eltern doch diejenigen, von dem ein Kind erfährt, wie man sich sozial benimmt und was man lieber nicht machen sollte. Beherrscht ein Kind nicht einmal grundliegende Dinge in Sachen Sozialverhalten, dann ist das für mich nie die Schuld des Kindes, sondern das Versagen der Eltern. Woher hätte das Kind es denn sonst lernen sollen, wenn nicht von den Eltern?

Aber an sich hat der provokative Titel schon auch einen wahren Kern. In dieser Stadt hier erlebe ich es nämlich regelmäßig, dass ein Kind etwas Unschönes in der Bahn oder auch im Bus macht, und die Mutter oder der Vater sitzt meistens nur daneben, schweigt, und starrt Löcher in die Luft. In den letzten Jahren gibt es oftmals auch noch den Fall, in dem Mutti auf ihrem Handy spielt und daher nicht mitbekommt, dass ihr Kind durch den halben Bus gerannt und schon mehreren Leuten fast vor die Füße gesprungen ist. Ich finde das immer grauenvoll, und denke dabei auch immer daran, dass so ein Verhalten auch für das Kind selber gefährlich sein kann. Ich habe schon Kinder gesehen, die rannten andauernd in die offenen Bustüren. Da besteht doch die Gefahr, dass sie sich einklemmen könnten. Wäre ich eine Mutter, würde ich meinen Kindern schon Freiräume lassen wollen, aber ein wenig aufpassen muss man in einem vollen Bus ja wohl dennoch.

Aber nun mal von meiner persönlichen Mitfahrer-Perspektive aus: Ja, manchmal finde ich es wirklich anstrengend oder unangenehm, wenn ich neben einem Kind im Bus sitze. Das gilt nicht für alle Kinder, denn es gibt auch wirklich tolle und rücksichtsvolle Jungen und Mädchen, so wie es auch bei den Erwachsenen höflichere und unangenehmere gibt. Aber manchmal hoffe ich mir ehrlich gesagt schon, dass das Kind neben oder hinter mir bitte möglichst bald aussteigt.

Unzählige Maße saß ich schon einem Kind gegenüber und bekam dann die schmutzigen Winterstiefelchen im Takt gegen mein Schienbein getreten. Viele Male habe ich dann die Beine etwas eingezogen, einmal auch freundlich gesagt, das Kind solle bitte vorsichtiger sein, nur, um dann von dessen Mutter angeschnauzt zu werden, wieso ich das Kind "anmachen" würde. Dann waren da noch etliche kleine Ellenbogen, die ich schon in die Seiten bekommen habe. Und absolut unvergessen bleibt ein Kleinkind, das direkt hinter mir saß und mir mit seinen zuckerverschmierten Händen in die Haare greifen wollte. Es saß hinter mir, aß ein süßes Gebäckstück, hatte wie gesagt die ganze Zuckerpampe über die Hände verschmiert, und griff dann nach vorne, in Richtung meiner Haare. Ich rückte ein Stück vor, weil ich schon freundlich sein und mir eine Diskussion mit der Mutter ersparen wollte, aber die bemerkte schon, dass ich ein Stück nach vorne gerückt war, und schnauzte mich schon direkt an, was das solle. Ihr Kind habe doch keine ansteckende Krankheit. "Aber mit Zucker vollgeschmierte Hände!", habe ich geantwortet, was die Mutter zu einer typischen Sie-sind-ein-Kinderhasser-Tirade anfeuerte.

Auch in mein Gedächtnis eingebrannt hat sich der Vorfall, bei dem ein kleines Kind in der U-Bahn an einer Haltestange schaukelte. Die Mutter hatte es offenbar sogar drangehängt, denn bei der geringen Körpergröße wäre es von alleine gar nicht dort oben herangekommen. Jedenfalls schaukelte das Kind so heftig, dass es einer sitzenden Frau versehentlich gegen die Schulter trat. Diese bat um Vorsicht, und die Mutter schnauzte auch gleich wieder herum und fing mit den von mir schon so oft gehörten, an den Haaren herbeigezogenen "Kinderhasser!"-Beschimpfungen an.

