In der Liebe gibt es kein Verzeihen - nur ein Spruch?

Den Satz, dass es in der Liebe kein Verzeihen gibt, habe ich neulich auf einer Hochzeit gehört. Dort hat der Standesbeamte diesen Satz gesagt und ich habe mit meiner Freundin, die auch auf der Hochzeit war, darüber diskutiert. Sie meint, dass man eben nichts in der Ehe machen sollte, was man verzeihen muss oder sollte. Ich hingegen würde diesen Satz so interpretieren, dass man, wenn man wirklich liebt nichts verzeihen muss, weil die Liebe eben stärker ist als alles, was verziehen werden sollte.

Wie würdet ihr diesen Satz interpretieren? Denkt ihr, dass dieser Spruch einfach nur ein Spruch ist oder hat er einen tieferen Sinn? Welchen Sinn seht ihr in diesem Spruch?

Den Satz habe ich noch gar nicht gehört, ich kenne eher „die Liebe verzeiht alles“. Vielleicht ist das ganz ähnlich gemeint? Also dass man, wenn man wirklich liebt, eben über alles irgendwann hinwegsehen könnte. Wobei das ja sehr theoretisch klingt und nicht realistisch ist. Es gibt schon Dinge, die man auch dann nicht verzeihen kann, wenn man liebt und das hat auch irgendwo seine Berechtigung.

Denn Liebe ist ja nicht bedingungslos; Liebe ist mit gewissen Erwartungen an den anderen verknüpft und eine dieser Erwartungen könnte ein respektvoller Umgang miteinander sein. Wird das nun total verletzt, dann kann als Folge davon vielleicht auch die Liebe schwinden und irgendwann ganz weg sein.

Mich verwirrt dieser Spruch, je mehr ich darüber nachdenke. Bisher habe ich noch nie gehört, dass es in der Liebe kein Verzeihen gibt, und ich verstehe die Bedeutung dieser Aussage eigentlich nicht. "Kein Verzeihen" klingt für meine Ohren negativ, so wie "keine Gnade" oder "kein Pardon". Wie passt das denn mit der Liebe zusammen? Aus diversem sentimentalen Hochzeitsgedöns kannte ich bisher nur den Spruch aus der Bibel: Die Liebe verzeiht alles. Letzteres finde ich allein schon eine gewagte Aussage, aber die Bibel hat eben gewisse Ansprüche an die Leute, die sich damit befassen.

Wenn ich mich bei der Interpretation ganz arg ins Zeug lege, kann ich mir maximal vorstellen, dass es in einer wahren Liebesbeziehung nichts zu verzeihen gibt, weil jeder Partner dem anderen so herzlich zugetan und treu ergeben ist, dass er gar nicht in der Lage ist, etwas zu tun, was der andere verzeihen müsste. Aber das ist unmenschlich, das schafft keiner. Dagegen ist der Anspruch des Korintherbriefs geradezu harmlos!

Alternativ könnte ich den Satz, dass es in der Liebe kein Verzeihen gibt, noch so auslegen, dass man auf den Liebsten oder die Liebste gar nicht böse sein kann und selbst wenn derjenige welche mal etwas verbockt, ist es so unwichtig, dass es gar nicht den Aufwand des Verzeihens erfordert. Diese Einstellung ist für mich gleichbedeutend mit Selbstverleugnung par excellence.

Ich stelle also fest, dass mir diese Aussage überhaupt nicht behagt, weil sie, wie man die Interpretation auch dreht und wendet, schier unerfüllbare Ansprüche an eine Zweierbeziehung stellt, was nur in die Hose gehen kann. Auf meiner Hochzeit wäre diese Floskel somit nicht willkommen, da ich genau weiß, dass es bei mir ebenso wie bei meinem Partner eigentlich ständig etwas zu verzeihen gibt, da wir nun mal keine Idealvorstellungen von irgendwem darstellen.

Das klingt nach einer Fehlinterpretation des "Korinther 13: Das Größte ist die Liebe" aus der Bibel (zufällig mein Trauspruch). Darin heißt es "Die Liebe übt Nachsicht..., sie rechnet das Böse nicht an..." usw.

Ich habe den Satz in der dargestellten Form auch noch nie gehört und kann mir nicht vorstellen, dass er so gemeint war.

Ich kann diesen Satz in dem Zusammenhang wohl nicht verstehen. Je mehr man darüber nachdenkt, desto weniger Sinn macht er. In jeder Beziehung wird es mal Sachen geben, die man verzeihen muss. Beispielsweise wenn einer mal schlechte Laune hat und das dann beim anderen auslässt. Das muss man ihm bei einer Entschuldigung verzeihen, wenn man eine Beziehung führen will. Eine Beziehung heißt auch mal verzeihen können, aber keine großen Vergehen begehen. Man darf nicht ständig einen Anlass geben, dass der andere verzeihen muss. Man sollte aber auch immer gemeinsam an der Beziehung arbeiten und Lösungen finden.