Bis zu welchem Verwandtschaftsgrad Kontakt pflegen?

Meine Mutter und mein Vater hatten jeweils viele Geschwister, die teilweise im Ausland lebten. Ich selber habe auch vier Geschwister, die jeweils bis auf einen wieder mindestens zwei Kinder haben. Die engere Verwandtschaft mit meinen Geschwistern lastet mich voll aus, sodass ich mit meinen Cousinen und Cousins keinen Kontakt habe. Ich kenne die meisten von ihnen gar nicht und habe erst kürzlich im Rahmen einer Erbschaftsangelegenheit erfahren, dass ich Verwandtschaft zweiten Grades in Amerika habe.

Meine Schwägerin ist ein Einzelkind und hat auch elterlicherseits keine große Verwandtschaft. Sie hält daher selbst zu ihren Großcousinen Kontakt, die ich persönlich gar nicht mehr zu meiner Verwandtschaft zählen würde.

Bis zu welchem Verwandtschaftsgrad sollte man Kontakt halten? Kennt ihr eure Cousinen und Cousins alle? Was ist der weiteste Verwandtschaftsgrad, zu dem ihr Kontakt pflegt?

Ich finde es kommt immer darauf an, wie gut man sich mit den Verwandten versteht. Natürlich halte ich nicht mit jedem Kontakt, dafür ist die Verwandtschaft zu groß. Aber ich habe beispielsweise auch vereinzelnd Kontakt zu Verwandten 2. oder sogar 3. Grades.

Es kommt bei mir auch sehr darauf an, ob die Chemie stimmt und man auf einer Wellenlänge ist. Wenn man grundverschiedene Interessen hat und im Prinzip zwei unterschiedliche Extreme darstellt, hat Kontakt ja auch nicht wirklich Sinn meiner Meinung nach. Ich habe nur eine Schwester, meine Eltern stammen beide aus Großfamilien mit bis zu 7 Kindern, bei den Großeltern sieht das auch nicht anders aus. Ich bin eine derartig große Verwandtschaft gewöhnt und empfinde das auch gar nicht als Belastung, regelmäßig Kontakt zu vielen von ihnen zu halten. Schließlich sehe ich die meisten von ihnen auch auf den jährlichen Familientreffen.

Wenn der Kontakt aus welchem Grund auch immer nicht erwünscht ist, dann laufe ich da natürlich auch nicht hinterher und lasse die Leute dann auch irgendwann in Ruhe. Ich wollte mich beispielsweise schon länger mit meinem Cousin und seiner Frau treffen und den Kontakt intensivieren, aber es wurde 3 Mal ein Treffen abgesagt und seitdem hab ichs eben aufgegeben.

Ich denke, es kommt auch viel auf die Gewohnheit an und auf die Eltern. Meine Eltern beispielsweise haben mir von klein auf vorgelebt, Kontakt zu den meisten Verwandten zu halten und das auch regelmäßig zu pflegen. Meine Eltern haben auch einen großen Bekannten- und Freundeskreis, der gepflegt wird. Als Kind musste ich oft auch mit, als ich noch nicht alleine zu Hause bleiben durfte. Ich bin derartig viele Kontakte und Menschen um mich so was von gewöhnt, dass ich mir vorkommen würde wie ein Einsiedler, wenn ich das jetzt plötzlich ändern würde und zu den meisten den Kontakt abbrechen würde.

Bei einer ehemaligen Studienkollegin von mir ist das etwas anders. Sie selbst ist Einzelkind, ihre Eltern sind auch beides Einzelkinder gewesen und was die Großeltern betrifft, weiß ich gar nicht wie das da war. Fakt ist, die junge Frau wusste gar nicht, wie das ist, Onkel, Tante und Cousins oder Cousinen zu haben. Gerade weil sie nur eine derart kleine Familie gewöhnt war, wäre sie bestimmt überfordert, wenn sie plötzlich mit einem derartig großen Verwandtenkreis wie dem meinen klarkommen müsste, während ich mit ihrer Verwandtschaft wahrscheinlich absolut unterfordert wäre, wenn wir die Plätze tauschen würden.

Ich sehe das genauso wie Olly173. Wenn ich bestimmte Verwandte nicht mag oder einfach keine Gemeinsamkeiten mit ihnen habe, ist man auch nicht verpflichtet, Kontakt zu halten. So erzwungener Kontakt hat doch auch nichts Schönes. Meine Schwägerin ist richtig in Stress geraten, weil sie zu ihrer Hochzeit noch diesen und jenen Verwandten einladen musste, obwohl sie die gar nicht mochte. Das fand ich total unnötig. Wenn es nur Menschen sind, die man auf Familienfeiern mehr schlecht als recht erträgt, hat doch niemand etwas davon.