Leute, ich weiß, dass Kinder ungestüm spielen können. Dass sie einen versehentlich mal mit dem Fuß treffen können, wenn sie mit den Beinen schaukeln, und dass sie einen vielleicht mit ihrem Ellenbogen treffen, wenn sie abgelenkt in ihren Jackentaschen kramen. Aber wenn das wiederholt vorkommt, dann sollte das doch okay sein, wenn man höflich um Vorsicht bittet, oder die Eltern sollten vielleicht mal ein Wort sagen. Ich habe auch schon Kinder erlebt, die sich von sich aus entschuldigt haben, nachdem sie bemerkt haben, dass sie gerade gerempelt oder getreten haben. Also dass es gar nicht ginge, stimmt definitiv nicht. Wenn es nicht geht, dann liegt das meines Erachtens wirklich an einigen Eltern.

Leider erlebe ich solche Dinge hier in der Stadt regelmäßig. Sicher fallen liebe und höfliche Kinder immer weniger auf, als die, die irgendwie Ärger machen, aber trotzdem erlebe ich es einfach viel zu oft, dass Kinder sich irgendwie unsozial benehmen, und die Eltern richtig giftig auf die freundlichste Kritik reagieren. Ist das in anderen Städten auch so? Ist das ein typisches Großstadt-Phänomen? Könnt Ihr es nachvollziehen, dass die Eltern teilweise wegsehen, und gar nicht mitbekommen, oder mitbekommen wollen, was die eigenen Kinder so in Bus oder Bahn machen? Versteht Ihr es, wenn Eltern gleich zu "Kinderhasser!"-Beschimpfungen greifen? Und was sollte man in so einer Situation bestenfalls tun, also, wenn ein Kind einen beispielsweise mehrfach getreten hat, und man das der Mutter gerne mitteilen würde? Wie sagt man es am Besten, damit die Botschaft auch ankommt und verstanden wird, und man nicht einfach mit völlig substanzlosen Beleidigungen, man sei ein Kinderhasser, abgewimmelt wird?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich weiß ja nicht wo du wohnst und ich fahre hier eher selten Bus. Aber so extreme Verhaltensweisen habe ich bisher nicht erlebt. Im Gegenteil, bei rennen zum Beispiel gar keine Kinder durch die Busse. Erst vor ein paar Tagen kam eine Mutter mit ihrem Sohn in den Bus. Ich weiß, dass der Junge in die erste Klasse geht. Das einzige was man von diesem Kind während der Fahrt mitbekommen hat, waren die Leseversuche von diversen Schildern im Bus.

Klar können Kinder auch mal etwas lauter sein. Haben meine Töchter nach der Eröffnung des Weihnachtsmarktes im letzten Jahr geschafft. Aber sie saßen auf ihren Plätzen und waren halt nur ziemlich aufgekratzt und kicherten ständig, weil eben auch Jungen mit im Bus waren, die sie von der Schule her kannten. Aber das sind halt Dinge, die andere Fahrgäste eher zum schmunzeln bringen, als dass sie wirklich stören.

Aber verstehen kann ich dich da schon. Selbst ich als Mutter würde mich nicht von anderen Kindern treten oder mit beschmierten Händen anfassen lassen. Wenn ich die Spuren von Kinderschuhen an meiner Kleidung habe, dann liegt das daran, dass ich mal ein Kleinkind auf dem Arm hatte und mir klar war, dass es Spuren hinterlassen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Derartig extreme Verhaltensweisen wie du sie beschreibst habe ich so noch nicht erlebt. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass Kinder schon sehr nerven können, gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Nach einem langen Arbeitstag fahre ich meistens mit dem Bus nach Hause und da steigen (auf Grund der Ganztagesschulen) dann auf dem Heimweg auch vermehrt Schulkinder der Klassen 5-7 ein. Die sind meistens sehr laut und aufgekratzt und drängeln und schubsen sich gegenseitig oder auch andere vollkommen unbeteiligte andere Personen. Auch wird immer sehr laut geschrien.

Ich kann ja verstehen, dass Kinder in dem Alter ein wenig aufgekratzt sind nach einem langen Schultag und dass es bestimmt nicht leicht ist den ganzen Tag mehr oder weniger auf der Schulbank zu sitzen und sich nicht großartig auspowern zu können. Möglicherweise wird das dann auf dem Heimweg im Bus nachgeholt.

