Warum lässt man es so weit kommen mehr als 150 kg zu wiegen?
Auf RTLII läuft mal wieder eine Abnehmsendung, in der alle Kandidaten weit über 150kg wiegen. Ich frage mich aber ganz ehrlich, wie man es so weit kommen lassen kann? Ich selber bin auch was fülliger, aber irgendwann kam mal ein Punkt, da war ich so schwer, das ich nur noch sitzen wollte, und da war ich noch lange nicht bei 150kg.
Wenn man sich die Kandidaten ansieht, da sieht man das sie kaum noch laufen können, außerdem haben die ja auch alle keine Arbeit. Könnt ihr verstehen, wie man so schwer werden kann?
Na klar kann ich das verstehen. Ich bin auch nicht sonderlich schlank, wenngleich auch von diesen Zahlen noch weit entfernt. Wenn du aber sagst, dass bei dir ein Punkt kam, an dem du nur noch sitzen wolltest, dann hast du die Antwort zu der Frage eigentlich schon. Du hast an dem Punkt etwas geändert. Andere resignieren.
In dem Moment wo man vor leichtem Übergewicht resigniert, hat man schon verloren. Man isst normal weiter, vielleicht irgendwann aus Frust auch mehr, zieht sich aus der Gesellschaft zurück, verliert die Arbeit, hat keine Aufgaben mehr und sitzt irgendwann dann zuhause rum. Damit steht die Tür offen für solch massives Übergewicht.
Ich kann es nicht nachvollziehen, dass man sich so gehen lassen kann. Sicherlich Essen kann eine Art Ersatzbefriedigung sein und auch glücklich machen, aber man muss doch irgendwann auch mitbekommen, dass man damit aufhören muss. Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man sich selber so schänden kann. Immerhin kann man sich nicht mehr bewegen und schränkt sich selber auf sehr schlimme Art und Weise ein.
Ich meine ich kann das leicht sagen. Ich war nie dick, aber ich denke, dass man einfach mal klar sehen muss in welche Richtung man sich mit seinem Gewicht entwickelt. Es kann nicht sein, dass man sich selber so viele Jahre nimmt. Man wird ja dadurch nicht nur bewegungsunfähig, sondern auch krank.
Ich kann die Leute ehrlich gesagt nicht verstehen, die nicht krank sind und trotzdem Übergewicht haben. Klar kann man irgendwann vor seinem Übergewicht resignieren, aber hat nicht jeder so viel Verstand und vielleicht dann doch den Willen, wenigstens das erste Übergewicht zu halten? Irgendwann muss es ja einem aufgefallen sein, dass man zu viel wiegt und spätestens dann muss man sich eben überlegen, wie es weitergeht.
Ich selber kämpfe auch gerade mit meinem Gewicht, denn seit der Geburt meines zweiten Kindes wiege ich schlappe 10 Kilogramm mehr als zuvor. Ich weiß aber, dass ich wieder abnehmen muss und halte wenigstens diese etwa 10 Kilogramm zu viel. Ich gehe inzwischen wieder regelmäßig zum Schwimmen und beherrsche mich auch, wenn es um Süßigkeiten geht. Nach Weihnachten werde ich dann noch gezielter an die Sache gehen und noch weniger Süßes essen und vor allem dann wohl auch die Mengen an Essen wieder reduzieren, die ja zu Weihnachten jedes Jahr bei uns anfallen.
Man kann die Situation eines Menschen, der wahrscheinlich unter einer Form von Essstörung leidet, ja nicht mit der eigenen Situation vergleichen. Natürlich kann ich es nicht verstehen, dass sich jemand praktisch zum Pflegefall frisst oder zu Tode hungert. Aber ich versuche eben auch nicht irgendwelche Probleme durch essen oder nicht essen zu kompensieren, wie man das bei einer Essstörung ja in der Regel tut.
Wahrscheinlich müsste man außerdem verstehen wie Co-Abhängigkeit funktioniert. Also es gibt ja Menschen, die so fett sind, dass sie nichts mehr alleine erledigen können und die trotzdem immer genug Essen da haben, mit dem sie sich voll stopfen können. Also muss es in deren Leben ja jemanden geben, der sie in der Sucht unterstützt und daraus für sich einen emotionalen Gewinn zieht.
