Verwandte sagen Besuch ab, weil Sparticket ausverkauft

Diese Woche sollten wir Besuch von der Familie aus Oberösterreich bekommen. Letzte Woche kam der Anruf, dass das Sparticket von Linz nach Wien schon ausverkauft war und das Bahnticket für die Hin- und Rückfahrt statt 36 Euro nun 90 Euro kosten würde. Das wäre den beiden Verwandten dann doch zu teuer für einen Tagesbesuch geworden. Das war schade, aber zu Weihnachten sind die Kontingente leider bald weg.

Würdet Ihr auch einen Verwandtenbesuch absagen, wenn die Bahntickets zu teuer würden? Denkt Ihr, dass man sich rechtzeitig um die Tickets kümmern sollte oder macht Ihr das auch im letzten Augenblick?

Bei den Bahntickets weiß man manchmal gar nicht, wie lange die zum Sparpreis erhältlich sind. Manchmal muss man sechs Wochen vorher bestellen, manchmal reichen drei Tage. Das ist mitunter schlecht planbar. Daher würde ich niemandem einen Vorwurf machen. Selbst 36 Euro sind ganz schön happig und wenn man dann bei 90 Euro sagt, dass es zu teuer ist, dann sollte man den Leuten keinen Vorwurf machen. So wichtig ist das gemeinsame Essen auch nicht, dass man dafür dann insgesamt 180 Euro ausgeben muss.

Ich finde das schon ziemlich bescheuert. Man weiß doch, dass es solche Spartickets nicht ewig gibt und man sich eben auch rechtzeitig so ein Ticket kaufen muss. Ich finde es als Ausrede deswegen schon ziemlich schlapp, aber nun gut man muss damit leben. Vielleicht hatte es ja auch andere Gründe und man wollte einfach nicht kommen und sich mit einer Ausrede herausreden. Ich würde so ein Ticket sicherlich eher kaufen und wenn ich es nicht eher schaffe muss ich eben ein Bus oder etwas anderes nehmen, aber absagen würde ich nicht, weil ich das unhöflich finde.

Eine weitere Möglichkeit ist es, entweder von Fahrgemeinschaften mitgenommen zu werden oder jemanden mitzunehmen, einfach mal im Internet gucken, da findet man schnell Mitfahrgelegenheiten zu kleinen Preisen, wenn man selbst fährt könnte man vielleicht noch was dran verdienen. Wenn bei der Bahn weiß man nie genau, die Preise ändern sich "täglich."

Für einen Besuch von wenigen Stunden wäre mir der finanzielle Aufwand auch zu hoch. Deswegen würde ich den Verwandten dabei auch keine Vorwürfe machen. Wobei wir auch nicht wissen, wie sie insgesamt finanziell aufgestellt sind. Vielleicht bedeuten die Sparpreise für sie schon eine Belastung, auf die sie längere Zeit sparen müssen.

Auch die deutsche Bahn hat ja unterschiedliche Angebote bei ihren Spartickets. Oft wird gesagt, dass man frühzeitig buchen soll. Aber man kann nicht bei allen Plänen sich schon Wochen vorher festlegen. Zudem eben je nach Kundenbedarf auch bei manchen Strecken diese Sonderangebote schnell weg sind.

Das ist dann doch ganz schön mies. Verwandte sollten einem doch mehr Wert sein als ein Sparticket. Und selbst wenn ich so denken würde und entsprechend handeln würde, hätte ich dies bestimmt nicht auch noch als Begründung genannt.

Inzwischen muss ich mir um dergleichen keine Gedanken mehr machen, weil ich eine Bahn-Card besitze, aber als ich noch auf Sparpreise angewiesen war, habe ich einen Besuch aufgrund eines fehlenden Sparpreises nur unter bestimmten Umständen abgesagt. War der Besuch sehr kurzfristig vereinbart, bekam man nur noch mit sehr viel Glück ein Ticket zum ermäßigten Preis, dann habe ich aber oft schon bei der Vereinbarung des Termins gesagt, dass es daran scheitern könnte und ich vielleicht absagen muss. Das wurde dann aufgrund meiner Vorankündigung auch immer klaglos akzeptiert.