Ich finde es aber trotzdem nervig. Nach einem langen Arbeitstag bin ich meist so schon vollkommen müde und erschöpft und will nur noch meine Ruhe haben. Laut herumkreischende Kinder, die sich und andere permanent schubsen und einem nahezu ins Ohr schreien, sind da nicht gerade erholungsfördernd. Noch dazu gehöre ich zu der Sorte Menschen, die sehr lärmempfindlich sind und sich in dieser Hinsicht sehr schnell gestresst fühlen.

Mit anderen Kindern habe ich keine derartigen Erfahrungen gemacht. Die können sich meiner Meinung nach benehmen. Am schlimmsten finde ich nur Schuldkinder in diesem Alter, besonders wenn ich erschöpft nach der Arbeit bin.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Solche Extremfälle habe ich bislang nur aus der Zeit in der ich noch in die Berufsschule gegangen bin täglich erleben dürfen, denn da war ich täglich mit den öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs, u.a. mit Bus und Bahn. Da ich in eine Großstadt fahren musste, erlebte ich auch tagtäglich solche Situationen, jedoch saßen die Kinder im Kinderwagen direkt vor mir und traten mir mit ihren Füßen gegen das Knie und lachten noch schadenfroh dabei. Die Mutter und dessen Töchter brauchte ich gar nicht ansprechen, da sie sowieso die ganze Zeit türkisch redeten. So zog ich immer mehr und mehr meine Füße ein und hoffte nur, das sie bald aussteigen würden.

Auch hatte ich einige Erlebnisse mit Kindern, die in der Bahn von ihrer Mutter Schokoriegel in die Hand gedrückt bekommen haben, nur um endlich ruhig zu sein. Da sie jedoch noch nicht eigenständig essen und sich abwischen konnten und die Mutter mit ihrem Handy beschäftigt war, schmierten sie ihre Hände an Fenster, Sitzfläche oder an sich selbst. Ich finde solch ein Verhalten der Mütter einfach unmöglich, denn man kann doch ein Taschentuch oder Feuchttuch nehmen und dem Kind danach die Finger abwischen. Auch gab es mal ein Vorfall, bei dem solch ein Kind einer anderen Person die gegenüber von ihr saß ihre Schokoladen verschmierten Hände an die Schuhe schmierte. Die Frau wurde stinksauer, weil die Schuhe total verschmiert waren und die Mutter nur Augen für ihr Handy und ihre SMS hatte und es abgetan hat mit den Worten: Sie solle ihre Schuhe zu Hause in die Waschmaschine werfen. Das würde irgendwie schon wieder raus gehen.

Auch gab es einige Vorfälle, in denen der Busfahrer einschreiten musste, weil die Kinder im Bus herum rannten und die Eltern der Kinder in der letzten Reihe saßen, sich unterhielten und sich nicht um ihre Kinder in diesem langen Moment kümmerten. Dem Busfahrer wurde es irgendwann zu viel, denn es stellt auch eine Gefahr dar, wenn die Türen auf und zu gehen und die Kinder dazwischen hängen.

Mein Sohn fährt auch tagtäglich Bus, jedoch weiß ich zu benehmen und lässt auch älteren Menschen den Vortritt sich hinzusetzen. Dies habe ich ihm so beigebracht und dies setzt er auch um. Er ist auch in einer Ganztagsklasse der 5. Klasse, jedoch haben sie in der Schule mehrere große Pausen, in denen sie sich austoben können, sodass dies nicht im Bus umgesetzt werden muss.

