Kann 'Kopf in den Sand stecken' die richtige Strategie sein?

vom 17.12.2013, 11:21 Uhr

Normalerweise heißt es ja, dass man den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern den Tatsachen ins Auge schauen und handeln soll. Gerade im Berufsleben habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass manche Kollegen, die den Kopf in den Sand gesteckt hatten, eigentlich unbeschadeter aus manchen Situationen herausgekommen sind als andere Kollegen. Stillhalten und Probleme nicht ansprechen hat sie weniger Stress gekostet, als offen Stellung zu beziehen.

Kennt ihr auch Situationen, in denen es besser ist, den Kopf in den Sand zu sprechen und zu hoffen, dass das Problem sich von selber löst? Habt ihr schon einmal zu eurem Vorteil - oder zumindest nicht zu eurem Nachteil - so gehandelt?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin der Meinung, dass es nichts bringt, wenn man den Kopf in den Sand steckt und die Probleme verschweigt, anstatt offen Stellung zubeziehen. Natürlich muss man das Problem nicht sofort an den Haaren packen und lösen. Man kann natürlich auch erst einmal abwarten, wie die Situation sich entwickelt. Aber ich bin der Meinung, dass das lange Warten nicht viel bringt und, wenn man den Kopf in den Sand steckt und die Augen vor den Tatsachen verschließt, wird es sicherlich nicht besser. Nur, wenn man seinen Mund aufmacht und etwas gegen das Problem unternimmt, kommt man weiter. So sehe ich es.

Und, ob man nun einen Nachteil oder einen Vorteil aus seiner Situation zieht, wenn man den Kopf nicht in den Sand steckt, kommt natürlich auch auf die Situation an. Natürlich ist es manchmal einfacher, einfach nichts zu sagen und nichts zu tun, wenn man ein Problem hat. Aber, wenn das Problem letztendlich gelöst wird und man einen Vorteil daraus gezogen hat, denke ich mir, dass es in manchen Situationen mit Feigheit zutun hat. Ich kenne nun kein persönliches Beispiel, was ganz aktuell ist, aber es ist doch nun mal so. Wenn auf der Arbeit etwas kaputt geht und man den Kopf in den Sand steckt und es verheimlich und das Problem letztendlich gelöst wurde und man einen Vorteil aus der Situation gezogen hat, dann ist es doch meist so, das eine andere Person die Schuld bekommen hat oder zu dem Thema Stellung bezogen hat und man somit dem Ärger aus dem Weg gegangen ist.

Wenn man aber zu dem Thema Stellung bezieht und den Kopf nicht in den Sand steckt, kann man zwar etwas Ärger bekommen. Aber es wird keiner Unschuldiger beschuldigt und man fühlt sich sicherlich auch besser, wenn man nicht so Feige war und sich der Situation stellt. So denke ich zumindest. Ich handele dann lieber zu meinem Nachteil, wenn ich den Kopf nicht in den Sand stecken muss, anstatt mit Vorteile zu verschaffen und die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Letztendlich bringt es einem nicht viel, die Augen zu verschließen.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Naja, diese Kollegen haben vielleicht in dem Moment weniger Stress, da sie sich keiner direkten Konfrontation aussetzen. Und so auch garnicht erst ins Schussfeld geraten. Auf der anderen Seite kommt es aber doch auch darauf an worum es geht. Ist es was Wichtiges? Eine Ungerechtigkeit? Es nie anzusprechen, den Kopf also in den Sand zu stecken, führt dann doch dazu, das sich dieser Frust in einem anstaut. Und das kann dazu führen das es irgendwann eskaliert. Oder man lässt den Kopf da wo er ist und lässt es weiter mit sich machen. Ist doch auch nicht die richtige Dauerlösung.

