Prominente Männer küssen sich als Zeichen gegen die Angst
Leider gibt es immer noch genug Menschen, die vor schwulen Männern Angst haben oder es als eklig empfinden. Nun haben sich einige männliche Stars an einer Aktion beteiligt um zu zeigen, dass das Schwachsinn ist und man mal modern werden sollte. Sie haben sich geküsst und die Bilder wurden dann so viel ich gelesen habe in einer Zeitschrift abgedruckt. Ich finde das gut. Es ist doch gut zu zeigen, dass man sich auf der einen Seite nicht schämen muss und es auf der anderen Seite normal sein sollte. Man muss ja keine Angst vor Schwulen haben. Was denkt ihr über diese Aktion? Ein PR Gag oder eine gute Aktion für Schwule, die in unserem Land leider immer noch nicht komplett angenommen sind?
Ob diese Aktion Sinn macht, kann ich noch schwer beurteilen. Ich kann nämlich schwer einschätzen, wie "Otto Normal" auf solche Bilder reagiert. Homophobe Personen dürften sich wohl abgestoßen fühlen, ich denke mal, es wäre ihnen völlig egal, wie prominent oder unprominent die Leute sind, die sie bei einem gleichgeschlechtlichen Kuss sehen. Ich kann mir jedenfalls schwer vorstellen, dass plötzlich einer denkt: "Oh, das sind ja die Filmstars X und Y, na, wenn die sich küssen, dann ist das ja wohl ganz okay!" Zumal bei vielen homophoben Personen ja wirklich tiefe religiöse oder kulturelle Hintergedanken die Homophobie überhaupt erst bedingen. Die verschwinden ja nicht einfach mal, nur weil sich zwei Prominente küssen.
Und dann wird es sicher auch noch einige geben, die das bei Stars hinnehmen, weil das ja sowieso ein ganz anderes Milieu ist, die es im Alltag aber dennoch stören würde, wenn sie Homosexuelle sehen. Da wird ja leider oftmals mit zweierlei Maß gemessen.
Unterschiedlich dürften auch die Motivationen der teilnehmenden Prominenten sein. Tatsächlich bringt einen eine solche Aktion, traurigerweise, muss ich sagen, heute noch ins Rampenlicht. Allein das, also dass darüber berichtet wird, wenn zwei Männer sich küssen, zeigt ja schon, dass viele Leute es eben nicht normal finden. Sonst müsste man darüber ja keine großen Meldungen schreiben. Also es kann schon sein, dass einige Prominente nur mitmachen, damit man wieder über sie berichtet wird. Viele lösen ja sogar wirkliche Skandale aus, weil sie meinen, dass auch schlechte Werbung besser sei, als gar keine Werbung. Da geht es dann offenbar nur um Aufmerksamkeit und kommerziellen Erfolg.
Wobei ich nicht bestreite, dass einigen Prominenten vielleicht auch wirklich etwas bei der Thematik am Herzen liegt. Wenn diese aus Überzeugung an der Aktion teilnehmen und auch den Verlust bestimmter Fangruppen, die vielleicht etwas bornierter sind, dafür in Kauf nehmen, dann ist das natürlich schon eine Sache, die man anerkennen sollte.
Ich glaube kaum, dass eine solche Aktion mehr Toleranz gegenüber homosexuellen Menschen bringt. Immerhin ist es doch ein Unterschied, ob sich irgendwelche Stars da küssen oder ob man echte Schwule ablichtet. Hätte man da schwule Stars genommen, wäre es irgendwie für mich glaubwürdiger. Aber soweit ich das gestern mitbekommen habe, ist zum Beispiel auch ein Herbert Grönemeyer dabei, der nun wirklich nicht schwul ist.
Nur was will speziell so ein Mann damit sagen? Das ein Kuss mit einem Mann noch lange nicht schwul macht oder das es keine ansteckende Krankheit ist? Der Sinn erschließt sich zumindest mir dabei absolut nicht. Eher sollten doch homosexuelle Menschen für eine solche Aktion genommen werden, die dann zeigen, dass sie am Ende eben auch nur mit Wasser kochen. Das würde für mich mehr Sinn ergeben.
Eher sollten doch homosexuelle Menschen für eine solche Aktion genommen werden, die dann zeigen, dass sie am Ende eben auch nur mit Wasser kochen. Das würde für mich mehr Sinn ergeben.
Aber das wäre dann wieder nur eine Aktion von Schwulen, mit Schwulen, für Schwule. Gerade, dass hier heterosexuelle Menschen für Schwule eintreten, soll doch anderen heterosexuellen Menschen zeigen, dass das geht. Dass es auch heterosexuelle Menschen etwas angeht, wie Schwule behandelt werden. Dass man heterosexuell sein und Schwule akzeptieren kann.
Sinn und Unsinn dieser Aktion sei mal dahingestellt. Natürlich kommt das unterschiedlich bei den Menschen an, manche mögen es, manche bringt es zum Nachdenken, andere stachelt es vielleicht erst recht zur Homophobie an. Ich finde, auf diese kurzfristigen Unterschiede sollte man keine Rücksicht nehmen. Langfristig bleibt das Thema so in den Medien und mit der Zeit gewöhnen sich die Leute daran. Nicht explizit wegen dieser einen Aktion und weil da Stars mitgemacht haben, aber es ist ein Puzzleteil und irgendwann ist hoffentlich mal das Puzzle geschafft.
