Könntet ihr euch vorstellen ein Pflegekind aufzunehmen?
Das Thema ist in unserem Bekanntenkreis im Moment ganz aktuell. Ein befreundetes Ehepaar kann keine eigenen Kinder bekommen. Sie überlegen nun, ob sie sich ein Pflegekind aufnehmen. Über Adoption wurde auch geredet. Aber der Mann würde erst mal ein Pflegekind haben wollen. Die Frau ist damit aber gar nicht so einverstanden, weil ein Pflegekind ja meist nach einer gewissen Zeit wieder abgegeben werden muss.
Würdet ihr ein Pflegekind aufnehmen wollen? Könntet ihr euch das vorstellen, dass ihr euch monatelang um ein Pflegekind kümmert und es euch dann wieder weg genommen wird? Ich glaube, dass ich mit diesem Gedanken nie ein Pflegekind aufnehmen könnte.
Ich denke, dass es schon schwierig ist und ich könnte das ehrlich gesagt wohl nicht. Eben weil man das Kind dann wieder abgeben muss. Ich würde da sicherlich zu viele Gefühle investieren und dann psychisch total am Ende sein, wenn das Kind dann wieder weg geht. Das könnte ich nicht so leicht machen. Ein Adoptivkind ist da schon etwas anderes und ich denke auch, dass man sich darauf eben leichter einlassen kann.
Ein Pflegekind aufzunehmen oder eine Adoption einzugehen, ist wirklich ein himmelweiter Unterschied, der bedacht werden sollte. Je nach Situation kann ein Pflegekind aber auch sein Leben lang in der Pflegefamilie verbleiben und sogar später adoptiert werden. Mein Bruder war so ein Fall. Es war zu 100 % klar, dass die Mutter nie in der Lage sein würde, den Jungen zu versorgen. Aber sie wollte ihn dennoch nicht zur Adoption freigeben. Meine Mutter wusste aber, dass er für immer bei ihr bleiben würde.
Meine Mutter hat auch in den letzten Jahren, nun da alle ihre Kinder aus dem Haus sind, wieder Pflegekinder aufgenommen. Dabei handelte es sich aber wirklich um zeitlich begrenzte Geschichten. Es waren auch Jugendliche und nicht etwa Kleinkinder. Meine Mutter hegt mit über 60 Jahren ja auch keinen Kinderwunsch mehr, sondern wollte helfen.
Und so kann ich es mir auch sehr gut vorstellen. Mein Mann und ich haben uns ja gegen eigene Kinder entschieden, weil die Welt, so wie wir sie sehen, einfach nicht gut genug ist für unsere Kinder. Ich habe auch gar keinen Babywunsch mehr und kann mir gar nicht vorstellen, zu wickeln und das Geschrei zu ertragen. Ich finde ältere Kinder viel angenehmer.
Im Moment dürften sie aber auch noch keine Jugendlichen sein, da dann der Altersunterschied zu mir nicht groß genug ist. Es sollte schon immer so sein, dass man auch natürlicherweise gut die Mutter sein könnte, finde ich. Wenn ich nun eine 16jährige aufnehme, wäre ich bei der Geburt nur wenig älter gewesen. Biologisch natürlich möglich, aber nicht gut. Aber Kinder im Alter von 5 bis 10 Jahren könnte ich mir gut vorstellen.
Mir würde es dann auch wirklich nicht darum gehen, diese Kinder zu "behalten". Ich würde ihnen gerne ein Zuhause bieten, solange sie es bei ihren Eltern nicht haben können. Ich würde auch nicht davor zurückschrecken, wenn diese Kinder wirklich Probleme hätten, z.b. aggressiv wären oder misshandelt worden wären. Im Moment ist es uns noch nicht möglich und mein Mann verschwendet auch keinen Gedanken daran. Aber wenn wir etwa älter sind, werde ich das Thema sicher mal ansprechen.