Ich habe auch absolut nichts gegen Kinder, denn ich habe selbst eines, jedoch sollte man als Mutter schon die Augen bei seinem Kind haben, wenn man in öffentlichen Verkehrsmitteln sitzt, sodass es andere Fahrgäste nicht stört oder gar schmutzig macht. So etwas gehört sich in meinen Augen absolut nicht und dann muss man eben als Mutter schon eingreifen und dies unterbinden. Leider ist es heutzutage oft so, das Mütter mehr mit ihren Smartphones beschäftigt sind als mit ihrem eigenen Kind und dies eben mehr wahrnehmen als das was ihr eigenes Kind gerade macht.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Da muss ich dir auf jeden Fall recht geben. Das Kind erfährt nur durch einen erwachsenen Erziehungsberechtigten, wie man sich sozial benimmt und, was man lieber nicht machen sollte. Wenn ein Kind nicht grundliegende Dinge in Sachen Sozialverhalten kennt, sind auch meiner Meinung nach die Eltern daran schuld, beziehungsweise ein Erziehungsberechtigter. Natürlich müssen Kinder auch im Bus oder in der Bahn gewisse Freiräume haben, trotz all dem finde ich es auch gefährlich, wenn die Kinder dort frei herumlaufen und herum hüpfen und toben dürfen. Nicht nur, dass die anderen Fahrgäste dadurch gestört werden könnten, was mir persönlich eher unwichtig erscheint. Viel wichtiger ist es, dass das Kind sich während der Fahrt beim Herumlaufen im Bus oder in der Bahn verletzen kann.

Ich habe auch drei Kinder und ich fahre mit meinen Kindern eigentlich sehr gerne Bus oder mit der Bahn. Meine Kinder wissen, dass sie im Bus oder auch in der Bahn während der Fahrt sitzen bleiben müssen. Sie dürfen nicht frei herumlaufen und tobend und springend durch den Bus oder durch die Bahn hüpfen. Ich sehe da einfach zu viele Gefahren. Zu dem räume ich meinen Kindern auch Freiräume in öffentlichen Verkehrsmitteln ein. Aber ich finde, dass es reicht, wenn die Kinder im Sitzen sich unterhalten und herumalbern dürfen. Mein mittlerer Sohn hat die Angewohnheit während der Busfahrt in einigermaßen angenehmer Lautstärke zu singen. Bis jetzt gab es noch keinen Mitfahrer, der sich über den Gesang beschwert hat. Wenn ich der Meinung bin, dass mein Sohn zu laut wird, worauf ich dann auch achte, dann sag ich ihm, das er bitte etwas leiser sein sollte.

Solche Erfahrungen, wie du nun gemacht hast, mit Kindern in öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich nun persönlich noch nicht erlebt. Ich habe natürlich schon Kinder erlebt, die sich nicht benehmen können, auf den Sitzen ­herumturnen und die anderen Fahrgäste stören und ich habe auch schon erlebt, dass es die Eltern nicht interessiert hat, was die Kinder dort gerade veranstalten. Aber so etwas erlebe ich wirklich nur selten. Ich würde es auch nicht toll finden, wenn andere Kinder mich in öffentlichen Verkehrsmitteln belästigen oder, wenn meine Kinder andere Fahrgäste belästigen. Weshalb ich es auch sehr wichtig finde, dass man darauf achtet, was das Kind in öffentlichen Verkehrsmitteln macht und, wie es sich benimmt. Zu dem sollte man als Elternteil darauf achten, dass die anderen Fahrgäste nicht all zu sehr gestört werden von den Kindern.

Ich würde an deiner Stelle auch versuchen die Mutter darauf aufmerksam zu machen, dass das Kind mich gerade stört, weil es mich mehrmals getreten oder desgleichen hat. Aber, wenn die Eltern dann gleich mit Beschimpfungen ankommen, dann würde mir nun auch keinen anderen Weg einfallen, um der Situation aus dem Weg zu gehen. Ich würde wohl einfach aufstehen und mich hinstellen oder woanders hinsetzen, bis ich aussteigen muss, damit ich der Diskussion mit den Eltern aus dem Weg gehe und nicht weiterhin von dem Kind belästigt werde. Wobei ich auch sehr viele Eltern nicht verstehe, wenn sie mit ihren Beleidigungen anfangen, wenn man als Fahrgast höflich darauf aufmerksam macht, dass das Kind einen gerade stört.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Meine Liebe, das ist Berlin wie es leibt und lebt. Und zu deiner Beruhigung: Ich kenne das. Ich bin Mehrfachmutter und liebe Kinder auch. Aber ich finde, man sollte Kinder nicht unterschätzen und sollte ihnen zutrauen, dass sie sich auch adäquat verhalten können. Zudem tut man Kindern keinen Gefallen, wenn man sie so als Arschlöcher erzieht, die nur an sich denken und sich nicht in eine Gesellschaft einfügen können. Auch als Mutter gehen mir solche Eltern auf die Nerven. Wohl gemerkt die Eltern. Solche Kinder tun mir eher leid, auch wenn ihr Verhalten natürlich nervt.

