Ab wie vielen SMS pro Tag sollten Eltern eingreifen?
Eine Nachbarin erzählte mir, dass ihre Tochter bis zu 500 SMS am Tag schreibt und folglich auch in der Nacht aufsteht und auch keine Zeit mehr fürs Lernen hat. Auch in der Schule soll sie laufend tippen. Sie ist sich aber nicht sicher, ob sie der Tochter das Handy verbieten sollte oder nicht.
Ab wie vielen SMS sollte man als Elternteil ein Machtwort sprechen? Soll die Tochter selber Erfahrungen sammeln oder sollte die Mutter dem SMS-Wahn einen Riegel vorschieben?
Die Frage sollte doch eher sein, ob man als Mutter bereit ist die Kosten zu tragen. Wenn man dem einen Riegel vorschiebt, dann ist eben schnell das Ende erreicht. Ich hatte mal eine Bekannte, die ihrer Tochter ein Handy mit Vertrag überlassen hat. Die dicke Rechnung ließ nicht lange auf sich warten und beim zweiten Monat musste die Tochter dann schon selbst zahlen. Die Nutzung hat sich dann auch entsprechend schnell reduziert.
Wenn also die Mutter einen Vertrag für die Tochter abschließt und damit die ununterbrochene Nutzung zur Verfügung stellt, dann kann sie nur die Tochter die Kosten tragen lassen, um wirklich einen erzieherischen Effekt zu erzielen. Sollte es sich um eine Prepaidkarte handeln, dann darf man sie als Mutter eben nicht mehr aufladen.
Die Anzahl der SMS würde ich nicht begrenzen, wohl aber das Guthaben, das ich monatlich zur Verfügung stelle. Man kann heutzutage zum Glück auch mit einer Prepaid-Karte Flatrate-Tarife buchen, sodass es nicht zwingend notwendig ist, einen Vertrag abzuschließen, bei dem das Kind unkontrolliert weitersimsen könnte, wenn die Flatrate-Konditionen längst aufgebraucht sind.
Ich würde meinem Kind also einfach nur einmal im Monat einen vereinbarten Betrag an Guthaben, keinesfalls mehr als 25€, zur Verfügung stellen und wenn das nicht reicht, müssten weitere Aufladungen eben vom Taschengeld finanziert oder einfach bis zum nächsten Monat gewartet werden.
Die Frage nach dem Geld ist sicher eine Sache, aber wenn diese Tochter laufend SMS schreiben und beantworten muss, dann hat sie kein normales Leben mehr. Das kann doch gar keinen Spaß mehr machen, laufend irgendwelche sinnfreien Texte zu posten und nur darauf zu warten, dass es wieder einen SMS-Ton vom Handy gibt, um wieder weiterschreiben zu können. So könnte ich auch nichts lernen und mein Leben würde sich nur mehr auf einem Handydisplay abspielen.
Ich frage mich, wie das Kind es denn schafft, 500 SMS täglich zu schreiben. Ein Tag hat 1440 Minuten, das heißt, das Kind würde in einem Abstand von weniger als drei Minuten eine SMS nach der anderen schreiben, und das wirklich pausenlos, über 24 Stunden. Selbst, wenn sie pro Nacht nur drei Stunden schlafen würde, würde das schon eine SMS alle zweieinhalb Minuten während der restlichen Zeit bedeuten. Würde sie fünf Stunden schlafen, wäre es ungefähr eine SMS alle zwei Minuten. Außerdem geht die junge Dame auch zur Schule und nimmt jeden Tag auch mindestens eine Mahlzeit, bestenfalls drei, zu sich. Darüber hinaus dürfte sie sich auch mal im Bad aufhalten, und sie wäscht sich hoffentlich auch regelmäßig. Das ist doch zeitlich gar nicht zu schaffen, in 24 Stunden 500 SMS zu schreiben und zu versenden, oder irre ich mich da tatsächlich so sehr?
Aber wenn man die genannte Zahl an täglich versendeten SMS nicht so wörtlich nimmt, sondern ganz einfach davon ausgeht, dass die genannte Tochter einfach extrem viele SMS täglich versendet und dafür sehr viel Zeit investiert, dann kann ich die Sorge natürlich verstehen. Gerade, wenn unter diesem Verhalten auch die Schulnoten und die Sozialkontakte der Tochter leiden. Und wenn tatsächlich auch der Schlaf beeinträchtigt sein sollte, würden bei mir die Alarmglocken klingeln. Es ist ja definitiv nicht "normal", nachts kein Auge zu zu bekommen, weil man auf SMS wartet. Das mag in Notfallsituationen vielleicht mal eine Nacht lang vorkommen, also, dass man auf eine dringende Nachricht wartet und dafür wach bleibt oder das Handy laut gestellt hat, aber täglich sollte das ja nun nicht vorkommen.