So viel Übergewicht zu haben, ist eine Krankheit. Und nicht nur hinsichtlich der Leber oder der Blutwerte. Es hat auch eine psychische Komponente. Da ist es nicht getan mit gutem Willen und dem Wissen, dass es nicht gut für einen ist. Es ist eine Sucht. Ebenso wie Zigaretten, Alkohol, Magersucht, Drogen. 10 Kilo nach einer Geburt zu viel zu haben, ist doch nicht das Gleiche wie nur glücklich zu sein, wenn man isst, aber auch essen zu müssen, wenn man unglücklich ist. Dass ist ungefähr so, wie wenn man 2 Zigaretten im Monat mit einer ausgewachsenen Heroinsucht vergleicht.
Bei jeder Sucht ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem man Hilfe braucht, wenn man wieder davon loskommen will. Da es im Umfeld von dicken Menschen genügend Menschen gibt, die auch einfach sagen, dass sie sich zusammenreißen sollen, bekommen sie diese Hilfe oft nicht. Und dann ist der Punkt eben ganz schnell überschritten.
Ich finde es ehrlich gesagt, etwas erschreckend, wie hier darüber gesprochen wird. Magersucht wird doch auch als Krankheit anerkannt. Ich wiege gerade mal ein Drittel der genannten Zahl und kenne nicht mal dicke Menschen. Dennoch kann ich sehr gut nachvollziehen, in welchen Teufelskreis man gerät, wenn man Essen als Freund und Trostspender "wählt". Man wird dick, fühlt sich schlecht und braucht Essen, um sich kurz besser zu fühlen, danach fühlt man sich wieder schlecht und braucht noch mehr Essen. Wenn man dagegen ankämpfen will, dauert das Monate und ist im höchsten Maße deprimierend. Es ist doch klar, dass man da einfach nur Essen will.
Ich denke, dass jede Person in der Hinsicht seine Gründe hat, weshalb die Person es zulassen kann, weit über 150 Kilogramm zu wiegen. Bei manchen Personen wird es daran liegen, dass sie einfach zu viel essen und sich nicht ausreichend bewegen und lieber zu Hause auf der Couch vor dem Fernseher sitzen und es sich gut gehen lasse.
Andere Menschen aber wiederum können nichts dafür, weil sie vielleicht eine Krankheit haben. Diese Menschen wollen auch nicht unbedingt übergewichtig sein und die Menschen wollen sicherlich auch nicht über 150 Kilogramm wiegen. Jede Person wird sicherlich seine persönlichen Gründe dafür haben. Aber gutheißen muss man es ja Mal, dass die übergewichtigen Leute sich im Fernseher zeigen und zeigen, wie hartnäckig sie versuchen abzunehmen.
Ich persönlich bin eine sehr schlanke Person. Ich kann aber auch wirklich essen, was und vor allem, wie viel ich möchte. Ich nehme einfach nicht zu. Zu dem bewege ich mich eigentlich kaum, also ich treibe kein Sport, neben der ganzen Bewegung im Alltag, bin ich eigentlich ziemlich faul. Weshalb ich mir auch definitiv nicht vorstellen kann, über hundertfünfzig Kilogramm zu wiegen. Wenn es aber irgendwann mal so kommen sollte, dass ich so viel zunehme, dann würde ich auch alles in Bewegung bringen, damit ich die überflüssigen Kilos wieder verliere.
Ich gehe bei so einem extremen Übergewicht auch sehr von einer Krankheit als Ursache aus. Das muss nicht eine körperliche Erkrankung sein, obwohl es da natürlich auch welche gibt, die zu einer starken, kaum bremsbaren Gewichtszunahme führen. Beispielsweise ist das bei einigen Schilddrüsen-Erkrankungen so. Da hilft auch kein Sport, sondern nur noch Medikamente, die die Grunderkrankung bekämpfen.
Aber auch, wenn man solche Erkrankungen mal weglässt, bleibt immernoch die psychische Komponente. Sicher gibt es auch dicke Leute, denen ihr Aussehen und ihre Gesundheit egal ist, und vielleicht essen einige auch einfach massenhaft täglich und bewegen sich kaum. Aber dann gibt es eben auch noch die Ess-Sucht, die meiner Meinung nach ebenso anerkannt werden sollte, wie Bulimie und Anorexie.
