Bachelor- und Masterarbeiten nur auf englisch, fair?
Als "Ersti" betrifft mich diese Regelung noch nicht, aber einer meiner Dozenten im Proseminar hat letztens verkündet, dass unsere Bachelor- und Masterarbeiten vollständig in englisch geschrieben werden müssen, wovon ich bisher nichts wusste. Ich persönlich finde das nicht allzu schlimm, da ich die englische Sprache sehr gerne mag und nach der Schule auch ein halbes Jahr im Ausland war. Zudem weiß ich jetzt schon, dass ich garantiert nochmal ein Auslandssemester (oder Jahr) belegen werde, bevor es an die Bachelorarbeit geht.
Dennoch finde ich diese Regelung ganz schön frech, da ja nicht jeder die Möglichkeit hat, sein Englisch durch einen Auslandsaufenthalt aufzupolieren und damit gewisse Studenten schon von vornherein benachteiligt werden. Außerdem studiere ich nichts mit Englisch und lebe in Deutschland weshalb ich nicht einsehe, so eine zeitintensive Bachelorarbeit komplett in Englisch zu verfassen. Ich schreibe in meiner Freizeit viel in Englisch und merke da schon, was für ein Zeitfresser das sein kann, wenn man sich bei einer Formulierung nicht sicher ist.
Findet ihr es fair und sinnvoll, dass Bachelorarbeiten in vielen Fächern auf Englisch verfasst werden müssen? Fallen euch gute Argumente dafür ein?
Was studierst du denn? In manchen Studienfächern sind die Vorlesungen eh hauptsächlich auf Englisch, ebenso wie die Literatur. In Informatik ist es beispielsweise daher sinnvoll, dass die Bachelor- und Masterarbeiten in Englisch geschrieben werden. Für Jura oder Germanistik hingegen macht das keinen Sinn.
Wenn die Vorlesungen und Seminare eh auf Englisch sind, ist es doch eigentlich sogar leichter, die Arbeiten auf Englisch zu verfassen. Englisch ist nun mal die Hauptsprache der Wissenschaften und sollte von Studenten eigentlich gut beherrscht werden. Stelle dir doch nur mal vor, dass du die Arbeiten - so wie früher üblich - auf Latein verfassen müsstest.
Ich denke auch, dass es in vielen Fächern sinnvoll ist. Sogar in den meisten. Jura ist da eine der großen Ausnahmen, weil man eh noch mal eine Prüfung ablegen muss, wenn man in einem anderen Land juristisch tätig werden will. Aber ansonsten kann man nie sicher sagen, dass man sein ganzes berufliches Leben in Deutschland verbringen wird. Geht man dann ins Ausland und hatte im Studium nie Englisch, ist man wiederum sauer, weil man nicht gut vorbereitet wurde. Und heutzutage ist es nun wirklich keine Seltenheit, im Ausland zu arbeiten oder auch ausländische Mitarbeiter in Deutschland zu haben. Es macht deutsche Studenten einfach wettbewerbsfähiger und bereitet sie besser auf den Berufsalltag vor.
Dass es Studenten benachteiligt, die sich ein Auslandssemester nicht leisten können, stimmt aber. Ich finde auch den Englischunterricht auf dem Gymnasium nicht wirklich hilfreich, um gut Englisch zu sprechen. Er dauert mehrere Jahre und ist sehr intensiv, aber er ist leider viel zu theoretisch. Ein Auslandsaufenthalt und die tatsächliche Anwendung der Fremdsprache im Alltag ist durch nichts zu ersetzen.
Aber als guter Student muss man sich das dann halt anderweitig beschaffen. Es gibt sicher Englischseminare an der Universität oder man muss eben in seiner Freizeit so viel lesen und sprechen wie möglich. Kein System der Welt benachteiligt niemanden. Damit muss man sich leider abfinden. Aber das ist kein Grund, allen anderen die Förderung auch abzusprechen. Dann muss man doch lieber den anderen den Zugang auch erleichtern, was aber z.B. durch das Erasmusprogramm schon versucht wird.
