Seht ihr bei der Hilfe im Haushalt Generationenunterschied?

vom 11.12.2013, 13:14 Uhr

Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Opa jemals irgendeine Haushaltstätigkeit ausgeführt hat. Ich sehe ihn in Gedanken immer auf seinem Schaukelstuhl sitzen und meiner Oma beim Kochen zuschauen. Wahrscheinlich haben sich die beiden daran gewöhnt, weil er ja früher arbeiten war - damals auch noch samstags - und sie den Haushalt führte. Das haben sie als Rentner einfach so beibehalten.

Bei meinen Eltern war es so, dass mein Vater auch nicht allzu viel getan hat. Meine Mutter musste ihn immer auffordern, den Müll hinauszubringen oder zu staubsaugen. Aber das waren schon die einzigen Tätigkeiten. Allerdings hat mein Vater als Freiberufler meistens eine 7-Tage-Arbeitswoche gehabt.

Mein Mann und ich haben uns den Haushalt geteilt, solange noch keine Kinder da waren, weil wir beide voll gearbeitet haben. Nach der Geburt der Kinder hat er sich diesbezüglich aber immer rarer gemacht.

Seht ihr in eurer Familie auch einen Unterschied in den Generationen, was Hilfe im Haushalt betrifft? Lag das, wie in meiner Familie, nur an den Berufstätigkeiten, oder haben die Männer früher auch dann weniger geholfen, wenn die Frauen berufstätig waren. Hier wären die Erfahrungen der ehemaligen DDR-Frauen interessant, die ja immer berufstätig waren - im Gegensatz zu den westdeutschen Frauen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Bei meinen Großeltern habe ich ähnliches beobachtet wie du. Sie macht den Haushalt und die Küchenarbeiten, während er die typisch "männlichen" Aufgaben übernimmt wie eventuelle handwerkliche Tätigkeiten oder Auto waschen oder sowas.

Bei meinen Eltern ist das etwas anders geregelt. Beide sind berufstätig und das auch noch in Vollzeit. Der, der zuerst zu Hause ist, kocht das Abendessen, damit es fertig ist, wenn der andere kommt und direkt gegessen werden kann. Die beiden teilen sich auch sämtliche Hausarbeiten auf. Mein Vater renoviert gerne und betätigt sich gerne handwerklich und meine Mutter hilft ihm. Sie ist zwar körperlich nicht so stark wie er und auch nicht so belastbar, aber dennoch hilft sie so gut sie kann und übernimmt dann eben kleinere Tätigkeiten wie beispielsweise Tapezieren oder Streichen während er Beton mischt. Es ist aber auch so, dass er ihr im Haushalt beim Putzen oder Kochen hilft, wenn sie dies wünscht. Er hat kein Problem damit, auch mal zum Staubsauger zu greifen oder mit ihr den Abwasch zu erledigen. Als meine Schwester und ich noch zu Hause gewohnt haben, kam dies weniger vor, weil wir ja auch noch da waren für die Hausarbeit. Aber seitdem wir nicht mehr da sind, bringt er sich vermehrt in den Haushalt ein, was ich durchaus gut finde.

Bei meinen quasi Schwiegereltern weiß ich nicht, ob es da genauso ist. Renovierungsfreude haben beide nicht sonderlich. Eine Zeit lang habe ich auch gedacht, dass sie den Haushalt ganz alleine schmeißen würde, aber dann habe ich bei einem Überraschungsbesuch dann doch ihn mit einem Staubsauger in der Hand erwischt.

Mein Freund und ich beteiligen uns beide an den Hausarbeiten, egal ob er bei mir ist oder ich bei ihm. Manchmal mache ich etwas mehr als er, weil ich auch nicht so viel arbeite wie er. Aber wenn ich ihn darum bitte, den Müll rauszubringen oder den Staubsauger zu betätigen macht er das ohne Widerworte. Ich weiß nicht, inwiefern sich das nach einem Kind ändern würde. Bleibt abzuwarten.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, das ist tatsächlich eine Generationsfrage. Bei vielen alten oder allgemein auch konservativen Menschen ist Haushaltsarbeit "Frauensache". Da sitzt der Mann dann eben auch nur auf dem Sofa, während seine Frau kocht und putzt, selbst wenn er schon in Rente ist und eigentlich genug Zeit hätte, zu helfen. Ich finde das dann auch immer ziemlich unfair, aber wenn die Frau es mit sich machen lässt oder es sogar normal so findet, dann ist das wohl ihre eigene Entscheidung.

Bei meiner Familie ist das aber nie so deutlich gewesen. Andererseits kenne ich meine Großmutter nur als allein lebende Frau, weil ihr Mann schon ein ganzes Stück früher gestorben war. Und meine Eltern leben auch schon sehr lange getrennt. Mein Vater musste zwangsläufig für sich selber sorgen, weil er alleine gelebt hat. Wobei ihm das auch nicht so schwer gefallen ist, und das, obwohl er auch schon alt war. Verallgemeinern kann man also nicht. Nicht alle Männer halten, egal, wie alt sie sind, an traditionellen Geschlechterrollenbildern fest und lehnen Haushaltsarbeit als "Frauenkram" ab. Das ist wirklich von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Aber abgesehen von den alten Herren, die heute selber im Haushalt anpacken, gibt es sicherlich auch junge Männer, die ein absolutes Macho-Denken im Gehirn haben und die meinen, im Haushalt keinen Finger krumm machen zu müssen, weil die Partnerin das gefälligst zu tun habe. Das finde ich schon weitaus schlimmer. Auch bei alten Männern ist so ein Verhalten zwar nicht schön, aber da erklärt sich das Denken immerhin aus der "Tradition" heraus und alte Menschen können sich oftmals schlecht umgewöhnen. Wenn junge Männer hingegen machomäßig ihre Frau kochen und putzen lassen, dann finde ich das wirklich schlimm.

