Nie Verwandte besuchen - eine gute Lösung?

vom 09.12.2013, 11:19 Uhr

Ich habe einen Kumpel, der bestimmte Verwandte von sich noch nie besucht hat. Er mag sie eigentlich nicht sonderlich und man trifft sich nur wenige Male im Jahr, wenn die ganze Familie zusammen kommt. Eigentlich hat er ja Recht damit, dass man Menschen, die man nicht mag nicht besuchen muss, aber ich finde, dass das bei der Verwandtschaft eben nicht immer so leicht ist. Gerade auch wenn man eingeladen wird, kann man doch nicht einfach so ablehnen oder? Er macht das und ist glücklich damit.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Es gibt schon Verwandte, da kann ich durchaus verstehen, wenn man diese meiden möchte. Ich selbst habe auch eine Tante, die extrem neugierig ist. Sie tut immer so, als würde sie mich mögen und knutscht mich regelrecht ab, immer wenn wir uns auf Familienfeiern sehen. Sie ist aber eine eher falsche Person und sehr scheinheilig und heuchlerisch. Sie hat immer angedeutet, dass ich sie mal besuchen kommen soll, aber offiziell eingeladen wurde ich bisher auch nie. Selbst wenn ich eine Einladung erhalten würde, würde ich sie höchstwahrscheinlich nicht annehmen.

Sie gehört nämlich zu der Sorte, die gerne andere Menschen aushorcht und dann sämtliche Tatsachen verdreht und im Prinzip alles bewusst falsch weitersagt. Was sie selbst davon hat, weiß ich gar nicht. Möglicherweise will sie von ihrem eigenen Leben ablenken, sodass mehr über andere und weniger über sie getratscht wird. Ich kann nicht nachvollziehen, welche Motive oder Befriedigung man bei einem solchen Verhalten haben kann.

Dann gibt es auch natürlich Menschen, mit denen man lieber keinen Umgang haben sollte, weil sie einem selbst nicht gut tun, aus welchem Grund auch immer.

Aktuell meide ich auch so manche Verwandten und ich wüsste auch gar nicht, warum ich das ändern sollte. Zumindest sehe ich da im Moment absolut keinen Grund dazu. Wenn ich Kinder hätte, würde ich mir das eventuell nochmal überlegen und zumindest hin und wieder Kontakt zu manchen Verwandten halten. Ich finde es nämlich nicht richtig, Kinder derart zu isolieren, dass sie nicht mal wissen, mit wem sie wie verwandt sind. Meine Verwandtschaft ist sehr groß und natürlich ist es unmöglich, dass meine Kinder sämtliche Mitglieder kennenlernen werden.

Nicht mal ich kenne jeden Einzelnen von ihnen, auch wenn ich von mir behaupten kann, sehr weit in der Verwandtschaft herumgekommen und gut integriert worden zu sein. Allerdings gibt es Zweige in meiner Verwandtschaft, die sich auf Grund ihrer Religiösität sehr stark vermehren und bei denen weniger als 6 Kinder eine Seltenheit sind. Da ist es dann natürlich irgendwann schwer, nicht den Faden zu verlieren.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ab einem gewissen Verwandtschaftsgrad kann man durchaus ablehnen. Natürlich sollte man seine Oma besuchen, wenn diese zum 90. Geburtstag einlädt, aber einem Cousin gegenüber fühle ich mich nicht verpflichtet. Natürlich sollte man höflich absagen und nicht bis zum letzten Termin warten und ein plötzlich auftretendes Fieber erfinden. Aber eine kleine Notlüge, wie berufliche Überlastung, finde ich legitim.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also meine Verwandtschaft hat sich immer herzlich wenig um mich gekümmert und ich werde auch nie zu irgendetwas eingeladen, daher gehe ich auch nicht hin. Eingehende Einladungen würden mich heute überraschen, aber ich würde sie ausschlagen, weil für mich die Sache erledigt sind. Das sind für mich fremde Leute, zu denen man Du sagt.

