Sollte man wortgewandt sein als Kellnerin / Bedienung?

vom 22.12.2013, 00:07 Uhr

Ich gehe zur Zeit mit meinem großen Sohn regelmäßig ins Schwimmbad, weil er gerade einen Schwimmkurs absolviert. In diesem Schwimmbad gibt es unter anderem auch ein kleines Bistro mit wenigen Tischen. Dort arbeitet auch nur die Pächterin. Sie nimmt dann logischerweise auch jede Bestellung dort an und bedient die Leute.

Wenn ich dort in dem Bistro sitze und die Stunde, in der mein Sohn seinen Schwimmkurs hat, warte, höre ich immer auf einem Ohr mit, was die anderen Leute dort bei der Pächterin bestellen. Jedes Mal nach der Bestellungsaufgabe sagt sie "ja, gerne" und grinst. Das ist aber ein für mich sehr unecht wirkendes Grinsen und das ständige "ja, gerne" nervt auch ein wenig, wenn man das eine komplette Stunde lang hören muss.

Kennt ihr das auch von Bedienungen, die ihr öfters seht, dass sie in ihrem Wortschatz nichts anderes haben als eine Floskel, die sie bei jedem Gast dann anwenden? Ich selber würde ja abwechseln und auch je nach Gast eventuell anders reagieren. Wie würdet ihr es machen, wenn ihr als Bedienung arbeiten würdet oder arbeitet? Habt ihr dann auch einen größeren Wortschatz für eure Gäste oder bleibt es auch bei immer der gleichen Wortwahl? Würde euch das auch nerven, wenn jemand immer wieder das Gleiche sagt?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe nichts gegen "ja gerne" und finde, eine Kellnerin sollte nicht durch Wortgewandtheit überraschen, sondern einfach nur die Bestellungen aufnehmen und das Essen bringen. Mehr Anforderungen habe ich an eine Frau in diesem Beruf nicht. Zudem muss man auch bedenken, dass der Job als Kellnerin ja eher ein einfacher Beruf ist, den etwa Studenten machen, wenn sie sich was dazuverdienen wollen. Genauso arbeiten viele Ungelernte als Kellner.

Wenn man dann anfängt, bei solchen Jobs noch Zusatzanforderungen zu stellen (sie muss wortgewandt sein, ihre Floskeln variieren usw.), dann verkompliziert man solch einen einfachen Job noch. Lass doch die Kellnerin Kellnerin sein, lass sie ihr "ja gerne" sagen; das ist eh kein besonders toller Beruf - körperlich anstrengend, man verdient dabei nicht viel - verlange nicht auch noch großartige Eloquenz von ihr.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 22.12.2013, 00:57, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Mir ist es eigentlich nicht so wichtig, was eine Kellnerin zu mir sagt, mir ist es nur wichtig, dass sie freundlich ist und dass sie mich richtig bedient, mir also keine falschen Sachen serviert. In der Regel bekommt man es als Gast ja auch nicht so mit, dass jemand ständig die selbe Floskel verwendet. So etwas merkt man ja doch nur, wenn man ein wenig darauf achtet. In meinem Beruf versuche ich schon ein wenig, die Floskeln zu verändern und je nach Kunden anzupassen. Das liegt aber einfach daran, dass ich es selber nervig finden würde, immer das selbe zu sagen. Die Kunden bekommen es ja sowieso nicht mit.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke mal, das schleift sich im Laufe der Zeit als Routine ein und nicht immer ist Zeit, sich mit Gästen länger auseinander zu setzen. Ich kenne das von mir selbst, wenn ich Kunden immer wieder den für mich gleichen Schiet erklären und vermitteln soll. Da hat man einfach irgendwann auch keinen großen Bock mehr zu und spult sein Standardprogramm ab - gerade wenn man halt auch noch andere Arbeiten zu erledigen hat. Solange das aber alles vernünftig erledigt ist, muss ich mich auch nicht mit dem Kellner/der Kellnerin unterhalten. Es gibt natürlich welche, die haben da ein Talent den Kunden noch ein wenig zu entertainen, das finde ich immer witzig und das bleibt in Erinnerung.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Für mich kommt es auch darauf an in welchem Umfeld eine Bedienung arbeitet. In einem Schwimmbad wo meist Gelegenheitsgäste zum Essen kommen die mehr Wert auf schnelle Bedienung als auf Konversation legen reicht eine Floskel sicher. Der einzelne Gast merkt es meist gar nicht. Etwas anderes kann es sein bei Stammgästen oder Gästen die häufiger kommen - in einem Kurort, in der Nähe eines Seniorenheims oder in Gaststätten mit einem besonderen Klientel.