Wo hier auch der Unterschied zwischen westdeutschen und ostdeutschen Familien angesprochen wird: Meine Familie ist westdeutsch geprägt. Die Familie von meinem Partner stammt hingegen aus Ostdeutschland. Und da sehe ich es bei Familienfeierlichkeiten sehr deutlich, dass die alten Leute da glauben, nur die Frauen hätten den Tisch zu decken, das Essen zu servieren oder das Geschirr abzuräumen. Und das, obwohl genügend von diesen Frauen mal berufstätig waren. Aber auch damals blieb der Haushalt wohl an ihnen hängen. Mir ist das sehr suspekt. Allgemein diese Unterscheidung nach Geschlechtern: Die Frauen kümmern sich um das Essen, die Männer rücken hingegen die Stühle und Tische zurecht, weil die "schwachen" Frauen das ja nicht können.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei meinen Großeltern gab es, soweit es die Landwirtschaft zuließ, noch diese klassische Rollenverteilung. Wobei in jungen Jahren meine Oma auch weniger in der Küche stand, da eben meine Uroma dort gewirkt hat. Meine Oma dagegen packte draußen mit an und nachdem es dann die landwirtschaftlichen Produktsgenossenschaften gab, arbeitete sie auch an sieben Tagen in der Woche. Denn die Tiere wollten auch Sonntags versorgt sein.

Als meine Uroma starb, war meine Oma schon Rentner und es war damit ein nahtloser Übergang, was die Tätigkeiten im Haushalt betraf. Mein Opa versorgte weiterhin Tiere und Garten und musste sich im Haushalt um nichts kümmern. Bei meinen anderen Großeltern war es ein wenig anders. Da hat mein Opa auch schon mal was in der Küche gemacht und wenn es nur der Abwasch war.

Der Unterschied begann dann bei meinen Eltern. Beide im Schichtdienst und als meine Mutter dann mit mir schwanger war, konnte sie die Kochgerüche nicht vertragen. Mein Vater war also gezwungen am Herd aktiv zu werden, wenn er etwas Warmes essen wollte. Später war es dann so, dass man die Aufgaben automatisch übernahm, wenn man zu Hause war. Einzig an die Wäsche ist mein Vater nur im absoluten Notfall gegangen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke schon dass es da wirklich Unterschiede bei den Generationen gibt. An meine Uroma kann ich mich noch gut erinnern, sie war absoluter Einzelkämpfer wenn es um den Haushalt ging. Sie war Jahrgang 1879 und hatte eine Tochter, meine Oma. Sie wurde von ihr natürlich auch in diesem Sinne erzogen, mein Opa brauchte keinen Handschlag im Haushalt machen. Das ging sogar so weit dass er noch nicht einmal Kaffee kochen musste oder gar den Frühstückstisch vorbereitete. Er war für die Reparaturen zuständig, mehr nicht. Das rächte sich einmal fast als meine Oma für längere Zeit im Krankenhaus war und er wochenlang mit denselben Sachen herum lief. Ist ja logisch, es war niemand da der neue Sachen herauslegte. Zum Essen kam er dann zu uns oder er frühstückte in der Werkskantine oder im Bahnhof. Als Kind hatte ich mir aber da keine großen Gedanken gemacht, das ist mir erst später aufgefallen.

Das war aber auch eine andere Zeit damals, die Erziehung war so abgestimmt dass die Frau für die Kinder und den Haushalt da ist und der Mann für die Beschaffung des Lebensunterhaltes. Ich habe noch ein paar alte Zeitungen aus der Jahrhundertwende wo, genau wie heute, auch Tipps zur Erziehung gegeben wurde. Unverblümt wir dort geschildert dass Frauen und junge Mädchen völlig überfordert sind mit höherer Mathematik oder gar den Naturwissenschaften und das es völlig ausreicht sie nur mit den Grundrechenarten und etwas Schreiben vertraut zu machen. Auch sollte man die Töchter regelmäßig verprügeln wenn sie nicht spuren, nur so können sie an ihr Leben als demutsvolle Hausfrau später erzogen werden. Das waren wirklich noch selige Zeiten damals, mit selbstbewussten oder gar selbstständigen Frauen konnte man anscheinend nicht viel anfangen.

Mein Vater, also ihr Sohn, war da schon ganz anders. Er schmiss eigentlich den Haushalt, ich kenne ihn nur als fürsorglichen Familienvater. Er putze, kochte und wusch die Wäsche. Das hatte aber auch einen Grund wie ich später herausbekam. Meine Mutter hatte keinerlei Antrieb wenn es um den Haushalt ging, auch heute noch nicht. Wenn er es nicht machte dann machte es niemand.

Wahrscheinlich habe ich mir da unbewusst viel abgeschaut. Ich sehe mich und meine Frau gleichberechtigt im Haushalt, auch wenn ich zugeben muss dass ich in letzter Zeit mich in dieser Beziehung etwas zurück gehalten habe. Ich könnte deutlich mehr machen, aber meine Frau ist da oft schneller und hat bereits alles erledigt wenn ich nach Hause komme. Mir ist es aus Bequemlichkeitsgründen schon recht, aber ganz wohl fühle ich mich dabei auch nicht. Deshalb bekommt sie von mir öfters die verbale Anerkennung die ich auch absolut ehrlich meine und ich denke sie nimmt den Willen für die Tat.

Ich sehe es also auch so dass die Entwicklung der, zumindest letzten drei bis vier Generationen, doch in die Richtung der gemeinsamen Haushaltsführung geht. Das wird sich auch noch verstärken denn die Kinder schauen sich fast immer alles von den Eltern ab oder werden gleich so erzogen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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