Ich finde es immer sehr befremdlich, wenn ich mal zufällig jemand treffe und dann so getan wird, als wäre man so richtig dicke miteinander. Da kann ich überhaupt nicht drauf. Meine Mutter hat auch schon zu hören bekommen, dass ich ja den Kontakt nicht aufrecht erhalten hätte. Als unsere Verwandtschaft zerbröselte war ich Acht oder so. Da wäre es an den Erwachsenen gewesen, den Kontakt zu erhalten, nicht an einem Kind.

Mittlerweile werden die Herrschaften alt und haben alle irgendwo eingesehen, dass sie damals nicht so ganz richtig gehandelt habe. Da kam eine Tante auf die Idee mal die Familie zusammen bringen zu wollen, vor allem mich mit meinen Cousins und Cousinen, die ich auf der Straße nicht erkennen würde. Da rannte sie auch wieder zu meiner Mutter mit der Idee. Abgesehen mal davon, dass ich die auf der Straße kaum erkennen würde, hat letztens eine Beerdigung gezeigt, dass ich denen nichts zu sagen habe. Ich kann deinen Freund da sehr gut nachvollziehen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich persönlich finde es nicht schlimm, wenn man nie seine Verwandten besucht. Wenn es tatsächlich so ist, dass man sich einfach nicht gut versteht und auch keinen Kontakt haben möchte, dann finde ich das nicht so schlimm. Vor allem wenn es sich dabei um entfernte Verwandte handelt, über die man ohnehin fast nichts weiß, dann sehe ich auch keinen Grund, wieso man sich bemühen sollte, dem Kontakt um jeden Preis aufrecht zu erhalten.

Ich muss sagen, dass ich selbst keinen Kontakt zu meinen Verwandten habe. Immerhin wohnen viele meiner Verwandten auch gar nicht in Deutschland und ich habe sie zuletzt vor etwa zehn Jahren gesehen. Dabei habe ich allgemein keine große Familie und die Verwandten, die in Deutschland leben, habe ich zuletzt auch vor etwa zehn Jahren gesehen. Dabei habe ich noch einen Onkel, eine Tante und zwei Cousinen in meiner Nähe, wobei meine Eltern mit ihnen im Streit sind und ich ebenfalls seit einigen Monaten Streit mit meiner Cousine habe.

In meinem Fall ist es für mich auch absolut selbstverständlich, dass ich meine Verwandten nicht besuche und ehrlich gesagt möchte ich auch nichts mit ihnen zu tun haben. Immerhin würde ich es auch nicht einsehen, auf einmal auf heile Familie zu machen, wenn so lang Funkstille war. Dabei würde ich durchaus auch Einladungen ausschlagen, da ich auch absolut nicht wüsste, was ich mit den Leuten reden sollte. Immerhin sind sie fremd für mich und ich kenne sie überhaupt nicht. Und da sie sich nie für mich interessiert haben, ist es auch normal, dass ich nicht gleich begeistert zusagen würde, wenn sie mich einladen würden und ich denke, dass das auch völlig verständlich ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Naja, da gibt es zwei Seiten. Bei uns ist es zum Beispiel ähnlich, unsere Mutter hatte keine schöne Kindheit, weil sie immer von ihren Geschwistern geärgert wurde, und ihrer Mutter alles egal war, und sie es sogar noch unterstützt hat. Da kann ich natürlich verstehen, dass man auch wenn man erwachsen ist, keinen großen Kontakt mit der Familie haben möchte, weil sie einem damals auch sehr weh getan haben. Wir als Kinder können das jetzt natürlich nicht so ganz nachvollziehen, aber für sie macht dieses Denken auch schon einen Sinn, weil damit zu vielen negative Erinnerungen verbunden sind, und man so etwas einfach nicht vergessen kann.

Auf der anderen Seite finde ich es aber auch immer schön, wenn man ein gutes Verhältnis zu der Verwandschaft hat, man sitzt zusammen, kann immer einige Stunden zusammen sitzen und die Zeit genießen. So ein heiles, komplettes Bild mag ich sehr gerne, auch wenn es bei uns leider nicht so ist. Zu weit entfernterer Verwandschaft haben wir keinen Kontakt, jedenfalls nicht so, dass wir sie besuchen, einfach deshalb, weil sie so weit wegwohnen, da wäre es viel zu aufwendig, da einfach mal hinzufahren.

