Ist es unhöflich den Nachbarn Hilfe zu verweigern?

vom 18.12.2013, 10:48 Uhr

Mein Freund erzählte mir neulich von einer Nachbarin, die ihn um Hilfe ersuchte. Es ging darum, dass er doch bitte ihr Fahrrad vom Erdgeschoss vor ihre Wohnungstür im 2. Stock tragen sollte. Sie habe auch nett gefragt, darum ging es wohl nicht. Er hatte bloß einfach keine Lust in diesem Moment und eigentlich keine Probleme mit ihr selbst. Er hat einfach nur an sich gedacht und wollte nicht etwas tun wozu er keine Lust verspürte.

Seit diesem Vorfall ignoriere sie ihn und reagiert auch nicht mehr, wenn er sie mal grüßte. Das machte sie so konsequent, dass sie sogar im Supermarkt, als sie in der Schlange direkt hinter ihm stand, ständig nach links und rechts schaute, aber ja nicht zu ihm.

Findet ihr es ok wenn man gewissermaßen egoistisch ist. Also im Grunde genommen ein netter Kerl sein, aber auch mal nein zu sagen wenn man möchte. Auch auf die Gefahr hin, dass der Gegenüber verletzt wird?
Oder glaubt ihr eher, dass man in bestimmten Momenten einfach nicht nein sagen kann, weil man nicht die Konsequenzen in Kauf nehmen möchte?

Ich persönlich war bisher immer jemand der letzteres ausgelebt hat. Manchmal ging es mir einfach wie meinem Freund, aber oft hätte ich gar nicht den Mut, wenn ich ehrlich bin, bei bestimmten Personen Hilfe zu verweigern, da diese mir zu wichtig sind.

» oruspu » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Die Frage ist auch, wie angemessen es ist, dass die Nachbarin sich nun so eingeschnappt verhält. Oder anders gefragt: Warum wollte sie denn Hilfe deines Freundes in Anspruch nehmen? Wenn eine junge, gesunde Frau so etwas fragt, würde ich mich als junger Mann auch wundern. Vielleicht auch nachfragen warum sie denn fragt. Vielleicht gibt es ja keinen triftigen Grund und sie war einfach zu faul und konnte es locker und ohne Probleme selbst? Dann halte ich es fast für überzogen, so zu zicken.

Wenn es einen guten Grund gab, finde ich es unhöflich abzulehnen, nur weil man keine Lust hatte. Vielleicht hat die junge Frau Rückenprobleme oder sonstige triftige gesundheitliche Gründe? Oder hat Angst einen Abgang zu erleiden, wenn sie schwer trägt? Vielleicht war es einfach auch ein ungeschickter Versuch, den Nachbarn anzumachen und fühlt sich einfach persönlich ignoriert?

Man weiß es nicht. Ich würde schlicht sagen, dass es unhöflich wäre, so eine Hilfe einfach so zu verweigern, wenn der andere einen guten Grund hat, um Hilfe zu bitten. Ansonsten sollte man schon Grenze setzen und Ansprüche abweisen, die ungerechtfertigt sind. Aber pauschal kann man da eben nichts sagen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich finde es einfach sehr unhöflich in solchen Situationen Nein zu sagen. Man weiß ja nicht, warum die Nachbarin gefragt hat und selbst wenn sie keinen direkten Grund hat, kann man das doch machen. Ich denke, dass man für seine Nachbarn schon mal etwas machen muss, wenn diese einen fragen. Eine Nachbarschaft sollte auch ein Geben und Nehmen sein und man kann sich eben auch mal sozial zeigen und solche Kleinigkeiten machen.

Natürlich kann man das auch ablehnen, aber dann muss man auch mit den Konsequenzen leben. Ich finde, dass man es als Nachbar schon auch nicht so Ernst nehmen sollte und den anderen nicht ignorieren sollte, aber in gewisser Weise kann ich es auch verstehen, weil man eben weiß, dass derjenige im Notfall nichts für einen macht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, dass es auch darauf ankommt, wie dein Freund die Bitte der Nachbarin abgelehnt hat. Wenn er ihr direkt gesagt hat, dass er zwar Zeit und die Möglichkeit hätte, aber einfach keine Lust, dann kann ich es irgendwie verstehen, dass die Nachbarin nun eingeschnappt ist und deinen Freund nicht mehr grüßt. Ich finde es eigentlich schon wichtig, dass man sich in der Nachbarschaft auch mal gegenseitig hilft. Irgendwann braucht man selber doch vielleicht auch mal jemanden, der zum Beispiel ein Paket annimmt und dann freut man sich, wenn diese Nachbarin gerade zu Hause ist, wenn man selber nicht da ist.

