Abgebrochenes Studium - Würdet ihr euch dafür schämen?
Ich hatte neulich einen interessanten Fall in meinem Freundeskreis. Es ging darum, dass eine meiner besten Freundinnen aus der Schulzeit ihr Studium abgebrochen hat. Sie hatte begonnen Jura zu studieren, allerdings hat ihr das Studium nach zwei Semestern keinen Spaß mehr gemacht und deswegen hat sie dann erstmal ein Semester lang unterbrochen und dann mit einem anderen Fach begonnen. Als sie das Studium abgebrochen hat, hat sie mir natürlich davon erzählt und als meine Mutter sich einmal danach erkundigte, wie es ihr wohl denn so ginge, habe ich ihr das natürlich auch erzählt.
Meine Mutter traf dann einmal die Mutter meiner Freundin im Supermarkt, dort erzählte diese ihr dann, dass es ihrer Tochter angeblich ganz blendend im Studium ginge und dass es ihr jede Menge Spaß machen würde. Meine Mutter hat dazu natürlich erstmal gar nichts gesagt, offenbar war der Mutter nicht bewusst, dass ihre Tochter sich vielleicht mit mir über ihre Probleme unterhalten hatte.
In dem Semester nun, dass meine Freundin warten musste, bot ihr Vater ihr einen Ferienjob in der Firma an, den meine Freundin abschlug mit der Begründung, es wäre ihr zu peinlich, da sich dann sicherlich in unserem Ort schnell herumsprechen würde, dass sie ihr Studium abgebrochen hatte.
Ich selbst fand die Sache jetzt nicht so besonders schlimm, immerhin hat sie auf ein anderes Fach gewechselt und meines Wissens nach wechseln viele Studenten ihr Studienfach, weil es ihnen nicht sofort gefällt, was sie sich ausgesucht haben. Es kann sein, dass man in einigen Kreisen dafür vielleicht weniger Toleranz erwartet, aber wenn ich mir beispielsweise aussuchen darf, ob ich ein Semester lang nichts mache oder dann eben nach Hause komme und dort arbeite, würde ich schon eher in den sauren Apfel beißen und mir was dazu verdienen.
Habt ihr euer Studienfach gewechselt oder euer Studium abgebrochen? Wie habt ihr euch dabei gefühlt, beispielsweise seit ihr auf Akzeptanz diesbezüglich in eurem Freundes und Familienkreis gestoßen oder hat man euch deswegen kritisiert? Die Eltern meiner Freundin schienen von ihrem Entschluss offenbar wenig begeistert gewesen zu sein.
Ich habe auch gewechselt, das hat entweder niemanden interessiert oder wurde positiv aufgefasst. Ich habe zuerst Mathematik studiert, das konnte niemand verstehen. Dann bin ich zu Hispanistik gewechselt und habe angefangen Spanisch zu lernen. Das fanden alle total interessant und ich wurde wieder als normal sterblicher Mensch angesehen und nicht als ein Superhirn, dass ein Mathematik-Studium absolviert.
Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn man das Studienfach wechselt. Immerhin bekommt man vorher ja nicht gesagt, wie es für einen ist, wenn man genau dieses Fach studiert und ob es wirklich den eigenen Geschmack trifft. Wenn man also nach kurzer zeit wechselt, finde ich das nicht so schlimm. Schlimmer finde ich es, wenn man ein Fach bis zum Ende studiert nur weil man es angefangen hat, es aber einem selber keinen Spaß macht.
In meinem Bekanntenkreis gab es so etwas noch nicht, aber ich würde es auch nicht schlimm finden. Bei uns sieht man solche Sachen auch nicht als schlimm an. So etwas passiert doch mal und damit muss man leben.
Ich denke, dass das doch ständig passiert, dass man das Studium abbricht und ein anderes beginnt, weil man merkt, dass einem das erste Studium doch nicht zusagt. Ich finde es dann besser, wenn man wechselt, als wenn man das Studium mit Ach und Krach abschließt und viel Geld und Zeit verschwendet hat, weil man doch weiß, dass man etwas anderes studieren möchte.
Peinlich kann ich daran nichts finden. Wenn deine Freundin in einer Kleinstadt lebt, wird doch sicher auch geredet. Aber ich wüsste nicht, wieso sich deine Freundin wegen dem Studienwechsel schämen sollte.
Für viele ist es schwierig. Man verlässt mit 18 Jahren das Gymnasium und soll dann wissen, was man sein Leben lang machen will. Manche stellen dann eben während des Studiums fest, dass sie genau das was sie studieren eben nicht machen wollen. Grundsätzlich bin ich auch dafür, dass man eine Sache die man angefangen hat auch beendet, aber man verschwendet eben auch viel Zeit und da kann man sich dann auch eingestehen, dass das nicht das richtige war und was anderes machen. Manchmal hilft genau die Erfahrung auch dabei, das richtige zu finden.
