Freundschaft zu Depressivem lieber nicht wieder aufnehmen?

vom 10.01.2014, 03:04 Uhr

Ich hatte hier schon mal geschrieben, dass jemand, von dem ich zumindest glaubte, das wir Freunde seien, den Kontakt zu mir abgebrochen hatte. Mit den Worten „Solche Freunde wie dich brauche ich nicht“ hat er unser Gespräch beendet und mich dann auch bei Facebook aus der Kontaktliste rausgeschmissen, weil ich geäußert hatte, dass er manchmal schwierig ist. Inzwischen hat derjenige sich wieder gemeldet und mir auch wieder eine Freundschaftsanfrage geschickt, aber ich habe darauf bisher nicht reagiert.

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, zu dieser Person wieder ein normales Verhältnis auszubauen, ihm nochmal zu vertrauen oder mich ihm ungezwungen gegenüber zu verhalten. Das hat mir so weh getan, einfach aussortiert zu werden, von einem Augenblick auf den anderen und dass mir jemand schreibt, er brauche solche Freunde wie mich nicht, nur weil ich einmal Kritik anbringe. Das würde ich immer im Hinterkopf behalten und könnte mich gar nicht mehr normal verhalten. Ja, derjenige hat Depressionen, aber ich finde, man muss sich doch trotzdem zumindest so ein kleines Bisschen im Griff haben.

Deswegen weiß ich nicht, was ich nun machen soll. Er hat mir bisher zwei Nachrichten geschrieben und eben wieder eine Freundschaftsanfrage gesendet. Entschuldigt hat er sich nicht, er hat eher versucht, zu erklären, warum er so reagiert hat. Aber ich war wegen dieser Sache tagelang traurig, da hilft mir auch keine Erklärung, warum er das so gemacht hat, das kann ich nicht einfach vergessen. Vor allem habe ich auch nicht das Gefühl, dass er verstanden hat, was das für mich bedeutet hat, einfach so aussortiert zu werden. Ich bezweifle, dass es was bringt, ihm das zu schreiben. Dann nörgelt er vielleicht als nächstes, dass ich ihm Vorwürfe mache.

Eventuell ist es wirklich besser, wenn ich alles auf sich beruhen lasse und auch gar nicht mehr darauf reagiere. Was würdet Ihr denn machen? Wie würdet Ihr Euch verhalten?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Dass du keine Zeit mehr in diese vermeintliche Freundschaft investieren solltest, wurde dir ja schon mehrfach geraten. Allerdings solltest du ihm das auch mitteilen. Ansonsten begibst du dich ja auf die selbe Ebene, wie der junge Mann. Sage einfach ganz klar, wie sehr dich sein Verhalten verletzt hat und dass du keine Zukunft für eine Freundschaft siehst.

Ob du dann einen losen Kontakt mit ihm weiterführst, ist eine andere Frage. Wobei es auch da immer wieder Situationen geben wird, wo deine Aussagen als Bumerang wirken und am Ende bist du wieder enttäuscht. Ich habe zumindest meine Erfahrungen mit verschiedenen Personen gemacht und verzichte mittlerweile auf Freundschaften, sobald entsprechende Reaktionen kommen, die keine Ausnahme bleiben werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich kenne die Vorgeschichte nun nicht, aber ich denke, dass du dir die Frage schon selbst beantwortet hast. Du schreibst ja, dass du immer im Kopf hättest, dass er dich dann bei der nächsten Gelegenheit wieder als Freundin "aussortiert" und dann wäre es sicherlich noch schlimmer für dich. Wenn mir jemand wegen solch einer Kleinigkeit die Freundschaft kündigen würde, dann könnte er mir auch gestohlen bleiben. In einer Freundschaft geht es doch auch darum, dass man mal Kritik äußert.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Dass du die Freundschaft nicht weiterführen willst, kann ich durchaus nachvollziehen. Aber nicht wegen der einen Sache. Jemanden aus der Freundesliste bei Facebook rauszuwerfen, ist doch kein großer Schritt. Mit einem Klick ist das gemacht. Das geht so schnell, das kann man doch gar nicht richtig ernstnehmen. Sicher ist es verletzend, das will ich gar nicht bestreiten. Und auch der Satz, dass er solche Freunde nicht braucht, ist sehr verletzend. Aber es sind beides Sachen, die schnell passieren, als Kurzschlusshandlung. Mit einer ordentlichen Entschuldigung könnte ich das schon verzeihen.

