Rassismus Vorwürfe gegen Wetten dass
Vielleicht habt ihr es ja schon mitbekommen, dass Vorwürfe gegen die Sendung "Wetten dass" im Raum stehen. Diese kann ich aber absolut nicht nachvollziehen.
Worum geht es? In der Adventsausgabe von Wetten dass, gab es wie immer die sogenannte Stadtwette. Dieses Mal wurden die Augsburger von Moderator Markus Lanz dazu aufgefordert, sich als Jim Knopf oder Lukas der Lokomotivführer zu verkleiden. Da Jim Knopf nun mal schwarz ist, haben sich viele Schuhcreme ins Gesicht geschmiert. Dies führte nun zu Rassismusvorwürfen. Ein paar Gutmenschen dachten sich, sie müssten sich per Twitter zu Wort melden und die Fernsehsendung anprangern. Was haltet ihr davon? Übertreiben die Deutschen?
Natürlich ist das übertrieben. Ich kann es nicht wirklich nachvollziehen, dass einige Zuschauer hier gleich einen Vergleich zu Blackfacing ziehen mussten. Jim Knopf ist schließlich kein "naiver, trunkener und schwachsinniger Neger", sondern einfach nur ein Junge mit dunkler Hautfarbe. Und wenn man sich verkleidet, dann ist es natürlich schöner, wenn die Verkleidung auch vollständig ist. Wenn jemand als Schlumpf zum Karneval geht, dann wird er sich ja in der Regel auch blau anmalen.
Ich finde diesen Trend zur politischen Korrektheit in Deutschland momentan einfach nur bedenklich störend. Eigentlich würde ich es begrüßen, wenn die Leute mal ihre drei Hirnzellen zusammenschaufeln und für sich arbeiten lassen würden, statt einen auf pseudointelligent zu machen, in dem sie mit großen Kulleraugen das Zigeunerschnitzel unter Naturschutz stellen. Das ist albern. Jim Knopf war immer ein Schwarzer und warum sollte man das missachten? Wäre es um Yoda gegangen oder das Krümelmonster, hätte sicher keiner etwas gegen grüne oder blaue Farbe gehabt.
In den USA gab es jetzt gerade zu Halloween wieder eine Diskussion über die eindeutig rassistischen Motivationen von Menschen, die sich als Schwarze verkleidet haben. Das Problem mit solchen Kostümen ist halt immer, dass man als Weißer dann zwangsläufig wie eine Karikatur aussieht und genau das ist eben auch gewollt. Sonst würde so eine Verkleidung ja auch gar nicht als Kostüm taugen.
Überlegt euch einfach mal ob ihr das wolltet, dass sich Menschen mit dunkler Haut Babycreme ins Gesicht schmieren und blonde Perücken aufsetzen und das dann zum Kostüm erklären. Vor allem, wenn ihr im täglichen Leben wegen eurer weißen Haut und eurer blonden Haare mit Diskriminierungen leben müsstet.
Ich habe heute ein Bild von dieser Sendung gesehen und ich musste wirklich direkt an diese Diskussionen zu Halloween denken. Ich würde nun niemandem, der für diese Sendung verantwortlich war, Rassismus unterstellen und das gleiche gilt auch für die Leute, die an der Wette teilgenommen haben und sich passend kostümiert haben. Aber der Vergleich drängt sich schon irgendwie auf, wenn man die Hintergründe kennt. Und wenn man die Hintergründe nicht kennt wäre es vielleicht nicht schlecht sich erst mal damit zu beschäftigen, bevor man Leute einfach mit "Gutmenschen" betitelt, die vielleicht gute Gründe haben auf das Problem hinzuweisen.
Das Wort "Gutmenschen" sehe ich auch als problematisch. Es wird heute meistens von irgendwelchen extremer rechts stehenden Menschen verwendet. Damit will ich nicht sagen, dass jeder, der es benutzt, rechtsextrem wäre. Das absolut nicht! Aber in Neonazi-Kreisen wird der Begriff wirklich inflationär verwendet, und ich selber würde ungerne sprechen wollen, wie die Glatzen von NPD und Konsorten. Ein bisschen sprachliche Sensibilität fände ich schon angebracht.
Was nun die Blackfacing-Problematik betrifft, kann ich Cloudy24 zustimmen. Es gibt dunkelhäutige Menschen, die es verletzend finden, wenn sich Weiße einen Spaß machen, und sich als Schwarze kostümieren, indem sie sich Schuhcreme ins Gesicht schmieren. Und das gibt es nicht nur bei Schwarzen. Auch viele Inderinnen und Inder finden es nicht lustig, wenn sich beispielsweise Deutsche als Mode-Accessoire ein Bindi auf die Stirn malen, häufig, ohne die Bedeutung dessen auch nur halbwegs zu kennen. Indigene Nordamerikaner finden es auch manchmal fragwürdig, wenn Europäer mit dem typischen Federschmuck herumlaufen, nur aus Mode-Gründen.
Und ja, ich persönlich bin als Asiatin auch irritiert, wenn mir hier im Karneval Leute begegnet sind, die nicht nur chinesische Trachten angezogen haben, sondern dann auch noch meinten, sich "Schlitzaugen" malen zu müssen. Umso schlimmer, wenn sie dann auch noch irgendwelche "Sching schang schong"-Sprüche vor sich hin faselten, weiß sie glaubten, das wirke ja so chinesisch. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was genau mich daran geärgert hat. Aber ich empfand dieses Getue irgendwie nicht nur als peinlich, sondern auch als falsch und als herabwürdigend. So, als würde man verspottet werden. Anders sieht es übrigens aus, wenn ich Europäer in asiatischen Trachten sehe, die sie auf eine "ernsthafte" Art und Weise tragen, weil sie sie einfach schön finden, und sich auch für die Kultur interessieren. Das empfinde ich persönlich als gar nicht negativ.
Wobei man jetzt natürlich auch noch einmal zwischen "eigentlichem" Blackfacing und zwischen dieser Sache bei "Wetten Dass?!" unterscheiden muss. Bei der Kostümierung als Jim Knopf ging es ja nicht darum, "den Afrikaner" darzustellen und sich über ihn lustig zu machen, sondern es ging um eine konkrete Person, die außerdem noch sehr positiv konnotiert ist. Den Gedanken, dass man sich auch dunkler schminkt, wenn man eine dunkelhäutige Person darstellen möchte, kann ich nachvollziehen. Wobei man sich auch mehr Mühe hätte geben können, statt einfach nur dreimal mit Schuhcreme über das Gesicht zu wischen. Aber so oder so hätte man sich im Vorfeld vielleicht auch ein wenig mehr Gedanken über die Wirkung machen können. Nein, die, die das geplant oder daran teilgenommen haben, sind keine Rassisten. Aber besonders wundern kann ich mich über die aktuelle Debatte dennoch nicht.
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