Denkt ihr, dass jedes Kind ein Instrument lernen sollte?

vom 15.12.2013, 14:21 Uhr

Musikinstrumente sind für Kleinkinder schon was schönes. Spielerisch musizieren sie. Sie nehmen Kochtöpfe oder andere Haushaltsgegenstände als Trommel und auch ein Rassel wird als Instrument gebraucht. Meine Kinder haben Taktgefühl und spielen auch gerne mit irgendwelchen Klangmitteln. Wenn wir demnächst umziehen, wohnen wir nicht weit von einer Musikschule entfernt und ich überlege, dass alle meine Kinder dort ein Instrument lernen sollen.

Denkt ihr, dass Kinder auf jeden Fall ein Instrument lernen sollen? Würdet ihr auch darauf bestehen, wenn eure Kinder erst mal nicht so begeistert davon sind, weil man ja im Prinzip nur durch ausprobieren weiß, ob es auch wirklich schön ist.

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Meine Mutter ist nach diesem Prinzip vorgegangen. Meine Schwester probierte sich an der Gitarre, mein Bruder und ich bekamen Klavierunterricht. Da sich meine Eltern dann getrennt haben und meine Mutter als Alleinerziehende andere Sorgen hatte, sind meine kleineren Geschwister von dieser Politik verschont geblieben. Und wir größeren haben sofort damit aufgehört.

Ich kann nicht behaupten, dass es uns viel gebracht hat. Ich war wirklich sehr untalentiert. Dadurch hat es natürlich auch kein Spaß gemacht. Das einzige, was ich gelernt habe, war Lügen. Schon mit 10 Jahren habe ich gelogen, beim Klavierunterricht gewesen zu sein. Stattdessen bin ich mit dem Geld, das für den Klavierlehrer bestimmt war, in die Stadt gegangen und habe Süßigkeiten gekauft. Danach stand ich lächelnd vor seinem Haus und habe mich von meiner Mutter abholen lassen und hab ihr erzählt, wie schön der Klavierunterricht war. Noch heute betont meine Mutter immer wieder, wie gut ich doch lügen könnte.

Nicht jeder hat musikalisches Talent. Ich würde es meinen Kindern definitiv versuchen, ob sie Interesse und Talent zeigen. Aber wenn das nicht der Fall ist, würde ich auch nichts forcieren. Man kommt gut ohne eine Musikinstrument durch´s Leben. Es ist nicht essentiell. Daher würde ich meine Kinder nicht damit quälen. Wenn sie eher mathematisch oder sportlich begabt sind, sollen sie ihre Energie doch lieber da rein stecken.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ein Muss ist es nicht. Ich gehe zwar davon aus, dass jede Kind eine gewisse Grundmusikalität mit auf die Welt bringt und ein Instrument lernen kann, aber nicht jedes Kind hat da auch unbedingt Spaß dran. Und auf jeden Fall sollte eine sinnvolle und fördernde Freizeitbeschäftigung auch an die Neigungen und Talente eines Kindes angepasst werden.

Ich halte es aber für extrem förderlich für Kinder, ein Instrument zu lernen. Von daher halte ich es für sehr begrüßenswert, wenn jedes Kind die Möglichkeit erhält, ein Instrument zu erlernen. Von so einem Unterricht profitiert man das ganze Leben. Die Kinder lernen so viel. Gerade beim Instrumentenspiel sieht man sehr schnell, wozu Fleiß führt. Man erlebt akustisch sehr schnell, dass mangelnde Konzentration den Klang stört und lernt die eigene Konzentration zu lenken. Gerade das ist heute Gold wert. Wenn man dann noch ein Instrument lernt, dass für das Zusammenspiel mit anderen geeignet ist lernt, dann kann man sehr viel Sozialkompetenz schulen. Von daher ist das gut vergleichbar mit Mannschaftssport.

Es gibt auch Studien, die belegen, dass Musizieren die Gehirnentwicklung unterstützt und mathematische Fähigkeiten stärkt. Zudem lernen die Kinder oft schon vor dem Schulunterricht die ersten Noten kennen und werden so spielerisch in die Logik eingeführt, dass man Inhalte mit festen Zeichen darstellen kann. Das erleichtert dann auch das Hineindenken in die Schrift.

Risiken sehe ich hingegen keine, die ursächlich mit der Musik zusammen hängen. Und der Appetit kommt bei vielen Kindern wirklich erst beim Essen. Von daher würde ich auf jeden Fall meinem Kind die Chance geben, ein Instrument der Wahl zumindest versuchsweise zu erlernen. Bei Bedarf kann man das Instrument ja auch wechseln.