Aber zum einen kam diese Entschuldigung wohl nicht und zum anderen war die Freundschaft ja auch sonst nicht ganz einfach. Ich war auch mal mit jemanden befreundet, der depressiv und nur über seine Probleme geredet hat. Das laugt aus. Damit zieht er immer wieder Energie von einem ab. Und es kommt leider nicht viel zurück. Ich habe diese Freundschaft auch beendet. Leider hatte ich ihn erst kennengelernt, als er schon depressiv war.

Wäre es einer meiner langjährigen Jugendfreunde gewesen, mit dem ich Tonnen von Erinnerungen und schöner Momente verbinde, wäre ich jahrelang für ihn da gewesen. Aber eine Freundschaft während diesem Zustand aufzubauen, geht meines Erachtens fast nicht. Es muss ja erst mal ein Band geschaffen werden.

Also wenn du die Freundschaft beenden willst, weil sie dich zu viel Kraft kostet, kann ich das gut verstehen. Aber ich würde ihm das auch erklären wollen. Du brauchst doch auch einen richtigen Schlussstrich und musst loswerden, was du fühlst. Dann kannst du ihm auch eher verzeihen, was ja auch für dich wichtig ist. Dann hat die Sache ein runderes Ende und kann eher verheilen. So würde eine offene Wunde zurückbleiben, du würdest noch längere Zeit sauer sein. Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll. Ich würde jedenfalls ein abschließendes Gespräch vorziehen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das ist natürlich deine Entscheidung, auch wenn ich die Vorbehalte der Bienenkönigin durchaus nachvollziehen kann. Es wurde ja bereits mehrfach erwähnt, dass es wahrscheinlich nur eine Kurzschlussreaktion war und dieser Bekannte von dir gar nicht richtig überlegt hat, was er da tut. Da kann es natürlich schon sein, dass er relativ schnell wieder Zweifel bekommt und es am liebsten rückgängig machen würde, sich aber nicht traut, weil er nicht weiß wie du darauf reagieren wirst.

Andererseits würde ich dir dazu raten, nicht darauf zu hören, was andere sagen, sondern eher auf das was Du willst und brauchst. Wenn du der Meinung bist, dass der Kontakt zu dieser Person mehr schadet als nutzt und sich das auf Dauer wirklich negativ auf deine Psyche auswirken wird, würde ich den Kontakt auch unterbinden. Es bringt nichts, wenn du immer für ihn da bist, weil er depressiv ist und Beistand braucht und sich sein Zustand ohne Beistand verschlimmern könnte, wenn du durch diesen Kontakt innerlich zu Grund gehst. Du wirst selbst wissen, was das Beste für dich ist.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Du scheinst mit der Freundschaft doch schon durch zu sein. Ich finde, dass du dann auch fairerweise schreiben solltest was los ist. Ich finde es als Reaktion auch deinerseits absolut überzogen. Er ist psychisch krank und da ist es eben manchmal so, dass man etwas sagt, was man nicht so meint und sich auch mal anstrengend verhält. Wenn man das als Freund nicht ab kann, dann muss man die Freundschaft eben beenden. Ihm wird das aber auch wieder einen Schlag geben, was man bedenken muss, wenn man ihm das sagt oder schreibt.