Ich habe während meiner Schulzeit auch viele Praktika gemacht und nach dem Abitur studiert. Währenddessen habe ich auch gearbeitet und festgestellt, dass ich viel lieber das tue, als in der Uni zu sitzen. Grundsätzlich hatte ich nichts gegen die Uni, aber das Fach war einfach nicht das gelbe vom Ei. So habe ich gesagt, wenn ich die Chance habe, etwas anderes zu tun, dann ergreife ich die. Es war recht unwahrscheinlich, dass ich die Stelle bekomme. Am Ende habe ich sie bekommen und ich bin froh darüber. Da haben sich viele Türen für mich geöffnet.
Und nein, ich schäme mich null dafür. Es war wichtig für mich, dass ich das gemacht habe, denn nach dem Abitur hätte ich das direkt so nie gemacht. Und ich habe eben, während ich darüber nachgedacht habe, was ich will, studiert. Immer noch besser, als daheim rum zu sitzen. Zumal ich wirklich viel nebenher arbeiten konnte und genau das war das Gute. Studenten werden eben gern genommen und da hat man eh gute Karten in der Arbeitswelt.
Von meinen ehemaligen Mitschülern haben ganz viele ihr Studium abgebrochen oder gewechselt. Mir erscheint das normal und bei uns wird auch ziemlich offen damit umgegangen. Die wenigsten haben das fertig studiert, was sie nach dem Abitur angefangen hatten. Und wenn, dann haben sie sich auch später noch einmal umorientiert.
Ich habe erlebt, dass gerade das Jurastudium in vielen Köpfen noch als elitär empfunden wird, obwohl es alles andere als das ist. Entsprechend wird dann von diesen Leuten ein Fachwechsel als eine Art Abstieg empfunden, was natürlich totaler Unfug ist. Wenn man nun auf dem Dorf wohnt, wo so ein Denken vorherrscht, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man nicht unbedingt möchte, dass entsprechende Leute vom Abbruch des Studiums wissen, weil man fürchtet, als Versager oder dümmer abgestempelt zu werden.
Jedenfalls war es bei einer guten Freundin von mir so. Diese hatte mit mir zusammen angefangen, Jura zu studieren und hat dann zunächst abgebrochen, um eine Ausbildung zu machen, hat sich dann aber doch dazu entschieden, Sozialpädagogik zu studieren. Da kam dann schon in erster Linie die Frage auf, warum sie ein so vielversprechendes Studium denn aufgibt und ob Jura vielleicht einfach zu schwer für sie gewesen wäre.
Grundsätzlich ist es aber glaube ich auch einfach eine Sache der Einstellung. Ich kann mir schon vorstellen, dass es manchen Wechslern oder Abbrechern auf eine Art peinlich ist, etwas Angefangenes nicht zu Ende gebracht zu haben. Auf der anderen Seite finde ich aber auch, dass man eben nicht von Anfang an wissen kann, was das Richtige für einen ist und dass es dann auch völlig okay ist, wenn man sich umentscheidet.
Ich selbst habe auch einmal auf Lehramt studiert, wobei ich im zweiten Semester gemerkt habe, dass das Studium doch nichts für mich ist. Dabei habe ich mich dann an meiner jetzigen Universität für ein anderes Fach beworben, wobei ich dann auch gleich eine Zusage bekommen habe. Da ich jedoch mein erstes Studium etwa im Februar abgebrochen hatte, hatte ich dann mehr als ein halbes Jahr zu überbrücken, bis es dann endlich wieder weiter ging und von daher konnte ich es natürlich nicht so einfach vertuschen, dass ich mein Studium abgebrochen hatte. Dabei war es mir ehrlich gesagt durchaus sehr unangenehm, das vor anderen Leuten zuzugeben und ein wenig habe ich mich auch ein wenig dafür geschämt. Dabei war es nicht so, dass ich das Studium nicht bestanden hätte, sondern so, dass es mir einfach nicht gefallen hat und von daher gab es eigentlich auch keinen richtigen Grund zum Schämen, wobei es mir trotzdem sehr unangenehm war, das zugeben zu müssen.
Ich muss sagen, dass ich mich auch ein wenig wie ein Verlierer gefühlt habe, nachdem ich mein Studium abgebrochen hatte. Immerhin waren meine Freunde, mit denen ich mein Abitur gemeinsam gemacht hatte, auf einmal im dritten Semester, während ich dann wieder von vorn anfangen musste. Irgendwie habe ich mich deshalb auch ein wenig minderwertiger gefühlt und irgendwie war es auch ein wenig so, als wenn ich sitzen geblieben wäre, was natürlich schwachsinnig ist. Trotzdem habe ich mich einfach so gefühlt und gegen meine Gefühle konnte ich ja auch nichts tun.