Die Musikschule hat bestimmt auch einen Tag der offenen Tür oder bietet Schülerkonzerte an. So kann man den Kindern dann ganz leicht zeigen, was da alles tolles gemacht wird und sie sozusagen verlocken, da auch mit zu machen. Wenn man sich als Kind nichts unter einer Musikschule vorstellen kann, kann man auch keine fundierte Meinung haben.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wir mussten auch ein Instrument lernen und eine Sportart betreiben. Wobei müssen so ein negativer Begriff in dem Zusammenhang ist und das passt hier eigentlich nicht hin. Vielmehr sollte man sagen, dass wir die Chance dazu hatten. Irgendwann, früher oder später, kommt jedes Kind an den Punkt, wo es keinen Bock mehr hat. Am Anfang ist man begeistert, dann nervt es. Aber ich bin wirklich froh, dass ich ein Instrument lernen DURFTE. Lediglich mit der Wahl bin ich weniger zufrieden gewesen.

So wollte mein Bruder unbedingt Keyboard lernen. Ich hab dann da mitgemacht, weil ich nichts allein lernen wollte. Mein Bruder hat schnell gewechselt zu Trompete und ich habe weiter gemacht. Später sollte ich das dann weiter machen, aber ich fand das Instrument blöd und wollte ein anderes lernen. Nach mehr als 12 Jahren durfte ich dann Gitarre lernen und habe noch Gesang gemacht. Das hat mir wesentlich mehr zugesagt und ich habe mich geärgert, dass ich nicht eher wechseln durfte.

Meine Schwester lernt Klavier und macht das auch ziemlich gerne. Ich finde das gut so und ein bisschen muss man die Kinder ja auch in die richtige Richtung stupsen. Aber man sollte den Wunsch der Kinder, was die Wahl des Instruments betrifft, berücksichtigen. Klar, nach wenigen Wochen wechseln ist nicht drin, aber wenn man nach ein paar Jahren noch was anderes lernen will, dann sollte man das respektieren.

Durch den Unterricht schon im Kleinkindalter hatte ich immer Vorteile. Allerdings würde ich mal behaupten, dass ich auch in diesem Bereich einfach keine Schwierigkeiten und eine gewissen Begabung hatte. Ich konnte Noten lesen, hatte in der Notenlehre nie Probleme, immer sehr gute Noten im Musikunterricht. Ich würde sagen, dass sich das definitiv gelohnt hat.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ich bin sehr dafür, dass Kinder ein Instrument spielen lernen sollten, aber nicht mir Zwang. Nur dann, wenn ihnen Musik gefällt und sie ein Instrument spielen möchten. Musik soll das Gehirn trainieren. Wenn jedes deiner sieben Kinder ein Instrument spielen und in die Musikschule gehen soll, dann fang schon mal an zu sparen. Die Musikschule kostet viel Geld und das mal sieben und die Instrumente sind ebenso teuer. Würdest du wirklich ein Kind zwingen, ein Instrument spielen zu lernen? Hast du selbst auch eines gelernt?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Definitiv nein! Jeder Mensch ist anders und man sollte niemandem etwas aufzwingen, wenn er kein Interesse daran hat. Wenn ein Kind eher sportlich interessiert und begabt ist, sollte es lieber Fußball oder Tennis spielen gehen. Ich finde es schön, wenn Kinder ein Hobby betreiben, aber das muss keinesfalls unbedingt Musik sein. Man macht sicherlich nichts falsch, wenn man Kinder zur musikalischen Früherziehung anmeldet, aber ob sie dann auch ein Instrument erlernen wollen, muss man ihnen schon selbst überlassen.

Ich war als Kind auch mal an der Musikschule angemeldet. Da diese direkt neben meinem Kindergarten lag, was es sowieso so, dass alle Kindergartenkinder ab 4 Jahren für eine Stunde in der Woche dort waren. Ich habe es auch später noch eine Weile weitergemacht, aber nicht lange. Ich weiß gar nicht so genau, was das für ein Kurs war.

Wir haben anfangs Lieder gesungen und mit Rhythmusinstrumenten dazu gespielt, irgendwann sollte es dann aber wohl so weiter gehen, dass man lernt, ein Instrument zu spielen. Bei den meisten war das wohl Blockflöte, hat in der Grundschule ja fast jeder gespielt, zumindest die Mädchen. Ich wollte das aber nicht und habe dann gesagt, dass ich nicht mehr zur Musikschule möchte. Meine Mutter hat das ohne Überredungsversuche akzeptiert und mich abgemeldet.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


So wie bei Jessy 86 halte ich das für empfehlenswert. Jedes Kind sollte die Chance haben, sich selbst musikalisch zu erproben, aber nicht gegen alle Neigung gezwungen werden. So meinte ich das nicht. Zwang sollte da nicht ausgeübt werden. Wenn die Kinder um des Instrumentalunterrichts Willen beginnen, die Eltern zu belügen, dann ist das nicht im Sinne einer guten musikalischen Erziehung. Auch solche Storys, dass Kinder auf dem Geigenkasten Rodel fahren, damit das verhasste Instrument endlich zu Bruch geht, finde ich grausam.