Aber selbst wenn man mit offensichtlich eigenen Kindern im Schlepptau sich über solche Kinder beschwert, dann ist man trotzdem nicht davor sicher, von solchen Eltern beschimpft zu werden. Es war zwar nicht in einem Verkehrsmittel, sondern auf einem Spielplatz, aber auch da habe ich mich schon mal mit solchen Eltern ziemlich angelegt. Ich war mit meinen Kindern auf einem Spielplatz in einem Viertel wo wir sonst nicht sind. Wir waren zuerst da, meine Kinder haben friedlich mit den anderen anwesenden gespielt. Dann kamen zwei Schwestern dazu, die sich lautstark verabredeten, eines meiner Kinder (die uns im Übrigen gar nicht kannten) lautstark mit Schimpfworten zu provozieren.

Als meine Kinder noch ruhig blieben und nicht zurück pöbelten (was hier nicht unüblich wäre) und sich nur bei mir recht leise beschwerten, legten die Fremden Kinder immer mehr Ehrgeiz an den Tag lauter und dreister zu provozieren. Als sie damit nichts erreichten, drohte eines der Kinder meinen Kindern Prügel an und kam näher. Ich schritt rein verbal ein und sagte eigentlich nur, dass sie das jetzt mal sein lassen sollten. Das Kind lief zu seinen Eltern, erzählte da irgend einen Müll. Letztlich kam der Vater der Göre dann angerollt, war völlig auf 180 und fing an, mich auf das unflätigste zu beschimpfen. Es war nicht gerade leicht, ihm klar zu machen, dass sein Tochter dreist gelogen hatte.

Letztlich einigten wir uns darauf, dass ich ein schrecklicher und blöder Spießer bin. Damit kann ich ganz gut leben. So lange ich mich halbwegs benehmen kann, bin ich lieber Spießer, als so ein Weichei-Elternteil, der sich nicht traut, seinem Kind gelegentlich mal freundlich Grenzen zu setzen. Also, man sieht, dass man auch dann beschimpft wird, wenn man anderen Kindern die Grenzen aufzeigt, die die eigenen Eltern zeigen müssten, wenn man offensichtlich nicht als Feindbild Kinderhasser taugt. Es gibt eben genug Totschlag-Argumente.

Außerhalb von der Region hier habe ich das noch nicht so erlebt. Sicherlich sind solche Tendenzen überall feststellbar. Aber Berlin hat teils schon einen seltsamen Erziehungsstil im Angebot. Man muss sich einfach ein dickes Fell wachsen lassen und das Gepöbel der Eltern nicht so ernst nehmen. Das Bellen ist auch nur ein Ausdruck davon, dass echte Argumente ausgegangen sind.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Trüffelsucher hat es ja schon geschrieben: Ja, das ist Berlin. Aus beruflichen Gründen bin ich eine lange Zeit wirklich einmal quer durch die Stadt gefahren. Über ein Jahr lang. Und mein gesamtes Studium über bin ich täglich auch eineinhalb Stunden mit dem Bus durch die Gegend gekurvt. Das waren ein paar Jahre. Und während meiner Gymnasialzeit musste ich auch täglich mit Bus und Bahn fahren. Da bekommt man schon viel mit.

Und ja, ich muss leider auch zugeben, dass es Gegenden gibt, wo sich gruseliges Verhalten von Kindern in der Bahn oder im Bus etwas häuft. Ich habe, ohne jetzt die Bewohner dieser Bezirke in Misskredit bringen zu wollen, beispielsweise oftmals solche Erlebnisse in Schöneberg, Lichtenberg oder Wedding gehabt.

