Verhindert 'im Stehen essen' ein Sättigungsgefühl?

Ich habe neulich gelesen, dass man nicht im Stehen essen sollte, weil man da kein Sättigungsgefühl bekommt und der Körper es angeblich nicht als Mahlzeit ansieht, wenn man im Stehen oder gar im Gehen isst. Gerade auf dem Weihnachtsmarkt isst man ja doch eher im Stehen. Auch auf der Kirmes kommt die Bratwurst im Stehen doch gerade Recht, wenn man Hunger hat.

Merkt ihr es, dass man angeblich kein Sättigungsgefühl bekommt, wenn man im Stehen isst? Vermeidet ihr es im Stehen zu essen? Isst man denn im Stehen automatisch mehr?

Im Stehen isst man meist schneller und in größeren Bissen die man nicht so gut kaut. Das allein führt schon dazu dass man größere Mengen zu sich nimmt bevor ein Sättigungsgefühl entsteht. Das Sättigungssignal des Magens braucht eine gewisse Zeit, im Schnitt 15 bis 20 Minuten. In dieser Zeit hat man im Stehen seine Mahlzeit meist schon verzehrt und es gibt Leute die dann noch eine zweite Portion bestellen weil sie meinen sie wären noch nicht satt.

Im Stehen zu essen ist ungemütlich, von daher isst man sehr viel schneller und hektischer. Und genau deswegen stellt sich auch kein Sättigungsgefühl ein und man neigt dazu, zu viel zu essen, nicht deswegen, weil der Körper es nicht als Mahlzeit ansieht. Wenn man im Sitzen isst, dabei aber nicht anständig kaut, sich keine Zeit lässt und schlingt, kommt es auf genau das Gleiche heraus.

Ich merke keinen Unterschied, ob ich stehend, gehend, sitzend oder liegend esse. Ich esse aber nicht sehr oft im Stehen. Wenn dies einmal der Fall ist, dann sind die Portionen eh beschränkt, weil es sich um einen Schnellimbiss handelt. Dann kommt es alleine aufgrund der Menge schon nicht dazu, dass ich richtig satt werde.

Ich kenne eigentlich keine Situation, in der man stehend große Mengen isst. Vielleicht kommt das Gefühl, dass man sitzend schneller satt wird, daher, dass man zu enge Hosen trägt und diese beim Sitzen kneifen. Ansonsten sehe ich keinen Grund, warum man im Stehen nicht satt werden sollte. Wenn man irgendwo im Restaurant oder zu Hause gemütlich isst, dann dauert dies normalerweise länger als im Schnellimbiss, sodass man doch eigentlich mehr isst, weil die Essenszeit länger ist. Also würde ich eher die umgekehrte These aufstellen.

Ich esse selten im Stehen. Trinken hin und wieder, aber essen finde ich wirklich unbequem. Manchmal lässt es sich aber nicht vermeiden. So haben wir letztens Langosh auf dem Weihnachtsmarkt gegessen und das auch im Stehen. Und ich war schon nach der Hälfte echt richtig satt. Da kann ich nun nicht bestätigen, dass es nicht satt macht. Ich vermute sogar, dass ich im Sitzen mehr gegessen hätte, weil es eben gemütlicher ist und man nicht so den Drang hat, schnell weiter zu wollen.

Ich denke nicht, dass das einen Unterschied macht, ob man jetzt sitzt oder steht beim Essen. Ich denke viel mehr, dass es auf das Drumherum ankommt und wenn man dann quasi abgelenkt ist und sich nicht wirklich auf das Essen konzentrieren kann, sondern mit anderen Sachen beschäftigt und abgelenkt ist, dann bekommt man es nicht so wirklich mit, wie viel man gegessen hat und man ist unter Umständen viel später satt. Aber man kann genauso gut im Sitzen beim Essen abgelenkt sein.

Ehrlich gesagt kann ich diese Annahme so nicht direkt bestätigen. Natürlich gibt es die klassischen Stressituationen, in denen man sich innerhalb von drei Minuten ein belegtes Brötchen zwischen die Zähne schiebt, während man von der Zugtür zum Büro rennt und wo jegliches Gefühl von Geschmack, Genuss und Befriedigung des Appetits ausbleibt, weil es allein um die Zufuhr von Energie geht, aber man kann ja auch ganz anders, langsam und genussvoll im Stehen essen.

Ich denke da beispielsweise an Weihnachts- oder Jahrmärkte, wo man sich mit den gekauften Schlemmereien um Stehtische gruppiert und die Gerichte verzehrt, während man gemütlichen Smalltalk hält und das Treiben beobachtet. Der Unterschied zu jeder anderen Nahrungsaufnahme besteht dann wirklich rein in der Tatsache, dass ich nicht sitze, wobei Esstempo, Größe der Bissen und alles drumherum exakt gleich bleibt. Demnach bin ich nach einer Bratwurst, einer Tüte Pommes, einem Crêpe oder einer Schale Champignons mit Soße auch gut gesättigt und gönne mir vielleicht noch eine süße Kleinigkeit zum Abschluss, aber nicht Nachschlag um Nachschlag, ohne satt zu werden.

Einzig und allein korrekt ist es, dass Aktivität im Stehen und Bewegung in Form von Spaziergängen das Sättigungsgefühl bei mir relativ schnell mindern und Appetit und Platz für mehr machen. Das nutze ich auch gerne bei Grillfesten oder größeren Feierlichkeiten aus, um zu verhindern, dass ich nach der ersten Portion schon kugelrund und apathisch in der Ecke liege. Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang um das Gelände passt dann sehr viel eher noch ein abschließendes Kuchenstück, als wenn ich die ganze Zeit am Fleck sitze oder stehe und mich keinen Millimeter bewege.

Natürlich stimmt es nicht das der Körper eine Mahlzeit die wir im Stehen einnehmen nicht als Mahlzeit ansieht. Und natürlich ist es auch nicht wahr das dann kein Sättigungsgefühl entsteht. Es dauert ca. 20 Minuten bis der Magen dem Gehirn mitteilt das man satt und und die Nahrungsaufnahme einstellen kann. In diesem zwanzig Minuten hat man aber, um bei deinem Beispiel zu bleiben, das Bratwurstbrötchen schon lange vertilgt. Also glaubt man noch Hunger zu haben, obwohl man ja gerade etwas gegessen hat. Das führt meistens dazu noch mehr zu essen (als man eigentlich braucht) was oftmals in einem Völlegefühl endet.

Man sagt man soll nicht im Stehen, Gehen oder generell nebenbei essen weil man dabei eben dazu neigt mehr zu essen als man muss. Und das führt auf Dauer zu Übergewicht. Gerade bei Diäten wird einem geraten sich für seine Mahlzeiten Zeit zu nehmen und bewusst zu essen. Denn merkt man, beim langsamen essen, das ich satt bin kann man aufhören zu essen obwohl der Teller vielleicht noch halb gefüllt ist.