Und abgesehen von dieser Erkrankung gibt es auch noch andere, die Übergewicht auslösen könnten, aus dem der Betroffene auch nicht mehr alleine herausfindet. Mit "Wenn ich dick werde, muss ich halt was dagegen tun!" hilft man psychisch kranken dicken Menschen ja wohl kaum. Vielleicht ist es ja nicht die dicken Leuten gerne mal attestierte Faulheit, die dafür sorgt, dass die Person nicht mehr viel unternimmt, sondern einfach eine Depression mit totaler Antriebsschwäche? Vielleicht auch Burn-Out?
Vielleicht hatte hier ja schon einmal jemand Depressionen und kennt das Gefühl, dass man kaum aus dem Bett kommt, sondern nur noch liegen und schlafen kann. Bei Burn-Out soll es das auch geben, übermäßige Müdigkeit, Kraftlosigkeit, und damit auch verringerte Bewegung. Das jedenfalls entnehme ich Aussagen von Betroffenen, von denen ich schon einige gehört und gelesen habe. Wenn jemand auf diese Weise immer dicker wird und dann auch einfach nicht mehr die Kraft hat, hochzukommen, dann kann man das Problem doch nicht einfach mit dem Spruch "Ja, mach doch mal Sport!" beheben. Vielleicht würde die Person das sogar gerne mal machen. Aber der erschöpfte, völlig überlastete Körper lässt es nicht zu. Depressionen treffen natürlich auch vormals sehr sportliche und aktive Menschen. Da kann es schon sein, dass die während der Depression stark zunehmen.
Und dass einige anfangs nur leicht übergewichtige Menschen depressiv werden, wundert mich ehrlich gesagt auch gar nicht. Oftmals liegt es wohl gerade am leichten Übergewicht. Wenn schon in der Schule die Mitschüler beleidigen und mobben, wenn man sich in der Bahn Beschimpfungen wildfremder Menschen anhören muss, und wenn dann möglicherweise auch bei Bewerbungsgesprächen wenig raus kommt, weil Personaler dünnen Menschen ja gerne den Vorrang vor dicken Menschen geben, wen wundert es da, dass Leute, die das über Jahre erleben, vielleicht irgendwann depressiv werden? Dann wird der Antrieb immer weniger, die Bewegung wird weniger, und das Übergewicht mehr. Wenn Leute dann aus Frustration noch mehr essen, dann wird es noch schlimmer.
Aufgrund solcher Dinge wundere ich mich übrigens immer sehr, wie einige schlanke Personen meinen können, es würde irgendeiner dicken Person helfen, wenn sie diese andauernd wegen ihres Übergewichts kritisieren oder gar beschimpfen. Dieser Druck verschlimmert die Situation nur. Ich kenne jedenfalls keinen Dicken, der aufgrund von Beschimpfungen plötzlich mehr Kraft bekommen hätte. Im Gegenteil, der Frust nimmt zu, die Kraft nimmt ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass Diäten funktionieren, sinkt, und die Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr gegessen wird oder der Antrieb abnimmt, steigt.
Also ich verurteile Niemanden wenn er zu dick ist, aber bemitleiden muss ich diese Person auch nicht. Um abzunehmen muss man ja nichts tun, sondern nur etwas bleiben lassen. Nämlich essen, und bei 150 Kilo kann man sagen fressen. Natürlich hat jeder einen anderen Stoffwechsel, aber trotzdem kann jeder abnehmen, wenn er will. Das ist wie mit dem Rauchen. Man muss es einfach bleiben lassen.
Und wenn man es nicht schafft dann wenigstens zugeben, dass man süchtig ist. Nach Nikotin oder Essen. Jeder kann rumrennen, wie er will und tun und lassen, was er will. Ich habe täglich 69 Zigaretten geraucht, und wenn es keine elektrischen Zigaretten gäbe, würde ich es heute noch tun. Mein Problem. Wenn jemand 150 Kilo wiegt, dann ist es doch in Ordnung, wenn er das so will. Aber er soll nicht der Welt die Schuld dafür geben.
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