Kinderarzt geschlossen, Vertretung behandelt keine Kinder

vom 02.01.2014, 18:13 Uhr

Jetzt über die Feiertage waren meine beiden kleinen Kinder krank. Sie litten unter einer Magen-Darm-Infektion. Um das aber abklären zu lassen, hatte ich bei meinem Kinderarzt angerufen. Dieser ist noch immer im Urlaub und auf dem Anrufbeantworter wurde an einen anderen Arzt, einen Allgemeinarzt verwiesen, zu dem man gehen soll, wenn man einen Arzt benötigt.

Kurzerhand habe ich dann auch dort angerufen. Dort war man zunächst sehr erstaunt, dass der Kinderarzt anscheinend ohne Rücksprache zu halten diese Praxis als Vertretung angegeben hat. Das fand ich ja schon prima und noch besser wurde es dann, als man mir sagte, dass man eigentlich keine Kleinkinder behandeln würde und mein zweijähriger Sohn eigentlich gar nicht kommen bräuchte. Die Sprechstundenhilfe fragte aber auf mein Drängen nach und siehe da, mein Mann durfte mit unserem kleinen Sohn in die Praxis kommen.

Dort allerdings konnte man zwar sagen, dass mein Sohn an einer Magen-Darm-Infektion leiden würde, man konnte ihm aber kein Medikament gegen Übelkeit aufschreiben, weil es anscheinend keines für so kleine Kinder geben würde. Zum Glück hatte ich meinem Mann einen Zettel mit einem Medikament mitgegeben, das aber doch gegen Übelkeit und Erbrechen bei kleinen Kindern eingesetzt wird und so hat der Arzt dann doch noch etwas verordnen können.

Ich fand das ehrlich gesagt ein starkes Stück. Zum einen, dass man sich zunächst einmal angestellt hat und gesagt hat, dass in der Praxis keine kleinen Kinder behandelt werden würden (da frage ich mich ehrlich, was Leute machen, die vielleicht auch dort angerufen haben, aber vielleicht sogar noch ein Baby zu Hause haben) und zum anderen, dass der Arzt noch nicht einmal ein gängiges Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen drauf hatte, das für Erwachsene zwar nicht verschreibungspflichtig ist, für Kinder jedoch verordnet werden darf.

Was haltet ihr von dieser Situation? Wärt ihr auch so erstaunt und vielleicht entrüstet gewesen, wenn man euch das alles gesagt hätte, was sich mein Mann und ich anhören mussten? Oder hätte euch das kalt gelassen und ihr wärt vielleicht gleich in die Kinderklinik gefahren?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Kinderklinik wäre in dem Fall gar keine schlechte Idee gewesen. Dass der Arzt keine Kinder behandelt, ist ja sein gutes Recht. Da es nun mal Kinderärzte gibt, würde das wahrscheinlich den Rahmen sprengen. Für die paar Kinder, die dann dennoch zu ihm kommen, müsste er sich aber in vollem Ausmaß auf dem laufendem halten, was Medikamente und Behandlungen betrifft. So ein Arzt lernt ja nicht alles im Studium und muss sich dann nie wieder neues Wissen aneignen.

Mich wundert es daher gar nicht, dass er keine Ahnung hatte von Medikamenten für Kinder. Das ist im Endeffekt so als würde man einen Zahnarzt fragen, wenn man mit dem Fuß umgeknickt ist. Es ist nicht sein Fachgebiet, er hat mit dem Gebiet nichts am Hut und sich wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht damit beschäftigt. Das ist doch legitim.

Ich hätte mich in den Händen dieses Arztes nicht gut aufgehoben gefühlt und wäre in die Kinderklinik gefahren. Und den Kinderarzt würde ich auf jeden Fall auch darauf ansprechen, warum er ohne Rücksprache einen nicht geeigneten Arzt als Vertretung angibt. Das ist absolut fahrlässig. Den Patienten gegenüber und dem Arzt gegenüber, der dann gezwungen ist, Kinder zu behandeln und Rezepte auszuteilen, womit er sich bestimmt auch nicht wohl gefühlt hat.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ist ja unglaublich das der Kinderarzt einfach auf einen Allgemeinmediziner verweist, der davon nicht mal was wusste, darauf würde ich ihn beim nächsten Besuch aber mal ansprechen. Allgemeinmediziner behandeln natürlich nicht gerne Kinder, weil sie sich beispielsweise mit den Dosierungsangaben nicht auskennen. Gibt es in eurem Ort denn nur einen Kinderarzt? Denn eigentlich vertreten sich doch die einzelnen Fachgruppen gegenseitig?

Zum Glück gibt es ja immer in Erreichbarkeit kinderärztliche Notdienstpraxen, auf die man zurück greifen kann.

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@laraluca: Dass sich die einzelnen Fachrichtungen gegenseitig vertreten ist nicht überall so. Das kenne ich noch aus meiner alten Heimat, dass zum Beispiel Ärzte, die auf Sportmedizin spezialisiert waren, die Wochenendbereitschaft machen müssen. Diese Ärzte sind dann mit Sicherheit auch überfordert, wenn man mit einem Kleinkind in die Praxis kommt. Allerdings gibt es in jedem Krankenhaus einen Notdienst und dort dann mit Sicherheit auch einen Kinderarzt.

