Der Chefin sagen, das sie sich unbedingt umstylen muss

Meine Chefin ist ihn Sachen Styling eine wirkliche Katastrophe. Sie ist recht klein, und nicht ganz schlank, und da es gerade zum Thema passt, immer viel zu kurze Shirts. Es gab auch schon die Situation, das ihre Hüfthose, die natürlich absolut nicht zu der Figur passt, bis zur Ritze runter gerutscht ist, und wir alle ihren Stringtanga beim Sitzen gesehen haben.

Außerdem kann sie sich nicht schminken, unpassender Lidschatten und schrecklicher Lippenstift. Und die Haare werden immer schrecklicher. Der neuste Schrei, der war am Freitag, als sie mit Haarreifen in die Praxis kam. Sie ist über vierzig Jahre, sie fragte mich nach meiner Meinung, und ich meinte nur, das meine Tochter so etwas tragen würde. Meine Kollegin fragte sie nach ihrem Nagellack, der viel zu wenig aufgetragen war.

Ich habe mich bereits mit meiner Kollegin beraten, das wir ihr das irgendwie mal sagen müssten, und ich muss ganz klar sagen, das ich auch nicht schlank bin, und ich mich auch nicht täglich Schminke, bin also kein Püppchen. Wir verstehen uns eigentlich sehr gut mit ihr, trotzdem weiß man einfach nicht, wie man die Sache angehen soll. Oder sollte man besser gar nichts sagen?

Warum muss sie sich denn unbedingt umstylen? So, wie du es schilderst, ist es einfach ein Geschmacksproblem. Aber sie hat dadurch keine beruflichen Nachteile. Die Patienten gehen nicht rückwärts wieder raus. Hat sie keinen Partner und ihr glaubt, sie findet aufgrund ihres mangelhaften Stylings keinen?

Also ein Muss sehe ich nicht. Wenn sie sich so wohl fühlt, ist es doch okay. Ich würde sie jedenfalls nicht darauf ansprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man so ein Gespräch führen soll, ohne dass es für alle Beteiligten unangenehm wird.

Es hört sich so an, als ob sie da einfach ungeschickt wäre. Sie legt nicht viel Wert drauf und wüsste auch gar nicht, wie sie etwas verbessern sollte. Also, sie trägt halt Hüfthosen, weil die gerade angesagt sind. Egal, ob sie zu ihrer Figur passen. Das ist bei mir genauso. (Ich hatte übrigens anfangs das Gefühl, dass du mich beschreibst - klein, nicht dünn. ) Aber meine Unterhose schaut hoffentlich nie raus. Vielleicht weiß ich es aber auch nur nicht. Ist ja immerhin hinten. Daher würde ich es ihr einfach sagen, wenn es der Fall ist.

Also nicht in einem großen Gespräch, sondern immer wieder, wenn etwas auffällt. Also wenn ihre Unterhose rausschaut, dann kann man ruhig sagen, dass sie heute aber mal wieder offenherzig ist. Wenn sie ihren Nagellack zeigt, kann man doch sagen, dass man ihn selber immer lieber zwei oder drei Mal aufträgt. Sie fragt euch doch schon nach eurer Meinung. Dann ist es doch kein Problem, sie auch wirklich zu äußern.

Nur, es ihr wirklich zu sagen, dass sie immer schrecklich aussieht (und so wird es bei allen Umschreibungen und netten Worten dennoch ankommen), ist demütigend. Was soll sie denn dann am nächsten Tag anziehen? Ich finde, da zieht man ihr voll den Boden unter den Füßen weg. Immerhin kann sie euch nicht meiden bis sie ihr Styling geändert hat. Von daher würde ich es lieber so sukzessive machen. Entweder sie ist wirklich an eurer Meinung interessiert, dann wird sie eure Tipps beherzigen. Oder ihr müsst euch mit dem Anblick abfinden.

Nur weil sie deinen Geschmack nicht trifft, muss deine Chefin sich doch nicht umstylen. Ich finde dieses Ansinnen vermessen. Natürlich kann man ihre Fragen - wenn sie euch denn um Rat bittet - ehrlich beantworten. Ehrlich ist natürlich in diesem Fall subjektiv. Solange sie nicht stinkt, ist es doch egal, wie sie aussieht. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Der Chefin (!) mitteilen, dass sie katastrophal aussieht und sich doch bitte nach dem Geschmack ihrer Mitarbeiterinnen stylen soll? Eine ganz miese Idee.