Ich glaube, den meisten Frauen würde es schwer fallen, nur vorübergehend ein Pflegekind aufzunehmen. Ich meine, es ist eine Sache, wenn man beispielsweise den eigenen Neffen für ein paar Wochen aufnimmt bis seine Eltern aus dem Urlaub zurück sind. Schließlich gehört man zu einer Familie und wird sich auch nach dieser gemeinsamen Zeit oft auf Geburtstagen, Hochzeiten und Feiertagen treffen und verliert sich so nicht so schnell aus den Augen.
Bei fremden Pflegekindern ist die Lage meist anders. Man kümmert sich monatelang um das Kind und wenn die Zeit um ist, sieht man es meist nie wieder. Irgendwann wird das Pflegekind auch größer und wer weiß, ob es sich dann noch an die Pflegeeltern von damals erinnern werden. Erinnerungen verblassen schließlich mit der Zeit.
Ich glaube, gerade Frauen dürfte so etwas ziemlich schwer fallen, weil sie auch sehr schnell Muttergefühle entwickeln und es dann schwer ist, gerade ein hilfloses Kleinkind dann abgeben zu müssen. Möglicherweise fällt so etwas Männern viel leichter, da sie das eher als "Aufgabe" sehen, die man erledigen muss und sich schwerer emotional binden.
Eine Adoption wäre meiner Meinung nach, gerade für Frauen leichter als die Aufnahme eines Pflegekindes, weil man da auch keine Blockade entwickelt. Ich glaube, wenn ich ein Pflegekind hätte, von dem ich wüsste, dass ich es in zwei Monaten eh wieder abgeben müsste, dann würde ich von vorneherein eine innere Blockadehaltung aufbauen und mich dagegen wehren, eine Beziehung zu dem Kind aufzubauen. So etwas spüren Kinder natürlich und ich glaube nicht, dass so etwas auf Dauer gut für deren Entwicklung wäre. Schließlich werden die Kinder automatisch annehmen, dass das Verhalten der Pflegemutter ihre Schuld ist und nicht von den äußeren Faktoren abhängig ist.
Olly173 hat geschrieben:Ich glaube, wenn ich ein Pflegekind hätte, von dem ich wüsste, dass ich es in zwei Monaten eh wieder abgeben müsste, dann würde ich von vorneherein eine innere Blockadehaltung aufbauen und mich dagegen wehren, eine Beziehung zu dem Kind aufzubauen.
Aber es muss doch nicht immer eine mütterliche Beziehung sein, die man eingeht. Wenn man ein Baby aufnimmt und hofft, es für immer behalten zu dürfen, wird man so eine mütterliche Beziehung eingehen. Aber man kann doch auch ein Kind aufnehmen und sich liebevoll darum kümmern, ohne sich gleich als Mutter zu fühlen.
Natürlich ist die Beziehung dann nicht so eng wie zwischen einem Kind und einer Mutter. Ich glaube aber nicht, dass dies für das Kind von Nachteil wäre. Immerhin hat es ja eine Mutter. Es geht darum, ihm ein sicheres, vorübergehendes Zuhause zu geben. Bei so einer kurzen Dauer wie zwei Monate steckt man doch auch noch in der Kennenlernphase. Eine echte mütterliche Beziehung, die das Kind auch so sieht, dauert meines Erachtens länger. Ich würde mich jedenfalls so einem Kind ganz langsam nähern und nicht zu viel Nähe verlangen. Immerhin ist man für das Kind eine Fremde.
Ich habe großen Respekt vor der Leistung von Pflegeeltern. Eine Freundin von mir hat sich zusammen mit ihrem Ehemann dazu entschlossen, Pflegeeltern zu werden. Der Antrag ist gerade eingereicht und die beiden warten im Prinzip auf das erste Pflegekind, das zu ihnen kommt. Ich finde das lobenswert und positiv, aber für mich persönlich wäre das gar nichts.
Ich habe gar nicht die notwendige fachliche Expertise, um angemessen mit möglichen Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Problemen umgehen zu können. Ich glaube ich wäre heillos überfordert und könnte gar nicht richtig damit umgehen. Das wäre weder für mich gut noch für das Pflegekind.
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