Tochter der Supermarktkassiererin transsexuell mit 17 Jahren

vom 11.01.2014, 10:10 Uhr

Gestern hatte ich ein überraschendes Erlebnis. Die 17jährige Tochter unserer langjährig bekannten Tochter der BILLA Kassiererin erzählte mir gestern, dass sie transsexuell wäre. Für mich war das weniger ein Schock, als eine Verwunderung, weil sie ein bildhübsches Mädchen ist.

Ihre Betreuerin auf der Psychiatrie meinte, sie sollte sofort jedem erzählen, dass sie bald Hormone nehmen werde und statt Gundula bald Gunnar heißen werde. Ich empfand das als sehr mutig und hoffe auf die Akzeptanz ihrer Umwelt.

Sie hat aber noch eine hohe Hürde. Nachdem sie etliche Schulen hinter sich hat, geht sie in eine Schulklasse, wo viele 14-15jährige Jugendliche sitzen, davon 3 sehr vorlaute Burschen, die ich von der Straße her kenne. Da will sie gerne nächste Woche alles vor der gesamten Klasse mit 36 Schülern gestehen. Also ich möchte nicht in ihrer Haut stecken und habe Angst, dass die dominanten Burschen sie schlimm mobben könnten und das Rufen mit "Gunnar" auch nicht einhalten werden.

Denkt Ihr, dass dieses sofortige Erzählen die richtige Methode ist? Ist das Outen vor so einer großen Schulklasse gut oder kann das voll ins Auge gehen?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich war zwar nie ein "bildhübsches" Mädchen, aber mit 17 war meine Identität als heterosexuelle Frau schon sehr gesichert. Manche Leute eiern ewig herum, bis sie sagen können: Ich bin so und so und habe vor, auch entsprechend zu leben, aber andere wissen praktisch schon als Kinder, dass sie in irgendeiner Form von der Norm abweichen. Ich persönlich finde ein Alter von 17 Jahren schon relativ früh für einen so radikalen Schritt von Gundula auf Gunnar, aber wenn vom medizinischen Standpunkt her nichts dagegen spricht, ziehe ich meinen Hut vor so viel Courage angesichts der herrschenden Vorurteile.

Allerdings verstehe ich nicht, wieso das aktuelle Aussehen des Mädchens so entscheidend sein soll. Wäre es denn einfacher, wenn Gundula das wäre, was meine Oma als "Mannweib" bezeichnet hätte, sprich, wenn sie jetzt schon aussehen würde wie ein Kerl? Auch "hübsche" Menschen können sich in ihrem Körper unwohl fühlen, während "hässliche" Kreaturen ganz zufrieden mit sich durchs Leben hüpfen.

Das Outing wird natürlich ein sehr radikaler und sehr mutiger Schritt. Aber ich bin durchaus der Meinung, dass jeder, der seiner Natur entsprechend leben will, mit Vorurteilen, Mobbing und Schikanen umzugehen lernen muss. Teenager können da schon besonders übel sein, aber auch im späteren Leben wird Gunnar bestimmt häufig auf Unverständnis und saudumme Kommentare stoßen. Andererseits kann es natürlich auch sein, dass ihre Mitschüler souveräner reagieren, als man es ihnen zutraut, oder dass es ihnen schlicht egal ist bzw. dass sie sich schnell daran gewöhnen. Wie gesagt: Mit Vorurteilen muss man vorsichtig sein!

» Gerbera » Beiträge: 11322 » Talkpoints: 50,48 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke schon, dass es einfacher ist, es gleich allen zu sagen. Dann hat man vielleicht auf einen Schlag mehrere Widersacher, aber womöglich auch einige, die für einen eintreten. Wenn er es nur einigen Mitschülern heimlich erzählen würde, würden die es weitertratschen. Dabei erklären sie dann einiges falsch und so entstehen noch mehr Unsicherheiten und Vorurteile. Und wenn die drei Burschen dann davon erfahren, fangen die Hänseleien ganz überraschend an.

Von daher finde ich es schon sinnvoll, es allen gemeinsam zu erklären. Sie können dann noch Fragen stellen und so bleiben weniger Unsicherheiten. Es wird dadurch natürlich trotzdem nicht leicht, aber wenigstens zieht es sich ewig hin, bis alle davon wissen und ihre ersten Reaktionen ausleben. Und wenn er erst mal Hormone nimmt und sich verändert. Wenn zu dem Zeitpunkt einige noch nicht wüssten, was Sache ist, würde es erst richtig schlimm werden.

Ich finde 17 auch gar nicht wahnsinnig jung. Transsexualität würde ich da nicht mit Homo- oder Heterosexualität vergleichen. Bei der Transsexualität geht es allein um das eigene Geschlecht. Und das stellt man als kleines Kind fest. Schon ganz unbewusst. Bei Homo- und Heterosexualität geht es darum, welches Geschlecht man als Partner vorzieht. Das entdeckt man erst in der Pubertät.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Der Schritt ist schon kein leichter. Gerade, wenn man noch zur Schule geht kann das schnell mal zu einem Spießrutenlauf werden, aber dennoch wird es auch immer Menschen geben, die dann zu einem stehen und die man dann auch als richtige Freunde bezeichnen kann. Ich denke, dass man das mit dem passenden Lehrer schon vor der Klasse sagen kann. Man muss eben auch den Lehrer auf seiner Seite haben, der eingreift, wenn jemand meint mobben zu müssen.