Ich finde es schon ziemlich schade, dass man sich in der Art und Weise darüber aufregt, was da geschrieben wurde und das man in einem sozialen Netzwerk aus der Freundesliste gelöscht wurde. Das war ja klar eine Übersprunghandlung von ihm und das sollte man dann auch nicht so Ernst nehmen. Ansonsten macht es eben den Eindruck, dass du nicht verstanden hast dass er wirklich ein Problem hat und eben nicht alles so sehen kann und so handeln kann wie ein gesunder Mensch. Für eine solche Freundschaft braucht man viel Verständnis und bekommt verbal auch einiges zu hören, ich selber kenne das gut, aber ich habe mich für die Freundschaft entschieden, weil eine Freundschaft eben ein Nehmen und Geben ist und ich auch Freunde möchte, die zu mir kommen, wenn es ihnen nicht gut geht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones, ich glaube, dass du eventuell auch einfach ganz anders gestrickt bist als Zitronengras. Wenn man mit solchen Charakteren zu tun hat, dann muss man einfach zwar mitfühlend, aber dennoch so distanziert sein, sich von solchen Geschichten nicht runterziehen zu lassen. Zumal es sich ja bei der von Zitronengras beschriebenen Geschichte auch um einen reinen Online-Kontakt handelt, insofern muss man da wohl auch einfach unterscheiden. Ich glaube, niemand würde bei einer richtigen, langen Freundschaft wegen so etwas gleich den Kontakt abbrechen - aber hier ist es ja so, dass die beiden sich nicht persönlich kennen, sondern nur durch das Internet/Telefon, er massivst depressiv ist, bereits Suizidankündigung gemacht hat, therapieresistent ist und sie auch ganz offensichtlich mit seiner Art nicht zurecht kommt.

Hier handelt es sich aber um eine junge Frau, die -das lese ich aus den Texten heraus- überfordert ist mit der Situation, weil sie eben sehr emotional ist und vielleicht auch von außen nicht die Stütze hat, mit diesem Mann auf Dauer zurecht zu kommen. In dem Fall, gerade weil in der kurzen Zeit, die ihr euch online kennt, so viel passiert ist und er auch nicht darum bemüht ist, seine Krankheit in den Griff zu bekommen, sondern sich auf dieser ausruht, halte ich es nicht nur für legitim, sondern für absolut richtig, diesen Kontakt zu beenden.

Dass du das Thema hier noch einmal zur Rede stellst, zeigt mir eigentlich, dass du doch noch nicht ganz durch bist mit der Geschichte. Und ich glaube, dass in dem Fall ein klärendes Abschlussgespräch insofern schwierig ist, als dass solche Menschen es meist wunderbar beherrschen, dem anderen einzureden, dass eigentlich er Schuld an der Situation ist und die Person selber wegen ihrer Depressionen nicht anders handeln könne. Dann dauert es meist nicht lange bis zur nächsten Entgleisung.

Natürlich sucht er jetzt wieder den Kontakt. Vermutlich hat er niemand anderen, bei dem er sich ausjammern kann. Sorry, wenn ich das so schreibe, aber ich glaube aus eigenen Erfahrungen ganz einfach, dass es genau so weitergehen wird wie bisher, wenn du dich jetzt darauf einlässt.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich bin selbst nicht depressiv, aber ich kenne auch Phasen, wo ich traurig bin, auf nichts Lust habe usw., nur dass diese dann eben nur Stunden oder ganz wenige Tage anhalten. Aber selbst dann mutiere ich nicht zu einem total unfreundlichen Menschen, sondern werde eigentlich ganz im Gegenteil noch eher sensibler und nehme Stimmungen noch mehr wahr. Wenn nun eine Depression bedeutet, dass man nicht nur wenige Stunden, sondern eben über einen längeren Zeitraum niedergeschlagen oder interessenlos ist, dann rechtfertigt das demnach nicht, dass man sich so verhält. Eigentlich müsste man aus dem Minderwertigkeitsgefühl oder der Traurigkeit heraus doch erst recht vorsichtig werden. Zumindest stelle ich mir das so vor.