Bei so einem exzessiven Verhalten, wie es hier beschrieben wird, würde ich mich fragen, ob bei der Tochter nicht möglicherweise eine Suchterkrankung vorliegt. Da bringt das Verbieten des Handybesitzes nicht unbedingt etwas, beziehungsweise liegen in solchen Fällen die Hintergründe doch meist etwas tiefer. Viele Menschen, die Süchte entwickeln, tendieren allgemein zu Suchtverhalten, welcher Art auch immer. Ihnen fehlt einfach innerlich etwas, sodass sie dann Suchtverhalten nach anderen Dingen zeigen, um dieses Leeresgefühl zu kompensieren. In diesem Fall sind es vielleicht SMS. Nähme man ihr aber das Handy nun weg, wäre das Grundproblem ja nicht gelöst. Möglicherweise würde die Tochter dann nach anderen Dingen süchtig werden, was auch nicht besser wäre. Der Grund für das Verhalten muss gefunden und dieses Problem gelöst werden, alles Andere bringt im Falle einer echten Sucht nichts.
Wobei eine Frage sowieso wäre, ob überhaupt wirklich ein Suchtverhalten vorliegt. Hat die Mutter denn vielleicht mal gefragt, wieso die Tochter so viel schreibt, und wem? Als Teenie habe ich während meiner Fernbeziehung auch ziemlich viel telefoniert und geschrieben. Zwar nicht so, dass ich zu gar nichts Anderem mehr fähig gewesen wäre, aber ich hatte mein Handy durchaus immer bei mir und habe nachmittags immer wieder SMS mit meinem Freund hin und her geschickt. Wer von Hintergründen nichts wusste, hätte das wohl auch total unnormal gefunden. In dem Fall war das aber keine Handysucht, sondern ganz einfach der Wunsch, mit dem Partner, der 700 Kilometer weit entfernt war, zu kommunizieren. Vielleicht liegt bei der Tochter im Beispiel ja auch so etwas vor?
Was die Kosten betrifft, wurde hier ja schon genannt, dass man ein Limit setzen sollte. Ich habe anfangs 15 Euro Prepaid-Guthaben pro Monat von meiner Mutter erhalten, später musste ich es mir komplett selber finanzieren. Das schränkt einen dann natürlich schon ein. Wobei ich gar nicht weiß, ob es aktuell nicht möglicherweise auch Prepaid-SMS-Flatrates gibt, mit denen man wirklich grenzenlos verschicken kann, so viel man möchte.
Eine genaue Anzahl an SMS, ab der die Eltern eingreifen sollten, würde ich übrigens nicht allgemein nennen wollen. Ausschlag gebend ist meiner Meinung nach nicht die Anzahl, sondern die Tatsache, dass das Kind aufgrund des SMS-Schreibens sein sonstiges Leben stark vernachlässigt. Das kann bei 500 SMS der Fall sein, aber auch bei 50. Im Grunde könnte es auch schon der Fall sein, wenn in der Praxis nur 2 SMS pro Tag ankommen, das Kind aber einfach an nichts Anderes mehr denkt, von nichts Anderem mehr redet und ununterbrochen auf sein Handy starrt. Die geistige Abhängigkeit ist das Problem, nicht die Anzahl an real versendeten SMS.
500 SMS am Tag finde ich auch sehr heftig, jedoch ist dies wohl möglich, wenn ihre Freunde dementsprechend schnell antworten. Wenn man pro Minute 3-4 SMS (entweder an verschiedene Freunde oder an dieselbe Freundin/denselben Freund) schreibt, kommt man bestimmt schnell auf 400-500 SMS pro Tag. Viele Leute benutzen SMS (durch ihre SMS-Flatrate) ja auch als Chat und da geht ja alles im Sekundentakt.
Ich finde es aber doch bedenklich, wenn die Tochter deiner Nachbarin ständig nur am SMS schreiben ist beziehungsweise nur am Smartphone hängt. Das deutet doch fast schon auf eine Sucht hin? Ich würde ihr das Handy nicht direkt verbieten, sondern, falls sie einen Vertrag hat, diesen kündigen. Es gibt ja Prepaid-Karten und ich würde ihr so eine kaufen. Leider scheint es auch solche Prepaid-Karten zu geben, bei denen man monatlich eine SMS-Flatrate dazu buchen kann. Diese würde ich ihr vielleicht nicht unbedingt dazuholen, sondern eine normale Prepaid-Karte, die begrenzt ist. Alles weitere soll sie selbst bezahlen. Vielleicht fehlt ihr da die Relation zu dem Geld, dass sie da dann merkt, wie viel man da wirklich ausgibt und sie es so kontrolliert.
