Freuds Psychoanalyse auch heute noch aktuell?

Ich habe schon in der Pubertät angefangen Bücher von Sigmund Freud zu lesen. Natürlich habe ich in dem Alter noch nicht alles verstanden, aber mittlerweile verstehe ich die Thesen schon. Nun frage ich mich, ob diese Theorien und die Psychoanalyse überhaupt noch im Studium oder in der Psychologie angewendet werden. Bekommt man das noch vermittelt oder sind das eben Grundlagen oder Anfänge, die man nicht mehr beachtet?

Im Psychologie-Studium kommt Freud definitiv noch vor. Nicht einmal nur dort, übrigens, sondern auch in vielen anderen Studienfächern, und auch in einigen Schulfächern. Schon an meinem Gymnasium kam man damals nicht um Freud herum, überall wurde er zeitweilig zum Thema, sei es nun in Deutsch, Englisch, Französisch oder in welcher Sprache auch immer gewesen, wenn es dann darum ging, irgendwelche Werke zu interpretieren, oder auch im Geschichtsunterricht. Freud war bei uns wirklich sehr präsent. Übrigens zu meinem Unmut, denn ich halte von vielen seiner Thesen nichts. Viele sind heute sogar schon ziemlich eindeutig widerlegt. Was aber leider nichts daran ändert, dass einige Menschen dennoch blind daran glauben.

Unter den Psychologen oder Psychiatern gibt es heute auch noch Leute, die sich bei ihren Interpretationen strikt an Freuds Lehren halten. Es gibt aber auch Kritiker. Einige äußern gemäßigste Kritik, andere sehen in Freud direkt einen kompletten Scharlatan und gerade seine Ideen zur Psychoanalyse für wissenschaftlich haltlos. So extrem würde ich es nicht sehen, aber wenn man kein verblendeter "Freud-Fan" ist, und solche Leute habe ich wirklich schon einige Male erlebt, muss man schon anerkennen, dass es in Freuds Theorien unlogische Passagen und Widersprüche gibt. Diese Aussagen, die widersprüchlich sind, zu hinterfragen, sollte eigentlich "normal" sein, wenn man einen wissenschaftlichen Anspruch hat, und nicht nur blind irgendwelchen Theorien von Leuten mit großem Ansehen glauben will.

Ich studiere deutsche Literatur und bei mir im Studium kommt es nahezu ständig vor, dass wir Texte haben, die auf die Psychoanalyse von Freud andeuten. Dabei hatte ich auch einige Vorlesungen zu Freud selbst und es kommt auch immer wieder vor, dass seine Studien Bestandteil von Texten sind. Dabei habe ich festgestellt, dass sich das durch mein gesamtes Studium zieht und wenn man Freuds Studien einmal so richtig verstanden hat, dann fällt einem das gesamte Studium viel leichter, da man von selbst auch erkennen kann, dass viele andere Autoren sich ebenfalls darauf beziehen.

In meinem Studium sind Freuds Analysen auf jeden Fall sehr aktuell, was eben aber auch daran liegt, dass andere Autoren sich darauf bezogen. Und da ich in meinem Studium nicht nur Texte bearbeite, die in den letzten zwei Jahren geschrieben wurden, ist es klar, dass ich mich damit eben auch auskennen muss. Dabei finde ich die Theorien zu den Träumen sehr spannend, wobei ich finde, dass das Thema der Magie doch ein wenig weit hergeholt ist. So ganz einfach ist das nicht nachzuvollziehen und es ist eben auch ein wenig merkwürdig, dass Freuds Analysen sich immer auf das Kind beziehen, das primitiv ist und den Ursprung des primitiven Menschen darstellen soll.

Ich habe einen Freund, der Psychologie studiert. Dabei habe ich mich auch einmal mit ihm über Freud unterhalten, wobei er ganz überrascht war, dass ich das so intensiv in meinem Studium durchnehme. Er ist nun bereits fast fertig mit seinem Studium und hatte nie auch nur eine einzige Vorlesung über Freud, da die Dozenten angeblich von Anfang an gesagt hätten, Freuds Studien seien extrem veraltet. Immerhin haben alle Neurosen und andere psychische Probleme laut Freud nur den Grund, dass die Sexualität unbefriedigt ist, egal ob einem das nun bewusst ist oder nicht. Das sei heutzutage jedoch wiederum von anderen Psychologen widerlegt worden und man kann nicht die Sexualität für alle Probleme der menschlichen Psyche verantwortlich machen. Dabei geben das meine Dozenten durchaus auch teilweise zu, wobei wir uns in meinem Studium dennoch damit befassen müssen.