Doch selbst wenn – was ich aber nicht glaube – eine Depression dazu führt, dass man andere unfreundlich behandelt, so muss ich doch sagen, dass man trotzdem noch im Besitz seines Verstandes ist und ja rational analysieren kann, was man da macht, zumindest hinterher und sich auch mal ganz klar fragen kann, ob man nicht überreagiert hat. D.h. auch wenn er depressiv ist, er ist ja bestimmt noch dazu in der Lage, auch mal drüber nachzudenken, was er da macht. Und da sollte ihm einfallen, dass das nicht ok war. Ich würde nämlich so auch nicht behandelt werden wollen, ich würde nicht wollen, dass man wegen einer Kritik gleich so austickt und die Freundschaft kündigt. Das macht man einfach nicht, auch wenn man sich schlecht fühlt, da ist eben einfach irgendwo eine Grenze überschritten.

» vde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Persönlich würde ich mir die Frage stellen, wie wichtig mir die Freundschaft zu dieser Person gewesen ist, bevor an mir an den Kopf geschmissen hat, dass man solche Freunde wie mich nicht brauche. Davon würde ich dann abhängig machen, ob ich wieder so etwas wie eine Freundschaft zu dieser Person aufbauen möchte.

Das bedeutet gleichzeitig auch, dass ich über einen solchen Spruch getrost drüber hinweg sehen kann. Mir macht es ja nicht viel aus, was andere Leute über mich denken und ich weiß sehr gut selber, dass man manchmal im Affekt Dinge sagt, die gar nicht ganz so dramatisch gemeint sind, wie sie in dem betreffenden Moment herüber kommen. Oder auch, dass man noch Wochen später stur eine Entscheidung weiterverfolgt, die man sich eigentlich schon anders überlegt hat oder bei der man eingesehen hat, dass sie falsch gewesen ist und dass man einen Fehler gemacht hat.

Deswegen bin ich da sehr tolerant und nachsichtig. Und außerdem sind mir Freundschaften ja auch nicht besonders wichtig. Daher müsste ich eben überlegen, wie wichtig mir die Freundschaft zuvor gewesen ist und dann würde ich je nachdem entscheiden, ob ich diese Freundschaftsanfrage annehme oder nicht. Da macht es für mich auch überhaupt gar keinen Unterschied, ob diese Person nun depressiv ist oder nicht.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Diese Situation finde ich schon sehr schwierig, aber ich persönlich würde diese Freundschaft wohl nicht wieder aufnehmen wollen. Sicher ist es hart, eine Freundschaft zu beenden, aber wenn sonst die Befürchtung besteht, dass man wieder so enttäuscht wird, dann finde ich es besser. Dass er eine Erklärung geschickt hat, warum er so reagiert hat, ist ja nicht schlecht, aber ich fände eine Entschuldigung auch sehr wichtig. Außerdem ist es in der Zukunft doch eventuell wieder genau das gleiche Problem, dass er wahrscheinlich wieder keine Kritik vertragen und annehmen kann und dann eventuell wieder so reagiert.

Das würde ich mir ersparen wollen und unter diese Freundschaft einen Schlussstrich ziehen. Im Grunde muss er sich ja dann auch nicht wundern, dass es so weit gekommen ist, weil er ja schließlich gesagt hat, dass er diese Freundschaft nicht braucht. Sicher reagiert man durch eine Depression schon mal über, aber gerade bei einem schriftlichen Kontakt kann man dann ja mal einige Minuten warten, bis man antwortet, damit die Antwort vielleicht nicht so hart klingt. So etwas sollte doch möglich sein.

Wenn du diese Freundschaft nicht wieder aufnehmen möchtest, denke ich aber auch, dass du ihm den Grund dafür schreiben solltest. Ich würde nicht einfach gar nicht mehr reagieren, das fände ich auch unfair. Ich würde ihm schreiben, dass du sehr verletzt durch seine Worte warst und dass du so etwas erneut fürchtest und deswegen die Freundschaft nicht mehr möchtest.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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