Hat ihre Mutter denn schon einmal mit ihr darüber gesprochen? Also ein direktes Gespräch und die Konsequenzen (Schlafmangel, Leistungsabfall in der Schule, soziales Leben schleifen lassen) aufgezählt? Manchmal wirkt ein Gespräch (von Angesicht zu Angesicht) nämlich doch noch wahre Wunder.
Auch ich würde jetzt keine konkrete SMS-Anzahl nennen, bei der man als Elternteil eingreifen sollte. Ich schreibe auch relativ viele SMS, aber ich habe mein soziales Leben immer noch unter Kontrolle und meine Leistungen in der Universität bleiben konstant. Es kommt immer darauf an, wie sehr das Leben durch das Smartphone eingeschränkt wird. Erst dann würde ich ein Machtwort sprechen.
Ich finde, die Fragestellung schon sehr komisch. Wir gehen also davon aus, dass dieses Mädchen sehr sehr viele SMS schreibt. Laut Aussage der Nachbarin wohl auch während der Schulzeit und ebenfalls mitten in der Nacht. Ich persönlich würde weder die Anzahl der SMS begrenzen noch das Guthaben des Handys. Wäre es mein Kind, dann würde ich ihr das Handy wegnehmen. Es ist doch so. Meinem Kind zu sagen, es dürfe jetzt nur noch, sagen wir einfach mal, 100 SMS pro Tag verschicken lässt sich nur Nachträglich kontrollieren und dann auch nur wenn man einen Vertrag hat. Bei Prepaidkarten ist es zwar möglich, aber doch mit viel extra Aufwand verbunden.
Davon abgesehen hat auch ein Kind eine gewisse Verantwortung zu tragen. Auch ein Kind muss Prioritäten in seinem Leben haben. In diesem Fall hat das Kind durchaus eine sehr wichtige Aufgabe, die es meiner Meinung nach nicht vernachlässigen darf. Das Kind muss zur Schule gehen, sich beteiligen und etwas lernen, um später einmal einen Abschluss zu machen. Kommt es dieser Aufgabe nicht nach, so muss man halt etwas nachhelfen. Lieber so anstatt sich eventuell seine Zukunft zu verbauen, nur weil man lieber den ganzen Tag damit verbraucht hat SMS zu schreiben.
Ein weiterer Punkt ist, dass es Regeln und Gesetzte gibt an die sich jeder halten sollte. Eine Regel davon besagt, dass während der Schulzeit Handys und Smartphones verboten sind. Ich selber kenne keine Schule an der das anders wäre. Bricht man diese Regel, muss man mit Konsequenzen rechnen. Manche Lehrer sammeln die Handys ein, andere erteilen Schulverweise oder brummen Extraarbeiten auf. Auf jeden Fall lernt man, dass es Folgen hat, wenn man sich nicht an Regeln hält. Meiner Meinung nach ist dies ein ganz wichtiger Beitrag, indem Kinder lernen Gesetze zu respektieren und zu achten.
Wenn das meine Tochter wäre, würde ich ihr erst einmal 2 Wochen lang das Handy wegnehmen. Nach diesem ersten Entzug, würde ich es ihr zwar wiedergeben, aber nur mit einer Prepaid-Karte, die sie dann jeden Monat selbst aufladen darf. Jetzt kommt es natürlich darauf an, ob sie von mir Taschengeld bekommen würde oder nicht, denn das ist ein Aspekt, den ich erst entscheiden werde, wenn ich Kinder haben werde.
Sollte ihr das Taschengeld nicht reichen bzw. sollte sie keins bekommen, muss sie eben arbeiten gehen, um ihren Bedarf zu decken. Mit 14 darf man schließlich schon Zeitungen austragen und wenn sie sich zu fein dafür sein sollte, hat sie eben Pech gehabt. Ich bin sicher, mit dieser Methode, wäre sie innerhalb weniger Wochen von ihrer Sucht "geheilt".
caain hat geschrieben:Meinem Kind zu sagen, es dürfe jetzt nur noch, sagen wir einfach mal, 100 SMS pro Tag verschicken lässt sich nur Nachträglich kontrollieren und dann auch nur wenn man einen Vertrag hat. Bei Prepaidkarten ist es zwar möglich, aber doch mit viel extra Aufwand verbunden.