Gegen Singen, Lachen und Kichern habe ich, wie gesagt, absolut nicht. Sofern es nicht extrem laut ist, aber da kann man als Elternteil ja auch sagen, dass das Kind bitte bisschen leiser sein soll. Ich kann mich interessanterweise noch sehr gut daran erinnern, wie das meine Mutter selber mal zu mir sagte, während wir U-Bahn fuhren. Da muss ich vier oder allerhöchstens fünf Jahre alt gewesen sein. Ich habe keine Ahnung, wieso ich diesen einen Moment noch so deutlich im Kopf habe.

Aber ich weiß noch, dass mir die Ermahnung in dem Moment selber etwas peinlich war. Aber ich habe es verstanden und habe danach leiser gesprochen. Wenn ich heute sehe, wie Kinder in der Bahn nicht nur laut schreien oder kreischen, sondern auch noch treten und rempeln, dann frage ich mich wirklich, wieso einige Eltern es heute offenbar nicht schaffen, so eine einfache, freundliche Ermahnung auszusprechen. Da ist doch nichts dabei.

Die schreienden Schulkinder sind dann noch einmal eine andere Sache, finde ich. Ich glaube, das übermäßige Gerempel und Geschrei durch bereits ältere Kinder wäre kein so großes Problem, hätte man die Kinder schon früher darauf angesprochen. Der Spruch "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr." hat meiner Meinung nach zwar keine Gültigkeit, aber eine Sache stimmt schon: Wenn ein Kind schon als Kleinkind lernt, auf seine Umgebung Acht zu geben und sich sozial zu verhalten, dann dürfte es auch mit zehn Jahren keiner sein, der im Bus herumrumpelt oder sich zwischen den Fahrgästen mit anderen Kindern heftigst prügelt. Letzteres habe ich auch schon mehrfach erlebt, und ich finde es immer erschreckend.

Ich vertrete ja noch immer die Meinung, dass man auch mit 12 Jahren nicht unbedingt rempeln oder schreien muss. Sicher ist das lange Stillsitzen in der Schule vielleicht etwas öde, aber deswegen muss man sich nicht zwangsläufig im Bus schlagen oder brüllen, wie ein gehirnkranker Ochse. Ich kenne jedenfalls Leute, die das nicht nötig hatten.

Also, nicht nur Personen, die das heute von sich behaupten, sondern ich habe es wirklich in meiner Erinnerung, dass es damals immer Kinder gab, die ruhig waren und lasen oder leise miteinander sprachen, und solche, die tobten und gröhlten, als stünde der Weltuntergang bevor. Das fand ich übrigens als Kind schon von Gleichaltrigen nervig, aber ich bin auch ein sehr lärmempfindlicher Mensch.

Aber ja, wieso wundere ich mich eigentlich, dass die Eltern von Kindern, die sich so wie beschrieben benehmen, auf Kritik sofort aggressiv reagieren? Letztendlich sind sie es ja, von denen die Kinder oftmals auch das schlechte Verhalten haben. Bei einem kritikfähigen, freundlichen und höflichen Elternteil dürften die Kinder sicherlich ein angemessenes Sozialverhalten erlernt haben. Also kann man schon davon ausgehen, dass auch bei den Eltern "etwas nicht stimmt", wenn man von ihrem Kind irgendwie getreten oder andersweitig unangemessen behandelt wird.

Ja, diese Kinder tun mir auch leid. Wenn sie nämlich irgendwann eine Arbeitsstelle suchen, dann brauchen sie dort auch Kenntnisse zum Sozialverhalten. Wenn man bis dahin noch nichts Derartiges gelernt hat, dann dürfte das sehr schwierig werden.

In anderen Regionen habe ich bisher übrigens auch noch nicht solche Zustände wie in Berlin erlebt. Egal, ob Dresden, Weimar, Frankfurt, verschiedenste Örtchen in Süddeutschland, wo ich bisher phasenweise zu Gast war, irgendwie hebt Berlin sich davon schon ziemlich ab. In Paris habe ich so etwas im Bus oder in der Métro auch nie so extrem erlebt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann das schon verstehen, dass dich das Verhalten dieser Kinder nervt. Komischerweise kenne ich das aus unserer Region nicht so, ich lebe in der unterfränkischen Provinz und da gibt es wohl noch häufiger die alten Werte, dass Kinder möglichst Rücksicht auf ihre Umwelt nehmen sollen, was ich auch gut finde.

