Wird man nach Erfolgen leichtsinnig?

Im Bereich der Spielsucht ist bekannt, dass erste Erfolge eine große Gefahr bedeuten. Man überschätzt sein Glück und wird leichtsinnig. Ich habe aber auch in anderen Bereichen festgestellt, dass man manchmal Misserfolge braucht, um wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen. Insbesondere haben schlechte Noten meinen Kindern oft gut getan, damit sie mit den Hausaufgaben nicht zu leichtfertig umgehen.

Werdet ihr auch nach Erfolgen leichtsinnig? Wenn ihr beispielsweise relativ spät zum Bus geht und dieser glücklicherweise immer ein paar Minuten zu spät kommt, werdet ihr dann leichtsinnig und gewöhnt euch an diese spätere Zeit? Welche Situationen fallen euch noch ein, in denen man nach Erfolgen leichtsinnig werden könnte?

Ich habe eine ähnliche Situation wie bei deinen Kindern erlebt, allerdings war es quasi andersrum. Es ging um meine Note in Französisch damals auf dem Gymnasium. Da mir Sprachen sehr leicht fallen, habe ich nie viel gelernt um meine Zwei in den Sprachenfächern - und eben auch in Französisch - zu erreichen. Um eine Eins zu bekommen, habe ich mich dann doch ab und an mal hinsetzen müssen und mich auch wirklich angestrengt. Am Ende des Schuljahres habe ich mit voller Vorfreude auf mein Zeugnis gewartet, da ich wusste, dass ich in Französisch 1,35 stehe und nun endlich meine Eins bekommen würde. Aber Pustekuchen. Als ich mein Zeugnis in der Hand hielt stand eine Zwei drauf und ich musste sechs Ferienwochen warten, um mit meiner Französischlehrerin reden zu können.

Nach den Ferien sagte mir meine Lehrerin, dass sie mir trotz meiner guten Noten nicht die Eins geben will, weil sie dann Angst hätte, dass ich mich nicht mehr anstrenge und faul werde. Ich war total schockiert und sie hatte das auch vor der gesamten Klasse gesagt. Also sie kam zu meinem Platz und sprach mit in der ersten Französischstunde nach den Ferien darauf an. Keiner meiner Mitschüler hat das damals verstanden und sogar diese haben ihr Veto zum Ausdruck gegeben, da ich die Beste in Französisch war. Mit diesem Verhalten bzw dieser Begründung hat sie bei mir aber genau das Gegenteil erreicht. Ich habe dann wirklich nichts mehr gemacht und ohne Mühe meine Zwei geschafft, denn ich wusste ja, dass sie mir die Eins nicht geben will und bei 1,35 muss man nicht diskutieren, finde ich. Meine Französischlehrerin wollte mir also meinen Erfolg nicht gönnen, damit ich nicht leichtsinnig werde, aber der Plan war nicht aufgegangen sondern ins Gegenteil umgeschwenkt. Ihre Angst, dass ich nach dem Erfolgserlebnis der Eins in ihrem Fach leichtsinnig werde, war völlig unbegründet.