Allerdings kann ich deinen Freund dann auch verstehen, wenn die Nachbarin das Rad selber problemlos transportieren konnte. Wenn das der Fall war, dann hätte ich vielleicht noch geholfen, aber das Rad sicher nicht alleine getragen, worum dein Freund aber ja scheinbar gebeten wurde. Allerdings finde ich es schon kindisch, im Geschäft absichtlich an deinem Freund vorbei zu schauen. Wenn ein Problem da ist, sollte man es klären und aus der Welt schaffen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Also ich finde es nicht unhöflich, wenn man mal den Nachbarn die Hilfe verweigert. Es kommt jedoch immer darauf an, wie man es rübergebracht hat. Dass die Nachbarin nun noch so lange herumzickt, ist für mich nicht so nachvollziehbar, dein Freund muss sie echt schwer getroffen haben. Vielleicht gab es ja noch andere Gründe für die Bitte. Wenn man das Problem aus der Welt schaffen möchte, dann hilft an sich nur ein Gespräch, aber dazu müssen dann beide Parteien bereit sein.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12597 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich finde es ehrlich gesagt schade, wenn man Nachbarschaftshilfe ohne wirklichen Grund ablehnt. Normalerweise sollte in einer guten Nachbarschaft das Geben und Nehmen eine Selbstverständlichkeit sein und ich bin mir fast sicher, dass dein Freund spätestens dann diese Hilfe zu schätzen wissen dürfte, wenn ein Paket für ihn angenommen wird, man sich zu einer Gemeinschaft zusammenschließt, um den Heizungsableser in die Wohnung zu lassen, oder das Schneeschippen bei Krankheit kurzfristig mit einem anderen Nachbarn getauscht werden kann. Wenn es mir gerade keine enormen Umstände bereitet und ich Zeit habe, würde ich meine Hilfe daher nie ausschlagen - alleine schon, um einen friedfertigen Umgang mit meinen Nachbarn zu erleichtern und selbst einmal guten Gewissens um Hilfe bitten zu können.

Dass die Nachbarin nun nachhaltig beleidigt ist, finde ich aber auch ein wenig seltsam und etwas überzogen. Allerdings weiß man weder, wie und mit welcher Begründung dein Freund die Dame abgewiesen hat, noch kann man abschätzen, ob sie alleine im Stande gewesen wäre, das Fahrrad zu tragen und welchen Grund sie vielleicht gehabt haben könnte, um Hilfe zu bitten. Vielleicht könnte dein Freund sich ja in aller Ruhe bei ihr entschuldigen und die Situation klären? Ich fände es jedenfalls schade, wenn das nachbarschaftliche Verhältnis dauerhaft wegen solch einer Lappalie vergiftet wäre.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es grundsätzlich immer in Ordnung, solche Bitten abzuweisen, ganz gleich von wem sie kommen und um was es sich handelt. Niemand sollte sich einem anderen Menschen in irgendeiner Weise verpflichtet fühlen. Ich finde es daher auch niemals unhöflich, wenn jemand die Bitte eines anderen abweist, sondern ich finde es eher dreist und frech, wenn jemand erwartet, dass ihm immer von anderen Personen geholfen wird. In erster Linie sollte man sich selbst helfen können, gerade bei solchen alltäglichen Dingen wie dieser Geschichte. Man kann natürlich fragen und in vielen Fällen wird man da sicher auch Hilfe erhalten. Aber man sollte niemals davon ausgehen, dass das selbstverständlich ist.

Ich hätte ehrlich gesagt auch keine Lust, jemandem das Fahrrad in den zweiten Stock zu tragen. Das ist zwar keine große Sache, aber ich käme mir wohl auch ziemlich verschaukelt vor, wenn jemand scheinbar fit genug ist, um Fahrrad zu fahren, das Fahrrad dann aber nicht mal ein paar Stufen hochtragen kann. Vielleicht kann man das Ganze auch als komische Form von Annäherung verstehen, aber ich fände es lächerlich, wenn das jemand wirklich so probieren würde. Immerhin würde ich es nicht sexy finden, wenn sich eine Frau als schwaches Wesen outet, das nicht einmal ein Fahrrad tragen kann. Auf jeden Fall fände ich eine solche Bitte sehr seltsam und würde mich fragen, warum die Person das macht, vor allem bei jüngeren Personen.

Mir ist es egal, wenn ein Nachbar nicht mehr mit mir sprechen würde, nur weil ich ihm seine Brocken nicht vor die Wohnungstür getragen habe. Ich lege absolut keinen Wert auf einen guten Kontakt mit meinen Nachbarn. Am liebsten ist es mir, wenn ich von den Menschen um mich herum so wenig wie möglich mitbekomme. Wenn jemand sauer auf mich wäre, weil ich ihm eine Bitte abgeschlagen habe, würde ich mich auch fragen, was für eine merkwürdige Person das sein muss, die scheinbar davon ausgeht, dass alle ihr wie selbstverständlich helfen.