Keiner hört schließlich gerne, dass er oder sie eine stylingtechnische Beleidigung fürs Auge darstellt, und als Chefin kommt man da recht schnell auf die Idee, dass sich die Damen wohl am Arbeitsplatz langweilen und zu wenig zu tun haben, wenn sie sich über anderer Leute Lippenstift das Maul zerreißen. Als Chefin würde ich da bei Gelegenheit ein paar ganz fiese, langweilige, aber notwendige Aufgaben neu delegieren, damit weniger Zeit für Stylingtipps übrigbleibt.

Mit anderen Worten: Es kann schon sein, dass die Dame sich unmöglich kleidet, aber solange es der Firma nicht schadet, hat kein Mitarbeiter das Recht, zu kritisieren oder wohlgemeinte Verbesserungsvorschläge anzubringen. Anders ist es natürlich, wenn man Designerklamotten verkauft oder Benimmkurse gibt. Dann sollte man den Stringtanga natürlich nicht sehen. Aber selbst dann ist es die Aufgabe des jeweils höheren Vorgesetzten, die Mitarbeiter stylingtechnisch einzunorden. Als Unterling hat man da gar nichts zu melden, wenn man mit seinem Job und dem damit verbundenen Arbeitsaufwand zufrieden ist.

Ich an deiner Stelle würde der Chefin nichts sagen. Ich denke das ist Geschmackssache und muss von ihr selbst eingeschätzt werden. Vielleicht gefällt ihr ja auch nicht wie ihr euch anzieht. Solange es nicht total daneben ist würde ich mich mit meinen Äußerungen zurückhalten.

Wenn ihr aber der Meinung seid, dass es ganz und gar nicht geht und euch schon mehrere Leute das mitgeteilt haben dann würde ich ihr das sehr vorsichtig sagen. Es muss euch immer bewusst sein das es eure Chefin ist, die euch das sehr übel nehmen kann. Oder ihr könnt sie so gut einschätzen, dass ihr wisst das sie Kritik annimmt und darüber nicht böse ist. Wenn dies der Fall ist, dann würde ich ihr sagen was ihr denkt aber immer noch in einem gesunden Maß.

Vielleicht kann man es ja auch auf eine ganz andere Art und Weise machen. Man kann ja von sich selbst erzählen, dass man über eine Typveränderung nachdenkt. Vielleicht kann man sie damit einbinden und sie fragen ob sie bei sich selbst darüber auch schon mal nachgedacht hat. Und wenn sie dann anfängt von sich zu erzählen, dass sie auch schon öfters den Gedanken hatte, dann kann man ihr ja einige Vorschläge machen, ohne dass es zu bestimmend klingt.

Mal ganz ehrlich. Offensichtlich findet sie das was sie macht schön, also warum sollte man ihr sagen, dass es schrecklich aussieht? Ihr scheint es zu gefallen also wäre es eine Beleidigung die Wahrheit zu sagen. Gerade bei der Chefin wäre ich da einfach nur sehr vorsichtig und würde an deiner Stelle auch nichts sagen. So eine Sache ist immer auch Geschmackssache und wenn sie es gut findet muss man sie lassen. Sie hat dadurch ja auch offensichtlich keine Nachteile im Beruf und von daher sollte man ruhig sein und nichts sagen.

Ich finde es immer schwierig bei etwas, bei dem es gar keine objektive Meinung geben kann, jemandem ungefragt meine Meinung praktisch aufzudrängen. Natürlich gibt es gewisse objektive Kriterien bei Kleidung, weil bestimmte Farben, Muster oder Schnitte bei bestimmten Figurtypen besser oder schlechter aussehen, aber ob man sich dann auch tatsächlich so kleiden möchte ist eben eine persönliche Entscheidung. Dunkle Kleidung "macht" zum Beispiel schlank, wenn man sie in Kontrast zu etwas hellerem setzt. Aber ich kann sehr gut verstehen, wenn jemand trotz großer Oberweite auch gerne mal ein helles Oberteil tragen möchte.

Wenn man mich explizit nach meiner Meinung zu einem Outfit oder einem einzelnen Teil fragt gebe ich meine ehrliche Meinung ab und begründe die dann wenn möglich auch sachlich. Das würde ich dir auch raten, sagt deine Meinung wenn du gefragt wirst und versuch das nett rüber zu bringen, aber dränge ihr deine Meinung nicht ungefragt auf.

