Durch langes Warten eher geduldiger werden?

Geduldig wird man durch warten. Es kommt darauf an, worauf man wartet. Denn unendliches Warten auf Etwas, das zeitlich längst überfällig ist, dürfte weniger geduldig als vielmehr ungeduldig machen.

Winkt am Ende des Wartens eine Belohnung, sind mehr Menschen bereit zu warten. So war es in einem Test in Hongkong und in Chicago. Die Personen wurden in mehrere Gruppen aufgeteilt. Ein Teil der ersten Gruppe konnte wählen, ob sie in drei Tagen 50 Dollar oder in 23 Tagen 55 Dollar haben wollten. Lediglich die Tage änderten sich in Gruppe zwei, einmal waren es 30 Tage und dann 50 Tage. In der dritten Gruppe gab es eine Besonderheit. Sie durften die Wahl nach 27 Tagen treffen. In dieser letzten Gruppe entschieden sich die meisten Testpersonen, gut 85 Prozent, für die 50 Tage. Da sie schon 27 Tage gewartet hatten, kam es ihnen auf die restlichen 23 Tage auch nicht mehr an. So entschieden sie sich für den größeren Geldbetrag.

In der ersten Gruppe entschieden sich 31,03 Prozent und in der zweiten Gruppe immerhin schon 55,56 Prozent für die längere Wartezeit und mehr Geld. Somit kann man davon ausgehen, je länger wir schon auf etwas gewartet hat, desto weniger macht es uns aus, noch weiter zu warten.

Man geht davon aus, dass man für das lange Warten belohnt wird. Ich bin zwar ein geduldiger Mensch und warte auch mal. Allerdings hasse ich es, zum Beispiel auf einen Zug zu warten, der eine Stunde Verspätung hat oder auf den Bus, der erst mir fast zehnminütiger Verspätung kommt und dann möglichst noch durch fährt. Viele Menschen haben auf Weihnachten gewartet und gehofft, dass es eine „Weiße Weihnacht“ wird. Aber auch auf den Schnee mussten alle warten und das auch weiterhin. Worauf wartet ihr? Werdet ihr auch durch langes Warten geduldiger? Oder könnt ihr Warten gar nicht ausstehen?

Ich bin überhaupt nicht geduldig und bisher haben langes Warten bei diversen Ärzten, auf die Bahn oder auf andere Dinge absolut gar nichts daran geändert. Ich habe nur angefangen, die Wartezeit zu optimieren und beschäftige mich irgendiwe, damit ich gar nicht merke, wie viel Wartezeit schon verstrichen ist und wie lange ich noch warten muss. Ich glaube, ohne diese "Beschäftigungstherapie" würde ich definitiv durchdrehen bei jedem Blick auf die Anzeige, dass der Zug in 1h kommt.

Es kommt immer darauf an, um was es sich handelt, auf das ich warten muss. Wenn es etwas ist, dass mich nervös macht, dann wird für mich das Warten oft zur Tortour. Da macht es mich dann auch nicht gerade ruhiger, je länger die Wartezeit dauert.

Schlimm finde ich es auch, wenn man auf Untersuchungsergebnisse vom Arzt warten muss und dies einfach lange dauert. Da werde ich dann auch oft ungeduldig und bin in Versuchung dort anzurufen und selbst nachzufragen. Auch bin ich eher ungeduldig, wenn es um Dinge geht, die machen möchte und die einfach nicht zu klappen scheinen. Mir fällt aber immer wieder auf, dass ich vor allem ungeduldig bin, wenn es eben andere Menschen betrifft oder vielleicht auch meine Haustiere. Wenn ich da auf Anrufe warte, ist oftmals schlimmer, als wenn ich selbst betroffen bin und auf ein Ergebnis warte.

Ich denke auch, dass es darauf ankommt worauf man wartet. Wenn ich 2 Stunden auf einen Zug warte der Verspätung hat, dann entstehen mir noch Kosten und ich bekomme dafür rein gar nichts. Wenn ich aber auf Geld warte, welches mit der Zeit immer mehr wird, ich es nicht akut brauche dann kann ich mich dabei auch schon sehr lange darauf gedulden.

Ich denke, dass es sehr hilfreich sein kann, wenn man an seiner eigenen Einstellung arbeitet. Sicherlich kann ich ungeduldig den Bahnsteig rauf und runter tigern, weil der Zug mal wieder Verspätung hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich irgendwelche beruflichen Termine hatte oder den Zug nur innerhalb der Freizeit nutzen wollte. Wenn man sich aber klar macht, dass man eh nichts an der Situation ändern kann als zu warten, wird man auch geduldiger. Ich meine, nur weil man durch die Gegend tigert und ungeduldig wird, kommt der Zug davon ja nicht schneller und das sollte man sich klar machen.

Ich bin ein eher ungeduldiger Mensch und langes Warten ist gar nichts für mich. Und durch langes Warten werde ich ziemlich sicher nicht geduldiger, sondern eher aggressiv. Oft ist Warten ja sinnlos verbrachte Zeit, etwa wenn der Zug Verspätung hat oder der Bus im Verkehr stecken bleibt.

Im Wartezimmer einer Arztpraxis kann man wenigstens noch lesen oder sich mit dem Handy beschäftigen. Wenn ich tagelang oder gar jahrelang auf etwas warten muss, dann verdränge ich das und denke nicht daran. Ich warte nicht ungeduldig auf meinen nächsten Urlaub oder auf Weihnachten, sondern denke erst daran, wenn diese Ereignisse unmittelbar bevorstehen.

Ich persönlich denke, dass Geduld nicht nur vom Warten abhängt, sondern auch davon, worauf man wartet. Wenn ich zum Beispiel auf meinen Zug warte, der eine Stunde Verspätung hat, dann macht mich das eher ungeduldig als geduldig. Ich denke, das liegt daran, dass ich keine Belohnung dafür bekomme, dass ich so lange warten muss. Wenn ich jedoch auf etwas warte, das mir wichtig ist und auf das ich mich freue, wie zum Beispiel eine Reise oder ein Konzert, dann kann ich geduldiger sein.

Ich denke, dass es auch darauf ankommt, wie lange ich schon auf etwas warte. Wenn ich zum Beispiel schon seit Monaten auf etwas warte, dann kann ich es in der Regel kaum erwarten, dass es endlich passiert. Aber wenn ich schon eine Weile gewartet habe, dann ist es für mich einfacher, noch ein bisschen länger zu warten.

Es gibt auch Dinge, auf die ich nicht warten möchte. Zum Beispiel auf meine Gesundheit oder auf wichtige Entscheidungen, die ich treffen muss. Hier möchte ich möglichst schnell eine Lösung finden, damit ich mich nicht länger mit Unsicherheit und Sorgen beschäftigen muss.

Ich denke, dass Geduld eine wichtige Tugend ist, die man im Leben braucht. Aber es ist auch wichtig, dass man sich nicht zu lange mit dem Warten auf Dinge beschäftigt, die man nicht ändern kann. Es ist besser, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man beeinflussen kann und dafür zu sorgen, dass man in jeder Situation das Beste aus ihr macht.