Ich finde es deshalb nicht so schlimm, wenn man die Verwandten nicht besucht, nur wie schon gesagt, zu Familienmitgliedern im engsten Kreis sollte man dann doch Kontakt haben und sie besuchen. Das gehört sich einfach so, ich kann es noch einigermaßen nachvollziehen, wenn beide Seiten nichts voneinander wissen wollen, aber wenn es nur von einer Seite kommt, empfinde ich das als sehr unhöflich. Am Ende muss das aber jeder für sich selbst entscheiden.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Irgendwo hat doch sicher jeder mal einen Verwandten, mit dem er nicht so super gut zurecht kommt. Ich habe auch ein paar Verwandte, denen ich wirklich nur zu großen Familienfeiern begegne und das ist auch gar nicht mal so schlecht. Warum soll ich dauernd Leute besuchen, mit denen ich nicht viel anfangen kann? Irgendwo hat ja jeder mit sich selbst zu tun und kann nun nicht dauernd die komplette Verwandschaft in regelmäßigen Abständen besuchen. Das wird dann schon zum halben Pflichtbesuch und das muss nun wirklich nicht sein.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Finja18 hat geschrieben:Ich finde es deshalb nicht so schlimm, wenn man die Verwandten nicht besucht, nur wie schon gesagt, zu Familienmitgliedern im engsten Kreis sollte man dann doch Kontakt haben und sie besuchen. Das gehört sich einfach so, ich kann es noch einigermaßen nachvollziehen, wenn beide Seiten nichts voneinander wissen wollen, aber wenn es nur von einer Seite kommt, empfinde ich das als sehr unhöflich.


Siehst Du das wirklich in jedem Fall so? Ich finde nämlich, dass auch Höflichkeit ihre Grenzen hat. So gibt es beispielsweise Elternteile, die ihrem Kind gegenüber über Jahre gewalttätig oder sonstwie übergriffig waren, und die vom Kind auch nicht ablassen wollen, wenn dieses bereits erwachsen ist und den Haushalt dann endlich verlässt. Manchmal tauchen solche Eltern auch nach einer jahrelangen Funkstille plötzlich wieder auf und wollen den Kontakt wieder aufnehmen. Geändert haben sie sich innerlich nicht unbedingt, einige sind sogar tatsächlich so, dass sie den Kontakt bloß aufrecht erhalten wollen, um weiterhin ihr Kind bevormunden, wahnhaft kontrollieren oder misshandeln zu können.

In so einem Fall hat man ja wohl das gute Recht, zu sagen, dass man zu diesen Menschen keinen Kontakt mehr haben will. Da ist mir auch ein "Das gehört sich eben so!" völlig egal. Und auch, dass dieser Wunsch nach Kontaktabbruch nur einseitig ist, also nur seitens des Kindes auftritt, während die Eltern sich den Kontakt vielleicht nach eigenen Angaben "sehnlichst wünschen", sollte auch keine Rolle spielen. Genau diesen Mechanismus, dass nämlich so getan wird, als habe man sich gebessert und als wolle man in Zukunft nur alles besser machen, habe ich nämlich leider schon oft mit ansehen müssen. Da wird geheuchelt, bis das Kind nachgibt und wieder Kontakt zulässt, und danach geht es genauso übergriffig weiter, wie vor dem Kontaktabbruch.

So etwas muss wirklich nicht sein und da sollte man dem Kind nicht auch noch ein schlechtes Gewisses einreden, weil es doch die "armen Eltern" nicht so herzlos abweisen dürfe. Leider dürfen Leute in so einer Situation sich das allerdings oft anhören und stoßen mit ihrer strikten Kontaktverweigerung oftmals auf Unverständnis bei ihren Mitmenschen.

