Andeuten, dass man krank ist, aber nicht sagen, was man hat

vom 19.12.2013, 18:55 Uhr

Eine Bekannte rief mich an und fragte mich, wie es mir denn gehe. Wahrheitsgemäß sagte ich ihr: "Gut". Dann sagte sie: "Schön, dass es wenigstens dir gut geht." Auf meine Frage, was sie denn hätte, antwortete sie nicht und stöhnte nur. Solche oder ähnliche Anrufe bekomme ich in regelmäßigen Abständen von ihr.

Für mich sind sie ausgesprochen nervig. Diese Andeutung, dass es ihr nicht gut geht, sollte sie nicht machen, wenn sie mir nicht sagen möchte, was ihr fehlt oder welche Probleme sie hat. Ich würde ihr gerne helfen, wenn ich das könnte, aber hellsehen kann ich auch nicht. Ich habe mir schon vorgenommen, auf die Telefonnummer zu achten und nicht mehr an den Apparat zu gehen. Aber das ist sicherlich dann auch sehr gemein von mir.

Ich habe ihr auch schon gesagt, dass sie bitte nicht immer Andeutungen machen soll, wenn sie etwas hat. Sie soll es mir direkt sagen, damit ich ihr helfen kann.

Wenn jemand krank ist, warum sagt er nicht, was ihm weh tut? Vielleicht kann man helfen. Es wird immer ein großes Geheimnis darum gemacht, deshalb habe ich manchmal das Gefühl, dass die ganze Andeuterei Humbug ist und nichts dahinter. Aber das kann man wohl niemandem sagen. Wie kommt so etwas bei euch an? Glaubt ihr dann, dass jemand wirklich krank ist und bedauert ihr ihn?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich mag diese Sorte Andeutung auch nicht, weil sie bei mir immer den Eindruck hinterlässt, dass jemand um Aufmerksamkeit oder gar Mitgefühl bettelt, und das nervt mich. Aussagen wie "Schön, dass es wenigstens dir gut geht!" lassen meiner Ansicht nach noch dazu viel Spielraum für Interpretationen, und Ratespiele mag ich auch nicht. Woher soll man denn wissen, ob das jammernde Gegenüber jetzt Grippe, Liebeskummer, einen Wasserrohrbruch in der Wohnung oder Ärger im Job hat und entsprechend reagieren?

Im Gespräch neige ich dazu, solche Anwandlungen von Selbstmitleid oder das Drängen nach Aufmerksamkeit einfach zu ignorieren. Wenn ich einen etwas sarkastischeren Tag habe, sage ich auch gerne mal: Ich bin auch froh, dass bei mir gerade alles rund läuft. Auf keinen Fall würde ich versuchen, herauszufinden, woran mein Gegenüber scheinbar leidet. Solange noch Energie für Andeutungen und gequältes Seufzen übrig ist, kann es meistens so schlimm nicht sein.

» Gerbera » Beiträge: 11321 » Talkpoints: 50,18 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


So etwas würde mich auch nerven und ich denke, dass mir irgendwann die Hutschnur platzen und ich dieser Bekannten sagen würde, dass sie so etwas nicht mehr machen soll. Wenn das nicht hilft, könnte ich mir auch vorstellen, solche Kommentare einfach zu ignorieren, wenn sie sagen würde, dass es schön ist, dass es mir wenigstens gut geht. Sicher gibt es vielleicht Probleme, über die man mit Bekannten nicht reden möchte, aber ich finde, dann soll man so etwas klar sagen und nicht irgendwelche Andeutungen machen und sich dann ausschweigen. Dann darf man eigentlich keine Hilfe und auch kein Mitleid erwarten.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Noch schlimmer finde ich Leute, die auf Facebook oder anderen Netzwerken solche zweideutigen Statusmeldungen verbreiten, die dann jeder sieht. Auf die Frage, was los sei, wird dann nicht geantwortet oder es kommen nur traurige Smileys. Solche Leute kann man nicht ernst nehmen, sie sehnen sich nach Aufmerksamkeit und Mitleid mit allen Mitteln. Letztendlich stellt es sich heraus, dass ihnen einfach nur eine Lappalie passiert ist und alles schön aufgebauscht wurde, ähnlich wie "Fishing for Compliments".

» Tarane » Beiträge: 22 » Talkpoints: 1,57 »



So etwas habe ich auch schon einige Male erlebt. Manchmal geht es da scheinbar um gesundheitliche Probleme, in anderen Fällen um Beziehungsprobleme. Ich finde so ein Verhalten ziemlich lästig und nervig und habe mir daher angewöhnt, überhaupt nicht mehr darauf einzugehen. Allgemein nervt es mich, wenn Leute nur Andeutungen machen und erwarten, dass man dann nachhakt. Wenn mir jemand etwas erzählen oder mir sein Leid klagen möchte, muss er schon klar sagen, was ihn bedrückt und was er von mir möchte.

An deiner Stelle würde ich diese Andeutungen deiner Bekannten einfach ignorieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute, die wirklich etwas sagen möchten, dann irgendwann von sich aus mehr erzählen. Die anderen lassen es dann eben irgendwann komplett bleiben, wenn sie merken, dass man auf diese Form der Wichtigtuerei nicht mehr anspringt. Ich würde dieses Gestöhne von der Anruferin daher einfach komplett übergehen und zu anderen Themen übergehen.

