Das Nelson Mandela Solidaritäts Schaumgebäck

In den letzten Wochen und Monaten gab es ja immer mal wieder Nachrichtenmeldungen darüber, dass irgendwelche Begriffe umbenannt werden sollten, da sie nach Meinung der Forderer der Umbenennung einen rassistischen oder andersweitig diskriminierenden Unterton hätten. Ob nun Mohrenköpfe, Zigeunerschnitzel, Schwarzfahrer oder der niederländische Jodenkoek (Judenkuchen, benannt vermutlich danach, dass ihr Erfinder ein jüdischer Bäcker war), all diese Begriffe sollen diskriminierend gegenüber Minderheiten sein, und daher wird gefordert, sie umzubenennen.

Bei den Debatten, die sich zu diesem Thema ergeben, habe ich nun schon mehrfach gelesen, dass die Partei Die Grünen angeblich schon im Jahr 1987 gefordert habe, die Wörter "Mohrenkopf" und "Negerkuss" zu streichen. Stattdessen sollten diese Süßwaren angeblich in "Nelson-Mandela-Solidaritäts-Schaumgebäck" umbenannt werden. Zuerst habe ich das für Witzchen auf Stammtischniveau gehalten, aber nun habe ich diese Behauptung auch schon mehrfach in den Artikeln eigentlich seriöser Tageszeitungen gelesen.

Stimmt das denn wirklich, dass dieses Wort als Alternative vorgeschlagen wurde? Was haltet Ihr davon? Meint Ihr, das wäre durchsetzbar? Und ist es wirklich weniger diskriminierend, einen mit Schokolade umhüllten Sahneklumpen nun nach Nelson Mandela zu benennen? Gibt es da wirklich einen Unterschied zu anderen Namen, die das Gebäck mit dunkelhäutigen Menschen in Beziehung setzen?

Ich persönlich zweifle ein wenig daran. Ebenso ist so ein ewig langes Wort wie Nelson-Mandela-Solidaritäts-Schaumgebäck einfach viel zu lang für den alltäglichen Gebrauch. Auch auf Verpackungen sieht es eher bescheiden aus. Ich denke also nicht, dass so eine Umbenennung erfolgreich verlaufen kann.

Aber irgendetwas nun plötzlich so umbenennen zu wollen, dass Nelson Mandela darin vorkommt, scheint wohl nicht nur beim Sahneschaumgebäck mit Schokoladenüberzug der Fall zu sein. In Berlin gibt es einen Bahnhof namens Mohrenstraße. Meines Wissens befindet sich in der Gegend auch eine gleichnamige Straße, auf den der Bahnhof namentlich ja überhaupt Bezug nimmt. Auch beim Bahnhof Mohrenstraße gab es kürzlich Forderungen, diesen in "Nelson-Mandela-Straße" umzubenennen. Mir kommt das so vor, als wolle man das veraltete Wort für dunkelhäutige Menschen, "Mohr", mit dem Namen Nelson Mandelas in Bezug setzen, beziehungsweise fast synonymisieren. Und das ist ja wohl etwas absurd, wenn es darum geht, diskriminierende Bezeichnungen verbannen zu wollen.

Ich finde so manches, was mittlerweile zur Änderung wegen vermeintlicher Diskriminierung vorgeschlagen wird eher absurd. Wer sucht, der findet und wer unbedingt Diskriminierungen hinter jedem zweiten Begriff suchen will, der findet sie auch endlos, sei es auch an den Haaren herbei gezogen.

Den früheren Mohrenkopf oder Negerkuss in Schokokuss umzubenennen kann ich ja noch verstehen. Aber in "Nelson-Mandela-Solidaritäts-Schaumgebäck"? Das ist mehr als absurd, mal ganz abgesehen davon, dass kein Mensch so ein langes Wort für eine Süßigkeit verwenden würde. Ein Straßenname würde den verdienten Mann ja auch ehren, aber eine Süßigkeit macht ihn doch eher lächerlich. Ich finde es nicht gut, sollte das tatsächlich nicht nur ein Gerücht sein.

Ich habe in den letzten Monaten auch mitbekommen, dass immer wieder Diskussionen entstanden sind, wonach irgendwelche Lebensmittel umbenannt werden sollten. Ich finde diese ganze Idee total sinnlos und würde sie am liebsten sofort im Keim ersticken. Ich sehe in keinerlei Lebensmittel eine Diskriminierung von Menschen. So würde ich mich beispielsweise auch nicht als Hamburger oder als Berliner ärgern, weil es Lebensmittel mit dem gleichen Namen gibt.

Nun die Negerküsse in Nelson-Mandela-Solidaritäts-Schaumgebäck umzubenennen, finde ich irgendwie ein bisschen albern. Einerseits ist es natürlich eine witzige Idee, da dieser Mensch wirklich etwas ganz besonderes war und so ein ständiges Gedenken wirklich gut ist. Andererseits bin ich aber einfach der Meinung, dass es überhaupt keinen Grund gibt, irgendetwas umzubenennen. Die Lebensmittel haben seit vielen Jahren ihre Bezeichnungen und es macht für mich keinen Sinn, diese nun zu ändern. Aus diesem Grund halte ich auch die Umbenennung der Mohrenköpfe für falsch.

Im Übrigen denke ich, dass die Bezeichnung "Nelson-Mandela-Solidaritäts-Schaumgebäck" wirklich viel zu lang ist und sich diese niemand merken könne. Ich kann mir gar nicht richtig vorstellen, wie dieser Name bloß auf einer Verpackung aussehen sollte. Außerdem glaube ich nicht, dass ein so ausgefallener Produktname von vielen Menschen gekauft wird. Man sollte es besser alles so lassen, wie es ist.

Dass man Wortbestandteile wie "Neger-" und "Mohr-" zu entfernen versucht, kann ich ja auch verstehen. Und ich finde, beim "Schaumkuss" oder "Schokokuss" ist das ja auch gut gelungen. "Schokokuss" ist ein passendes Wort, lässt sich ohne Schwierigkeiten aussprechen und ist auch nicht zu lang. Wieso man stattdessen offenbar mit dem Vorschlag des "Nelson-Mandela-Solidaritäts-Schaumgebäck" ankam, kann ich mir auch nicht erklären, es sei denn, das war vielleicht absichtliche Provokation. Wobei man sich auch fragen kann, was das in so einem Fall soll. Damit zieht man die Sache ja eher ins Lächerliche, als dass man sie wirklich unterstützt.

Wobei ich nicht finde, dass es an sich beleidigend wäre, ein Gebäck nach einer Person oder nach Personengruppen zu benennen. Mozart-Kugeln machen ja auch nicht Amadeus Mozart lächerlich, Hamburger nicht die Bewohner von Hamburg und Berlin auch nicht die Einwohner von Berlin. Im Fall des "Nelson-Mandela-Solidaritäts-Schaumgebäcks" ist einfach absurd, dass der Name viel zu lang, unpassend und im Alltag nicht tragbar ist. Der Vorschlag an sich wirkt weltfremd und unnötig.

Was nun die Umbenennung der Straße betrifft, so fände ich es schon ehrend, wenn man eine Straße nach Nelson Mandela benennt, ja. Aber dass das dann ausgerechnet die bisherige Mohrenstraße sein soll, ist dann schon wieder etwas seltsam, finde ich.