Sind homophobe Männer oft selbst homosexuell?

vom 27.12.2013, 16:58 Uhr

Wir leben zwar in einem Land, welches diesem Thema im Vergleich mit anderen Ländern sehr aufgeschlossen ist, dennoch ist ein breiter Bevölkerungsanteil immer noch homophob. Da gibt es einerseits solche Menschen, die mit diesem Thema noch nie in Kontakt getreten sind, und Homosexualität deswegen als befremdlich empfinden. Viele trauen sich nicht, ihre Sexualität offen zu zeigen, weswegen viele auch keine Personen kennen, von denen sie wissen, dass sie homosexuell sind, obwohl vermutlich jeder von uns solche Personen im Freundeskreis hat. Dann gibt es aber noch eine Gruppe von hauptsächlich männlichen Personen, die sich gezielt gegen Homosexualität aussprechen. Oft meinen sie, es wäre unvereinbar mit ihrer Religion und zitieren ein paar Bibelverse, andere können ihre Ansicht jedoch nicht wirklich begründen und haben einfach einen blinden Hass gegen solche Menschen.

Nun haben jedoch wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass Homophobie auch das Ergebnis der Abwehr von eigenen homosexuellen Tendenzen sein kann. In einem Experiment wurde untersucht, wie Männer auf homosexuelle Inhalte reagieren. Dabei wurden einerseits Männer untersucht, die sich als nicht homophob bezeichneten, und andererseits auch solche, die sich explizit als schwulenfeindlich outeten. Tatsächlich zeigte das Experiment einen sehr interessanten Ausgang: So wurden 34% der Männer, die sich als nicht homophob bezeichneten, durch die Inhalte, die ihnen gezeigt wurde, sexuell erregt. Gleichzeitig zeigten aber 80% der Männer, die sich als homophob bezeichneten, dieses Verhalten.

Diese Ergebnisse kann man doch sicherlich so interpretieren, dass die Homophobie bei vielen Männern dadurch entsteht, dass sie sich nicht mit ihren eigenen sexuellen Präferenzen auseinandersetzen wollen. Denkt ihr, dass eine solche Interpretation zulässig ist? Könnte das Ergebnis auch nur dadurch zustande gekommen sein, dass die Gruppe der homophoben Männer unter stärkerem Stress stand und sie dadurch eine stärkere Durchblutung aller Organe aufwiesen? Genaueres zu diesem Experiment ist im Übrigen auf Wikipedia nachzulesen, unter dem Artikel "Homophobie".

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Man kann sicherlich einen Menschen an ein Messgerät hängen und dann sehen, welcher Bereich des Gehirnes auf bestimmte Bilder, Videos und so weiter reagiert. So ein Test würde mehr Sinn machen als zu testen, ob die Durchblutung zunimmt, da dies eben auch durch Stress hervorgerufen werden kann. Ich denke schon, dass es viele Homosexuelle in unserem Land nicht leicht haben. Wenn sie dann noch einer Zeit entstammen in der es hieß, dass solche Menschen nichts wert wären und so weiter, dann trauen sie sich natürlich nicht dazu zu stehen und wenden sich weiterhin gegen Menschen, die dies tun, das ist natürlich.

Homophonie ist aber sicherlich auch in gewisser Weise die Angst vor dem Ungewissen, die Angst vor dem was man nicht kennt. Man erwartet vielleicht dass diese Menschen komplett anders sind, weil man es selber nicht ist und dann hat man eben auch Angst davor, was natürlich Schwachsinn ist. Oftmals fehlen die Berührungspunkte, weil keiner so gerne offen durch die Gegend geht und sagt, was oder wen er gerne im Bett hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Diese Studie ist mir auch bekannt. Der Grad der Erregung wurde meines Wissens in dieser Studie mit der sogenannten Phallographie ermittelt, also wie stark der Betreffende eine Erektion bekam. Meine Erfahrung deckt sich mit diesen Studienergebnissen. Gerade bei übertrieben unschwul auftretenden Männern stelle ich mir schon häufiger die Frage, ob sie etwas verbergen, verdrängen oder kompensieren möchten. Ich denke, dass diese Welt ein deutlich besserer Ort wäre, wenn man zu sich selbst und zu seinen Vorlieben stehen könnte ohne von Ausgrenzung und Schlimmerem bedroht zu sein.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wie viel Prozent der Bevölkerung sind denn in etwa in gewissem Maße homophob? Ich weiß ja nichts genaues, ich würde aber erwarten, dass das schon einige tausend Leute sind, vor allem in der älteren Bevölkerung dürfte dies schon ein relativ großer Teil sein. Dass in einer großen Gruppe von mehreren tausend Personen der eine oder andere auch dabei sein wird, der nicht zu seiner eigentlichen Sexualität steht, das dürfte mehr als wahrscheinlich sein. Aber das beantwortet nicht die Frage, die eigentlich ganz anders lautet. Nämlich, ob es da einen ursächlichen Zusammenhang gibt, also dass Homophobie dann bevorzugt entsteht, wenn man eigene Sexualität und eigene sexuellen Orientierungen verdrängt.