Punktedieb hat geschrieben:Nur was will speziell so ein Mann damit sagen? Das ein Kuss mit einem Mann noch lange nicht schwul macht oder das es keine ansteckende Krankheit ist?
Wenn das so wäre, würde die Aktion ja indirekt sogar eher eine negative Aussage haben. Denn es ist ja schon homophob, wenn man Angst davor hat, dass Homosexualität ansteckend sein könnte. Der Grundgedanke, wenn man zeigt, dass es nicht so ist, wäre ja immernoch, dass das irgendwie etwas Schlimmes wäre, was "glücklicherweise" nicht ansteckend ist.
Und wenn die Aussage auch nur wäre, dass ein Kuss zwischen zwei Männern nicht automatisch schwul mache oder sei, dann würde das ja auch nicht unbedingt irgendetwas Positives über Homosexuelle aussagen. Denn dann hätte es mit Homosexualität ja eigentlich gar nichts mehr zu tun, sondern es ginge eher um das Zeigen von Gefühlen, unabhängig von der sexuellen Orientierung eines Menschen.
Übrigens finde ich Deine Idee, lieber in Aktionen zu zeigen, dass Homosexuelle nicht anders als Heterosexuelle sind, auch gut. Leider ist auch da nicht sicher, ob das irgendetwas hilft, aber dieses Ansatz ist jedenfalls einer, den ich hier in Berlin beispielsweise schon auf einigen Plakaten verfolgt gesehen habe. Da wurden dann bestimmte Männer und Frauen vorgestellt, mit kurzen Angaben zu ihrem Leben und ihrem Beruf, und mit einem Bild von ihnen nebendran, mit der Aussage, dass Homosexuelle eben nicht anders leben, als Heterosexuelle. Allerdings habe ich leider nie mitbekommen, dass irgendwer diesen Plakaten auch nur ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt hätte.
Bienenkönigin hat geschrieben:Langfristig bleibt das Thema so in den Medien und mit der Zeit gewöhnen sich die Leute daran. Nicht explizit wegen dieser einen Aktion und weil da Stars mitgemacht haben, aber es ist ein Puzzleteil und irgendwann ist hoffentlich mal das Puzzle geschafft.
Ich wäre gerne optimistisch, aber ein wenig habe ich da leider auch so meine Zweifel. Wenn man online auf diversen Nachrichtenportalen zu homosexuellen Themen, oder besser gesagt zum Thema Gleichstellung zwischen Homo- und Heterosexuellen, liest, dann findet man oftmals Unmengen an homophoben Kommentaren darunter. Eine häufig gemachte Aussage ist, dass man von homosexuellen Themen bombardiert würde, und das dann offenbar besondere Frustrationen und Aggressionen schafft. Ähnlich gibt es das, allerdings mit ganz anderer Thematik, ja zum Beispiel auch bei Aktionen gegen Rechtsextremismus. Es gibt auch Leute, die eher rechte Denkweisen entwickeln oder die Sensibilität für rechte Probleme verlieren, mit der Begründung, dass sie von dem "ganzen Nazi-Kram" nichts mehr hören wollen. Die Präsenz eines Themas bedeutet also nicht automatisch steigende Akzeptanz.
Wawa666 hat geschrieben:Bienenkönigin hat geschrieben:Langfristig bleibt das Thema so in den Medien und mit der Zeit gewöhnen sich die Leute daran. Nicht explizit wegen dieser einen Aktion und weil da Stars mitgemacht haben, aber es ist ein Puzzleteil und irgendwann ist hoffentlich mal das Puzzle geschafft.
Ich wäre gerne optimistisch, aber ein wenig habe ich da leider auch so meine Zweifel. ... Eine häufig gemachte Aussage ist, dass man von homosexuellen Themen bombardiert würde, und das dann offenbar besondere Frustrationen und Aggressionen schafft. ... Es gibt auch Leute, die eher rechte Denkweisen entwickeln oder die Sensibilität für rechte Probleme verlieren, mit der Begründung, dass sie von dem "ganzen Nazi-Kram" nichts mehr hören wollen. Die Präsenz eines Themas bedeutet also nicht automatisch steigende Akzeptanz.
Das stimmt leider. Und ich schließe mich da nicht mal aus. Wie oft wir im Geschichtsunterricht die NS-Zeit durchgenommen haben, war schon echt nervig. Aber die Alternative - gar nicht darüber reden - ist absolut verkehrt. Da kommt gar nichts Gutes bei rum. Bei ständiger Präsenz verlieren wir vielleicht wieder einige, aber ich denke, der Gewinn ist größer.
Es ist schwierig, ein gutes Mittelmaß zu finden. Vor allem, weil es ja nicht nur einen Entscheidungsträger in den Medien gibt, sondern tausende. Und jeder will seinen Beitrag leisten, drucken und senden. Aber ganz ohne diese Beiträge hätte es nie Veränderungen gegeben und Homosexualität wäre immer noch per Gesetz verboten. Von daher bin ich eher für das "zu viel" als für ein "zu wenig".
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