Wartezeiten auf einen Therapieplatz viel zu lang?

vom 29.12.2013, 04:43 Uhr

Meine Freundin hat durch einen schlimmen Schicksalsschlag im letzten Jahr eine sehr schwere Zeit durchgemacht. Sowohl ihr Arzt als auch wir haben ihr geraten, sich professionelle Hilfe bei einem Psychologen zu holen. Das hat sie dann auch eingesehen und angefangen alle Psychologen in der Stadt abzutelefonieren. Dann kam der Schock: der nächste Platz ist erst in einem Jahr frei! Nun ist sie verständlicherweise total verzweifelt.

Ich frage mich nun, was Leute machen die ein akutes Problem haben und sofort Hilfe benötigen. Es kann doch nicht sein, dass man hier in Deutschland so allein gelassen wird. Konntet ihr schon Erfahrungen mit dem Thema machen? Sind die langen Wartezeiten auch bei euch normal?

» meredesgrey » Beiträge: 308 » Talkpoints: 9,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Eigentlich meinst Du Psychotherapeuten, weil ein Psychologe ist einfach nur jemand, der Psychologie studiert hat. Es gibt seit etwas über 10 Jahren ein Gesetz, nachdem sich Psychologen noch nicht mit einer eigenen Praxis selbstständig machen dürfen, sondern sie müssen nach dem Studium noch eine drei- bis fünfjährige Weiterbildung zum Psychotherapeuten machen. Und die kostet richtig viel Geld. Vielleicht ist es vor diesem Hintergrund verständlicher für Dich, dass es eben nicht so viele Praxen von Psychotherapeuten gibt, denn nach einem langen Studium haben eben viele keine Lust, dann nochmal 20.000 EUR in eine Weiterbildung zu investieren und sich nochmal auf die Schulbank zu setzen.

Allerdings gibt es auch eine Alternative, nämlich Heilpraktiker für Psychotherapie. Auch Heilpraktiker dürfen Psychotherapie anbieten und es gibt Leute, die spezialisieren sich auf die Therapie und müssen dann eine Prüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie ablegen. Viele Kassen bezahlen das, wenn man nachweisen kann, dass man innerhalb von drei Monaten keinen Platz bei einem normalen Psychotherapeuten bekommen hat – außer der AOK. Private Kassen bezahlen Heilpraktiker ja ohnehin meistens ohne Probleme. Das Besondere ist auch, dass ganz viele Psychologen (die also studiert haben), die die aufwändige und teure Psychotherapeutenausbildung scheuten, sich eine Zulassung als Heilpraktiker für Psychotherapie geholt haben und dann damit eine Praxis eröffnen. Man landet hier also schon häufig auch bei Fachleuten. Das kann Deine Freundin ja mal probieren.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@meredesgrey! Ich kann Dir aus Erfahrung berichten wie schwer es wirklich ist einen Therapieplatz bei einem Psychologen zu finden. Es langt zudem nicht einen gefunden zu haben sondern der Therapeut muss auch von der menschlichen Seite passen. Ich habe diesbezüglich wahrlich eine Odyssee hinter mir.

Falls Deine Freundin kurzfristig keine Therapeuten findet kann sie sich kurzfristig in eine Psychiatrische Krisenintervention einweisen lassen. Bei akuten psychischen Situationen wird sie bestimmt dort aufgenommen. Die Psychiatrische Krisenintervention in unserer Stadt nimmt Menschen in solchen Situationen kurzfristig auf. Wenn Sie dort aufgenommen wird klappt es auch mit der Vermittlung eines Psychologen. Über einer Psychiatrischen Klinik klappt die Vermittlung eines Psychologen sehr schnell.

» Helios » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,56 »



Nein normal ist das nicht. Als man mir vor ein paar Jahren zu einer Therapie geraten hat, hätte ich sofort bei mindestens 10 Psychologen eine Therapie beginnen können. Und ich glaube ich habe nur diese 10 Therapeuten angerufen.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich sollte damals auch eine Therapie machen, und musste ein halbes Jahr lang warten. Eher wäre kein Platz frei gewesen. Eine Bekannte von mir hat auch eine Therapie gemacht, und sie musste auch ein halbes Jahr lang auf einen Platz warten. Ich finde es auf einer Seite sehr unverschämt, dass man so lange Wartezeiten hat. Denn es gibt viele Menschen, die ein halbes oder ein Jahr nicht auf einen Platz warten können, und sofort behandelt werden müssen. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass man nicht mehr so lange, auf ein Therapieplatz warten muss.

» maira » Beiträge: 91 » Talkpoints: 12,94 »


Wenn man ein akutes Problem hat, dann kann man sich in die Psychiatrie einweisen lassen. Das kann sogar der Hausarzt machen. Dort wird bei akuten Problemen geholfen.

Ansonsten ist es mittlerweile normal, dass man sechs bis zwölf Monate auf einen Therapieplatz warten muss. Denn es gibt nun mal weniger Psychotherapeuten, die von den Krankenkassen eine Zulassung haben, als Patienten. Allerdings kann man sich auch nach Psychotherapeuten umsehen, die keine Kassenzulassung haben. Über das Kostenerstattungsverfahren kann auch die Krankenkasse die Kosten dafür übernehmen.

Ansonsten gibt es für verschiedene Probleme auch andere Anlaufstellen. Die Telefonseelsorge hat zum Teil auch deutschlandweit Büros und man kann dort Termine wahr nehmen. Und es gibt noch weitere Anlaufstellen wie Wildwasser, Weißer Ring und Diakonie, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

» XL » Beiträge: 680 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^