Erzählt ihr eurem Partner ausnahmslos alles?

Gestern war ich zu Besuch bei einer Freundin. Sie ist mir ihrem derzeitigen Freund jetzt seit einem Jahr zusammen und bekommen im März ihr erstes Kind. Es ging wirklich alles sehr schnell, aber es hat einfach gepasst und sie ergänzen sich sehr gut. Sie sind auch sehr schnell zusammen gezogen und haben sich mit allem arrangiert. Als Außenstehender könnte man meinen, die beiden sind schon seit Jahren zusammen.

Gestern hat sie mir anvertraut das sie ihr Konto überzogen hat und ihrem Partner das nicht erzählen möchte, weil ihn das nichts angeht. Man muss dazu sagen, dass sie schon immer gesagt hat die Finanzen werden getrennt so lange sie nicht verheiratet sind und jeder sein eigenes Konto bis zu dem großen Tag behält. Das finde ich legitim und kann es auch nachvollziehen. Aus dem Gespräch heraus ergaben sind noch mehr Beispiele an denen man erkennen konnte, dass es noch einige Sachen gibt, in die er nicht einbezogen wird.

In meiner Beziehung erzähle ich auch nicht alles. Wenn mir ein Geheimnis anvertraut wird, oder was ich als belanglos betrachte erwähne ich auch nicht. Aber wo ist da die Grenze? Muss man seinem Partner alles erzählen? Wenn man es nicht tut, ist das dann gleich ein Vertrauensmissbrauch? Wie seht ihr das?

Man muss seinem Partner nicht alles sagen, Kleinigkeiten kann man ruhig unter den Tisch fallen lassen und es gibt auch unbedeutende Dinge, die gar nicht wichtig genug sind, als dass ich sie meinem Mann dauernd auftischen müsste. Genauso wenig wie er mir.

Im konkreten Fall käme es für mich darauf an, wie sehr das Konto überzogen ist und ob das einmalig war oder dauernd passiert. Wenn es sich um eine große Summe handelt, die ein Problem darstellt und monatlich überzogen oder sogar Schulden angehäuft werden, dann sollte das der Partner durchaus erfahren. Denn das betrifft ihn in seiner Lebensführung und -qualität ja auch, vor allem dann, wenn die Beziehung eng ist und in eine Heirat mündet, was durch die Schwangerschaft ja absolut gegeben ist. Das wäre dann ein gravierendes Problem, für das beide gemeinsam eine Lösung finden müssten.

Ist sie aber nur einmal aus Versehen oder durch unvorhersehbare nötige und größere Ausgaben ein bisschen in die Miese gerutscht, ist das nicht so tragisch und muss auch nicht zwingend "gebeichtet" werden.

Ich denke, es kommt bei den meisten Leute mal vor, dass sie ihr Konto überziehen. In der Regel hat man ja nicht so viel Geld auf seinem Girokonto liegen, es ist aber das einzige Konto, auf das man direkten Zugriff hat, wenn man etwas bezahlen muss. Das fände ich meinem Partner gegenüber jetzt auch nicht erwähnenswert und das Problem erledigt sich ja auch schnell, wenn man von einem anderen Konto Geld umbucht oder sein nächstes Gehalt überwiesen bekommt.

Wenn man allerdings generell nicht gut mit seinem Geld auskommt und plant seine finanzielle Unabhängigkeit mit der Unterschrift auf dem Trauschein aufzugeben wäre es schon fair den Partner darüber auch aufzuklären. Denn in Zukunft wäre es ja dann auch sein Geld, das ausgegeben wird und sein Konto, das eventuell überzogen wird.

Wie trennt man denn genau die Finanzen, wenn ein Kind unterwegs ist? Denn die Kosten für das Kind werden sie sich ja wohl teilen, nehme ich mal an. Und da muss ja einiges angeschafft werden. Wenn sie ihre Konto aber nun überzogen hat, kann sie sich daran nicht mehr beteiligen. Zumindest für eine Weile. Ich kann mir gut vorstellen, dass da etliche Situationen entstehen, in denen man dann wirklich lügen muss, um dieses Geheimnis zu bewahren. Und das wäre es mir sicherlich nicht wert.

Und nehmen wir mal an, er sieht das genauso wie sie. Was passiert denn, wenn er sein Konto überzieht und auch eine Weile nichts zahlen kann. Und er verschweigt es ihr aber auch. Dann kommt das Kind auf die Welt und es gibt keinen Wickeltisch, kein Bettchen und nichts. Nein, vorher wird schon eine Situation entstehen, wo man es dann kleinlaut beichten muss.

