Kommt man zurecht wenn man die letzten 10 Jahre verpasst hat

vom 05.12.2013, 14:20 Uhr

Ein Kollege meinte, dass er jemanden kennt, der wohl wegen irgendeiner Straftat, wo er auch nicht näher drauf eingegangen ist, gesessen hat. Dieser Mann kommt nun wohl in einem Jahr raus und hat aber einen Antrag auf vorzeitiger Entlassung gestellt. Wie das genau vor sich geht weiß ich nicht. Aber der Mann war, wenn er raus kommt, etwa 10 Jahre weg und hat nicht mal die Wochenenden irgendwie Ausgang gehabt. Das kommt wohl jetzt erst im letzten Jahr.

Ich frage mich, wie ein Mensch sich in der Welt zurecht finden kann, wenn er 10 Jahre von allem nicht viel mit bekommen hat. So viel ich weiß dürfen Strafgefangene ja kein Computer mit Internet haben und auch so wird sich auch vieles geändert haben. In 10 Jahren verändert sich ja einiges.

Denkt ihr, dass man sich nach 10 Jahren oder bei manchen Leuten sogar 15 Jahre und länger, noch zurecht finden kann und wie kommt man mit den ganzen Veränderungen klar, die sich alleine schon in einer Stadt ergeben? Denkt ihr, dass ein Mensch damit überfordert ist oder kann man sich da relativ schnell einfinden? Es gibt ja auch Menschen, die nach jahrelangem Koma wieder aufwachen und die haben ja noch weniger mit bekommen.

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In zehn Jahren hat sich nicht allzu viel verändert. Viele Dinge sind ein bisschen komfortabler geworden, beispielsweise die Anzeigen in Bussen, aber ansonsten sehe ich in den letzten zehn Jahren keine große Veränderung. Es gibt leider immer noch Autos, oft sogar noch dieselben wie vor zehn Jahren, Fahrräder und Ampeln. Auch die Häuser sind noch dieselben. Mir würde jetzt nichts einfallen, was sich in den letzten zehn Jahren grundlegend geändert hat.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn man nun ausgerechnet nicht anwesend war, als was passiert ist, was ein Umbruch war (wie eben damals die Wende), ist das auch noch mal was anderes. Und die Insassen haben ja auch Fernsehen und so sind sie diesbezüglich nicht vollkommen von der Welt abgeschottet. Wenn man sich ein bisschen für das interessiert, was "draußen" so passiert, dann kann man sich auch informieren. Da gibt es sicherlich Wege und Mittel.

Und wie gut sich jemand dann wieder zurecht findet ist sicherlich auch davon abhängig, wie viel Hilfe er bekommt. Am Anfang wird man ja wieder bei null anfangen. Da steht dann erst einmal im Raum, wo oder bei wem man wohnt und wie sehr man unterstützt wird. Es ist was anderes, wenn man eine Familie hat oder Freunde, die einen da helfen sich wieder zu integrieren, oder ob man in eine leere Wohnung zieht und niemanden hat. Da ist es natürlich schwieriger. Zumal man ja auch nicht mehr gewöhnt ist, für sich selber zu sorgen. Im Gefängnis wird das ja schon auch übernommen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Der Aussage, dass Häftlinge im Gefängnis ja auch nicht jahrelang in einem "luftleeren Raum" leben, würde ich schon einmal zustimmen. Natürlich bekommen sie über Gespräche, Erzählungen und auch über das Fernsehprogramm schon noch einige Dinge mit. Ich weiß auch gar nicht, ob manche Häftlinge nicht vielleicht auch Computer und das Internet verwenden dürfen. Ich glaube, von solchen Fällen schon einige Male gelesen zu haben. Wobei dann vermutlich nicht komplett frei im Internet getan und gelassen werden kann, was der Sträfling möchte. Da dürfte schon eine gewisse Beaufsichtigung stattfinden. Aber trotzdem kann man so ja Nachrichten lesen und sich über Neuerungen informieren.

Abgesehen davon ist das natürlich schon anstrengend und belastend, sich wieder auf den neuesten Stand zu bringen, wenn man die letzten Jahre viele Dinge verpasst hat. Technisch kann sich in 10 Jahren ja schon viel ändern, politisch sowieso, und auch bei vielen anderen alltäglichen Dingen können sich kleine Details ändern. Wobei ich diese Aussage mal ganz allgemein treffen würde. In der Praxis war die Zeit zwischen 2003 und 2013 interessanterweise gar nicht mehr so extrem im Wandel. Aber wenn man beispielsweise die technischen Änderungen zwischen 1994 und 2004 bedenkt, dann ist das schon enorm. Allein schon die Fortschritte im IT-Bereich, das Auftauchen von MP3-Playern, Handies und danach Smartphones, all dies hatte sich in diesen zehn Jahren schon drastisch verändert. Das nur, um mal einen kleinen Themenbereich als Beispiel zu nennen.

Und abgesehen von technischen Veränderungen gibt es ja auch noch lokale Veränderungen in der eigenen Heimatstadt. In vielen kleineren Städten wird man sich wohl schon noch zurechtfinden, denn da ändert sich nicht so viel. Wenn, wird vielleicht mal ein Häuserblock abgerissen und ein paar neue Häuser anderswo errichtet, aber komplett die Gegend umgestaltende Änderungen gibt es da ja eher selten. In Großstädten hingegen kann es schon passieren, dass in wenigen Jahren ganze Viertel planiert oder auch neu gebaut werden. Das Stadtbild kann sich da wirklich extrem verändern, in relativ kurzen Zeitspannen. Ich denke, das kann jemanden, der plötzlich auf einen Schlag mit diesen Veränderungen konfrontiert wird, schon verwirren oder orientierungslos machen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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