Aber ganz persönlich muss ich zugeben, dass es mich extrem gestört hätte, meine Magisterarbeit auf Englisch zu schreiben. Auch wenn viele Seminare in meinem Studium auf Englisch waren, die Literatur fast ausschließlich auf Englisch war und ich für die Literaturrecherche für meine Magisterarbeit sogar nach London in die Bibliotheken geflogen bin. Ich hätte mit Sicherheit um einiges länger daran gesessen. Aber für meine Bildung wäre es schon sinnvoll gewesen.
Ich frage mich auch, was genau du studierst, denn aus meinen Studiengängen kenne ich es eigentlich nicht, dass die Abschlussarbeiten in Englisch verfasst werden müssen - bisher habe ich Jura und zwei Fächer auf Lehramt studiert. Allerdings ist es natürlich richtig, dass die englische Sprache inzwischen die verbindende Sprache der Wissenschaft darstellt und es daher sinnvoll sein kann, Abschlussarbeiten in Englisch zu formulieren, weil man die meiste Literatur sowieso nur auf Englisch findet und auch die eigene Arbeit in englischer Sprache einem größeren Leserkreis zugänglich wird.
Leider benachteiligt dies in der Tat Studenten, die aus irgendwelchen Gründen kein Auslandssemester einschieben konnten und die Sprache auch anderweitig nicht besonders gut gelernt haben. Auf der anderen Seite wären diese Menschen wohl spätestens in vielen ihrer Berufe ohnehin benachteiligt, denn fließende Englischkenntnisse werden eigentlich inzwischen oft erwartet, wenn nicht gar vorausgesetzt wird, dass man eine Weile im Ausland arbeiten sollte. Ist es da nicht besser, schon in der Universität mit diesen Herausforderungen konfrontiert zu werden und die Kenntnisse dort nacharbeiten zu können, als im Beruf auf die Nase zu fallen?
Trotz dieser schlüssigen Argumentation geht es mir da aber wie Bienenkönigin und ich wäre wohl nicht glücklich damit gewesen, eine Arbeit in Englisch verfassen zu müssen. Ich war bisher noch nicht für längere Zeit im Ausland und der Schulunterricht hat mich nur insofern ausgebildet, als dass ich sehr viel lesen und verstehen kann, an der Eloquenz mangelt es ziemlich. Für eine Arbeit in englischer Sprache würde ich derzeit wohl ewig brauchen, ganz davon abgesehen, dass ich mich lang nicht so differenziert ausdrücken könnte, wie ich es in meiner Muttersprache kann. Aber gut, ich kenne meine Lücken und kann sie nacharbeiten, ganz davon abgesehen habe ich mir einen Studiengang ausgesucht, mit dem ich auf der sicheren Seite bin.
Englisch ist nun einmal die Sprache, in der viele Wissenschaften arbeiten. Insbesondere in den Naturwissenschaften ist englisch einfach Standard und jeder, der ein Studium in diesem Fach anstrebt, muss englisch zu einem gewissen Maße beherrschen. Dazu muss man nicht unbedingt ein Auslandssemester absolviert haben. Das wird zwar sicherlich die Englischkenntnisse verbessern, aber dabei geht es hauptsächlich erst einmal um das Mündliche, was bei einer schriftlichen Arbeit nicht unbedingt hilft. Wenn man wirklich ernsthaft studiert hat, wird man sich vielleicht auch im schriftlichen Englisch etwas verbessern, aber gerade das Schriftliche kann man auch in Deutschland lernen.
Außerdem ist eine wissenschaftliche Arbeit kein Englischaufsatz; es wird letztendlich vor allem der Inhalt und nicht die Grammatik bewertet. Ich habe selbst schon einige wissenschaftliche Veröffentlichungen, welche ja normalerweise sogar noch einmal einer Redaktion unterliegen, gelesen, bei denen das Englisch sehr holprig ist und teilweise sogar einige grammatikalische Fehler und auch Rechtschreibfehler eingeschlichen haben. Und eine Abschlussarbeit kann man sich ja im Prinzip auch von einem Muttersprachler oder zumindest jemanden mit sehr guten Englischkenntnissen Korrektur lesen lassen.
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