Der Schritt an sich finde ich in dem Alter schon richtig, wenn es medizinisch so vorgeschlagen wurde. Es ist denke ich auch besser, wenn man das frühzeitig macht und nicht ewig wartet. Wenn sie ein bildhübsches Mädchen ist, wird sie sicherlich auch ein hübscher Junge werden. Es ist doch so, dass man das sein sollte, was man sein will. Oftmals ist es so, dass diese Menschen ihr ganzes Leben lang das Gefühl haben und sich nicht trauen und da ist dieser Schritt in dem Alter schon richtig. Zumal sie ja scheinbar Eltern hat, die das unterstützen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Es mag sich im Moment schlimm anhören. Aber sobald ein neues, interessantes Ereignis an der Schule passiert, wird das Thema wohl wieder vom Tisch sein. Und nun ausgerechnet den drei Jungen gleich zukünftiges Mobbing zu unterstellen, ist doch auch sehr mit Vorurteilen behaftet. Aber immerhin ist die Sache dann raus, als wenn man nach und nach mit Fragen konfrontiert wird, warum man sich so verändert.

Außerdem zeigt es doch auch, dass es keine Phase von dem Mädchen ist, sondern sie sich wirklich nicht mit ihrem Geschlecht arrangieren kann. Wäre das nur eine Phase dann wäre auch die Behandlung verfrüht und für eine Reue beziehungsweise Umkehr kann es dann auch schnell zu spät sein.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Das sind so Situationen die man nicht vorhersehen kann. Ich denke aber dass es einfacher ist es vor der ganzen Klasse zu sagen als dass es viel Gerede gibt. So kann sie gleich einmal alles erklären, Fragen beantworten und hat eventuell einige Fürsprecher in der Gruppe. Erfahren müssen es die anderen früher oder später und so kann sie, vielleicht mit Unterstützung einer Lehrkraft, es hinter sich bringen und sich dann ganz auf die Angleichung konzentrieren.

Ich freue mich für sie dass sie schon so früh diesen Weg gehen kann; die meisten Betroffenen wissen schon sehr früh welches Geschlecht sie wirklich haben und je eher sie den letzten Schritt gehen kann, umso besser. Die meisten Versuche, sich dem augenscheinlichen Geschlecht anzupassen, gehen fehl und verursachen mehr Leid als ein kurzer Zeitpunkt der Wahrheit.

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» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ob es die richtige Methode ist oder nicht, ist meiner Meinung nach nicht ganz die richtige Frage. Es bleibt diesem Mädchen wohl gar nichts übrig, als dem Umfeld davon zu erzählen. Durch die Hormone wird sie sich ja auch äußerlich verändern und das Umfeld wird es ohnehin mitbekommen. Es wird etwa zum Bartwuchs kommen und die Stimme wird tiefer werden. Und ich denke, der 'Frontalangriff' ist da das beste. Ich glaube, es gehört auch zur Therapie bzw. zu den Voraussetzungen für die Behandlung, dass die Transsexuellen offen mit dem Thema umgehen können und sich ihm stellen.

Ich denke auch, dass sich das Mädchen seit längerem in therapeutischer Behandlung befindet, denn auch das ist eine Voraussetzung für die Behandlung. Schließlich muss gewährleistet sein, dass es auch wirklich so ist, dass das Mädchen den Rest ihres Lebens als Mann verbringen will und sie sich nicht in vielleicht zwei Jahren wieder anders entscheidet. Das Mädchen dürfte also gut vorbereitet sein auf das, was sie erwartet.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ob die Tochter oder viel eher der Sohn Deiner Supermarktkassiererin schön oder nicht schön ist, spielt wirklich keinerlei Rolle. Sicher könnte man, als nicht-transsexuelle Frau, vielleicht denken, dann es doch Schwachsinn ist, dass das "hübsche Mädchen" sich umoperieren lässt, obwohl es einen Körper hat, auf den andere Mädchen neidisch wären. Aber das bringt ja nichts, wenn man sich nun einmal nicht als Frau fühlt und nicht aussehen möchte, wie eine Frau, sondern wenn man sich sicher ist, ein Mann zu sein, und auch dementsprechend aussehen möchte.

Da hilft das "schönste" Gesicht nicht, da bringt auch eine ideale Taille nichts, und auch kein gut geformter Busen. Das Kind der Kassiererin ist nun einmal geistig ein Mann und möchte auch so aussehen. Sonst würde es die geschlechtsangleichende Operation ja nicht machen wollen. Und das ist sowieso keine leichtfertige Entscheidung. Da müssen schon Jahre psychologischer Behandlung vorher stattgefunden haben. Abgesehen davon ist so eine geschlechtsangleichende Operation auch nicht risikolos. Wenn es nicht dringend sein muss, also "nur zum Spaß", würde dies sicherlich niemand über sich ergehen lassen.

