Nach der Scheidung merken, dass man doch zusammen gehört

In meinem Bekanntenkreis war in der letzten Woche eine Scheidung. Das Trennungsjahr haben die beiden sehr gut überstanden und keiner trauerte sichtlich dem anderem hinterher. Man hatte den Eindruck, dass die beiden die Trennung gut überwunden haben und nur noch auf die Scheidung warten.

Nun war, wie gesagt, letzte Woche die Scheidung und einen Tag nach der Scheidung sind die beiden wieder zusammen gekommen. Sie haben nach der Scheidung einen Kaffee getrunken und haben da schon gemerkt, dass es eigentlich ein Fehler war sich scheiden zu lassen.

Nun ist die Scheidung noch nicht rechtskräftig. Wäre es also möglich, dass man die Scheidung noch rückgängig machen kann, wenn sie das dann theoretisch wollen würden? Der Richter hat bei der Scheidung gesagt, dass das Urteil erst rechtskräftig ist, wenn sie es zugeschickt bekommen und das kann 6 Wochen dauern.

Habt ihr so was schon mal erlebt, dass sich zwei Leute scheiden lassen und erst nach der Scheidung merken, dass sie doch zusammen gehören? Sollte man das Trennungsjahr vielleicht mit einem Beratungsgespräch koppeln ohne dass man nicht geschieden werden kann? Passiert so was vielleicht öfter als man denkt?

Ich glaube nicht, dass das so häufig vorkommt. Ich erachte es daher als nicht notwendig, an das Trennungsjahr noch ein Beratungsgespräch zu koppeln. Das Trennungsjahr ist ja schon diese Hürde, die einen vor leichtfertigen Scheidungen bewahren soll. Und es ist eine ganz schön große Hürde. Wenn man es nicht in dem Jahr merkt, ist es meistens wirklich vorbei.

Sich während des ganzen Jahres sicher zu sein und dann am Tag der Scheidung doch wieder Gefühle zu entdecken, ist ziemlich außergewöhnlich. Haben sie sich denn in dem Jahr überhaupt gesehen? Sind sie jetzt wieder wirklich glücklich miteinander? Ich könnte mir vorstellen, dass sie auch nur sentimental geworden sind, weil es nun endgültig ist und weil der Richter sozusagen laut ausgesprochen hat, dass sie nicht mehr zusammengehören.

Ich würde in dem Fall eher dazu tendieren, die Scheidung rechtskräftig werden zu lassen und eventuell in ein oder zwei Jahren wieder zu heiraten. Dann kann man es auch noch mal feiern, dass man sich noch einmal gefunden hat. Die Scheidung unwirksam machen zu lassen, kehrt die Probleme unter den Teppich und die beiden könnten wieder im Alltag versinken. Ob es überhaupt möglich ist, die Scheidung noch aufzuhalten, weiß ich nicht. Mit etwas Aufwand wahrscheinlich schon.

Dafür ist das Trennungsjahr ja da. Dennoch wird es wohl nicht so häufig vorkommen, dass sich die Partner wieder zusammen finden. Immerhin hatte es ja auch Gründe und man ist in der Regel ja immer auch ein bisschen stur, was die eigenen Standpunkte angeht. Dass man es dann wirklich noch mal versucht habe ich noch nie erlebt, aber an sich ist es doch schön, wenn die Beiden wieder zueinander gefunden haben und nun wieder ein Paar sein wollen, man muss ja nicht zwingend die Ehe als solche wieder eingehen, aber als Paar kann man ja erst mal den Versuch der erneuten Beziehung starten.

Vielleicht haben die zwei einfach nur Panik so kurz bevor die Scheidung vollendet ist. Manchmal hat man eben Angst vor dem Ungewissen und Unbekannten, was da noch kommen kann und den Ex-Partner kennt man ja mit allen Macken und weiß eben, worauf man sich einlassen würde. Ich denke, die beiden haben einfach nur Panik vor dem Allein sein und reden sich jetzt noch schnell ein, dass sie ja eigentlich doch zusammen gehören.

Ich weiß ja nicht, wie lange die beiden verheiratet waren, aber sicherlich sind die beiden schon so dermaßen aneinander gewöhnt und vertraut, dass man das nicht ohne weiteres einfach vergessen kann.

Auch bei einer normalen Trennung, kann es immer wieder passieren, dass man merkt, dass man sich doch noch liebt und zusammen gehört. Ich finde es sinnvoll im Scheidungsjahr zum Therapeuten oder so zu gehen. Denn wenn das Scheidungsjahr vorbei ist, kann man sich nicht mehr anders entscheiden.