War der Termin allerdings rechtzeitig vereinbart und ich habe nur verschlafen, mich rechtzeitig um ein entsprechendes Ticket zu kümmern, sehe ich die Schuld bei mir und habe noch nie einen Besuch deshalb abgesagt. Ich habe es verpennt, also muss ich eben auch die Konsequenzen tragen, sei das nun ein teures Ticket, eine umständliche Fahrt im Regionalzug oder eine Mitfahrgelegenheit. Dasselbe erwarte ich eigentlich auch von Freunden und Verwandten und wäre daher schon ein bisschen angefressen, würde ein langfristig geplantes Treffen aus einem derartigen Grund ausfallen müssen.

Natürlich ist so eine Absage nicht schön. Man bekommt schließlich von den Gästen gleichzeitig auch irgendwie das Gefühl vermittelt, dass man selbst es nicht wert ist und das kann schon wie eine Ohrfeige ins Gesicht klatschen.

Aber ich plädiere hier dafür, realistisch zu bleiben. Ist der Grund dafür kranker Geiz oder wirklich akute Geldknappheit? Wenn die Verwandten ansonsten immer Fettlebe machen, eine dicke Luxuskarosse fahren und jedes Jahr mehrere Reisen mit der Luxusyacht unternehmen, dann würde ich mich über so eine Begründung tierisch ärgern und diese als bodenlose Frechheit empfinden. Wenn die Verwandten beispielsweise nur von einem eher schlechten Einkommen leben, vielleicht einer der beiden gerade eine Fortbildung macht und keine Einkünfte hat, einige Kinder vorhanden sind, die auf Weihnachtsgeschenke warte oder gerade an deren Haus eine massive Reparatur anfiel, die tierisch ins Budget schlägt und alle Reserven auffrisst, dann hätte ich dafür Verständnis. Wenn das keine Ausrede sondern echte Geldknappheit wäre, dann würde ich meinen Verwandten möglicherweise sogar ein Ticket auf meine Kosten besorgen.

Man darf eben so etwas nicht über einen Kamm scheren. Auch wenn so eine Begründung erst mal nicht so prickelnd klingt, finde ich es in der Familie wichtig, dass man den echten Grund auch nenne, so bescheuert er auf den ersten Blick sein mag. So viel Vertrauen sollte in der Familie da sein, wenn die Verwandschaftsbeziehung gut ist.

Ich denke da kommt es darauf an, inwieweit deine Verwandten das Geld haben, zu dir zu kommen. Selbstverständlich ist es nicht schön, wenn sich deine Familie nicht sehen lässt. Leider muss man aber im Leben Kompromisse machen. Eine Alternative wäre die Mitfahrzentrale gewesen. Diese Möglichkeit ist viel billiger und vielleicht gewinnt man dadurch auch neue Bekanntschaften. Sollten deine Verwandten allerdings wohlhabend sein, kann ich es nicht nachvollziehen. Ich wünsche dir trotzdem ein frohes Weihnachtsfest.

Irgendwie kann ich es schon verstehen, dass das Ticket den Verwandten mit 90 Euro doch zu teuer war. Das ist wirklich viel Geld, wenn man nur einen Tag die Familie besuchen möchte. Aber wenn sie rechtzeitig vorher Bescheid wussten, dann finde ich diese plötzliche Absage nun doch etwas komisch. Dann hätten sie sich doch rechtzeitig darum kümmern und euch die Enttäuschung ersparen können. So hätte ich es jedenfalls gemacht.

Einen Besuch kurzfristig aus diesem Grund abzusagen, wäre mir irgendwie peinlich, wenn es genug Zeit vorher gab, um sich die günstigen Tickets zu kaufen. Diese Zeit scheint es ja gegeben zu haben, weil den Verwandten der günstige Preis bekannt war. Also haben sie scheinbar schon rechtzeitig nachgesehen, aber zu dem Zeitpunkt nicht gebucht. Dann würde ich an der Stelle der Verwandten wenigstens einen neuen Termin für einen Besuch vereinbaren, damit es nicht so aussieht, als wenn man das Treffen nicht wollte.