Ich persönlich denke mir, dass jeder sich selber aussuchen darf, zu wem er welche Art von Kontakt haben möchte. Zudem werden ja die meisten kaum aus Herzlosigkeit Besuche bei ihren Eltern oder Großeltern verweigern, wenn sie von diesen immer gut und freundlich behandelt wurden. Die meisten Menschen freuen sich ja eher über gute Familienverhältnisse. Also wenn jemand Kontakt verweigert, dann glaube ich schon, dass das in 99% der Fälle auch gute, nachvollziehbare Gründe hat.

Bei mir persönlich ist es übrigens so, dass ich Besuche tatsächlich nur mache, wenn sie mir persönlich angemessen erscheinen. Also wenn ich Lust darauf habe, oder andere triftige Gründe dafür sehe. Ich habe kein Problem damit, gegenüber Verwandten, die ich nicht leiden kann, konsequent abzusagen. Allerdings sollten sie nach andauernden Absagen auch irgendwann begriffen haben, was man von ihnen hält. Wobei ich das doch meistens auch so deutlich sage, weil ich das noch fairer finde, als wenn ich sie nur insgeheim nicht leiden könnte, gleichzeitig aber sonst was für eine Freude oder Herzlichkeit ihnen gegenüber heuchle.

Skrupel hätte ich persönlich höchstens ein wenig bei Verwandten meines Partners. Wenn da Besuche anstünden, die mir nicht sonderlich gefallen, würde ich wohl beide Augen zukneifen und es hinnehmen. Das aber auch nur dem Partner zuliebe. Bei meiner eigenen Verwandtschaft tue ich mir keinen Zwang an.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde es in Ordnung, wenn man auch Einladungen von Verwandten ausschlägt, die man nicht leiden kann. Das ist mit Sicherheit aufrichtiger als wenn dein Kumpel diese Leute immer besuchen würde, obwohl ihm das sehr widerstrebt. Damit wäre niemandem gedient, es würde vielleicht sogar eine künstlich freundliche Stimmung herrschen, obwohl man sich eigentlich gegenseitig nicht besonders gut leiden kann. Für den Fall, dass die Verwandten deinen Kumpel gut leiden können, während er sie nicht mag, empfinde ich es als Vorspiegelung falscher Tatsachen, wenn er brav und nett zu einem solchen Treffen erscheint. Die Verwandten würden vielleicht davon ausgehen, dass die Sympathie gegenseitig ist und das wäre doch auch nicht richtig.

Ich unterscheide eigentlich nicht zwischen Familie und sonstigen Bekanntschaften. Mit den meisten Familienmitgliedern kann ich nicht viel anfangen. Das betrifft besonders auch den engeren Familienkreis. Von der entfernteren Verwandtschaft kenne ich viele Leute gar nicht, worüber ich nicht traurig bin. Mir ist es wichtig, dass ich im privaten Umfeld meine Zeit mit den Leuten verbringe, mit denen ich gerne zusammen bin. Solche Pflichtbesuche bei Leuten, mit denen ich nichts anfangen kann oder die ich sogar schrecklich finde, liegen mir nicht.

Ich finde es überhaupt nicht unhöflich, wenn man den Kontakt meidet, wenn man jemanden nicht mag. Es ist vielmehr aufrichtig, wenn man solche Kontakte meidet. Alles andere fände ich verlogen und es hätte etwas von Betrug und Selbstbetrug. Selbst wenn es sich um die eigenen Eltern handelt, ist das in Ordnung, gerade wenn vielleicht in der Vergangenheit große Vertrauensbrüche oder andere schlimme Dinge vorgefallen sind. Die Tatsache, dass man miteinander verwandt ist, reicht für mich nicht aus, um jemanden zu mögen oder vielleicht sogar trotz fehlender Sympathie mit ihm Zeit zu verbringen. Wenn man sich nicht viel zu sagen hat, sucht man sich eben andere Leute, mit denen man sich austauschen kann.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Wieso sollte er eine Einladung nicht ablehnen? Die einzige Verwandte von mir, die mich jemals eingeladen hat, ist meine Mutter. Die lädt mich aber auch nur ein, damit ich ihren Rasen mähen kann, sie mich um Geld anschnurren kann, etc. Da lehne ich auch dankend ab.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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