Bekommen alle Männer eine Midlife-Crisis und warum?
In meinem Umfeld kann ich aktuell beobachten, dass die Anzahl der Männer ab einem gewissen Alter, die von der Midlife-Crisis betroffen sind, erheblich ansteigt. Mein Kollege hat nach fünfundzwanzig Ehejahren seine Ehefrau für die Sekretärin verlassen. Mein Vater hat meine Mutter nach zwanzig Jahren Beziehung verlassen für eine zehn Jahre jüngere Frau und sich die Haare, die mittlerweile schon angegraut waren, gefärbt. Ein weitere Kollege Mitte vierzig, der verheiratet ist und Kinder hat, bandelt gerade mit einer zwanzig Jahre jüngeren Kollegin an und hat sich einen fetten neuen Sportwagen gekauft, reist durch die Weltgeschichte und treibt sich überall rum, nur nicht zu Hause.
Ich frage mich, ob es Zufall ist, dass man solche Sachen vermehrt beobachtet oder ob einfach alle Männer irgendwann eine Midlife-Crisis bekommen, bei dem einen eben stärker und bei dem anderen eben schwächer ausgeprägt? Vor allen Dingen frage ich mich, warum sie diese bekommen? Ist es einfach so, dass alle davon irgendwann betroffen sind, oder wovon hängt das ab?
Das wären ja Aussichten, wenn das bei allen so ausgeprägt wäre. Sicherlich hat jeder Mensch mal eine Midlife Crisis. Man stellt sich eben irgendwann die Frage, ob das Leben so läuft wie man es wollte und ob man denn noch einige Dinge im Leben machen kann. Wenn man dann feststellt, dass man schon ziemlich festgesetzt ist, wünschen sich manche eben ihre Jugend zurück, in der sie alles machen konnten. Dieser Wunsch wieder jung zu sein, wird dann eben auf einen Partner übertragen und dann wird sich eine jüngere Variante gesucht.
Das ist aber nicht immer so. Manche Männer oder Frauen sind nur ein bisschen depressiv und dann wird es nach einer Zeit wieder. Mein Vater beispielsweise war kurz vor seinem 40. Geburtstag total depressiv, er wollte nicht seinem Ende entgegenlaufen und älter werden. Zu seinem Geburtstag hat er sich dann einen Schnaps nach dem anderen eingegossen und kaum etwas gesagt. Als dieser dann aber rum war, war er wieder normal, weil sich nichts geändert hatte.
Ich halte die sogenannte Midlife-Crisis weder für ein globales Phänomen noch für ein Männerprivileg. Irgendwo habe ich sogar mal gelesen, dass es angeblich eine Quarter-Life-Crisis auch schon geben soll, die einen mit Mitte Zwanzig überfällt, weil man zu dieser Zeit im Idealfall mit Schule und Studium fertig ist und viele Leute bei dem Gedanken daran, erwachsen und verantwortungsbewusst zu werden, auch erst mal eine "Krise" kriegen. Von solchen Klischeevorstellungen halte ich nicht viel.
Meiner Meinung nach ist es ganz normal, um den 40. Geburtstag herum das bisherige Leben zu überdenken und schon mal eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Es ist nun mal eine Tatsache, dass wir nicht ewig leben und viele Chancen und Möglichkeiten entweder verpassen oder mutwillig oder aus Bequemlichkeit an uns vorbeiziehen lassen. Und dieser Tatsache ins Auge zu schauen kann schon ein bisschen deprimieren oder auch dazu verleiten, möglichst viel vermeintlich Versäumtes nachzuholen. Wieso das dann als Midlife-Crisis bezeichnet wird, weiß ich auch nicht.
Ich glaube auch nicht, dass die meisten Herren mittleren Alters so ohne Weiteres eine zehn bis fünfundzwanzig Jahre jüngere Dame an Land ziehen und wieder einen auf wilden Hengst machen können, da nicht jede selbstbewusste junge Dame mit solidem Einkommen scharf auf einen alten Dackel im zweiten Frühling ist. Man merkt sich halt die Extremfälle, bei denen so etwas tatsächlich klappt. Eine jüngere Partnerin zählt ja in unserer Gesellschaft zudem als Statussymbol für Männer. Für Frauen gelten da andere Spielregeln, sodass wir auch unsere Midlife-Crisis häufig anders ausleben und uns auch schwerer damit tun, Familie und Kinder aus der ersten Lebenshälfte einfach so hinter uns zu lassen.
Ich verstehe nicht, was das Geschlecht unbedingt damit zu tun haben soll oder das Alter. Meiner Ansicht nach ist es völlig normal, dass man ab und an Bilanz aus seinem Leben zieht und dann für sich selbst abwägt und entscheidet, ob man in seinem Leben glücklich ist und noch etwas ändern möchte oder eben nicht. Das hat aber mit anderen Faktoren wie Geschlecht oder Alter gar nichts zu tun meiner Ansicht nach. Der Wunsch nach Änderungen ist ja auch nicht bei jedem Menschen gleich. Der eine merkt vielleicht, dass er in seiner Ehe unglücklich ist, der zweite will aber lieber ein neues Auto kaufen und der dritte will sich beruflich neu orientieren.
Ich denke auch, dass nicht nur Männer von Midlife-Crisis betroffen sind. Aber vielleicht sieht man das bei ihnen nach Außen hin eher als bei einer Frau oder vielleicht fällt es bei Männern auch einfach nur mehr auf, wenn sie ihr Äußeres verändern und sich eine jüngere Frau suchen.
Allerdings bin ich davon überzeugt, dass sich nicht jeder Mensch durch solch eine Krise gleich einen neuen Partner sucht. Ich kenne viele Paare, die solche Krisen gut miteinander überstanden haben und bei dem keiner von Beiden fremdgegangen ist oder ähnliches. Daher kann man das meiner Meinung nach nicht pauschalisieren. Sonst wäre es ja quasi auch vorprogrammiert, dass eine Beziehung in einem bestimmten Alter scheitern wird.
Wenn ich mir den Herrn Wendler derzeit anschaue, würde ich das sogar behaupten. Denn der muss ja wohl mal voll mit seinen gefakten Bildern in der Midlife-Crisis stecken und seiner „Freundin“, die eher seine Tochter sein kann. Der Typ muss wirklich derzeit genau da drin sein und das Ego scheint dazu beizutragen.
Von solch ähnlichen Fällen kenne ich auch einiges. Aber eher, was die Bilder Bearbeitung angeht, sich dann hängen lassen, dann wieder voll aufdrehen, alles nehmen, was nicht bei drei auf den Baum ist und mehr. Wieso das so ist? Ich weiß es nicht, aber manchmal werden vielleicht auch einige Männer sowie einige Frauen Probleme damit haben, alt zu werden.
Ob das jetzt alle Männer bekommen oder überwiegend Männer, das wage ich zu bezweifeln. Ich glaube, dass dies eher eine allgemeine Angelegenheit mit dem Charakter verbunden ist. Denn wer traurig ist, alt zu werden, wer damit nicht leben kann und den damit verbundenen Veränderungen, auch körperlich - der rutscht sicher in solch eine Midlife-Crisis.
Ich glaube aber wirklich nicht, dass dies bei jedem Mann sichtbar wird und auch nicht jede Frau. Das ist wohl echt abhängig vom eigenen Leben, der eigenen Einstellung zum Leben und den Charakter. Damit kann man das vielleicht am besten beantworten.
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