Also nein, ich halte es nicht für richtig. Man sollte aufstehen für das was man denkt, in einem angemessenen Rahmen natürlich, und nicht alles mit sich machen lassen. Die Probleme angehen anstatt sie zu ignorieren. Jedoch habe ich da auch so meine Probleme mit. Ich schaffe es auch oft nicht meinen Kollegen gleich zu sagen wenn mir etwas nicht passt, und das führt dann zu dem was ich weiter oben beschrieb.

» Maddie » Beiträge: 196 » Talkpoints: 63,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es kann auch klappen, dass diese Taktik aufgeht. Aber ich denke, dass es einen in den meisten Fällen wieder einholt, wenn man die Tatsachen versucht zu verdrängen und mehr ist es ja auch nicht. Ich selbst bin in einer Situation, wo das eine andere Person seit Jahren so versucht. Dass diese Person dabei die eigene Lage langsam aber stetig verschlimmert will sie nicht sehen.

Selbst wenn man es direkt anspricht, will diese Person nicht verstehen, dass die Situation für sie immer bedrohlicher wird. Da kann man auch nichts mehr helfen und eben solange es geht nur selbst abwarten. Entweder wird dieser Taktiker merken, dass er handeln muss oder fällt eben bitterlich auf die Nase.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mir ist keine Situation bekannt, wo es wirklich sinnvoll gewesen wäre, den Kopf in den Sand zu stecken und im Prinzip abzuwarten bis sich Probleme von selbst lösen. Man weiß ja auch nicht immer, wie sich Probleme lösen lassen. Ich hatte erst kürzlich das Problem, dass sich jemand als Besuch angekündigt hatte und ich hatte absolut keinen Nerv auf diese Person, war aber aus anderen Gründen nicht in der Position, da entscheiden zu können, auch wenn ich es gerne gewollt hätte.

Hinterher hat die Person selbst abgesagt, weil kurzfristig die Arbeit dazwischen gekommen ist und ich musste gar nichts tun. Aber das sind Situationen, die kann man gar nicht vorhersehen und ich bin sowieso der Typ, der (zunächst) abwartet und beobachtet und dann reagiert, wenn die Situation günstig erscheint. Gar nicht zu reagieren käme mir gar nicht in den Sinn.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Die Redensart "Den Kopf in den Sand stecken" impliziert ja, dass man ein Problem nicht sehen will, obwohl man selber eigentlich handeln muss, um es zu lösen und sich nur davor drückt. Aber meiner Erfahrung nach ist es gar nicht so oft der Fall, dass wirklich Captain Gerbera das Cape auspacken und sich ins Getümmel stürzen muss, um eine Katastrophe abzuwenden. Aber ebensogut kann man meiner Erfahrung nach auch tatsächlich erst einmal abwarten, sprich, das Problem zwar nicht wegschieben und ignorieren, aber eben auch mal die anderen machen lassen.

Eine Kollegin von mir gefällt sich beispielsweise in der Rolle der Retterin und Helferin in der Not, mit dem Ergebnis, dass sie praktisch jeden zweiten Tag alles stehen und liegen lässt und losrennt, um Druckerprobleme o.ä. zu beheben, obwohl das gar nicht ihr Job ist. Sie hat die Kollegen nur im Laufe der Zeit so verwöhnt, dass sie gar nicht mehr versuchen, den Papierstau eigenhändig lose zu rütteln, sondern gleich zum Telefonhörer greifen, weil die Frau X das ja so viel besser kann. Ein paar unschlüssige "Hm, tja, weiß ich jetzt auch nicht" am Anfang wären für die Problemlösekompetenz der Buchhaltung sicher besser gewesen.

Außerdem kann Nichtstun auch dann durchaus die richtige Strategie sein, wenn sich Leute ihr eigenes Grab schaufeln und es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das Problem ihrer Anwesenheit von alleine löst. Natürlich könnte ich dann mit breiter Brust zum Chef marschieren und tatkräftig und engagiert die Probleme ansprechen. Oder ich könnte einfach die Quartalszahlen abwarten, die eine lautere Stimme haben als ich und sich zudem nicht beim Chef unbeliebt machen können. Politik ist manchmal alles. :wink:

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^