Hier kann es durchaus angebracht sein dass die Bedienung sich auf verschiedene Gäste individuell einlässt und nicht nur Floskeln verwendet sondern wirklich auf den Gast eingeht damit dieser sich wohlfühlt und auch wiederkommt. Im genannten Fall würde mich die Floskel nicht stören, immerhin nimmt die Frau sich die Zeit dafür was in solchen Betrieben nicht unbedingt der Normalfall ist.

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» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Eigentlich ist für mich nur wichtig, dass die Bedienung nett und höflich ist beziehungsweise einfach freundlich wirkt. Wenn sie Floskeln vom Stapel lässt finde ich es nicht allzu schlimm, da ich es ohnehin nicht merken würde, weil ich in keinem Bistro oder Restaurant Stammgast bin.

Für mich muss eine Kellnerin beziehungsweise ein Kellner nicht wortgewandt sein. Würde solch eine Bedingung noch notwendig sein, würde es diese Arbeit wohl für viele Leute erschweren. Im Stress würde ich auch nicht immer auf jeden Kunden eingehen und mich einfach einer Floskel bedienen. Zumal ich denke, dass wortgewandt nicht unbedingt das richtige Wort ist. Man redet ja nicht unbedingt viel mit den Kunden, vor allen Dingen nicht, wenn sehr viel los ist. Eine andere Frage, die ich mir stelle ist, was soll man denn außer "ja, gerne" noch sagen? Etwas, was äußert wortgewandt klingt? Mir würde jetzt nichts einfallen, außer etwas sehr hochgestochenes.

Mich stört es ja auch nicht, dass Verkäufer beziehungsweise Kassierer auch ständig "Guten Tag" am Anfang und am Ende "Einen schönen Tag noch!" sagen. Es ist halt einfach eine Floskel, die sich bei ihnen sozusagen "eingebürgert" hat und mich nervt das bei keinem. Ich kann mir eher vorstellen, dass es die Verkäufer/Kassierer nervt, wenn sie tagtäglich das gleiche sagen müssen.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es schon ein bisschen viel verlangt, wenn Kellner/Innen oder sonstiges Servicepersonal sich nicht nur die Hacken wund laufen müssen, wenn viel Betrieb ist, sondern auch noch ihre Wortwahl beim Servieren und Kassieren tunlichst variieren sollten, damit es nicht langweilig klingt. So wahnsinnig viele Möglichkeiten gibt es gar nicht, da die Vorgänge und Abläufe normalerweise immer gleich oder ähnlich sind und sich am Tag Dutzende Male wiederholen. In solchen Situationen ist es ja völlig normal, sich auf Floskeln zu konzentrieren.

"Ja, gerne" ist für mich eine durchaus akzeptable Reaktion in der beschriebenen Situation. Was soll man denn auch sonst sagen? Im Dienstleistungsbereich kann man im Umgang mit Kundschaft meiner Erfahrung nach sowieso nichts richtig machen: Wenn man wortgewandt und redselig auf die Kunden eingeht, wird gemeckert, weil die Herrschaften ihre Ruhe haben wollen, wenn man sich auf Höflichkeit und Effizienz beschränkt, heißt es: Geht es nicht ein bisschen eloquenter? Ich würde mir in diesem Job auch ein festes Repertoire an höflichen Gruß- und Dankesformeln zulegen und diese dann einfach abspulen.

» Gerbera » Beiträge: 11318 » Talkpoints: 49,34 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde es auch nicht schlimm, wenn man als Kellner immer nur das gleiche sagt. Klar, für dich ist das vielleicht langweilig, aber wäre dir nicht auch genauso langweilig, wenn du mal verschiedene Sachen hörst? Als Kellner muss man schon immer freundlich sein, immer das richtige zum richtigen Tisch bringen, aufpassen, wann die Gäste zahlen müssen, und und und. Wenn es für die Kellner dann einfacher ist, immer nur das gleiche zu sagen, sollte man das ihnen schon zugestehen.