Mein Bruder hingegen hat nicht mal unseren Onkel und unsere Tante eingeladen. Wir haben es aber auch wirklich nicht von unserer Mutter vorgelebt bekommen, dass man Kontakt zu Verwandten hält. Meine Mutter hatte bis auf ihre Eltern nur Verwandte 2. Grades, also irgendwelche Cousinen. So war der Kontakt zu meinem Onkel und meiner Tante väterlicherseits und ihren zwei Söhnen auch nach der Scheidung meiner Eltern jahrelang eingeschlafen. Erst durch Facebook habe ich wieder Kontakt zu ihnen. Aber das beruht eben auch darauf, dass ich sie wirklich mag. Ansonsten würde ich den Kontakt einfach wieder einschlafen lassen.

Ob man den Kontakt pflegen sollte, weiß ich nicht. Ich denke da anders. Bei mir kommt es auf Sympathie an. Ich kenne zwar fast alle Cousinen und Vettern, aber nicht zu allen habe ich Kontakt. Warum soll ich die kostbare Zeit mit Leuten verplempern, die mir nicht gefallen und zu denen ich trotzden höflich sein sollte? Nein, das mache ich nicht. Ich habe Kontakt zu zweien meiner Cousins und zu zwei Cousinen. Das reicht völlig, wenn ich da schon Stunde um Stunde vollgelabert werde. Mehr tue ich mir nicht an. Deren Kinder haben ihre eigene Familie aufgebaut, haben mich zwar mal besucht, aber das war's.

Ich halte eigentlich zu gar keiner Verwandtschaft Kontakt. Meine Geschwister konnte ich nie leiden, meine Mutter auch nicht sonderlich. Großeltern und Vater sind alle tot. Ansonsten habe ich noch Onkel, Cousin und Großtanten. Zu denen hatte ich aber eigentlich nie viel Kontakt und eigentlich hat man sich nur auf Beerdigungen gesehen. Da nun aber alle Tod sind, habe ich zu denen auch keinen Kontakt mehr.

Meinen Cousin kenne ich gar nicht. Wir haben zwar bestimmt 20 Jahre lang im selben Dorf gewohnt, aber gesehen habe ich den nie. Und soweit ich weiß wohnt die nächste Verwandtschaft von mir 400km entfernt. Realistisch gesehen sehen wir uns also vermutlich eh nie wieder.

Ich vertrete auch die Meinung, dass es nicht vom Verwandtschaftsgrad abhängig sein sollte, ob man Kontakt zu Verwandten hat, oder nicht. Wenn man jemanden mag, kann man den Kontakt zu ihm ruhig halten, egal, wie gering der Verwandtschaftsgrad auch ist. Andersherum bin ich aber auch der Meinung, dass man auch zu engen Verwandten keinen Kontakt halten muss, wenn man das nicht möchte oder man auch ganz deutlich bemerkt, dass das einem nicht gut tut.

Ich akzeptiere es auch völlig, wenn Leute sogar zu ihren Eltern keinen Kontakt mehr pflegen. Aus purer Boshaftigkeit bricht ja wohl fast niemand den Kontakt zu seinen Eltern ab. Gründe wird es dafür also sicher geben. Gerade, wenn die eigenen Eltern beispielsweise gewalttätig waren und ihr Charakter sich bislang auch nicht geändert hat, spricht meiner Meinung nach gar kein Grund dafür, zu diesen weiterhin Kontakt zu halten, wenn man das denn nicht, aus welchen Gründen auch immer, unbedingt möchte.

Ich habe derzeit nur noch zu meinen Eltern etwas Kontakt. Die Großeltern sind alle tot, und zu Onkel, Tanten, und was man sonst noch so für Verwandte haben kann, bestand hier noch nie sonderlich viel Kontakt. Ich finde das für mich persönlich gar nicht mal schlecht. Zu viel Verwandtenkontakt würde mich vermutlich überfordern und nerven, eben, weil ich in meinem Leben so etwas bisher noch nie gewohnt war. Bei Menschen, die große Familienfeiern seit ihrer Kindheit kennen, dürfte es umgekehrt sein, also, dass sie sich unwohl fühlen würden, hätten sie plötzlich zu fast keinem ihrer Verwandten mehr Kontakt. Es ist einfach eine reine Gewohnheitssache, in den meisten Fällen jedenfalls.

Bei mir reicht das dann bis zu meinen Cousins und Cousinen. Eine wohnt sogar auch hier in Leipzig und wir unternehmen doch recht viel miteinander. Geschwister, Eltern, Omas, Opas und einige Onkels und Tanten natürlich aus. Aber alles was dann darüber hinaus geht, wird nur noch spärlich gepflegt. Hätte gar nicht die Zeit allen Verwandten gerecht zu werden. Zudem kann man ja sowieso einige mehr leiden und andere so gar nicht.