Das verrückte ist, dass man auch so gute Instrumentalisten erziehen kann, die wie Maschinen das Instrument toll bespielen, aber außer negativen Gefühlen nichts dafür übrig habe. Da sollte man für jedes Kind so viel Feeling entwickeln, dass man das rechtzeitig mit bekommt, wenn ein Kind wirklich nicht musizieren möchte.

Zudem wollte ich den Kommentar oben auch mal relativieren, dass man schon mal zu sparen beginnen soll, wenn man mehrere Kinder hat, die Musikunterricht bekommen sollen. Das ist sicherlich bei manchen Musikschulen der Fall. Bei kommunalen Musikschulen werden Geschwisterkinder teilweise mit reduzierten Preisen unterrichtet. Das kann vorteilhaft sein, wobei man da nicht nur auf das Geld schielen sollte, sondern nach der besten Preisleistung suchen sollte.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Nur weil Kleinkinder gerne normale Haushaltsgegenstände als Musikinstrumente nutzen, heißt das doch nicht, dass sie wirklich ein Talent dafür haben. Und es schadet keinem Kind, wenn es ohne dieses Können aufwächst. Ich selbst habe als Kind lange den Wunsch gehabt Gitarre spielen zu lernen. Der Wunsch wurde mir auch erfüllt und wir waren insgesamt sechs Kinder, die es beim Pfarrer lernen durften. Am Ende haben wir alle ziemlich Zeitgleich aufgegeben, weil uns ein Griff absolut nicht gelingen wollte.

Ähnlich sieht das bei meinen Töchtern aus. Sie können zwar im Kindercafé das Spielen der Gitarre erlernen, aber wenn der eine Betreuer nichts sagt, dann machen sie auch keine Übungen. Ich selbst habe immer abgewartet, wie lange der Wunsch zu Hause Thema war, dass man ein Instrument erlernen will. Und das habe ich meinen Töchtern immer vor Augen gehalten.

Ich sehe es nämlich auch nicht ein, da viel Geld zu investieren, wenn ich schnell merke, dass kein langfristiges Interesse vorhanden ist. Da kann ich mir Geld und Nerven sparen, denn ich müsste am Ende immer wieder ermahnen, dass sie dann auch üben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Nein, meiner Meinung nach sollte nicht jedes Kind ein Instrument lernen. Es sollte allerdings jedes Kind die Möglichkeit haben, es auszuprobieren. Wenn es Spaß daran hat, sollte es auch das Instrument lernen dürfen. Aber nicht jedes Kind ist musikalisch. Daher sollte man ein Kind auch nicht dazu zwingen. Das widerspricht der im Grundgesetz verankerten freien Entfaltung der Persönlichkeit, die im Zuge der sogenannten Frühförderung und der Kitas eh immer mehr verlorengeht.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Oh ja, ich erinnere mich auch noch genau an meine Kindheit, in der ich einfach alles genommen habe, um damit zu spielen, und wir dann unsere eigene Band eröffnet haben. Das waren schon tolle Sachen die wir da gespielt haben. Und ich stimme dir zu, da hatte ich auch wirklich noch das Gefühl Taktgefühl zu besitzen, was jetzt leider gar nicht mehr so der Fall ist.

Aber zu deiner Frage, auf gar keinen Fall würde ich sagen, dass jedes Kind zwingend ein Musikinstrument lernen sollte. An erster Stelle würde ich erstmal mit meinen Kindern darüber reden, was sie von deiner Idee halten. Wenn sie selbst davon begeistert sind, spricht nichts dagegen, sie dort anzumelden. Sollten sie dazu eher keine Lust haben, werde ich das auch respektieren, denn wenn sie lustlos sind, bringt das alles nichts, weil ich als Mutter würde wollen, dass die Kinder daran auch Freude haben. Außerdem ist es einfach nicht jedermanns Sache. Zudem gibt es so viele verschiedene Instrumente, die erlernt werden können, da muss man erstmal das Richtige finden, und diese Auswahl kann im Endeffekt doch nur das Kind treffen.Und nicht jeder hat das Talent dazu, einige haben jahrelang Unterricht, keinen Spaß und bringen es am Ende zu gar nichts. Andere dagegen sind mit Begeisterung dabei, und lernen ganz schnell neue Dinge in diesem Gebiet.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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