Unheimliche Geräusche hören, wenn allein in der Wohnung

Ich bin es noch nicht lange gewohnt, alleine in einer Wohnung zu sein. Ich kenne das seit Jahren nicht mehr. Nachdem meine Kinder so nach und nach ausgezogen sind, habe ich diese durch Untermieter ersetzt. Jetzt nach Weihnachten bin ich zum ersten Mal mehrere Tage ganz alleine in einer großen Wohnung und höre besonders am Abend Geräusche, die mir vorher nie aufgefallen sind. Manchmal bilde ich mir ein, dass eine der Untermieterinnen wieder da ist, aber dem ist offensichtlich nicht so.

Hört ihr auch unheimliche Geräusche, wenn ihr alleine in der Wohnung seid, beziehungsweise fallen euch dann Geräusche auf, die ihr sonst überhört? Eben habe ich zum Beispiel ein Knallen aus der Küche gehört und beim Nachschauen gemerkt, dass es nur eine Plastikflasche war, die sich ausgedehnt hat. Auch die Nachbarn, die ich sonst überhaupt nicht bemerke, höre ich jetzt. Sind die Sinne geschärft, wenn man alleine zu Hause ist?

Ich kenne das so gut. Ich bin in einer 7köpfigen Familie großgeworden. Irgendjemand war immer da. Als dann meine Geschwister und ich älter wurden und immer mehr Zeit außerhalb des Hauses verbrachten, lange Schule hatten und solche Sachen, wurde es immer ruhiger. Das war schon sehr ungewohnt und überhaupt nicht schön.

Als ich mal abends ganz allein im Haus war, habe ich es vor dem Schlafengehen von oben bis unten abgesucht, ob alle Fenster zu waren und so. Gerade als ich komplett durch und wieder in der Küche war, hörte ich Geräusche. Ich habe mich im Küchenschrank versteckt! Dann kam meine Schwester zur Tür rein. Ich bin ihr heulend vor Erleichterung um den Hals gefallen.

In dem Fall gab es ja wirklich einen Grund für ein Geräusch. Aber auch sonst habe ich immer jedes Knacksen vernommen. Ich denke, das ist mit ein Grund, warum Menschen die allein leben, immer den Fernseher an haben. Ich glaube nicht, dass die Sinne wirklich schärfer sind. Man ist halt vorsichtiger, weil man unterbewusst unsicher ist. Man ist die Situation einfach nicht gewohnt. Es wird aber besser. In meiner Studentenwohnung war ich öfter mal allein. Es war auch besser, weil es eben nur eine Wohnung war. Jetzt im Haus bin ich praktisch wieder niemals allein. So gefällt mir das auch viel besser.

Oh ja, da verstehe ich dich nur zu gut. Mir ist auch sehr unheimlich zumute, wenn ich mal allein in der großen Wohnung bin.

Allein die Möbel machen sich ja auch durch das Ausdehnen des Holzes schon bemerkbar. Dann sind es irgendwelche Geräusche, die aus dem Flur oder der Küche zu kommen scheinen. Oder man hört Geräusche im Badezimmer, die aber aus der Nachbarwohnung kommen. Ja, und die Bewohner in den Nachbarwohnungen oder darüber und unter mir, die bewegen sich natürlich auch. Ist es dann still in der eigenen Wohnung hören die Ohren alles, was sich bewegt.

Ganz schlimm ist es hier, wenn ich bereits im Bett liege. Was ich sonst nie hörte, höre ich dann. Ob das Bett irgendwie leitet, ich weiß es nicht. Selbst leise Musik oder Sprechen höre ich im Bett, was ich sonst nie bemerke. Bevor ich ins Bett gehe, sehe ich in jedem Zimmer nach und überprüfe auch, ob abgeschlossen ist. Als Kind habe ich früher sogar unter das Bett geguckt und in die Schränke.

Einmal ist es mir passiert, dass ich mitten in der Nacht Geräusche im Wohnzimmer hörte. Ich habe das Schlafzimmer gleich neben dem Wohnzimmer und lasse die Schlafzimmertür immer einen Spalt offen. Ich wurde wach durch ein Geräusch. Im Dunklen fand ich nichts anderes. Da habe ich meinen Pantoffel genommen und bin ganz leise zur Tür geschlichen. Durch den Spalt sah ich nur etwas Dunkles am Tisch stehen, da kein Licht an war. Ich habe die Tür leise geöffnet und stand mit erhobenen Arm und dem Pantoffel in der Hand im Zimmer, als die Gestalt sich umdrehte und mich ansprach. Es war mein Neffe, der mich nicht durch Licht erschrecken wollte. Hätte er sich nicht umgedreht, hätte ich mit dem Pantoffel zugeschlagen. Durch dieses Erlebnis wäre ich fast vor Angst gestorben.

Diese Abwehrmaßnahme hätte mir nicht viel gebracht, aber ich hatte das Gefühl, etwas tun zu müssen. Ich glaube aber auch, wenn man alleine ist, achtet man auch jedes Geräusch.

Mir ging das früher auch so. In meinem Elternhaus war immer irgendetwas los. Entweder lief der Fernseher oder die Stereo-Anlage, manchmal waren auch Schritte zu hören oder Geräusche aus der Küche. Oft waren auch Unterhaltungen oder Gelächter zu hören oder der Rasenmäher draußen. Als ich dann aber ins Studentenwohnheim zog, bin ich fast durchgedreht. Ich bin praktisch schon von einem tropfenden Wasserhahn oder einer tickenden Uhr fast wahnsinnig geworden und habe diese unerträgliche Stille kaum ausgehalten. Ich habe mir dann immer angewöhnt, im Hintergrund Musik oder den Fernseher laufen zu lassen, selbst wenn ich gar nicht darauf geachtet habe, was da gespielt oder gezeigt wurde. Aber mit dieser Geräuschkulisse fühlte ich mich einfach viel wohler.

Ich bin in dieser Hinsicht eher abgehärtet. Für mich gibt es keine "unheimlichen" Geräusche. Es gibt höchstens Geräusche, die mich neugierig machen, aber unheimlich definiere ich persönlich komplett anders. Wenn mir was unheimlich ist, würde ich bestimmt nicht nachschauen gehen, was die Ursache davon ist, sondern würde mich eher verkriechen wollen und das Geräusch versuchen auszublenden oder zu meiden. Dass ich aber ein Geräusch wirklich unheimlich finde ist das letzte Mal in meiner Kindheit vorgekommen.