Hat Hitzlsperger´s Coming Out eine Signalwirkung?
Thomas Hitzlsperger´s Coming Out ging ja heute durch alle Medien. Fast ausnahmslos waren die Reaktionen darauf positiv. Nur sein Ansinnen dieses Coming Out´s, speziell schwulenfeindliche Gruppierungen in aller Welt und wohl auch in Russland damit anzusprechen, wird für mein dafürhalten wohl eher verpuffen. Glaubt ihr das derartige Aktionen ein Umdenken bewirken können, eine Signalwirkung haben und für mehr Toleranz gegenüber Schwulen oder auch Lesben führen werden?
Wünschenswert wäre es auf jeden Fall, das würde wahrscheinlich das Leben für viele Menschen leichter machen.
Aber ich denke nicht, dass dieses Coming Out eine langfristige Wirkung haben wird, außer in den nächsten Tagen melden sich noch viele weitere bekannte Sportler, die ebenfalls homosexuell sind. Dann könnte er vielleicht derjenige sein, der das ganze ins Rollen gebracht hat.
Natürlich hat so ein Coming-Out keine weltverändernde Wirkung und plötzlich ist alles anders. Es ist ein kleiner Schritt. Aber ein Weg muss in vielen, kleinen Schritten gegangen werden. Und jeder Schritt hat seine Wirkungen und ist ein Schritt vor einem anderen Schritt. Ich finde es sehr mutig und bewunderswert.
Ich weiß, dass die ewige Debatte über Homosexualität und Toleranz vielen Menschen auf die Nerven geht. Ich bin erst vor kurzem hier im Forum darauf aufmerksam gemacht worden und man kann es auch in den Kommentaren unter dem verlinkten Artikel lesen. Aber ich finde sie dennoch notwendig. Wenn wir nicht darüber reden, wird sich nichts ändern. Dann würde das Anliegen, Homosexuellen die gleichen Recht zuteil werden zu lassen, in der Versenkung verschwinden. Und so trägt solch ein Coming-Out einer öffentlichen Person dazu bei, dass es das nicht tut und dass sich das Thema weiterbewegt.
An sich ist es ja schon traurig, dass überhaupt so ein riesiges Theater darum gemacht wird, wenn sich jemand als homosexuell outet. In einer Gesellschaft, in der Homosexualität nämlich als wirklich akzeptiert und zur Heterosexualität gleichwertig gelten würde, würde nämlich niemand eine Sensation darin sehen, wenn jemand ganz selbstverständlich sagt, dass er Menschen des gleichen Geschlechts liebt. Wäre diese Gleichwertigkeit und absolute Akzeptanz da, bräuchte es solche Aktionen nicht mehr.
So lange diese Akzeptanz allerdings noch nicht vorhanden ist, finde ich es schon gut, wenn Prominente sich auf diese Art und Weise outen. Vielleicht wirkt es auf einige vorurteilsbehaftete oder homophobe Menschen doch die Augen öffnend, wenn sie sehen, dass eine von ihnen angesehene Person homosexuell ist. Ich denke, der Hintergrundgedanke dabei ist einfach, dass Menschen sich denken: "Ach, der ist homosexuell? Homosexuelle sind ja doch nicht anders als Heterosexuelle!" Das würde dann Vorurteile langsam Stück um Stück abbauen, was ich für wichtig halten würde.
Nur ist natürlich traurigerweise zu bezweifeln, ob diese Botschaft bei extrem homophoben Menschen ankommt. Wirkungsvoll und gewissermaßen beeindruckend wäre es sicherlich, wenn sich nun gleich eine größere Menge an Prominenten als homosexuell outen würden. Aber das wird wohl leider nicht geschehen. Aber vielleicht bin ich auch einfach zu pessimistisch eingestellt.
Ich denke es nicht! Es wird einen kurzen Medienhype geben und das war´s dann auch schon. Ähnlich wie es sich mit dem Suizid von Robert Enke, dem Alkoholgeständniss von Uli Borowka und der Kokainaffäre von Christoph Daum verhalten hat.
Ernsthafte Themen unterliegen im Fußball einfach keiner Nachhaltigkeit. Das einzig nachhaltige am Fußball sind Titel! Dafür ist der Sport zu sehr auf Unterhaltung und Vermarktung getrimmt und nicht auf gesellschaftspolitische Themen. Eigentlich traurig, da der Sport doch so viele Menschen begeistert - auch ich liebe Ihn!
In meinen Augen ist es schon ein Armutszeugnis für unser Land, dass über die sexuelle Orientierung eines ehemaligen Profisportlers überhaupt so ein Aufriss gemacht wird - ist natürlich wieder eine super tolle Gelegenheit für all die Gutmenschen, ihre ach so tolerante Einstellung zu zelebrieren und mit erhobenem Zeigefinger auf die nicht Toleranten zu zeigen.
