Zoo benennt Krokodil Fidel um - Name angeblich unangemessen

vom 19.01.2014, 02:27 Uhr

Im Zoo von Hoyerswerder lebt wohl ein noch relativ junges Krokodil, genau genommen ein kubanisches Rautenkrokodil. Dieses wurde erst vor kurzer Zeit im Zoo dort geboren oder aber von einem anderen Zoo in jungem Alter dorthin umgesiedelt, so genau kann ich es nicht sagen. Aber es handelt sich auf jeden Fall um ein Jungtier, das im Zoo seinen allerersten Namen erhalten hat. Es wurde, in Anspielung auf die Herkunft dieser Krokodilart, Fidel genannt. Und genau das sorgte wohl für Probleme. Zwei Parteien, interessanterweise sowohl die CDU als auch die Grünen, waren von der Namensgebung nämlich nur wenig begeistert.

Dem Zoo wurde gedroht, seine Förderung von jährlich gut 400.000 Euros zu streichen. Der Name "Fidel" sei untragbar, er sei "unsensibel", und es sei auch nicht angemessen, ein Zootier nach Fidel Castro zu benennen. Der Zoo hat das Krokodil daher jetzt umbenannt. Nun trägt es einen ähnlichen Namen, und zwar Fidelio. Damit ist der Streit wohl beendet. So einfach ging das.

Was meint Ihr, war diese Aktion angemessen? Ist es richtig, dass der Zoo nach der Kritik eingeknickt ist und das Tier umbenannt hat, oder hätten sie auf dem Namen beharren sollen, selbst wenn die finanzielle Förderung damit gefährdet gewesen wäre? Und was haltet ihr überhaupt von der Kritik, die dem Zoo gegenüber geäußert wurde? Eine Grundsatzdiskussion darüber, ob Zoos, insbesondere solche mit Haltung von exotischen Tieren, in Ordnung oder schrecklich seien, möchte ich an dieser Stelle bitte nicht führen. Dafür gibt es hier andere Threads.

Ich empfinde es schon als etwas fragwürdig, sich daran zu stören, dass ein Tier in einem Zoo Fidel heißt. Letztendlich ist Fidel ja nicht unbedingt auf Fidel Castro bezogen, diesen Vornamen dürften auch andere Menschen tragen. Dass das Krokodil wohl intern manchmal "Castro" gerufen wurde, sollte meiner Meinung nach keine Rolle spielen, da dieser Name öffentlich für das Krokodil nie verwendet worden ist.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wahrscheinlich wird es noch andere Menschen in Kuba geben, die Fidel heißen. Wikipedia spuckt gleich ungefähr 20 bekannte Namensträger aus. Aber das sagt nichts darüber aus, wie sehr der Name mit Fidel Castro verbunden wird. Adolf war auch einmal ein ganz normaler Vorname und viele wichtige Persönlichkeiten trugen ihn. Aber heute ist er unumstößlich mit dem einen verbunden und wenn ein kubanischer Zoo ein Tier so nennen würde, wäre das auch unangemessen.

Und vor allem kennen doch Deutsche nur den einen Fidel. Es gibt doch wirklich genug kubanische Namen, die das Krokodil bekommen kann, die keine Assoziationen mit einem Diktator hervorrufen. Wenn es Tausende Alternativen gibt, finde ich es einfach unnötig, eine umstrittene Variante zu wählen. Es zeugt auch irgendwie davon, dass den Zoomitarbeitern beim Thema Kuba nichts anderes einfällt, was ziemlich armselig ist.

Der Mann hat tausende politische Gegner hinrichten und Arbeitslager einrichten lassen, in denen Andersdenkende eingesperrt wurden. Nicht nur politisch Andersdenkende, sondern z.B. auch Homosexuelle und was ihm sonst so nicht gefiel. Das ist doch niemand, den man in Ehren halten sollte. Ja, es gibt andere Fidels und es ist ein ganz normaler Vorname. Aber die Assoziation, vor allem in Deutschland, ist ganz klar. Und demzufolge finde ich es absolut unnötig, das Krokodil so zu nennen.

Und dann als Zoo seinen Fehler einzusehen, ist doch gut. Wenn sie auf die Förderung verzichtet hätten, nur um ihrem Krokodil den Namen eines Diktators behalten lassen zu können, hätte ich mich ernsthaft gefragt, was bei denen nicht stimmt. Sie haben ihm den Namen gegeben, aufgrund ihres beschränkten Horizonts und Wissens über Kuba. Aber wenn man darauf hingewiesen wird, sollte man schon schnell einsehen, dass es falsch war.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


In der Politik gibt es wahrlich genug andere Aufgaben zu lösen, als sich an einem Krokodil namens Fidel festzubeißen. Das finde ich weder von den Grünen noch von der CDU in Ordnung. Ich finde an dem Namen Fidel nichts auszusetzen, zumal es nicht nur einen Fidel gab, sondern es in Kuba ein gebräuchlicher Name ist. Was die Politiker da gemacht haben, war Nötigung und das ist unmöglich. Man kann doch nicht damit drohen, den Zuschuss zu streichen, wenn das Tier nicht umbenannt werden würde. Solch eine Erpressung sollte man sich seitens der Parteien nicht leisten.