Nachdem ich mein Studium abgebrochen hatte, wurde ich auch immer wieder verwundert gefragt, wieso ich das gemacht hätte und die meisten Leute reagierten tatsächlich sehr schockiert und entsetzt, als ich ihnen sagt, dass mir das keinen Spaß gemacht hätte. Ihrer Meinung nach, hätte ich das Studium trotzdem fertig machen sollen, was für mich jedoch nicht in Frage gekommen wäre. Von daher hatte ich immer wieder das Problem, auf Unverständnis stoßen zu müssen und deshalb hatte ich auch irgendwann keine Lust mehr auf große Erklärungen. Dabei war es auch so, dass ich in der Zwischenzeit, bevor mein neues Studium angefangen hatte, gearbeitet habe, um die Zeit zu überbrücken. Dabei habe ich es auch immer wieder mitbekommen, dass Leute dachten, ich würde nun für immer da arbeiten, da ich das Studium nicht geschafft hätte. Obwohl das natürlich keinesfalls der Wahrheit entsprach, haben mich solche Gerüchte unheimlich genervt und ich habe mich auch ein wenig geschämt, da ich die Situation auch nicht immer gleich aufklären konnte und von daher war ich dann wirklich sehr froh darüber, als ich dann im Herbst endlich wieder mein Studium beginnen konnte. Dadurch hat sich die Situation dann auch ziemlich schnell wieder normalisiert.
Ich denke, es kommt immer darauf an, wie jemand sich verhält, der gerade ein Studium beginnen möchte. Es gibt ja auch die Sorte Menschen, die sich gerade eingeschrieben haben und sich total arrogant und überheblich benehmen als wären sie Könige, die alles schaffen und alles hinterhergeworfen bekommen. Wenn so einer dann nach einem Semester kleinlaut abbricht, dann ist es doch klar, dass es ihm total peinlich ist und die Leute dementsprechend lästern.
Aber wenn jemand da eher nüchtern an die Sache heran geht, so nach dem Motto: "Ich geb mein Bestes, mal sehen was auf mich zukommt.", dann hätte ich persönlich auch viel mehr Verständnis dafür, wenn dieser dann die Uni oder das Studienfach wechtselt.
Ich denke ein abgebrochenes Studium muss niemandem peinlich sein. Schauen wir doch mal die Größen der Politik an. Entweder haben sie bei ihren Diplom-/ Doktorarbeiten abgekupfert oder ihr Studium abgebrochen. Nur wenige haben es wirklich durchgezogen.
Auch ich gehöre zu denen, die ihr Studium abgebrochen haben. Das hatte bei mir vor allem finanzielle Gründe, zum anderen habe ich aber auch festgestellt, dass der soziale Studiengang uns nicht zu sozialen Menschen ausbilden wollte, sondern eigentlich mehr zu finanzorientierten Personen, die über andere Menschen entscheiden ohne diese je gesehen zu haben. Das ist nicht was ich wollte und das wollte ich auch auf keinen Fall weiter machen.
Da letztendlich das BaföG nicht gezahlt wurde, ich aber auch keinen Studentenjob bekommen habe (ja, ist tatsächlich schwer in einer Region mit knapp 30% Arbeitslosigkeit und Grenznähe zu Polen), habe ich mich dann dazu entschieden das Studium komplett abzubrechen und auch nicht in ein anderes Fach zu wechseln. Zumal auch meine Eltern nicht in der Lage gewesen wären mich zu unterstützen, vor allem nicht mit dem Betrag, den das Amt für Ausbildungsförderung errechnet hat.
Ich habe mich dann entschieden erst einmal wieder arbeiten zu gehen und später eventuell noch einmal ein Fernstudium zu beginnen. Das kann ich dann neben der Arbeit machen, bin also nicht mehr auf Vater Staat angewiesen und ich kann mir die Zeit nehmen, die ich dafür brauche. Vorteil wäre noch, dass sich eine Partnerschule, nach meinem Umzug, direkt in meinem Heimatort befinden würde.
Alle in meinem Umfeld wissen, dass ich das Studium abgebrochen habe. Lediglich mein Vater war etwas missgestimmt. Ich hab ihm dann aber klipp und klar gesagt, dass ich durchaus das Geld, was das Amt für Ausbildungsförderung ausgerechnet hat, was mir von meinen Eltern zustehen würde, hätte holen können. Ich dies aber auf Grund ihrer finanziellen Situation nicht gemacht habe. Dann war er ruhig und hat es hingenommen.
Auch meine Kollegen wissen, dass ich erst studiert habe und dann abgebrochen habe. Auch von der Seite habe ich noch nichts negatives diesbezüglich gehört. Einige unterstützen mich sogar in meinen Bestrebungen, irgendwann erneut zu studieren.
Ich finde das auch nicht schlimm, es muss jeder selbst wissen was für einen richtig ist und was nicht, dass hat nichts damit zu tun ob ich mich dann schäme oder nicht. Es ist ja meine Grundlage die ich mir da schaffe und um die ich mich bemühe, da kann mir kein anderer helfen, egal was er sagt.
Ich selbst habe mich im Leben auch schon einmal umorientiert und abgebrochen und jetzt bin ich mit dem was ich mache und habe zufrieden. Wenn ich mir vorstelle das ich unglücklich weiter gemacht hätte wie bisher, dann zweifle ich an, dass meine Arbeitsqualität so geworden wäre wie gewünscht. Man sagt nicht umsonst, dass man Spaß haben muss an dem was man macht!
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