Designerbrille bei geringer Sehschwäche nötig?
Herr X ist knapp vierzig Jahre alt und hat bisher noch nie eine Brille benötigt. Seit kurzer Zeit jedoch sieht er vor allem auf die Nähe etwas schlechter und etwas verschwommener, so dass er sich einen Termin beim Augenarzt geholt hat und dort vorstellig geworden ist. Der Augenarzt hat dann bei einem Sehtest eine geringfügige Sehschwäche von 0,25 und 0,5 Dioptrien festgestellt.
In der Augenarztpraxis mitintegriert ist auch ein kleiner Optikerladen. Dazu ist in der Augenarztpraxis auch eine Optikermeisterin angestellt, die dann mit den Patienten in den kleinen Laden nebenan geht und dort eben auch Brillen aussucht.
Herr X hat sich in der Augenarztpraxis dann eben auch einen Termin für den Optikerladen geben lassen und war dann etwas entsetzt, als die Optikermeisterin ihm nur Designerstücke als Brillen vorgesetzt hat, obwohl er seine Brille nur sehr selten tragen wird, weil sie eben nur eine geringe Stärke hat und Herr X sie dann hauptsächlich für den Computer brauchen wird, also wäre das bei ihm lediglich zu Arbeitszwecken am Abend, wo ihn sowieso niemand außer seiner Frau sieht. Eine solche Brille, die dann mehrere hundert Euro gekostet hätte, war ihm dann aber doch zu teuer und er ist in die Stadt gefahren und hat dort bei einem Optiker eine Brille gekauft, die nur einen Bruchteil gekostet hat und trotzdem sehr schick aussieht.
Was hättet ihr gemacht? Hättet ihr euch für eine solche Designerbrille entschieden, auch wenn kaum jemand die Brille sieht und ihr sie auch nur selten tragen würdet oder hättet ihr es wie Herr X gemacht und wärt auch noch zu einem anderen Optiker gegangen, der euch preiswertere Brillen anbieten hätte können? Hätte sich die Optikermeisterin nicht denken können, dass Designerbrillen nicht unbedingt nötig sind, wenn man Brillen nur selten trägt? Immerhin wusste sie, für was Herr X seine Brille benötigen würde.
Das muss jeder für sich selber entscheiden. Einige wollen denke ich schon nur bei gelegentlichem Tragen eine Designerbrille, andere machen sich daraus gar nichts und wollen selbst bei alltäglichem Gebrauch keine Designerbrille. Wenn Herr X keinen Wert auf eine Designerbrille legt, würde ich an seiner Stelle keine Designerbrille nehmen. Wenn er sich mit so einem Ding wohler fühlt, kann er denke ich auch ruhig für kurze Momente eine Designerbrille nehmen.
Vielleicht rechnet er damit, dass sich die Sehkraft weiterhin verschlechtert wird und dass er sie bald öfters und länger tragen wird? Dann braucht er nur die Gläser austauschen und kann sich ja die Fassung behalten.
Das Optikergeschäft in die Augenarztpraxis zu integrieren, empfinde ich fast schon als Frechheit. Es könnte gut sein, dass mich das davon abhalten würde, mich bei diesem Arzt untersuchen zu lassen. Es ist doch klar, dass der meint, ich bräuchte eine Brille, wenn seine Frau (oder eben "nur" Geschäftspartnerin) damit gleich ein Geschäft machen kann. Das halte ich für unseriös.
Auch dass sie dann nur teure Designerbrillen da hat. Die Patienten haben gerade erst die Nachricht erhalten, dass sie eine Brille brauchen und werden dann gleich mit Angeboten überfallen. Ohne, dass sie in Ruhe darüber nachdenken konnten oder mit einem Brillenträger in ihrem Bekanntenkreis über dessen Erfahrungen reden konnten. Wenn man bisher keine Brille brauchte, hat man auch nie auf die Preise geachtet. Ich könnte mir gut vorstellen, dass einige Patienten/Kunden denken, dass Brillen nun mal so teuer sind.
Also, ich finde das ganz schön dreist. Dementsprechend finde ich die Reaktion von Herrn X sehr verständlich, sich auch anderweitig umzusehen. Wenn er die Brille wirklich nur abends braucht und er da nicht eitel ist, ist ein Designermodell mehr als unnötig. Und wenn man ein Designermodell will, würde ich mir auf jeden Fall einen besseren Überblick verschaffen, als in diesen erstbesten Laden zu gehen, dessen Angebot bestimmt nicht riesig ist. Wenn es mir wichtig ist, welche Brille ich auf der Nase habe, will ich nicht aus wenigen Modellen auswählen müssen.
Ich hoffe, ich wäre genauso umsichtig wie Herr X und würde schnurstracks wieder gehen. Aber die Optikerin hat da eine verdammt gerissene Verkaufstaktik.
