Sind die Erwartungen an euch selber immer ein wenig zu hoch?

Ich muss zugeben, dass ich meine Erwartungen an mich selber immer sehr hoch stelle und dann auch manchmal enttäuscht bin, wenn etwas einfach nicht klappen kann. Stellt ihr eure Erwartungen an euch selber auch immer höher als an andere Personen? Wie kann man lernen damit umzugehen, wenn die Erwartungen wieder mal viel zu hoch angesetzt waren? In welchen Situationen stellt ihr eure Erwartungen an euch selber eigentlich immer zu hoch?

Bei mir kommt es eigentlich nur selten vor, dass ich zu hohe Erwartungen an mich stelle und dann von mir selber enttäuscht bin. Ich kann recht gut einschätzen, wo meine Stärken und Schwächen liegen und empfinde es eher als kontraproduktiv, von sich selber zu viel zu verlangen. Man bekommt ja von außen oft genug vermittelt, dass man noch schlanker, schöner, erfolgreicher, aktiver, sportlicher, fleißiger oder kreativer sein könnte oder muss, da muss ich mir selber nicht noch zusätzlich Druck machen. Ich finde es im Gegenteil sogar ganz angenehm, wenn ich mir sagen kann: "Du bist gut genug!", auch wenn objektiv gesehen genug Baustellen offen sind, dass es für zwei Leben reicht.

Zu hohe Erwartungen an mich habe ich nur manchmal bei Kleinigkeiten. Beispielsweise nehme ich mir beim Putzen und bei der Hausarbeit gerne mal zu viel vor, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich ein eher behäbiger Mensch bin, der sich bei allem gerne Zeit lässt.

Ich bin leider auch einer der Menschen, die sehr viel von sich selbst verlangen. Was andere angeht, bin ich meist recht großzügig. Aber wenn es beispielsweise um meine eigenen Leistungen in der Schule, mein Vorhaben abzunehmen oder Ähnliches geht, kann es nicht gut genug laufen. Es soll alles möglichst perfekt sein und sofort klappen. Wenn dem dann aber nicht so ist, bin ich schnell sehr frustriert und zweifle an meinen Fähigkeiten.

Mittlerweile versuche ich nicht mehr so streng zu mir selbst zu sein. Irren ist menschlich und jeder von uns macht Fehler, also sollte man wohl versuchen sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist. Auch wenn es anfangs mühsam ist, lebt es sich doch einfacher, wenn man sich selbst akzeptiert und sich selbst nicht ständig mehr Druck aussetzt, als nötig.

Bei mir ist es eigentlich nicht so, dass ich immer wieder zu hohe Erwartungen an mich selbst stelle und dann enttäuscht bin, wenn ich die Erwartungen nicht erfüllen kann. Stattdessen kann ich mich eigentlich relativ gut einschätzen und von daher weiß ich in etwa auch, was ich schaffen kann und was nicht. Dazu kommt, dass ich eben auch ganz genau weiß, wie viel Pausen ich am Tag benötige und wie viel Freizeit ich mir in der Woche lassen muss, damit ich mich gut fühle. Von daher versuche ich eigentlich auch immer, mir diese Pausen einzugestehen und ich versuche nicht, alles so zu planen, dass ich möglichst viel schaffen kann, wenn ich weiß, dass mich das nicht glücklich machen würde.

Natürlich kommt es hin und wieder vor, dass ich nicht das schaffe, was ich mir vorgenommen habe. Oftmals schaffe ich es nicht, aufzuräumen, obwohl ich mir das fest vorgenommen habe und nicht immer lerne ich so viel, wie ich eigentlich wollte. Allerdings gibt es dann auch wieder Tage, an denen ich wirklich wesentlich mehr schaffe, als ich eigentlich gedacht hätte. An solchen Tagen mache ich dann wirklich sehr viel, was ich mir schon länger vorgenommen habe, was mich auch extrem stolz macht. Von daher gleicht sich das dann auch immer aus.

Meistens weiß ich jedoch, was ich alles schaffen kann und was nicht, weshalb ich eigentlich nicht so oft enttäuscht von mir bin. Immerhin kenne ich mich selbst ganz gut und ich weiß, dass es nichts bringt, den Tag extrem straff zu planen, weil ich doch immer wieder zwischendurch Pausen brauche. Von daher nehme ich mir lieber zu viel als zu wenig vor, so dass ich dann auch eher stolz auf mich sein kann, wenn ich etwas schaffe, anstatt dass ich enttäuscht bin.