Schuld ist immer etwas anderes oder andere

Meine Schwester gibt immer anderen die Schuld, wenn ihr etwas misslingt. Wenn sie Kekse anbrennen lässt, dann war es entweder der Backofen der kaputt ist oder der Nachbar, der sie gerade wieder mit lauter Musik genervt hat. Sie hatte einen Auffahrunfall und war eigentlich auch nachweislich Schuld. Aber sie würde heute noch Stein und Bein drauf schwören, dass nicht sie Schuld war, sondern die Bremsen am Auto nicht funktioniert haben, die aber geprüft wurden und sie sind in Ordnung.

Kennt ihr solche Menschen, die nie die Schuld bei sich suchen und lieber anderen oder etwas anderem die Schuld geben? Wie geht ihr mit solchen Menschen um? Ich weiß manchmal nicht, wie ich mit meiner Schwester diesbezüglich umgehen soll.

Ich kenne leider auch solche Menschen, die nie an etwas die Schuld tragen und es einfach nicht einsehen können, wenn sie doch mal etwas verbockt haben. Wenn ich ehrlich sein soll, dann weiß ich auch nicht recht, wie ich mit solchen Menschen umgehen soll, weil ich es nicht richtig finde, diese in ihrer Unschuld auch noch zu bestätigen, aber andererseits auch keinen Streit beginnen möchte, der unweigerlich kommen würde, wenn ich davon anfinge, dass diese Person ja die Schuld an der Situation trägt. So habe ich es mir einfach angewöhnt, es zu ignorieren, wenn mir solche Personen erzählen, wer oder was alles die Schuld am eigenen Fehler trägt.

Ich kenne nicht nur sehr viele solcher Menschen, sondern glaube sogar, dass das inzwischen ein in der Gesellschaft sehr weit verbreitetes Phänomen ist. Kinder bekommen heutzutage ja schon anerzogen, die Schuld von sich zu schieben. Es ist ja inzwischen sehr beliebt, dem Lehrer die Schuld zu geben, wenn das Kind schlecht in der Schule ist. Dadurch lernen die Kinder ja, dass es einfacher und erfolgreicher ist, jemanden anders die Schuld zu geben, anstatt eine gesunde, kritische Haltung zum eigenen Verhalten zu entwickeln.

So etwas setzt sich dann natürlich in andere Bereiche im Leben fort. Ganz fatal ist solches Verhalten im Berufsleben. Wenn man für seinen Aufgabenbereich keine Verantwortung mehr übernimmt, fördert man Kleinkriege, Micromanagement und Bürokratie (schließlich will ja jeder nachweisen können, dass er nicht Schuld ist!). Leider ist das inzwischen ein gesellschaftlich anerkanntes Verhalten und wer sich nicht so verhält, wird inzwischen sogar benachteiligt, weil er dann oft als Sündenbock da steht.

Genauso ist meine Mutter, dass was du beschrieben hast, passt haargenau zu ihrem Verhalten. Und es ist in jeder Situation so, sie streitet immer alles ab, und wenn sie dann merkt, dass die Lage aussichtslos ist, gibt sie es zwar zu. fängt dann aber gleich an zu weinen, und möchte Mitleid haben, weil ihr ja alles zu viel wird. Früher war ihre beliebteste Ausrede immer, dass sie zu viel Stress hat, und ihr deshalb alles misslingt. Und wer war daran Schuld? Natürlich wir Kinder, weil wir viel zu kompliziert sind, nur Ärger machen und zu viel Zeit in Anspruch nehmen, natürlich hat mein Vater diese Ausrede gerne angenommen, und wir waren immer die schuldigen. Die Ausrede hat sie in jeder Situation benutzt, egal um was für eine Kleinigkeit es sich auch handelt. Jeder wusste natürlich, dass sie dafür verantwortlich ist, ich weiß gar nicht, ob sie sich selbst darüber im Klarem war, aber ich gehe davon aus, weil sie auch schuldbewusst war, es nur nach außen hin nicht zeigen wollte. Das hat sich leider bis heute nicht geändert, aber wir müssen damit leben.

Ich selbst gehe damit eigentlich ganz normal um, weil es meine Mutter ist, kann ich dagegen nicht viel tun, wie es bei deiner Schwester ähnlich sein wird. Ich akzeptiere es, und ignoriere es einfach soweit es geht, weil ich die Wahrheit ja kenne. Ich mag solche Menschen aber nicht so gerne, auf der anderen Seite kann ich sie aber auch verstehen, weil es eben nicht leicht fällt, sich seine Schuld einzugestehen, besonders wenn es anderen mitbekommen, und es auch Konsequenzen hat. Ich glaube aber nicht, dass deine Schwester es auch vor der Polizei abgestritten hat, ich denke eher, dass es eine Sache vor der Familie ist, ob es einem einfach peinlich ist, oder ob man es sich selbst nicht eingestehen will. Ich versuche solchen Menschen aus dem Weg zu gehen, oder mir meine eigenen Gedanken zu der Sache zu machen, weil am Ende belügen sie sich ja nur selbst.

Mein Vater ist leider auch so ein Mensch, der die Schuld generell immer bei anderen sucht. Er kann es nie zugeben, wenn er einen Fehler gemacht hat. Stattdessen ist es für ihn völlig selbstverständlich, dass andere Schuld daran haben. Dabei sind die Begründungen manchmal wirklich albern, wobei mein Vater einfach so felsenfest davon überzeugt ist, dass er auch wirklich selbst glaubt, er wäre im Recht. Er sagt das nicht nur so, um vor anderen Menschen besser da zu stehen, sondern er glaubt das auch wirklich selbst und er käme daher auch nie auf die Idee, die Schuld erst einmal bei sich selbst zu suchen.

Ich finde es wirklich albern, wenn man als erwachsener Mensch nicht einfach zugeben kann, wenn man einen Fehler gemacht hat. Das gehört doch einfach zum Leben dazu und niemand wird gleich den Kontakt zu einem abbrechen, nur weil man eben einen Fehler gemacht hat. Jeder Mensch macht Fehler und niemand ist perfekt. Von daher muss man sich nicht dafür schämen, auch einmal die Schuld auf sich zu nehmen, da es ja etwas völlig Normales ist, Fehler zu machen. Außerdem ist es ja auch so, dass die anderen Menschen es wesentlich sympathischer finden werden, wenn man die Wahrheit sagt, als wenn man die Schuld von sich weist, nur um besser da zu stehen.

Natürlich fällt es nicht leicht, zuzugeben, wenn man etwas falsch gemacht hat oder wenn einem etwas misslungen ist. Wenn die Lage jedoch völlig klar ist und klar ist, dass man selbst die Schuld trägt, dann sollte man das auch zugeben können. Immerhin kommt es einfach nicht gut an, wenn man die Schuld bei anderen Menschen sucht und man macht sich mit dem Verhalten sicherlich keine Freunde.