Das Alter von 17 Jahren gilt übrigens gar nicht als so falsch für so eine Operation, da die hormonelle Entwicklung und die dadurch einsetzenden körperlichen Veränderungen zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz abgeschlossen sind. Das heißt, wenn man die Operation jetzt schon durchführt, dann kann der Körper sich noch "überzeugender" zum gewünschten Geschlecht verändern. Jedenfalls ist das in dem Alter noch viel leichter, als wenn die körperliche Entwicklung bereits abgeschlossen wäre. Dann ist der Busen bei einer Frau nämlich schon groß und das Becken breit, und bei einem Mann wäre dann schon die gesamte Körperbehaarung stark ausgeprägt. Bei geschlechtsangleichenden Operationen heißt es also oft, je früher, desto besser. Basis sollte natürlich sein, dass das Kind alt genug ist, um diese Entscheidung wirklich treffen zu können. Mit 17 Jahren kann das definitiv der Fall sein.

Und das frühe Outing halte ich auch für richtig. Mobbing kann man leider nie richtig verhindern, aber wäre es denn besser, wenn die körperlichen Veränderungen von Gunnar nach und nach einsetzen würden, und die Mitschüler sich nicht erklären könnten, was gerade los ist? Ich glaube, das würde noch mehr zu Spott und Beschimpfungen führen, als wenn man jetzt schon sagt, dass das Geschlecht sich ändern wird. Abgesehen davon werden die Mitschüler es so oder so erfahren, da führt einfach kein Weg drum herum. Es sei denn natürlich, Gunnar würde die Schule wechseln und nach abgeschlossener Verwandlung an einer anderen Schule ganz neu beginnen. Ob das ratsam wäre, kann ich nicht beurteilen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke, es spielt hier gar keine Rolle, wessen Tochter es ist. Ob es die Tochter von der Kassiererin, dem Metzger oder sonst wem ist. Dass sie "bildhübsch" sein soll, hat ja eigentlich auch nichts mit dem Thema zu tun, da sowieso jeder "hübsch" anders definiert. Es kommt doch einzig und allein darauf an, wie sie sich fühlt.

Natürlich kann das voll ins Auge gehen, wenn sie sich mit ihren 17 Jahren vor 14/15-jährigen als transsexuell outet. Aber diese Wahrscheinlichkeit bestünde auch so, wenn sie mit lauter 16/17-jährigen in einer Klasse wäre. Abgesehen davon - wenn sie Hormone nimmt, wird man eine Änderung so oder so sehen. Dann kann sie ihre Klasse auch von vorne herein aufklären, anstatt von jedem einzeln gefragt zu werden und sich immer rechtfertigen zu müssen.

Ich finde es schade, dass du so voreingenommen bist und davon ausgehst, dass diese drei etwas vorlauten Burschen sie beziehungsweise ihn gleich mobben würden. Natürlich mag es wahrscheinlich sein, aber es besteht immer die Wahrscheinlichkeit, dass es eben ganz anders ist. Das Mädchen muss auch damit rechnen, vielleicht etwas ausgegrenzt zu werden - man wünscht es ihr natürlich nicht, aber die Möglichkeit besteht eben. Aber ich denke, wenn sie so einen gravierenden Einschnitt machen möchte, rechnet sie mit allem. Da muss man leider auch ein dickeres Fell haben. Ich wünsche ihr alles Gute!

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es zuerst einmal unheimlich mutig, dass er diesen Schritt nun gehen und sich nicht -wie viele andere- ein halbes Leben lang im falschen Körper herumquälen will, um letztlich festzustellen, dass er viel früher hätte handeln sollen. Ich bin ehrlich, ich hätte zu Schulzeiten nicht den Mumm gehabt, diesen Schritt zu tun und mich meiner damaligen Klasse zu stellen.

Man sollte nicht von vornherein von Mobbing ausgehen. Natürlich ist die Gefahr gegeben, keine Frage. Aber es hängt sicherlich auch davon ab, wie er mit der Situation umgeht, ob er dann wirklich zum Mobbingopfer wird. Ich hatte einen sehr guten Freund, der ebenfalls schon zu Schulzeiten sein Outing hatte und dann von seinem Mädchennamen abwich und einen Männernamen bekam. Da waren die Reaktionen zwar verhalten, aber er war unheimlich glücklich und befreit, nachdem er seine Umwelt darüber aufgeklärt hatte. Dies strahlte er auch aus und es gab absolut keine blöden Anmachen oder Ähnliches von seinen Mitschülern.

Ich denke, wenn der Sohn dieser Kassiererin in guter Betreuung ist, ein halbwegs dickes Fell hat, selbstbewusst mit der Sache umgeht und sich sicher ist, dass dies der richtige Weg ist, dann wird auch seine Schulklasse früher oder später akzeptieren, dass er so ist wie er ist. Der Schritt, sich vor diese Klasse zu stellen, ist natürlich riesig. Und wenn da ein paar Dumpfbacken bei sind, die sich drüber lustig machen, dann ist das eben so. Ich glaube aber auch, dass er ob seines Mutes einige Fürsprecher haben wird, die ihn unterstützen werden.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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