Durch eine Straße gehen, die voller Regenwürmern ist

Die Straße durch die wir mussten, um überhaupt irgendwohin zu kommen, war nicht gepflastert und so war sie meistens aufgeweicht und matschig. Gingen wir morgens zum Bauern, um uns mit Lebensmittel einzudecken, mussten wir da durch. Das wäre kein Problem gewesen, wenn die ganze Straße nicht voller Regenwürmer gewesen wäre. Wir machten einen Kurzurlaub und hatten Pech, dass das Wetter nicht gut war und es viel regnete. Dadurch war die Straße aufgeweicht. Man wusste nicht, wo man hintreten konnte, ohne die Regenwürmer zu verletzen. So sehr ich mich vor ihnen ekelte, aber darauf treten wollte ich denn doch nicht. Nie wieder habe ich eine solche Invasion von Regenwürmern gesehen.

Zusätzlich habe ich hier heute gelesen, dass jemand einen Regenwurm gegessen hat, um in eine Clique aufgenommen zu werden. Lieber würde ich alleine bleiben und verhungern, als einen Regenwurm zu essen. Bei dem Gedanken daran wird mir schon schlecht, dabei bin ich gar nicht solch ein Weichei. Wie verhaltet ihr euch bei so viel Regenwürmern? Versucht ihr wie ich ein freies Plätzchen zum Hintreten zu finden oder denkt ihr gar nicht an die Regenwürmer und geht weiter ohne zu gucken?

Wenn ich einen einzelnen Regenwurm auf der Straße antreffe - oder auch zwei oder drei, eben eine übliche Menge - setze ich sie sogar zur Seite. Das habe ich schon als Kind gemacht und bin dadurch oft zu spät zum Unterricht gekommen. Und ich mache es bis heute. Ebenso wie Schnecken, aber um ehrlich zu sein nur die mit Haus.

Ich bin also definitiv niemand, der einfach auf Regenwürmer drauflatschen würde, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Ich bin aber zum Glück noch nie in die Verlegenheit gekommen, auf so eine riesige Menge zu treffen. Ich hätte auf jeden Fall auch versucht, für jeden Schritt ein freies Plätzchen zu ergattern. Aber das ist wohl nur bedingt möglich. Ich hoffe, die Vögel haben dann wenigstens noch etwas von den zertretenen Regenwürmern und so wäre ihr Tod nicht ganz sinnlos.

Ich wundere mich, dass ein Kind schon so fürsorglich mit Regenwürmern umgeht. Ich kannte nur die Kinder, die die Regenwürmer beobachtet haben und nichts machten oder diejenigen, die sie zerteilten oder darauf traten, wo ich immer schon geschimpft hatte. Da Regenwürmer blind und taub sind, aber ein ausgezeichnetes Nervensystem besitzen, müssten sie auch Schmerzen empfinden können, wenn sie gequält werden. Auch hier im Stadtgebiet sehe ich hin und wieder einen zertretenen Regenwurm. Für die meisten Menschen sind diese Tiere dazu da, zertreten zu werden. Dabei leisten sie Großartiges und lockern den Boden auf.

Ich musste zum Glück noch nicht durch eine Straße gehen, in der so viele Regenwürmer waren. Das hätte ich dann auch nicht so toll gefunden, auch wenn ich mich nicht wirklich vor diesen Tieren ekele. Aber ich würde auch nicht darauf treten wollen, weil ich die Tiere nicht verletzen möchte. Als Kind habe ich auch die Regenwürmer immer gerettet, indem ich mir einen Ast geschnappt habe und mit dessen Hilfe die Regenwürmer an die Seite gesetzt habe. So ungewöhnlich finde ich das also nicht.