Aber selbst Allgemeinmediziner sind nie immer mit allen Medikamenten für Erwachsene vertraut. Das geht auch gar, weil es ja ständig neue Medikamente auf dem Markt gibt. Und ich habe es selbst bei meiner früheren Hausärztin erlebt, dass sie für mich einige Seiten in ihrem Ratgeber durchforsten musste, bis das geeignete Medikament gefunden war.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Also wie du es formulierst siehst du die Schuld ja bei der Vertretungspraxis, aber warum sollten diese Schuld sein? Sie haben ja scheinbar nicht entschieden die Vertretung für einen Kinderarzt zu machen, sondern sind eben eine Allgemeinmedizinpraxis für Erwachsene.Wenn es partout keinen Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern gäbe, dann gäbe es ja wohl auch keine beiden unterschiedlichen Praxen. Kinder gehen nun mal nicht zum Allgemeinarzt. Der Kinderarzt ist auf Medizin für Kinder und Neuerungen in der Kindermedizin fortgebildet und spezialisiert. Der Kinderarzt kennt sich damit eben besonders gut aus. Das die Allgemeinmedizinpraxis, die die Vertretung ja auch nicht machen wollte das Kind ablehnen wollte ist nur verständlich.

Was das Medikament angeht kann ich auch verstehen, dass dies passiert ist. Es gibt schon extrem viele Medikamente für Erwachsene und aus diese versucht der Allgemeinmediziner auf dem Laufenden und spezialisiert zu sein. Selbst wenn es im Studium einmal vorkam, kann dieser Arzt doch nicht auch noch alle aktuellen Kindermedikamente auswendig kennen. Zu seinen Studienzeiten wird es für Kleinkinder vielleicht noch kein Medikament gegen Übelkeit gegeben haben und daher kannte er dies wohl nicht. Der Arzt hat am Ende das Medikament ja sogar verschrieben und sich durchaus bemüht. Mehr kann man von einem Nichtkinderarzt nun wirklich nicht erwarten.

Aber das der Kinderarzt auf eine Allgemeinpraxis verweist, die nichts davon weiß ist wirklich schon ein starkes Stück. Da würde ich beim nächsten Besuch aber einmal Dampf ablassen, was dies denn soll. Denn soll er doch lieber schreiben und angeben, dass man sich in einer Kinderklinik oder im Krankenhaus meldet als einfach irgendeinen Arzt zu nennen.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde, der Fehler liegt definitiv beim Kinderarzt. Er hätte dem Vertretungsarzt zumindest Bescheid sagen können. Es ist ja schließlich nicht so, dass er spontan und "überraschend" in den Urlaub gefahren ist, so etwas wid ja normalerweise etwas länger geplant. Noch dazu, dass er an keinen Arzt überweist, der Ahnung hat was Kinder angeht. Er hätte ja auch an eine Kinderklinik überweisen können oder sehe ich das falsch?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich sehe es ja durchaus ähnlich wie die meistens hier, dass der Kinderarzt nicht ohne zu fragen einen Arzt als Vertretung nennen hätte dürfen oder sollen. Aber dennoch ist ein Allgemeinmediziner jemand, der zumindest am Anfang das gleiche studiert hat, wie auch ein Kinderarzt, der sich dann später erst spezialisiert hat. Auch ein Allgemeinarzt sollte wenigstens ein Grundwissen haben, so dass er auch Kinder im Notfall behandeln kann, zumal es sich bei dem Medikament wirklich um ein sehr banales Medikament gehandelt hat, was auch sehr viele Leute einfach so in der Apotheke kaufen. Bei dieser Indikation gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten der Behandlung.

Wenn es dann um die richtige Dosierung gegangen wäre, so wäre das überhaupt kein Problem gewesen, wenn er das nicht gewusst hätte, denn das kann man gut dem Beipackzettel entnehmen, was ich dann auch getan habe, da der Arzt ja das Medikament nicht gekannt hat.

@Bienenkönigin: Ich habe es deshalb nicht für nötig empfunden in die Kinderklinik zu fahren, weil ich nur die Diagnose abgeklärt haben wollte und ob meine Diagnose richtig ist. Da ich kein Arzt bin wollte ich auf Nummer sicher gehen. Medikamente waren mir in diesem Moment eher zweitrangig, weil ich mich damit beruflich sehr gut auskenne. Ich wollte einfach ausschließen, dass mein Sohn etwas anderes als eine banale Magen-Darm-Infektion hat. Da sich die Diagnosestellung bei einem Kind dann nicht groß von der eines Erwachsenen unterscheidet, habe ich diesen Arzt dennoch gewählt.

@laraluca: Anscheinend gab es an diesem Tag zwischen den Feiertagen und Neujahr keinen einzigen Kinderarzt in der Nähe, denn ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum der Kinderarzt nicht an einen anderen Kinderarzt verwiesen hat. Es war bei uns schon einmal der Fall, dass unser Kinderarzt geschlossen hatte, dann aber einen Kinderarzt in größerer Entfernung angegeben hat. Somit denke ich eben, dass alle in der Umgebung Urlaub hatten an diesem speziellen Tag.