Mit dieser Kombination gibt es doch für beide Seiten Vorteile. Denn nicht jeder Patient hat Lust oder ist körperlich dazu in der Lage noch zu anderen Optikern zu gehen wegen einer Brille. Man bietet am Ende doch nur einen Service zur Augenarztpraxis an, den niemand zwingend nutzen muss. Und so wie eben die eine Person gleich eine Designerbrille möchte, auch wenn sie täglich nur eine halbe Stunde genutzt wird, gibt es eben auch das Gegenteil.
Ich brauche meine Brille täglich von morgens bis abends. Doch selbst das ist kein Grund für mich da mehrere hundert Euro zu investieren. Andere Menschen lassen sich sogar entsprechende Brillen machen, obwohl sie gar keine Sehhilfe brauchen. Es ist also eine persönliche Entscheidung, ob ich diesen Service vom Augenarzt nutzen möchte oder ob ich einfach nur eine Brille für wenig Geld haben will, die ihren Zweck erfüllt.
Ich brauche meine Brille den ganzen Tag über. Da ist es mir schon wichtig ein zeitloses, gut sitzendes und passendes Modell zu wählen. Sicherlich kaufe ich kein Gestell für Tausend Euro, aber da ich auch nicht allzu oft ein neues Brillengestell kaufe, gucke ich nicht ausschließlich auf den Preis. Zu Hause trage ich aber ein uraltes Gestell, vor allem, wenn ich im Bett noch lese. Ich bin nämlich schon mit Brille eingeschlafen und das ist der Brille nicht so gut bekommen. Mit dem alten Gestell möchte ich auch nicht gesehen werden. Ich bin aber doch ein wenig verwundert, dass die Optikerin keine günstigen Modelle im Angebot hat. Da entgeht ihr ja doch der ein oder andere Kunde.
Ich finde es nicht schlimm, dass Herrn X in dem kleinen Optikerladen nun ausschließlich teurere Brillen namenhafter Hersteller gezeigt wurden. Ein Laden, der an eine Augenarztpraxis angeschlossen ist, bietet natürlich für die Optikermeisterin den Vorteil, dass manche Patienten gar nicht mehr woanders schauen, sondern sich direkt vor Ort für ein Brillengestell entscheiden. Manche können vielleicht aus gesundheitlichen Gründen keine weiteren Läden mehr aufsuchen, andere empfinden es als besonderen Service, dass sie praktisch alles aus einer Hand bekommen. Daher bietet es sich dann für die Betreiberin auch an, vor allem teurere Brillen anzubieten.
Abgesehen davon sieht man die üblichen Markenbrillen eigentlich recht häufig. Ich benötige (leider) noch keine Brille, aber auch in der Uni sehe ich häufig Kommilitonen mit Brillen von Prada, Gucci, Ralph Lauren oder Ray-Ban. Nicht alle Brillen dieser Hersteller sind so wahnsinnig teuer, aber es ist ja auch Geschmackssache, was man als sehr teuer bezeichnen möchte und was nicht. Ich habe aber insgesamt den Eindruck, dass Markenbrillen im mittleren Preissegment doch recht beliebt sind.
Würde ich eine Brille benötigen, würde ich mir ein Modell kaufen, das mir richtig gut gefällt. Selbst wenn ich die Brille nur selten tragen müsste, würde ich sie als schönes Accessoire ansehen und mir dementsprechend auch ein Modell aussuchen, das ich toll finde, das gut verarbeitet ist und sich gut anfühlt. Das wäre mit ziemlicher Sicherheit auch eine Designerbrille und kein billiges No-Name-Gestell.
Herr X hat ja eine Lösung gefunden, die ihn zufriedenstellt. Letztendlich muss niemand das Angebot annehmen und es wird sicher auch niemand genötigt, ein paar hundert Euro für eine Brille auszugeben, obwohl er vielleicht nur einen zweistelligen Betrag ausgeben wollte. Wenn jemand nicht nein sagen kann und die teurere Brille kauft, obwohl er das eigentlich nicht möchte, dann ist das ein ganz anderes Problem. Das hat aber nichts damit zu tun, dass den Patienten der Augenarztpraxis direkt ein Optikerladen empfohlen wird.
Ich hätte es wohl genauso gemacht wie Herr X und auf das Designermodell verzichtet. Natürlich ist es klar, dass ein Augenarzt den Patienten bei Bedarf an den Optiker verweist, der in der Praxis integriert ist. Und dass die Optikermeisterin ihre Modelle an den Mann bringen möchte, ist ja auch klar. Wenn sie eben nur teure Designmodelle in dem Laden hat, dann ist es verständlich, dass sie versucht, diese auch zu verkaufen. Aber man muss dort ja nichts kaufen, wenn man das nicht möchte und darum wäre ich sicher auch in einen anderen, günstigeren Laden gegangen, um dort zu schauen.
Ich trage meine Brille auch nur selten, weil ich sie nur beim Autofahren trage und darum habe ich mich auch nicht für das teuerste Gestell entschieden. Natürlich hätte die Optikermeisterin sich denken können, dass Herr X nicht so ein teures Gestell benötigt, aber wenn sie keine preiswerteren Modelle hatte, konnte sie die auch nicht vorführen.
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