Wenn ich im Laden jobbe, sage ich auch immer das gleiche: "(Betrag) wären das dann bitte! - Danke schön. - (Betrag Wechselgeld) zurück. - Danke auch. Frohe Weihnachtszeit - Danke, Auf Wiedersehen." Etwa so läuft ein "Gespräch" mit Kunden ab, vielleicht frage ich noch, ob der Kunde eine Tüte haben will, oder ich werde gefragt, ob ich die Waren auch als Geschenk einpacken kann, ob man mit Kreditkarte bezahlen darf oder so, aber allgemein wende ich auch nur diese Floskeln an. Auch meine Mitarbeiter und mein Chef wenden beinahe nur diese Floskeln an.

Wenn ich mir bei jedem Kunden überlegen müsste, was ich jetzt sage, würde ich noch viel länger zum Abkassieren und so weiter brauchen, und vor allem in der Weihnachtszeit war es so stressig, das wir alles so schnell wie möglich erledigen mussten. Die Floskeln kann ich einfach, während ich noch die Preise eintippe oder auf das Geld warte, sagen, und bisher hat sich auch noch niemand darüber beschwert.

» Twilight-Girlie » Beiträge: 421 » Talkpoints: 37,42 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass es bei den Kellnern oft so ist, dass diese Standard-Floskeln haben, da diese nun einmal nichts Anderes auch machen. Ich könnte mir auch nicht 20 verschiedene Begrüßungen ausdenken, sodass ich etwas variiere. Früher habe ich auch einmal gekellnert (bis ich dann an die Theke gewechselt habe) und ich muss sagen, dass mir die Worte auch irgendwann aus gegangen sind, sodass sich eigentlich Sätze von mir wiederholten. Da ich aber stets neue Gäste hatte, war dies eigentlich weniger ein Problem.

Ich war auch eher ein stiller Kellner. Ich habe die Leute in Ruhe speisen und trinken lassen, war aber sofort da, wenn diese etwas wollten. Ich habe auch immer nachgefragt, ob diese noch etwas zu trinken wollen, wenn deren Glas leer war. Auf so etwas habe ich schon geachtet, aber ansonsten habe ich geschaut, dass ich die Leute nicht mit unnötigen Floskeln belästige, sondern stets in Ruhe lasse. Bislang waren die Leute auch stets zufrieden mit mir, was ich dann am Trinkgeld halt auch bemerkt habe.

Ich kenne nämlich auch andere Kellner, die wirklich aufdringlich waren. Diese haben ständig nur Standard-Floskeln benutzt und haben damit die Kunden bombardiert. Die Kellner quatschen dann einfach zu viel mit den Leuten und dabei halt immer stets auf gleichem Niveau, sodass die Gäste schon teilweise genervt waren, weil diese von der Kellnerin nicht in Ruhe gelassen wurden. Die Gäste haben dann teilweise schon die Augen gerollt, aber nun ja. Es gibt wiederum Gäste, die wirklich so bequatscht werden möchten, aber halt auch genau das Gegenteil. Man liegt aber besser, wenn man Leute nicht mit Standard-Floskeln bombardiert, so finde ich. Dann lieber die Gäste in Ruhe lassen und für deren Wohl sorgen.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe mal in einem Kiosk gearbeitet und bin meistens auch nicht über wenige Floskeln hinweg gekommen. Immerhin möchte der Kunde schnell seine Ware und da habe ich immer liebe am Ende noch ein paar nette Worte dran gehangen. Ich finde, dass die Dame schon versucht höflich zu sein und das sollte man ihr auch anrechnen.

Es würde auch wirklich den Rahmen sprengen, wenn man jedem Kunden etwas anderes sagt, darüber nachdenkt und dann länger beim Bedienen braucht. Der Service gibt nun mal auch nicht viel mehr her, weil man auch nicht jedem ein Gespräch ans Bein binden kann und sollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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