Nicht normal, dass morgens die Bürgersteige sauber sind?

Ich habe es immer als das Normalste der Welt angesehen, dass morgens die Bürgersteige sauber, von Blättern bereit und je nach Wetterlage geräumt und gestreut sind. Neulich hatten wir Besuch von einer Freundin meines ältesten Sohnes, die von der Sauberkeit Münchens schwärmte. Ich fragte sie, ob es denn bei ihr nicht normal sei, dass die Bürgersteige sauber sind und sie meinte, dass man in ihrer Stadt im Ruhrgebiet manchmal lange warten müsse, bis die Stadt oder die Anwohner die Bürgersteige und Fahrradwege räumten.

Wie ist das bei euch? Ist es bei euch auch normal, dass morgens bei jedem Wetter die Bürgersteige geräumt und sauber sind, oder würdet ihr euch darüber wundern, wenn plötzlich alles ordentlich aussieht?

Ich lebe derzeit in Berlin. Das ist nicht gerade die sauberste Stadt. Und da ich das gewohnt bin, staune ich in vielen anderen Städten tatsächlich über die Sauberkeit. Genau genommen habe ich bisher noch kaum Städte erlebt, die Berlin in Sachen Dreckigkeit der Straßen das Wasser reichen konnten. Als schön sauber hingegen habe ich Dresden und verschiedenste Städte in Süddeutschland erlebt, außerdem Paris. Dort kommt zwar im Laufe des Tages viel Müll zusammen, aber zumindest sind regelmäßig Menschen da, die die Straßen auch wieder reinigen. Teilweise werden die Straßen morgens sogar mit Wasser gereinigt, etwas, was ich in Berlin in meinem gesamten Leben noch nie gesehen hatte und was mich wirklich extrem erstaunt hatte.

Tatsächlich ist die Straßenreinigung in Berlin eher nicht so vorbildlich. Es gibt einige Gegenden, bei denen man kaum auf dem Bürgersteig laufen kann, weil alles voller Hundekot ist. Und es gibt Gegenden, bei denen kommt offenbar nie die Stadtreinigung vorbei, denn dort liegen teilweise im Mai oder Juni noch Reste von Silvesterraketen herum. Zigarettenstummel gibt es in einigen Gegenden auch massenhaft.

Und was den Winterdienst betrifft, musste ich auch schon sehr oft über verschneite, zermatschte oder spiegelglatte Flächen morgens zur Schule und später zur Uni kommen. Teilweise war sogar am Nachmittag noch nichts getan worden, obwohl gesetzlich wohl eigentlich bis zu einer bestimmten Uhrzeit alles gesäubert worden sein muss. Daran hält sich aber wohl nicht einmal die Stadt, geschweige denn einige Hausbesitzer, die für den Weg vor ihrem Grundstück verantwortlich sind. Wobei ich die schon eher verstehen kann.

Teilweise habe ich sogar Mitleid, denn manchmal leben in Eigentumshäusern ja auch alte, gebrechlichere Menschen, denen ich kaum zumuten möchte, morgens um 6 Schnee schippen zu müssen. Aber wenn die Stadt ihre Straßen und Plätze bis Nachmittags nicht geräumt hat, obwohl sie dafür eigens Personal besitzt, finde ich das schon ziemlich daneben. Zwar haften sie wohl, wenn man dann dort wegen Glatteis verunglückt, aber das bringt einem ja auch kaum etwas, wenn man sich dafür das Genick bricht.

Ich wohne in einer Wohnanlage einer Genossenschaft und ich muss sagen, dass diese sehr darauf achtet, dass die Umgebung sauber und ordentlich aussieht. Das bedeutet jetzt nicht, dass hier Tag und Nacht oder gar täglich einer durchgeht und jedes heruntergefallene Blatt wegfegt oder den Müll wegsammelt, aber es wird in einer Regelmäßigkeit durchgeführt. Wenn der erste Schnee gefallen ist, habe ich es noch nicht erlebt, dass nicht gestreut worden ist oder die Fußgängerwege nicht gefegt worden sind. Die Mitarbeiter der Gartenpflege, die auch den Streudienst übernehmen, sind meistens dann schon um 4 da und räumen die Straßen und streuen. Genauso ist es auch mit dem Laub. Hier ist ganz selten mal ein Haufen Laub, auf dem man ggf. ausrutschen kann. Somit kann ich eigentlich sagen, dass es immer sauber bei uns ist.

Für die Reinigung der Bürgersteige sind nun mal die jeweiligen Anwohner zuständig und es ist klar, dass das auch der eine oder andere dabei ist, der es nicht für nötig hält, täglich das Herbstlaub wegzufegen oder gleich am frühen Morgen Schnee zu schippen. So kommt man, wenn man zu Fuß unterwegs ist, schon mal über einen nicht gereinigten Bereich. Über die öffentlichen Plätze kann man sich bei uns aber nicht beschweren, da die Stadtreinigung täglich unterwegs ist und achtlos auf den Boden geworfenen Müll entsorgt. Generell hat man aber wahrscheinlich sowieso eher in Großstädten ein Sauberkeitsproblem, da da vielleicht auch gar nicht genug Personal vorhanden ist, um das alles zu beseitigen.

Generell hat man aber wahrscheinlich sowieso eher in Großstädten ein Sauberkeitsproblem, da da vielleicht auch gar nicht genug Personal vorhanden ist, um das alles zu beseitigen.

In den Großstädten fällt durch die hohe Bevölkerungszahl und die vielen Besucher mehr Müll an, als in einer Kleinstadt. Das stimmt. Allerdings ist die Frage, inwiefern der Müll dann auch regelmäßig entfernt wird, eher eine Frage dessen, welche Prioritäten die Stadtverwaltung so hat. Wie gesagt: In Paris wird so viel gereinigt, man sieht an allen Ecken und Enden Straßenfeger, und es wirkt insgesamt relativ sauber. Zumindest bemüht man sich offenbar, etwas zu unternehmen. In Berlin hingegen liegt Müll teilweise monatelang herum, und keiner schert sich darum.

Sicher hat Paris etwas weniger Einwohner als Berlin, außerdem ist die Stadt wohl deutlich weniger verschuldet. Aber in Berlin sieht man ja meist nicht einmal Bemühungen, halbwegs für Sauberkeit zu sorgen. Darin besteht meines Erachtens der Unterschied, beziehungsweise das Problem. Sicherlich ist das Geld in Berlin knapp, aber es gäbe wahrscheinlich schon Möglichkeiten, für mehr Sauberkeit zu sorgen. Gerade, wenn ich bedenke, an welchen anderen Ecken Geld teilweise wirklich verschwendet wird.

Ist es bei euch auch normal, dass morgens bei jedem Wetter die Bürgersteige geräumt und sauber sind ...

Nein, bei uns ist das nicht normal. Gerade bei herbstlichem und somit meist windigem Wetter ist ja so etwas auch gar nicht leistbar. Das käme ja einem Kampf gegen Windmühlen gleich, die Bürgersteige und Fahrradwege permanent und womöglich rund um die Uhr von Laubverwehungen freizuhalten.