Und versuch dich auch mal in ihre Lage zu versetzen, wie würdest du dich fühlen, wenn dein Aussehen und dein Geschmack kritisiert werden? Womöglich noch im Beisein von anderen Kollegen? Wärst du froh und dankbar? Oder würdest du dich eher angegriffen und bloßgestellt fühlen? Würdest du etwas an deiner Optik ändern? Oder würde so ein vorgehen eher zu einer Trotzreaktion nach dem Motto "jetzt erst recht" führen?

Ich würde keinesfalls der Chefin sagen wie schrecklich sie aussieht. Solange ihr nicht mit ihr eure Freizeit verbringen müsst oder sie stinkt, würde ich keinesfalls ein Gespräch suchen. Dies kann im schlimmsten Fall auch schön nach hinten los gehen, denn ich würde es nicht sonderlich prickelnd finden, wenn man mich vor anderen bloßstellen würde und man mich umstylen wollen würde.

Ich habe auch so eine Freundin, die sich schrecklich kleidet. Es passt absolut nicht zusammen was sie anzieht und sie hat nicht die schlankeste Figur, sondern ist mollig wie sie auch selbst sagt und trägt extrem figurbetontes. Keiner kann es verstehen, aber es bringt absolut nichts ihr dies zu sagen, denn es gefällt ihr. Sie lässt sich davon auch nicht abbringen und trägt dies schon seit vielen Jahren und war damit auch schon im Fernsehen zu sehen.

Meine ehemalige Chefin war auch nicht die schlankeste Frau und trug sehr figurbetonte Hosen, bei denen man auch sehr schnell mal sehen konnte, was sie drunter trägt, jedoch wäre ich nie auf die Idee gekommen ihr zu sagen, das wir sie umstylen oder es ihr nicht steht.

Ich verstehe das Problem, um ehrlich zu sein, nicht wirklich. Wenn ich sehen würde, dass meine Chefin sich so kleiden würde, dass ich es absolut hässlich finde, dann würde ich das zwar zur Kenntnis nehmen, aber ich wüsste nicht, wieso ich darüber überhaupt ein Wort verlieren sollte. Die Frage ist doch: Was geht es mich an, was ein anderer Mensch anzieht?

Ich mache doch weder meinen Freunden noch meiner Familie irgendwelche Kleidungsvorschriften, also erst Recht nicht solchen Menschen, die mir noch weniger nahe stehen, wie beispielsweise Arbeitskollegen oder sogar der Chef oder die Chefin. Ich kann es einfach nicht verstehen, wieso man anderen Menschen überhaupt Vorgaben machen sollte, wie sie sich anziehen oder auch nicht anziehen sollten.

Ich finde es, im Gegenteil, sogar belästigend, wenn Personen meinen, sich in meinen persönlichen Stil einmischen zu müssen. In meiner Schulzeit habe ich es oft erlebt, dass Mitschülerinnen sich aufdrängten und mich immer wieder darauf ansprachen, ich solle mich doch bunter oder heller anziehen. Ich empfinde das, selbst, wenn ein guter Wille dahinter steckt, schon als Einmischung in Angelegenheiten, die andere Leute nichts angehen. Schließlich habe ich mir meinen Stil selber und bewusst ausgesucht und bin zufrieden damit, und da hat sich niemand sonst einzumischen. Vielleicht ist das bei der Chefin im genannten Beispiel ja auch so?

Ich glaube, dass man so etwas nur sagen kann, wenn man eine Person besser kennt oder mit dieser Person befreundet ist und wenn man nicht so ein vertrautes Verhältnis zu der Chefin hat, dann sollte man das auch lassen, meinetwegen kann man ja auch zusammen shoppen gehen und sich gegenseitig zu beraten, aber mehr sollte man in dieser Situation auch gar nicht tun, denke ich. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass man mit seiner Chefin zusammen shoppen geht, deswegen würde ich ihren Stil einfach akzeptieren und mich nicht mehr weiter damit beschäftigen.

Natürlich meinst du es wahrscheinlich auch nur gut, aber du musst dir einfach vorstellen, dass eine andere Person dich auf deinen Kleidungsstil anspricht und dir sagt, dass du total unvorteilhaft aussiehst. Im ersten Moment ist man dann natürlich auch überrascht und ein bisschen verletzt, außerdem kommt noch die Peinlichkeit hinzu, wenn man sich bewusst wird, dass man die ganze Zeit "schrecklich" herumgelaufen ist und sich erst jetzt jemand zu Wort meldet! Wenn sich die Chefin in ihrer Haut wohlfühlt und ihre eigenen Klamotten auch mag, dann ist es doch eigentlich auch okay, denn immerhin gehört es dann zu ihr und ihrer Persönlichkeit.