So schwierig ist es nicht. Als Inhaber einer Prepaid-Karte hast Du heute meistens noch einen Online-Account beim Anbieter. Dort kannst Du normalerweise auch eine Art Einzelverbindungsnachweis, sogar inklusive Telefonnummern und genauen Uhrzeiten, einsehen. Ich hatte jedenfalls mal eine Karte bei Fonic, und da konnte ich das. Also wenn die Mutter diejenige ist, die die Karte anmeldet und den Account einrichtet, dann dürfte sie darüber einen Einzelverbindungsnachweis einsehen können.
Ob das allerdings so gut ist, alle Nummern der ja doch langsam erwachsen werdenden Tochter zu kontrollieren und das Telefonverhalten derart im Detail zu überwachen, ist dann aber noch einmal eine andere Frage. Vor allen Dingen könnte ich mir vorstellen, dass die Tochter sich Wege suchen könnte, diese Kontrolle zu umgehen, sobald sie erfährt, dass alle ihre SMS und Telefonate derart von der Mutter kontrollierbar sind. Ich hätte mir das in dem Alter jedenfalls nicht gefallen lassen und hätte sicherlich meine Wege gefunden, das zu verhindern.
Falls eine echte Sucht vorliegt, ist meiner Meinung nach die Wegnahme des Handies sowieso keine richtige Lösung. Das Suchtverhalten dürfte sich dann auf andere Weisen äußern. Also bei einer wirklichen Sucht muss auch wirklich eine Therapie her, Verbote bringen nichts.
Zumal bei einer starken Sucht das Kind sicher auch versuchen würde, diese dann eben auf irgendeine andere Art und Weise zu befriedigen. Wenn das Taschengeld für die Prepaid-Karten nicht reicht, wird vielleicht bei Freunden Geld "gepumpt" oder sogar schlimmstenfalls gestohlen. Was für ein Verhalten süchtige Menschen teilweise an den Tag legen, um ihre Sucht aufrecht erhalten zu können, ist ja eigentlich hinlänglich bekannt.
Und wenn man der Tochter die SIM-Karte komplett abnimmt, dann könnte sie sich, sofern sie das Geld dafür hat, wohl einfach eine neue kaufen. Billig-Handies bekommt man teilweise auch schon für 15 Euro. Zwar muss man eigentlich volljährig sein, um einen Handyvertrag einzugehen, und um eine SIM-Karte zu aktivieren, auch bei einer Prepaid-Karte, aber so wirklich sicher kontrolliert wird das in der Praxis doch nirgends. Im Handy-Shop muss man vielleicht noch seinen Ausweis vorlegen, aber bei Prepaid-Karten aus dem Supermarkt registriert man sich einfach online und könnte seine Volljährigkeit problemlos vortäuschen.
Das Handy einzuziehen, ist also bei so einem extrem nach Sucht wirkendem Verhalten keine echte Lösung. Der Ursprung des Problems muss angepackt werden, und zwar richtig.
Ich würde meiner Tochter in so einem Fall erst mal das Handy wegnehmen und dann schauen, dass sie davon auch wieder loskommt. Wenn es schlimm sein sollte mit der Sucht, würde ich eine Beratung aufsuchen und ansonsten würde ich ihr erklären, warum das so nicht geht und selbst wenn sie dann sauer auf mich wäre, kann man ja ein Kind nicht 500 SMS schreiben lassen, da muss man dann auch mal konsequent sein, gerade auch wenn die Schule darunter leiden muss.
Generell habe ich mir vorgenommen, dass ein Handy abends aus dem Zimmer kommt und dann eben über Nacht von mir gelagert wird. Die Kinder heutzutage schauen dann oftmals noch mal heimlich drauf oder schreiben und dabei ist der Schlaf ja wichtig.
Abgesehen davon würde ich einen Vertrag machen, dass man eben eingeschränkt das Handy nutzen kann, beispielsweise erst mal nur Prepaid, wobei ich dann jeden Monat einen bestimmten Betrag zur Verfügung stellen würde, zusätzlich zum Taschengeld. Ein Handy muss in der heutigen Zeit einfach sein, aber man sollte das Kind auch an einen vernünftigen Umgang gewöhnen und feste Zeiten ausmachen, wann das Ding eben auf Seite gelegt wird. Beispielsweise auch, wenn Hausaufgaben zu machen sind. In der Stunde oder in den Stunden muss es dann eben weggelegt werden und sollte nicht benutzt werden, weil das ablenkt.
So sehr muss man das aber denke ich auch nicht von außen kontrollieren und da eine bestimmte Anzahl als Richtwert setzen, sondern man muss einfach auf das Kind achten und wie es sich verhält. Wenn die Schule hinten angestellt wird, muss man etwas tun, ebenso wenn das Kind nur noch das Handy in der Hand hat.
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