Also ich schließe mich meinen Vorredner an. Wenn das eine einmalige Situation ist und das Konto auch schnell wieder im Plus ist, muss man nichts sagen. Aber ich finde nicht, dass es den Partner nichts angehen würde. Getrennte Finanzen sind in der Theorie ja ganz nett, aber in der Praxis betrifft es ihn ganz gewaltig, wenn sie ihren Teil des gemeinsamen Lebens nicht mehr finanzieren kann. Und bevor ich lügen muss oder in eine peinliche Situation gerate, in der ich es dann gestehen muss, würde ich meinem Partner lieber sagen, was Sache ist.

Denn wenn er es so erfährt, könnte er sich schon blöd vorkommen. Ein Vertrauensbruch ist es nicht unbedingt, aber ich würde mich fühlen, als hätte sie zu wenig Vertrauen gehabt. Die Frage ist natürlich auch, warum sie ihr Konto überzogen hat. Hat sie zu viel Babysachen gekauft, weil die alle so süß sind und man ja auch viel braucht? Dafür bräuchte sie sich doch nicht vor ihrem Partner schämen. Kommt sie mit ihrem Gehalt nicht hin, gerade jetzt, wo so viele Anschaffungen zu machen sind? Dann würde er ihr doch sicher gerne helfen und diese Möglichkeit verwehrt sie ihm.

Ich finde, in einer Beziehung sollte es schon möglich sein, sich so etwas zu sagen. Auch wenn man sich ein wenig schämt, dass man so viel Geld ausgegeben hat. Ich hätte Angst, dass es Folgen hätte, die einfach nicht nötig sind. Wenn sie es ihm jetzt sagt, wird er mit den Schultern zucken. Dann kaufen sie den Wickeltisch halt nächsten Monat. Aber wenn es anderweitig herauskommt, könnte es ihn verletzen. Das wäre es mir nicht wert.

In einer Beziehung wird keiner der Partner dem anderen immer alles genau sagen. Es gibt so viel Uninteressantes, was zu erzählen nur unnötig Zeit verbraucht. Aber wenn beide zusammen eine Wohnung haben und einen gemeinsamen Haushalt, was hindert einen daran, dem anderen zu sagen, dass man heute dieses und jenes gekauft hat, aber dafür das Konto überziehen musste. Ist es ein großes Problem, wenn das Konto mal mit 200 Euro überzogen ist?

Bei deiner Freundin weiß man allerdings nicht, wie hoch der Kontoüberzug ist und was sie damit gemacht hat. Getrennte Konten sind zwar richtig, aber in der Situation, in der sich die beiden zur Zeit befinden, sollte man schon ehrlich sein und sagen, wie das Konto aussieht. Denn es sind ja auch einige Anschaffungen für das Kind zu machen und das kostet alles eine Menge Geld.

Ich erzähle meinem Partner nicht alles und ich finde ehrlich gesagt auch gar nicht, dass das nötig ist. Dabei erzähle ich ihm auf jeden Fall alles Wichtige und wenn es etwas gibt, was mich stört oder auch belastet, dann spreche ich das im Normalfall auch immer sofort an. Wenn es jedoch um etwas völlig Belangloses geht, dann sehe ich es nicht ein, meinem Freund so etwas zu erzählen. Zudem erzähle ich ihm auch nicht immer alles, was mir Freundinnen anvertrauen und auch solche Sachen wie meine Verdauung oder so etwas muss mein Freund auch einfach nicht wissen. Das wäre mir auch unangenehm und ich wüsste nun auch nicht, was es denn bringen sollte, wenn mein Freund Bescheid wüsste, wann ich auf Toilette gehe. Natürlich bekommt er das mit, wobei ich ihm das nicht unbedingt erzählen muss. Das ist dann doch meine Privatsache.

Ich denke, dass es auch gut ist, wenn man dem Partner auch nicht immer alles erzählt. Gerade dann, wenn man beispielsweise dem Ex begegnet ist, jedoch nicht mit ihm gesprochen hat, muss der Partner nichts davon wissen. Immerhin würde ihn das ja nur unnötig beunruhigen, wobei sich die Situation ja von selbst erledigt hat, wenn man nicht mit dem Ex gesprochen hat. Deshalb würde ich so etwas auch nicht unbedingt erzählen, wenn ich wüsste, dass mein Partner sehr eifersüchtig wäre, da ich keinen Sinn darin sehen würde und es ja nur eine Belastung für ihn darstellen würde. Aus diesem Grund wäre es für uns beide besser, wenn ich da eben nichts sagen würde.