Meine Jungs sind oft auch wild und rennen umher, man kann sie ja schlecht an eine Leine nehmen, aber ich finde es auch nicht schlimm, wenn mal ein Erwachsener sie ermahnt. Natürlich sollte man im Rahmen bleiben und nicht gleich total laut und ausfallend werden, aber mal den Kindern Grenzen aufzuzeigen finde ich auch von Außenstehenden in Ordnung.

Unnötig finde ich es im Gegensatz, wenn Kinder schon schief angeschaut werden, wenn sie mal lauter lachen oder mal etwas toben, ohne jemanden anzurempeln, etc. denn jeder war selbst mal ein Kind und etwas Toleranz sollte man schon haben. Aber das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun, und man muss sich im Gegenzug auch nicht alles gefallen lassen bzw. Rücksicht zu nehmen kann man nicht früh genug lernen.

Klar kann ein schmutziges Winterstiefelchen auch mal aus Versehen einen Erwachsenen berühren, aber wenn das mehrfach absichtlich geschieht und man dann umgekehrt nichts sagen darf, weil man dann als Kinderhasser verpöhnt ist, finde ich umgekehrt lächerlich, denn wenngleich ich selbst Kinder habe, würde ich da auch - freundlich aber bestimmt - etwas sagen und finde das auch angemessen.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Natürlich kann Kindern mal was ungeschicktes passieren und natürlich sind sie auch lauter als die meisten Erwachsenen. Man erwartet dann auch keine große Entschuldigung mit irgend welchem förmlichen Aufwand. Aber zumindest, dass man merkt, dass das Kind seine Grenzübertretung einsieht und zumindest kurzzeitig etwas nachdenklich guckt, das würde man sich schon wünschen. Aber woher soll es eben kommen, wenn man von der Autorität, die man als Kind hat, keinen Hinweis bekommt? Natürlich muss dann ein Kind davon ausgehen, dass es gesellschaftlich völlig angemessen ist, sich so zu verhalten. Ein bisschen verleitet die Eltern wohl auch die großstädtische Anonymität zu so einem Verhalten. Wenn man auf dem Dorf seine Kinder so erzieht, benötigt man ein wesentlich dickeres Fell, weil man sonst schnellstens Thema Nummer eins im Dorfklatsch ist und das muss man erst aushalten können.

In Berlin kommt noch dazu, dass die sprichwörtliche Berliner Schnauze eben auch ein wenig den Maßstab verschiebt, wie angemessenes Verhalten aussehen kann. In Berlin ist es eben normal, dass man seinen Unmut den Mitmenschen direkt und ungeschminkt ins Gesicht sagt. Teilweise sogar ziemlich unflätig. Wenn man da nicht untergehen will und sich ständig kritisiert fühlen will, dann härtet man notwendigerweise ab. Die Kinder die das von Anfang an so kennen lernen notwendigerweise auch.

Ich war auch vor ein paar Monaten mal in Oberbayern im kleinstädtischen Raum unterwegs und bin ein paar jugendlichen Jungs begegnet, die sich lautstark daneben benommen haben. Ich habe vielleicht mittlerweile schon zu lange in der Gegend von Berlin gewohnt, und habe mich daran gewöhnt, Unmut zu äußern. Aber auch in Bayern ist es nicht unüblich, zu granteln, wenn einem etwas absolut nicht passt. Also habe ich, höflich aber bestimmt, den Jungs ins Gesicht gesagt, dass das Verhalten nicht sein muss. Sofort haben sie damit aufgehört und haben sich wieder beruhigt und etwas gemurmelt, was sich wie eine Entschuldigung anhört. Gut, da waren auch die Eltern nicht dabei. Aber versuche einer mal, in Berlin als Erwachsener eine Gruppe Jugendlicher zur Ordnung zu rufen! Das empfiehlt sich nur, wenn man sich wirklich sicher ist, dass man entweder schnell rennen kann oder dass man gut in Karate ist.Da sollte man nicht damit rechnen, dass man auf Einsicht stößt.