Die Verbrechen Fidel Castros sind ungeheuerlich und ich heiße sie bestimmt nicht gut. Ich glaube auch nicht, dass das Krokodil diesen Namen zu „Ehren“ des ehemaligen Diktators bekam. Den Verantwortlichen ist dieser Name gerade eingefallen, deshalb hat ihn das Krokodil bekommen. Genauso gut hätten sie das Krokodil Pepe oder José nennen können. Was ist daran so schlimm? Auch mit anderen Namen wird es genügend Verbrecher auf der Welt geben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Cid hat geschrieben:In der Politik gibt es wahrlich genug andere Aufgaben zu lösen, als sich an einem Krokodil namens Fidel festzubeißen.

"Festbeißen" ist sicherlich etwas anderes. Ich nehme mal an, die haben mit dem Thema nicht mal zwei Minuten verbracht. Einer hat erzählt, dass er von der Namensgebung gehört hat und ob man da was sagen sollte und dann gab es eine Abstimmung, bei der ein paar Leute die Hand gehoben haben. Schnell durchgezählt und die Sache ist gelaufen. Für sowas muss nicht stundenlang diskutiert werden.

Cid hat geschrieben:Was die Politiker da gemacht haben, war Nötigung und das ist unmöglich. Man kann doch nicht damit drohen, den Zuschuss zu streichen, wenn das Tier nicht umbenannt werden würde. Solch eine Erpressung sollte man sich seitens der Parteien nicht leisten.

Förderungen sind immer an bestimmte Bedingungen geknüpft. Und die gehen über die Haltung der Tiere weit hinaus. Ein Zoo dürfte bestimmt auch nicht einfach 50 Euro Eintrittsgeld verlangen. Wenn man staatliche Förderung akzeptiert, nimmt man staatliche Kontrolle hin. Das ist der Grund, warum Organisationen wie Greenpeace ganz bewusst ohne staatliche Förderung agieren. Wenn ich Gelder für etwas gebe, wäre ich auch sauer, wenn die dann gegen meine Überzeugungen handeln. Und wenigstens die Poliitk kann sich doch ein wenig um "political correctness" was scheren.

Cid hat geschrieben:Ich glaube auch nicht, dass das Krokodil diesen Namen zu „Ehren“ des ehemaligen Diktators bekam.

Das glaube ich auch nicht. Die Ehrung ist praktisch eine unerwünschte Nebenwirkung. Aber wenn es schon Stimmen in der Öffentlichkeit gibt, die das Krokodil "Castro" nennen, dann muss man das Medikament eben absetzen. Dann hat es nicht die gewünschte Wirkung.

Cid hat geschrieben:Den Verantwortlichen ist dieser Name gerade eingefallen, deshalb hat ihn das Krokodil bekommen. Genauso gut hätten sie das Krokodil Pepe oder José nennen können. Was ist daran so schlimm? Auch mit anderen Namen wird es genügend Verbrecher auf der Welt geben.

Aber keine, die einen so großen Stellenwert in der Geschichte der Menschheit einnehmen. Keine, wo die bloße Erwähnung ihres Vornamens auch den Nachnamen wie ein Popup-Fenster erscheinen lässt. Bei Fidel ist das aber der Fall. Bei Adolf auch. Bei Benito nicht. Den haben immer alle nur Mussolini genannt. Das kann man doch nicht einfach ignorieren.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bienenkönigin, Deine Argumentation kann ich nachvollziehen. Dass Fidel Castro nicht geehrt werden sollte, da er schreckliche Verbrechen begangen hat, dem stimme ich definitiv zu.

Bisher konnte ich aber schwer einschätzen, inwiefern Menschen mit dem Namen "Fidel" tatsächlich immer Fidel Castro assoziieren. Für mich persönlich hätte der Name an sich erst einmal keine Assoziation zu einem Diktator erweckt. Sicher, ich hätte vielleicht auch daran gedacht, dass es Fidel Castro gibt, aber der Vorname Fidel an sich wirkte auf mich relativ "neutral". Aber das dürfte auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.

Ich denke beim Namen Benito beispielsweise immer automatisch an Mussolini. Während andere Leute das vielleicht ganz anders sehen. Es kommt ja auch immer darauf an, wie geläufig einem der Name ist. Kennt man schon mehrere andere Menschen, die den Namen tragen, erscheint er einem normaler und harmloser, als wenn einem bei Fidel beispielsweise nur Castro einfällt und bei Adolf immer nur Hitler.

Bei Adolf oder Adolph ist es bei mir beispielsweise auch so, dass ich persönlich, wenn ich diesen Namen höre, nicht als Allererstes an Hitler denke. Mein erster Gedanke ist der Maler Adolph Menzel. Außerdem gibt es noch den Widerstandskämpfer und Politiker Adolf Grimme. Oder auch den Schriftsteller Adolf Muschg. Das, nur um mal ein paar Beispiele zu nennen. Also für mich wirkt "Adolf" vom Gefühl her nicht automatisch schlimm. Aber ich weiß, womit der Name von vielen anderen Menschen assoziiert wird, und würde daher mein Kind beispielsweise auch niemals Adolf nennen. Weil es einfach genügend Alternativen gibt, die bei niemandem oder fast niemandem böse Assoziationen wecken dürften.

Und daher sehe ich es auch ein, dass man, allein schon, weil man nicht weiß, welche Assoziationen die Besucher wohl haben dürften, wohl lieber auf solche kritischen Namen verzichten sollte. Auch im Fall dieses Zoos sehe ich das so. Ja, man hätte das Krokodil sicher auch anders benennen können, und darf sich schon fragen, wieso es überhaupt ausgerechnet Fidel genannt wurde.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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