Ich denke auch, dass es darauf ankommt, welche Verwandten man mag und auch allgemein darauf, was für Verwandte man überhaupt hat. wenn man viele Geschwister mit Kindern hat, verstehe ich es, dass man Cousins und Cousinen nicht kennt. Ich habe keine Geschwister, kenne aber alle meine Cousins und Cousinen. Das bedeutet aber nicht, dass ich zu allen einen regelmäßigen Kontakt pflegen würde. Meine Mutter hat sogar Kontakt zu der Cousine ihrer Mutter und deren Familie, weil das die nächste Verwandtschaft auf ihrer Seite ist.

Ich finde nicht dass man die Kontaktpflege vom Verwandtschaftsgrad abhängig machen sollte. Mein Vater hat eine Schwester die wiederum eine Tochter hat. Mit meiner Tante habe ich so gut wie gar keinen Kontakt, was aber nicht darin begründet ist, dass ich sie nicht mögen würde, wir haben einfach nicht viel miteinander zu tun. Mit de Tod meines Vaters vor einigen Jahren hat sich das Verhältnis kurzzeitig intensiviert, das hielt aber nicht lange vor. Meine Cousine, ich habe nur eine leibliche, habe ich in den letzten 10 Jahren zweimal gesehen, bei den Beerdigungen meiner Großeltern. Mein Stiefvater hat drei Geschwister, die kenne ich zwar alle mehr oder weniger gut, aber das war es dann auch.

Mit der Verwandtschaft meines Mannes haben wir überhaupt nichts zu tun, das ist allerdings begründet. Wir haben also recht wenig Kontakt zur lieben Verwandtschaft, außer zu meinen Eltern und meiner Schwester. Das ist nicht schlimm, es hat sich so ergeben. Nur, weil meine Verwandtschaft an sich schon personenmäßig sehr begrenzt ist, würde ich denen nicht die Bude einrennen, nur weil wir verwandt sind.

Hätte ich eine große, weit verzweigte Verwandtschaft, mit der ich mich wahnsinnig gut verstehen würde, würde ich auch zur Großgroßcousine Kontakt halten. Vielleicht würde ich auch meinen Großcousin ständig treffen, meinen Bruder - wenn ich denn einen hätte - aber nicht. Der Verwandtschaftsgrad spielt keine Rolle, würde ich sagen.

Ich finde nicht, dass es eine Regel geben sollte, bis zu welchem Verwandtschaftsgrad man den Kontakt pflegen sollte. Stattdessen sollte man einfach mit den Personen in Kontakt stehen, mit denen man sich gut versteht. Es bringt ja schließlich nichts, mit den Cousinen und Cousins regelmäßig in Kontakt zu stehen, wenn man sich einfach überhaupt nicht versteht und rein gar nicht auf einer gemeinsamen Wellenlänge liegt. Es ist doch schwachsinnig, sich in so einem Fall immer nur aus der Pflicht heraus zu treffen, obwohl man sich eigentlich nicht ausstehen kann. Das belastet dann im Endeffekt nur alle Seiten und es ist doch für niemanden schön, wenn man den Kontakt künstlich aufrecht erhalten muss, obwohl man sich für die Cousins rein gar nicht interessiert. Stattdessen sollte man es einsehen, dass es nichts bringt, sich immer wieder zu treffen, wenn man sich doch nur streitet.

Wenn man sich gut mit den Verwandten besteht, dann spricht auch nichts dagegen, dass man regelmäßig in Kontakt steht und sich oft trifft. Allerdings sollte da auch gegenseitige Sympathie vorhanden sein und man sollte sich nicht nur aus der Pflicht heraus treffen. Stattdessen sollte man sich dann treffen, wenn man es möchte und wenn man Lust darauf hat. Und wenn man sich mit den nahen Verwandten gut versteht, dann sollte man den Kontakt pflegen. Und wenn man sich nicht gut versteht, dann bringt es eben auch nichts, wenn man sich nur aus der Pflicht heraus nach den anderen erkundigt.

Es spricht rein gar nichts dagegen, Kontakt zu entfernten Verwandten zu haben, wenn man sich gegenseitig mag und auch sympathisch findet. Immerhin kann man mit diesen Personen ja dann trotzdem gut befreundet sein. Allerdings finde ich es albern, wenn man nur deshalb versucht, den Kontakt zu ganz entfernten Verwandten zu haben, weil man selbst keine Geschwister und eine kleine Familie hat. Immerhin bringt es ja nichts, krampfhaft die Familie zusammen führen zu wollen, wenn man sich gar nicht sympathisch ist. Stattdessen sollte man dann lieber auf Freunde setzen, mit denen man auch viel machen kann und die auch für einen da sein können, wenn man sie braucht. Gute Freunde können nämlich auch eine Familie für einen sein.