Allerdings kann das nicht nur in Berlin so sein. Wenngleich es hier zugegebenermaßen schon teilweise richtig nervt. Irgendwie muss ja Dr. Michael Winterhoff auch an seine Patienten gekommen sein, die er in seinen Büchern beschreibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Berlin verhaltensauffällige Kinder nach Bonn exportiert. Zu dem Thread hier finde ich seine Bücher übrigens interessant. Er vertritt ja auch die These, dass Eltern ihre Kinder emotional missbrauchen, indem sie eine derartige Form von Sozialisation praktizieren. Erziehung möchte ich so ein Verhalten gar nicht nennen. Kritiker führen ja gerne ins Feld, dass Gehorsamkeitserziehung der Intelligenzentwicklung so schadet. Fragt sich nur, warum bei den Schulleistungstests wie Pisa und Timms noch nicht längst aufgefallen ist, wie exorbitant intelligent die Berliner Jugend ist.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich fahre mehrmals täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, da ich sowohl auf den Bus als auch auf den Zug angewiesen bin, wenn ich zur Uni fahren möchte. Dabei erlebe ich es natürlich ständig, dass Kinder anwesend sind, die sich nicht richtig benehmen. Ich finde das dann teilweise auch richtig schlimm, wobei ich es noch erschreckender finde, dass die Eltern da manchmal absolut nicht reagieren. Stattdessen erlebe ich es immer öfters, dass die Eltern dann sogar lachen oder grinsen, wenn ihr Kind wie wild schreit oder irgendwelche anderen Faxen macht. Die Eltern scheinen es dann teilweise tatsächlich noch lustig zu finden, wenn ihr Kind ein Theater im vollen Bus macht, was ich schlimm finde. Immerhin kann das Kind sich doch zu Hause benehmen, wie es möchte, wobei man in der Öffentlichkeit einigermaßen darauf achten sollte, dass sich das Kind zu benehmen weiß. Es sind doch auch noch andere Menschen unterwegs und es ist nicht angenehm, wenn ein Kind dann tobt und schreit.

Ich erlebe es leider immer öfters, dass ein Kind durch den Zug rennt. Bei uns ist der Zug dabei nicht in einzelne Abteile eingeteilt, sondern man kann quasi durch den ganzen Zug laufen, ohne auf Türen oder Verengungen zu stoßen. Dabei finden es die Kinder dann meistens ganz toll, vom einen Ende des Zuges zum anderen zu rennen, so schnell sie können. Das machen sie besonders dann gerne, wenn es sehr voll im Zug ist und einige Leute stehen müssen. Den Kindern scheint es dann egal zu sein, wenn sie Leute anrempeln, wobei die Eltern dann teilweise richtig froh zu sein scheinen, dass das Kind beschäftigt ist, so dass sie das Kind nicht unterhalten müssen. Das finde ich wirklich schlimm und ich musste vor kurzem erst den Kopf schütteln, als ein Vater mehrmals halbherzig versucht hat, sein Kind zum Sitzen zu bewegen. Da er jedoch nicht richtig motiviert war und grinste, hat das Kind natürlich weiter gemacht.

Ich finde nicht, dass ein Kind die ganze Zeit still sein muss und sich nicht bewegen darf. Ich habe nichts dagegen, wenn ein Kind auch etwas lauter ist und ich denke, dass ein Kind einfach nicht lange Zeit still sitzen kann. Trotzdem muss es doch dann nicht sein, dass ein Kind die ganze Zeit schreiend durch den Zug rennt oder dass Geschwister im vollen Zug auf die Idee kommen, Fangen zu spielen, wobei die Eltern dann auch nichts sagen. Gerade in der Öffentlichkeit sollten Kinder doch wissen, dass sie sich nicht benehmen dürfen, wie zu Hause. Dabei finde ich es extrem schade, dass die Eltern eben nicht auf die Idee kommen, da etwas zu sagen und das Kind bei sich zu halten. Stattdessen ist es ihnen scheinbar egal, was das Kind macht und ob dadurch dann Leute gestört werden oder nicht. Wichtig ist ihnen wohl nur, dass sie ihre Ruhe haben und dass sie ihr Kind nicht selbst bei Laune halten müssen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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