Der Gedanke des Geouteten mag ja gut gemeint sein, ich glaube aber nicht, dass dieses Outing irgendeinen positiven Effekt auf Leute hat, die Homosexualität abstoßend finden. Ich bin generell auch der Ansicht, dass diese Outings ihren Zweck verfehlen. Eigentlich möchte man doch gleichbehandelt werden und kein Hetero käme auf die Idee, sich als solcher zu outen. Entsprechend finde ich, dass man sich weder verstecken, noch outen sollte, sondern einfach ganz normal offen leben und damit signalisieren, dass die Sexualität gerade keine Rolle in der Öffentlichkeit spielen sollte und dass man sich nicht rechtfertigen muss.
Es wäre ja wünschenswert, aber viel ändern wird sich vermutlich nicht. Die Akzeptanz für Homosexualität scheint in der Fußballszene ja leider immer noch sehr gering zu sein. Sich da erst nach der aktiven Zeit zu outen, dürfte da sicherlich noch um einiges einfacher sein, als es zu tun, während man noch spielt. Die Schmähgesänge der gegnerischen Fans kann man sich lebhaft vorstellen und vielleicht würde so ein Spieler nicht mal mehr von den Fans des eigenen Vereins akzeptiert werden. Insofern ist es nur verständlich, dass sich eben niemand outet, der Profi-Fußball spielt. Während es in anderen Teilen der Gesellschaft längst kein Problem mehr ist, ist man da im Fußball eben sehr rückständig. Aber einer muss ja mal den Anfang einer möglichen Veränderung machen und deshalb finde ich es gut, dass Hitzlsperger sich geoutet hat.
CCB86 hat geschrieben:ist natürlich wieder eine super tolle Gelegenheit für all die Gutmenschen, ihre ach so tolerante Einstellung zu zelebrieren und mit erhobenem Zeigefinger auf die nicht Toleranten zu zeigen. (...) Ich bin generell auch der Ansicht, dass diese Outings ihren Zweck verfehlen. Eigentlich möchte man doch gleichbehandelt werden und kein Hetero käme auf die Idee, sich als solcher zu outen. Entsprechend finde ich, dass man sich weder verstecken, noch outen sollte, sondern einfach ganz normal offen leben und damit signalisieren, dass die Sexualität gerade keine Rolle in der Öffentlichkeit spielen sollte und dass man sich nicht rechtfertigen muss.
Schön wäre es, sogar ideal, wenn eine prominente Person ganz normal und nebenbei sagen könnte, dass sie einen gleichgeschlechtlichen Partner hat. Also wenn eine Frau einfach ganz selbstverständlich sagen könnte "Ich fahre morgen mit meiner Frau in den Urlaub." oder ein Mann einfach sagen könnte "Zu dem Termin hat mein Mann mich begleitet." Ja, das wäre toll, denn dann würde Homosexualität wohl von der Gesellschaft schon komplett akzeptiert werden. Aber so ist es heute traurigerweise noch nicht.
Selbst, wenn ein Prominenter nicht an die große Glocke hängt, homosexuell zu sein, ja, selbst wenn das Outing nicht dramatisch einem Bekenntnis gleich geäußert wird, die Medien machen doch trotzdem das große Thema draus! Gab es nicht neulich eine Politikerin, die nur nebenbei sagte, ganz normal, dass sie mit ihrer Partnerin zusammen irgendetwas tun wird? Obwohl sie daraus keine Sensation machen wollte, kam es in einen Nachrichten. Die Medien machen eine Sensation daraus. Und das zeigt deutlich, dass es mit einer wirklichen gleichwertigen Akzeptanz zwischen Homosexualität und Heterosexualität in Deutschland zur heutigen Zeit leider noch immer nicht so weit her ist.
Und ja, Du hast Recht: Kaum ein heterosexueller Mensch würde sich hinstellen und groß verkünden: "Ich bin heterosexuell!" Allerdings hat der durchschnittliche heterosexuelle Mensch auch mit seiner Heterosexualität nicht unter einer Nicht-Akzeptanz zu leiden, im Gegensatz zu Schwulen und Lesben, deren Sexualität nicht von jedem einfach akzeptiert wird. Ein Heterosexueller muss nichts fürchten, wenn er seinen andersgeschlechtlichen Partner auf der Straße umarmt, küsst, oder mit ihm Händchen hält. Wenn zwei schwule Männer das tun, kann es sein, dass sie dafür von wildfremden Passanten angespuckt oder verprügelt werden. Ein Heterosexueller muss sich nicht anhören, seine Heterosexualität sei krank und unnatürlich. Schwule und Lesben bekommen derartige Vorwürfe oft zu hören, regelmäßig sogar.
