Warum hängen sich Leute afrikanische Masken an die Wand?
Mein Vater war vor Jahren einmal in einem afrikanischen Land in Urlaub. Von dort hatte er sich als Souvenir nicht nur majestätische Holzelefanten, sondern auch Furcht einflößende Masken mitgebracht, die zu seinen Lebzeiten als Wandschmuck im Wohnzimmer hingen. Ich habe sie nach seinem Tod auf einem Flohmarkt für ein paar Euro verkauft.
Ich kann nicht nachvollziehen, wieso sich manche Menschen afrikanische Masken, eigentlich schon Fratzen zu nennen, an die Wand hängen. Es sind Zeugnisse einer völlig anderen Kultur. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bedeutung dieser Gesichtsausdrücke einem Mitteleuropäer etwas sagen oder Gefühle entlocken. Habt ihr afrikanische Masken an der Wand hängen? Was sagen euch diese Masken? Welche Gefühle lösen sie aus?
Ich habe keine afrikanischen Masken an der Wand hängen. Die würden nicht in mein Wohnzimmer passen und man würde sie als Fremdkörper empfinden. Die Bedeutung und Symbolik dieser so verschiedenen Masken ist mir nicht bekannt. Ich weiß nur, dass sie böse Geister verjagen sollen. Ich nehme an, dass sie ursprünglich eine Hilfe für die Medizinmänner darstellen sollten, die mit ihrem Zaubertanz und allerlei Kräutern und Beiwerk die Geister gut stimmen wollten.
Wenn nun jemand Masken mit nach Europa bringt und sie sich an die Wand hängt, sind die Masken aus ihrem Ursprungsland herausgerissen, ohne deren Bedeutung zu kennen. Sie werden hier an die Wand gehängt und man legt etwas in sie hinein, was bestimmt falsch ist. Ich würde mich wahrscheinlich in der Dämmerung bei schwachem Licht fürchten und schnell einen anderen Raum betreten. Angenehm wären sie mir nicht.
Ich denke, bei den Gründen, wieso sich einige Menschen Objekte der Volkskunst eines völlig anderen Kulturkreises kaufen und damit ihre Wohnung oder ihr Haus dekorieren, wird es wohl hauptsächlich zwei Gründe, die sich voneinander auch ziemlich unterscheiden, geben.
Einerseits wären da die Leute, die "Exotisches" an sich lieben. Vielleicht wollen sie durch Dekorationsobjekte von anderen Kontinenten zeigen, wie weltgewandt sie doch wären. Vielleicht haben sie auch selbst kaum die Möglichkeit zum Reisen gehabt und wollen sich daher mit Dekorationsobjekten etwas "Fremdes" ins Haus holen. Diese Art und Weise, also bloß etwas "Fremdes" haben zu wollen, sehe ich etwas kritisch. Exotismus ist das Stichwort, man möchte einfach etwas haben, was man für ungewöhnlich hält, hat aber oftmals nicht den Willen, sich über diese Dinge auch nur im Geringsten zu informieren. So verkommen dann Dinge, die eigentlich in einer Kultur eine große Bedeutung haben, zu etwas Banalem. Das persönlich finde ich weniger gut. Aber das Thema hatten wir schon öfters hier im Forum, beispielsweise, wenn es darum geht, dass Leute sich Buddha-Figuren zur Dekoration hinstellen, ohne überhaupt wirklich zu wissen, wer Buddha war. Oder aber bei der Diskussion über die traditionellen indischen Holi-Feste, die neuerdings in Deutschland zu Sauf- und Techno-Parties mit ein bisschen bunter Farbe mutiert sind.
Dann wären da natürlich auch noch Leute, die nicht einfach nur irgendwelche Objekte haben wollen, weil sie sie exotisch finden, sondern weil sie sich wirklich für die Ursprungskultur, aus dem das Objekt stammt, interessieren. So gibt es Leute, die sich enorm über beispielsweise afrikanische Kulturen informieren, sich darüber belesen, also auch wirklich Fachliteratur dazu studieren, und die dann eben auch Reisen in die betroffenen Länder machen, und von dort aus Kunsthandwerk mitbringen, von dessen Bedeutung sie fasziniert sind. Der große Unterschied zu der oben genannten Gruppe von Menschen ist hier einfach, dass man nicht einfach nur fremdartig aussehende Deko haben möchte, sondern dass man die Bedeutung und die Symbolik der Objekte kennt und sich für die Kultur als solche interessiert. Da spricht meiner Meinung nach gar nichts dagegen, auch Kunsthandwerk aus diesen Regionen, mit denen man sich intensiv beschäftigt, zu kaufen.
Übrigens sehe ich da auch keine Unterschiede, ob es nun um Afrika, Asien, Australien, Südamerika oder Nordamerika geht. Traditionen aus diesen Gegenden, besonders auch die Kunst der indigenen Bevölkerung, stellen ja gerne ein Sammelgebiet dar. Oftmals wird sie aber eben leider auch verkitscht in Deko-Läden angeboten, als Massenware. Man denke mal an Traumfänger, Inka-Ornamente, Statuen mit angeblichem Ursprung bei den Maori oder Aborigines, oder eben auch schon die oben bereits genannten Buddha-Statuen. Und besagte afrikanische Masken habe ich auch schon einmal in einem Sommer bei Nanu Nana gesehen, inklusive irgendwelche Vasen mit Leopardenmuster und abstrahierte Statuen von dunkelhäutigen Wasserträgerinnen.
Ich selber habe übrigens keine afrikanische Kunst in meiner Wohnung hängen. Ich interessiere mich für die Traditionen Afrikas einfach eher weniger, als für andere Teile der Welt. Ist eben auch Geschmackssache. Übrigens hätte ich aber auch keinerlei Angst, wenn ich mich in einer Wohnung oder in einem Haus befinden würde, in dem sich afrikanische Masken befinden. Wieso auch? Was soll denn von Holz-Objekten ausgehen? Selbst, wenn man an Magie glauben würde, würde das vielleicht für echte Ritualgegenstände gelten, aber nicht für die Sachen, die man als Tourist so zu kaufen bekommt. Das sind, bis auf einige Antiquitäten, wirklich nur Touristen-Artikel.
anlupa hat geschrieben:Ich kann nicht nachvollziehen, wieso sich manche Menschen afrikanische Masken, eigentlich schon Fratzen zu nennen, an die Wand hängen. Es sind Zeugnisse einer völlig anderen Kultur. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bedeutung dieser Gesichtsausdrücke einem Mitteleuropäer etwas sagen oder Gefühle entlocken.
Und wenn es eine andere Kultur ist, was spricht denn dagegen, sich damit zu befassen? Wieso sollte ein Mitteleuropäer sich nicht mit afrikanischen Traditionen auseinandersetzen können? Und dass diese Masken Gefühle auslösen, sieht man doch sehr gut an den Postings hier. Es mögen nicht die Gefühle sein, die ein Afrikaner, der sich mit der Bedeutung der Masken auskennt, beim Anblick hat, aber Gefühle sind auch Angst und Verwirrung durchaus.
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