Falls dein Freund der Nachbarin nun gesagt hat, dass er keine Lust hat, das Fahrrad die Treppe hochzutragen, ist das sicher etwas, was nicht gut ankommt. Die meisten Menschen mögen lieber Unwahrheiten und vertragen die Wahrheit gar nicht. Daher mag es vielleicht diplomatischer sein, wenn man sich eine Ausrede einfallen lässt, wobei die Wahrheit natürlich die aufrichtigere Variante darstellt. Aber in dem Fall muss man eben noch eher mit dem Gezicke der anderen Leute rechnen, die sich von der Wahrheit angegriffen fühlen wollen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Meiner Meinung nach ist es grundsätzlich nicht unhöflich, eine Bitte oder eine Einladung abzulehnen. Dabei ist es auch irrelevant, ob man einen guten Grund hat, oder einfach nur gerade keine Lust, einem Mitmenschen in irgendeiner Form entgegen zu kommen. Die Frage nach Höflichkeit oder Unhöflichkeit kommt erst bei der Form der Ablehnung ins Spiel.

Es macht nämlich im alltäglichen Umgang einen gewaltigen Unterschied, ob man Bitten und Wünsche rüde, grob und kurz angebunden abweist im Stile von: "Machen Sie ihren Krempel doch alleine!" oder seine Ablehnung in wohlklingende Worte kleidet. Vielleicht hat sich der Betreffende ja im Ton vergriffen und die Nachbarin ist gar nicht wegen des Fahrrads eingeschnappt, sondern wegen der groben Abfuhr, die sie sich eingehandelt hat?

Natürlich zeugt es auch nicht gerade vom besten Benehmen, wenn man eine Person wegen eines abgelehnten Gefallens "schneidet", wie es früher so schön hieß, aber wir kennen hier ja nur die eine Seite der Geschichte. Ich selbst habe auch schon Gefallen und Hilfsgesuche aus fadenscheinigen Gründen abgelehnt, mich jedoch immer um einen höflich-entschuldigenden Tonfall bemüht. Manchmal raffe ich mich auch auf, weil mich der Gedanke nicht loslässt, dass ich vielleicht auch mal Hilfe brauche und dumm dastehe, wenn dann mein Nachbar oder ein Passant auf der Straße keine Lust hat, mir schnell mal zur Hand zu gehen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Grundsätzlich helfe ich Nachbarn, wenn man mich darum bittet. Allerdings würde ich es ebenfalls ablehnen, ein Fahrrad in den zweiten Stock zu tragen, weil ich finde, dass es eine Zumutung ist. Ehrlich gesagt, ich könnte es auch nicht hochschleppen und müsste es alleine deshalb schon ablehnen. Die Nachbarin hätte dazu sagen können, aus welchem Grunde sie das Fahrrad nicht selbst tragen wollte oder konnte.

Theoretisch hätte diese Sache so ausgehen können, dass die Nachbarin das nun für alle Zeiten so voraussetzen würde und dein Freund in Zukunft rausgeklingelt würde, um das Fahrrad hochzutragen. Ich frage mich sowieso, warum sie das Fahrrad mit in die Wohnung nimmt und nicht in ihren Keller stellt, weil das nicht so weit wäre vom Erdgeschoss. Man weiß natürlich nicht, wie dein Freund der Nachbarin das abgelehnt hatte, also in welcher Tonart.

Ich würde es gar nicht wagen, solch eine Bitte an jemanden zu stellen. Wenn ich Fahrrad fahren will, muss ich mir schon überlegen, wo ich das Fahrrad unterstelle und ob ich es allein tragen kann. Es kommt auch darauf an, wie schwer das Fahrrad ist. Helfen ist gut, richtig und wichtig. Aber es kommt immer darauf an, welche Hilfe verlangt wird. Ein schweres Fahrrad mal eben einige Treppen hoch zu tragen, ist nichts für jeden.

Wenn die Nachbarin nun meint, zicken zu müssen, dann sollte man sie lassen. Sie wird schon wieder zu sich kommen nach einer Zeit.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Eigentlich bin ich doch immer sehr hilfsbereit. Wenn ich aber merke das mich da jemand ausnutzt dann kann ich auch anders.

Ich verstehe allerdings nicht warum die Frau so ein Verhalten an den Tag legt. Nun gut er hatte keine Lust dazu aber trotzdem brauch sie wirklich nicht so reagieren. Manche Menschen brauchen für alles Hilfe und andere kommen eben ganz gut alleine klar.

Wir helfen uns in der Nachbarschaft auch mit allem Möglichen. mal nimmt einer ein Paket an weil der andere auf der Arbeit ist. Ein anderes mal leihen wir einem Nachbarn ein Werkzeug dafür bringt er auch mal unsere Grünabfälle weg und so weiter.

Falls einer mal nicht kann oder keine Lust hat finde ich es verständlich und so sehen das unsere Nachbarn und Bekannten auch.

» sunshine251176 » Beiträge: 67 » Talkpoints: 26,27 »


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