Die Einleitung zur Studie habe ich gerade mal gesehen. Dort wurden 35 Männer befragt, die sich als homophob bezeichneten und 29 Männer, die sich als nicht homophob bezeichneten. Eine repräsentative Studie kommt nicht mit rund 60 Teilnehmern aus. Das ist nicht nur bei psychologischen Studien, sondern auch bei Medikamentenstudien und ähnlichen Forschungsaufgaben so. Die Ergebnisse können bei einer so kleinen Testgruppe auch rein zufällig zu Stande gekommen sein, weil man zufällig die Probanden unglücklich gewählt hat. Wenn man 2000 homophobe Männer mit den Reaktionen von 2000 nicht homophoben Männern vergleicht, dann können sich schon ganz andere Prozentzahlen als Ergebnis abbilden. Das Ergebnis der erwähnten Studie ist bestenfalls interessant. Aber es beweist noch nichts, außer dass es spannend wäre, dazu eine richtig große Studie zu machen.

Zudem sollte man vor dem Verallgemeinern einen genauen Blick darauf werfen, wer hier getestet wurde: Es handelt sich ausschließlich um Studenten der Psychologie der Universität Georgia, die im Mittel etwa um die 20 Jahre alt waren. Als alles junge Männer, die an der Uni so einen Test mit machen, um ein paar Studienpunkte zu bekommen. Solche Tests werden zwar immer anonymisiert, aber trotzdem kann keiner der Probanden zu hundert Prozent sicher sein, dass die Testergebnisse nicht doch rückverfolgbar sind. Ich würde behaupten, dass irgend welche Männer, die man anonym auf der Straße befragt hätte, da ehrlicher geantwortet hätten. Zudem wissen Psychologiestudenten genau, wie solche Tests funktionieren und wie man sie manipuliert.

Es wird ja im Volksmund so immer wieder gemunkelt, dass oftmals viele Leute Psychologie studieren, die insgeheim merken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt und die deshalb das Studium anfangen, weil sie verstehen wollen, wie sie selbst ticken. Es könnte ja also auch durchaus sein, dass unter den Studenten tatsächlich ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Männern dabei ist, der mit seiner Sexualität nicht im Reinen ist. Wenn man aber zufällige 65 Männer in der Fußgängerzone befragen würde, wo sich die Probanden durch alle Altersklassen und gesellschaftliche Schichten und Berufsgruppen zieht, sich so ein Phänomen gar nicht zeigen würde.

Von daher würde ich mahnen, dass man bei jeglicher Interpretation hier sehr sehr vorsichtig sein sollte. Und die oben genannte Interpretation in dem Ausgangsposting halte ich für ziemlich gewagt bis fragwürdig. Aber vielleicht gibt es zu dem Thema ja noch andere Studien, aus denen man eher Rückschlüsse ziehen könnte?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich denke nicht, dass Homophobe oft selbst schwul sind. Ja, sicherlich sind einige homosexuell und können einfach nicht zu sich selbst stehen, aber das dürfte ein verhältnismäßig kleiner Teil sein. Der Rest besteht einfach aus religiösen Fanatikern (und da sind Christen, Moslems und Juden gleich, also keiner besser als der andere) oder Menschen, die die Vorstellung von zwei Männern, die ein paar Stunden miteinander verbringen einfach ekelhaft finden.

Leider sind letztgenannte oft so abgeneigt, dass sie Schwule hassen, anstatt einfach nur die Art und Weise ihrer Bettzeit nicht schön zu finden. Ich habe mit meinem Freund darüber gesprochen, den ich anfangs auch für homophob hielt, weil er sehr oft schwulenfeindliche Witze macht, und er meinte, es sei ihm egal, wer was mit wem macht, solange beide volljährig und damit einverstanden sind.

Am schlimmsten unter den Homophoben sind die, die öffentlich dagegen sind und nicht wollen, dass sie die gleichen Rechte haben wie Heten, aber dennoch Lesbenpornos gucken.

Ich möchte noch kurz klarzustellen, warum ich nicht mehr denke, dass mein Freund schwulenfeindlich. Er macht auch frauen-, juden-, christen-, ausländer-, fetten-, langhaarigen-, raucher- und arbeitslosenfeindliche Witze, obwohl er viele Frauen in seinem Freundeskreis hat, die er sehr respektiert. die jüdische Religion sehr interessant findet, einige Ausländer zu seinen Freunden zählt und selbst (wie er sagt) fett, langhaarig, Raucher und vor einigen Monaten auch arbeitslos war. Bei den Christen sagt er mit stolz, dass er sie hasst. Er sagt offen, er darf solche Witze machen darf, da er grundsätzlich alle Menschen bescheuert findet, sich selbst und seine Freunde eingeschlossen. Er hat einfach einen allgemeinen Menschenhass und steht dazu.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Von dem verstorbenen Hass-Prediger Fred Phelps aus den USA wird das vermutet. Aus Selbsthass wird Hass gegen andere. Dieser war nämlich extrem voller Hass gegen Homosexuelle und wünschte ihnen die Hölle.

Dieser Prediger hat sogar bei Beerdigungen von homosexuellen Menschen die Trauerfeier gestört. Mit seiner Gruppe und böse bitterböse Parolen gebrüllt. Es muss nicht unbedingt sein, dass Phelps oder andere Schwulenhasser selbst schwul sind. Sie haben vielleicht einen homosexuellen Sohn und deshalb voller Hass oder haben vielleicht auch negative Erfahrungen mit schwulen Männeranmache oder gar sexuellen Missbrauch erfahren und sind deshalb so drauf.

» KnechtAlfred » Beiträge: 24 » Talkpoints: 6,76 »


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