Falls dir der Kontakt mit der Person generell auf die Nerven geht, kannst du natürlich auch einfach nicht mehr an das Telefon gehen, wenn diese Bekannte anruft. Oder du sagst ihr einfach, dass du von den ewig gleichen Jammergeschichten so genervt bist, dass du keinen Wert mehr auf den Kontakt mit ihr legst. Damit dürfte sich euer Kontakt dann komplett erledigt haben.

Gerade bei Krankheitsgeschichten finde ich es gar nicht zielführend, wenn jemand solche Andeutungen macht. Falls sich die Person körperlich schlecht fühlen sollte, muss sie eben zu einem Arzt gehen und diesem ihre Beschwerden schildern. Sollte ihr Problem eher im psychischen Bereich zu suchen sein, kann sie sich mit Freunden, oder notfalls auch mit einem Psychotherapeuten auseinandersetzen. Aber dafür muss sie dann auch von sich aus den Mund aufmachen und sollte nicht erwarten, dass die anderen ihr jedes Wort aus der Nase ziehen. Ich denke bei solchen Leuten daher auch meistens, dass sie gar nichts haben und sich nur wichtig machen wollen. Und so etwas kann ich absolut nicht leiden.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Zum Glück kann ich von meinem Freundeskreis behaupten, dass solche Andeutungen von keinem von uns gemacht oder gemocht werden. Anders sieht es jedoch bei Leuten aus, die ich neu kennenlerne. Manche Leuten neigen wirklich extrem dazu, ihr Leid zu beklagen, ohne auf den Punkt zu bringen, was sie wirklich haben, sei es tatsächlich nun krankheitsbedingte Probleme oder Probleme innerhalb einer Beziehung oder der Familie.

Früher habe ich tatsächlich noch nachgefragt, was denn los sei und war teilweise sogar erpicht darauf, den Leuten zu helfen, da ich es nicht mag, wenn es Leuten, die ich (sehr) mag schlecht geht. Jedoch habe ich dann aus meinen Fehlern gelernt und frage nun nicht mehr nach, wenn Leute ihre Probleme nur andeuten.

Ich denke mir einfach, dass es den Leuten wohl nicht so schlecht gehen kann, wenn sie ihre Probleme nur andeuten und dass sie höchstwahrscheinlich nur Aufmerksamkeit wollen. Natürlich gibt es auch diejenigen Leute, die nicht darüber reden wollen, weil sie andere Leute nicht belasten wollen, aber ich glaube, diese Art von Mensch ist ganz selten. Ihnen ist es aber wichtig, dass sie wissen, dass jemand hinter ihnen steht.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


So etwas kenne ich auch, allerdings rücken die Leute dann doch meistens mit der Sprache heraus und erzählen von den Gefühlen. Ich finde, dass so eine Aussage wie "Schön, dass es dir wenigstens gut geht" auch irgendwie sehr komisch, es klingt so als würde man unbewusst mitteilen wollen, dass man ja schon fast ein schlechtes Gewissen aufgrund von der eigenen guten Laune haben sollte, was ich aber auch völlig falsch finde.

Jedem geht es einmal schlecht und dann braucht man jemanden zum Reden, das finde ich auch, aber wenn man sich jeden Tag beschwert und nicht mit der Sprache herausrückt, dann läuft etwas falsch und man sollte vielleicht über das eigene Verhalten nachdenken um so vielleicht auch zu einer Lösung zu kommen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wenn die Bekannte vielleicht einen Krankenschein vom Arzt erhält, wird sie vielleicht nicht mehr so kränklich reagieren und solche Andeutungen machen. Sie will ganz einfach nur krank sein und vor allem nach Möglichkeit sehr lange. Wenn sie beispielsweise beim Arzt nur sehr wage Andeutungen macht, kann der dann auch nicht konkret helfen. Aber das soll der Arzt ja in Wirklichkeit auch nicht. Vielleicht ist hier das Andeuten einer eventuellen Krankheit schon eine Sucht.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kenne solche Menschen auch. Bisher habe ich es aber nur bei psychisch kranken Menschen erlebt. Diese wollten einfach nur Aufmerksamkeit und hatten eigentlich nicht wirklich etwas, sondern nur diese innere Unzufriedenheit, die man vielleicht durch das Mitleid anderer wieder gutmachen konnte. Es ist schon schade, wenn Menschen so sind, aber ich würde es eben ganz klar sagen, das man das nicht hören will und gut ist. Natürlich möchte man helfen, aber ich denke nicht, dass man in so einem Fall dann noch viel Mitleid zeigen sollte, weil man es damit ja noch schlimmer macht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich hasse so ein Verhalten wie die Pest. Ich mag Andeutungen generell nicht und habe es lieber, wenn man direkt sagt was man denkt. Auf Ratespielchen stehe ich absolut gar nicht, da kann jemand auf Mitleid pochen so viel wie er will, von mir kriegt er nur dreiste Ignoranz, wenn der nicht Klartext redet. Ich habe besseres zu tun, als irgendwelchen Leuten quasi hinterherzulaufen und sie mehr oder weniger "anzubetteln", dass sie mir mitteilen, was ihnen fehlt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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