Da liegt ein deutlicher Unterschied, der es meiner Meinung nach notwendig macht, homophoben Menschen endlich mal zu vermitteln, dass Homosexuelle nicht seltsam, krank oder überhaupt sonderlich anders als Heterosexuelle sind. Die Outings homosexueller Prominenter dienen dazu, zu zeigen, dass Homosexuelle keine seltsamen Freaks sind, und dass auch beliebte Prominente homosexuell sein können. Es geht hier doch um die Signalwirkung, weniger darum, dass der Fußballer, um den es hier geht, jedem unbedingt von seinem männlichen Partner erzählen wollte. Es ist eine ziemlich gesellschaftskritische Angelegenheit, keine persönliche, auch, wenn das Thema erst einmal eher privat wirken könnte.
Interessieren würde mich noch Deine Aussage zu den "Gutmenschen". Glaubst Du wirklich, "Gutmenschen" würden die Medien mit Berichten über Homosexualität fluten, um damit über Intolerante zu lästern? Wieso denkst Du das? Kannst Du Dir nicht vorstellen, dass es auch andere Gründe für die Berichterstattung geben könnte?
CCB86 hat geschrieben:Eigentlich möchte man doch gleichbehandelt werden und kein Hetero käme auf die Idee, sich als solcher zu outen. Entsprechend finde ich, dass man sich weder verstecken, noch outen sollte, sondern einfach ganz normal offen leben und damit signalisieren, dass die Sexualität gerade keine Rolle in der Öffentlichkeit spielen sollte und dass man sich nicht rechtfertigen muss.
Ich kann Wawa666 nur in allen Punkten Recht geben. Sicherlich würden Homosexuelle gerne einfach ihr Leben leben und ihren gleichgeschlechtlichen Partner ohne viel Aufhebens zu öffentlichen Veranstaltungen mitnehmen. Aber lassen das die Medien zu? Nein, sie stellen dann hundert Fragen. Mitunter die Frage: "Bedeutet es, dass sie schwul sind, dass sie heute einen Mann an ihrer Seite haben?". Und dann wäre die Antwort auf diese Frage eben das Coming-Out. Ich würde da an meinen Partner denken. Wenn er da mitmachen will, gleich mit hunderten Fotos, kann man es ruhig so machen. Aber wenn er nicht will oder ich gerade gar keinen Partner habe, dann beantworte ich die Frage eben, ohne dass sie wirklich gestellt wurde. Gehüpft wie gesprungen.
Und warum stellen die Medien diese Frage? Weil die Gesellschaft diese Frage stellt. Es ist nun mal noch nicht normal, wenn jemand schwul ist. Die Gleichberechtigung, die volle Akzeptanz und die Normalität ist einfach noch nicht gegeben. Und solange das nicht der Fall ist, wird es öffentliche Coming-Outs geben. Und dass sich kein Hetero outet und über seine Sexualität spricht, liegt daran, dass das normal und akzeptiert ist.
Es muss ja auch kein Prominenter jeden Tag eine Erklärung abgeben, dass er weiterhin eine glückliche Ehe führt, dass er gesund ist und seine Frau gerade nicht schwanger. Nein, die Erklärung kommt erst bei der Trennung, nach einer Diagnose oder wenn ein Kind unterwegs ist. Weil das eine Abweichung von der Normalität ist, die man ansonsten immer einfach annimmt. Das ist doch total logisch. Ich hasse dieses "Heteros outen sich doch auch nicht"-Argument.
Ich finde es sehr schade, dass das ein Mensch im öffentlichen Leben überhaupt machen muss. Immerhin sollte ein Mensch das ausleben dürfen, was er möchte und dafür nicht Rechenschaft stehen müssen. Man muss sich das mal vorstellen, man ist schwul und muss es dann nicht nur seiner Familie beichten, sondern auch noch völlig fremden Menschen, die dann über einen urteilen nur aufgrund der Vorlieben die man hat. Eine sehr traurige Sache wie ich finde und ein trauriges Bild unserer Gesellschaft.
Natürlich wird das vielleicht auch andere Männer und Frauen dazu animieren, dass sie zu ihrer Sexualität stehen können, aber warum muss man sich denn outen? Warum kann man nicht einfach man selber sein, Leute treffen die man mag und sich mit dem das Bett teilen mit dem man mag? Warum muss das noch ein Thema sein und man damit groß an die Presse gehen? Ich finde den Schritt an sich für alle Betroffenen vorbildhaft, aber es ist sehr traurig das unsere Gesellschaft ihn nun als mutig bezeichnet und als Vorbild. Ich finde, dass man jeden Menschen so hinnehmen sollte wie er ist und da kann es einem egal sein, wen er liebt.
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