Auch wenn mir meine Freundin irgendwelche Geheimnisse erzählt oder Probleme mit ihrem Freund hat, dann muss ich das auch nicht gleich an meinen Freund weiter erzählen, wenn sie es nicht möchte. Immerhin hat mein Freund ja nichts mit der Sache zu tun und wenn meine Freundin es nicht möchte, dass viele Leute über diese Sache Bescheid wissen, dann möchte ich das auch nicht weiter erzählen. Dabei würde ich meinem Freund jedoch durchaus Bescheid geben, was meine Freundin mir erzählt hat, wenn er gezielt nachfragen würde. Wenn wir jedoch gar nicht erst auf das Thema zu sprechen kommen, dann sehe ich es auch nicht ein, warum ich mit ihm darüber reden sollte.

Ich finde nicht, dass man seinem Partner/seiner Partnerin wirklich alles erzählen muss. Vor allem wenn es um ein Geheimnis geht, sollte man es für sich behalten und seinem Partner nichts davon erzählen. Ich würde zwar schon sehr viele Sachen erzählen, wenn ich eine neue Partnerin hätte, aber Geheimnisse gehören definitiv nicht dazu. Wenn man seinem Partner Sachen anvertraut, dann merkt der Partner, dass man ihm vertraut.

Und genau aus diesem Grund würde ich auch unangenehme Sachen erzählen, die alles andere als schön sind. Aber selbstverständlich sollte man auch viel Positives über sich und sein bisheriges Leben erzählen. Auch über meine ehemalige Fernbeziehung würde ich meiner Partnerin verschiedene Sachen erzählen. Dazu gehören auch die Fehler, die ich in der Beziehung gemacht habe. Ich finde es nicht schlimm, wenn man auch seine Fehler zugibt. Schließlich sind wir alle nur Menschen und jeder von uns macht irgendwann mal einen Fehler.

Ich denke, dass das jeder selber für sich in einer Beziehung entscheiden muss. Ich erzähle meinem Partner alles und er mir auch. Ich weiß alles von ihm, selbst peinliche Sachen oder Sachen aus seiner Vergangenheit und ich habe ihm auch alles erzählt. Das ist für mich sehr schön, weil man sich eben einfach komplett ergänzen kann und mehr von sich weiß, somit auch besser über die Gefühle des anderen Bescheid weiß.

Gerade bei einer finanziellen Sache kann ich nicht verstehen, warum man das nicht sagt. Immerhin bekommen die beiden ein Kind miteinander und da kann der Mann ja sicherlich auch mal aushelfen, weil man das dann nicht mehr so streng in meins und deins teilen sollte. Man lebt ja auch zusammen und da sollte man gerade über finanzielle Sachen reden können.

Wenn mein Partner in der Klemme stecken würde, und mir nichts davon erzählt ,würde ich es nicht als Vertrauensmissbrauch sehen. Vielmehr wäre ich enttäuscht und traurig. Ich würde mich fragen weshalb er mir das nicht anvertraut. Immerhin möchte ich für ihn so etwas wie der Fels in der Brandung sein. Die Schulter zum aus heulen. Ich möchte für ihn da sein wenn was ist. Und umgekehrt möchte ich auch das mein Partner eben dies für mich darstellen möchte.

Natürlich erzähle ich ihm nicht alles. Wenn eine gute Freundin mir etwas erzählt, und sagt ich solle es sonst keinem erzählen, erfährt auch mein Freund nichts davon. Ich gestehe das ich auch schon mal Sachen verschwiegen habe, zum Beispiel wenn der Wocheneinkauf teurer war als gewohnt, und ich weiß das er sich darüber aufregen würde.

Ein Vertrauensmissbrauch wäre es für mich wenn man mir ins Gesicht lügt. Wenn er zum Beispiel nach den Kosten für den Einkauf gefragt hätte, würde ich ihm entweder die Wahrheit sagen, oder ihn drauf hinweisen das ich das nicht erzählen werde weil er sich dann aufregt. Wenn er weiter darauf beharrt sage ich es ihm dann.

Es gibt denke ich mal immer Dinge die nur einem selbst gehören. Der Umfang dessen ist von Person zu Person unterschiedlich und jeder sollte dem Partner das auch näher bringen. Ob die Person damit umgehen kann liegt dann an ihr. Also wenn die beiden ihre Finanzen getrennt behandeln, und sie ihm das nicht mit dem überzogenen Konto erzählen möchte, halte ich das nicht für gravierend. Es ist ja ihr Konto und ihre Verantwortung.

Ich muss gestehen, dass ich während einer Beziehung noch nie mit meinem Partner offen über alles gesprochen habe, da ich der Auffassung bin, dass nicht jede Kleinigkeit mit dem Partner abgesprochen werden muss.

Ich sehe kleine Geheimnisse keinesfalls als einen Vertrauensbruch an, denn ich finde, dass jeder Partner auch seinen Freiraum haben sollte, der, wenn man sich alles gesteht, leider oftmals nicht mehr gegeben ist. Man sollte eigentlich immer versuchen, das Gleichgewicht in der Beziehung zu finden, sich aber nicht selbst aufgeben.