@pichimaus: Klar kann ein Arzt und eben auch ein Allgemeinarzt nicht alles wissen und auch nicht alle Medikamente kennen. Das verlangt (hoffentlich) auch niemand. Aber dennoch handelte es sich um ein Medikament gegen Übelkeit, was es schon Urzeiten gibt und was auch ein Allgemeinarzt sicherlich irgendwann einmal gelernt hat. Gerade Allgemeinärzte sollten über ein breites Wissen verfügen, denn sie lernen eben nicht nur speziell ein Gebiet zu behandeln, sondern eben alles. Wenn sie nicht weiter wissen, wird ja dann sowieso an einen Spezialisten überwiesen, der sich eben noch gezielter mit bestimmten Gebieten auskennt.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also das finde ich schon extrem stark. Ich meine ich hatte das gleiche Problem, meine Kinder hatten über die Feiertage die Windpocken und der Kinderarzt ist natürlich auch nicht da. Die nächste Kinderklinik ist bei uns über fünfzig Kilometer entfernt und da fährt man auch nicht gleich mal hin. Ist auf dem Land einfach ein wenig schwieriger. Zum Glück hatte ich gleich den diensthabenden Bereitschaftsarzt am Telefon der sich dann sogar die Mühe machte zu uns ins Haus zu kommen. So brauchten wir nicht mal raus. Und ich habe eben ein Kleinkind und ein Baby. Das war zum Glück kein Problem.

Ich finde es vom Kinderarzt schon mal seltsam diesen Arzt als Vertretung an zu geben wenn der doch gar keine Kinder behandelt. Ich meine so etwas sollte doch abgesprochen werden. Aber wurde anscheinend nicht gemacht. Und dass ein Arzt dann sagt er behandelt keine Kleinkinder ist noch extremer. Ich kenne zum Glück keinen Arzt der die Behandlung von Kleinkindern verweigert. Schon gar nicht im Notfall. Das geht doch wirklich nicht. Ich weiß ja nicht wie weit die Kinderklinik von euch entfernt ist, aber nicht jeder hat gleich eine ums Eck. Wir fahren da schon fast eine Stunde bis wir dort sind. Da bin ich froh wenn ich einen Allgemeinmediziner hier habe der sich um die Kinder kümmert.

Ich weiß nicht wie ich reagiert hätte wenn mir das passiert wäre. Zuerst weiß er nichts davon, dann behandelt er keine Kleinkinder und dann kann er nichts verschreiben weil es für so kleine Kinder nichts gibt. Ich bin hier der Meinung dass dieser Arzt seinen Beruf eindeutig verfehlt hat.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Das ist natürlich mies gelaufen, aber es muss ja noch andere Kinderärzte geben oder man wäre in eine Kinderklinik gefahren. Es ist auch nicht überdimensioniert dazu in eine Klinik zu fahren. Die sind nämlich immer da und im Notfall eben ein Anlaufpunkt. Bei uns bekommt man da auch nichts Blödes zu hören, wenn man deswegen zur Kinderklinik fährt. Lieber ein Mal zu viel anstatt zu wenig.

Dass der Allgemeinmediziner nun keine Kinder behandelt ist soweit normal, dafür gibt es ja die Kinderärzte und das es bei Erwachsenen eine ganz andere Dosis ist dürfte auch klar sein. Der normale Kinderarzt sollte als Vertretung aber auch einen Kinderarzt nennen mit dem das abgesprochen ist. Das ist schon eine ganz schöne Frechheit von ihm gewesen dies ohne das Wissen des anderen Arztes zu machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich wäre nach der Aussage der Sprechstundenhilfe direkt in die Kinderklinik gefahren. Dieser Allgemeinmediziner wäre mir zu unsicher gewesen, wenn er normalerweise keine Kleinkinder untersucht. Bei uns gibt es, wenn der Hausarzt geschlossen hat, eine Nummer, die man anrufen muss und bei dessen man zum ärztlichen Notdienst gelangt, der einem dann abfragt was man genau hat und wer betroffen ist. Dieser ärztliche Notdienst gibt einem dann die Adresse des nächsten zu behandelnden Arztes und im Notfall eben die Adresse des nächsten Krankenhauses.

Es kann immer einmal vorkommen, das man z.B. Zahnschmerzen hat und kein Zahnarzt Notdienst hat. Dies habe ich schon miterleben müssen. Ich bin dann in die Zahnklinik gefahren und habe mich behandeln lassen, denn ich hatte solche Schmerzen und konnte keinesfalls mehr das Wochenende abwarten.

Mein Hausarzt hat zum Glück auch Samstags geöffnet und nimmt auch Kinder im Notfall an, sodass ich auch mit meinem Sohn zu ihm gehen könnte. Ich finde es aber schon dreist, das dein Kinderarzt dem Vertretungsarzt nicht einmal Bescheid gesagt hat, denn das hat einfach mit Anstand zu tun den Arzt, den man auf seinem Anrufbeantworter nennt, auch vorab zu informieren.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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