Stellenanzeige: Verlangen von perfektem akzentfreiem Deutsch
Ich habe heute eine Stellenanzeige gelesen. Dort stand drin, dass nur Mitarbeiter gesucht werden, die ein perfektes und akzentfreies Deutsch in Wort und Schrift vorweisen können. Ich habe mich direkt gefragt, ob das nicht irgendwie diskriminierend ist, wenn gleich Menschen ausgeschlossen werden. Die Arbeitgeber können doch aussortieren ohne einen Grund zu nennen, warum sie die Leute nicht nehmen wollen. Aber direkt ausschließen, welche Leute man ablehnen würde finde ich schon krass.
Ist es eigentlich wirklich erlaubt, dass man in einer Stellenanzeige schon potentielle Mitarbeiter ablehnt, die vielleicht nicht akzentfrei sprechen? Ist so was erlaubt? Würdet ihr euch auf so eine Stellenanzeige bewerben?
Eine derartige Stellenanzeige habe ich noch nie gesehen. Hätte nicht mal gedacht, dass es so was gibt und auch nicht, dass man das so direkt ausdrücken darf. Aber offenbar schon, sonst hättest du diese Anzeige ja nicht gefunden.
Akzentfrei ist immer so eine Sache. Einheimische sagen auch von mir, ich spräche akzentfrei Deutsch. Nur manche Aussiedler hören eben doch einen minimalen Akzent heraus. Meiner Meinung nach hört man bei mir nur dann einen Akzent, wenn ich mich aufrege, denn da ist es mir egal, wie ich mich ausdrücke.
Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob eine derartige Anzeige auch ernst gemeint ist. Sicher, dass das Angebot seriös ist und nicht das Produkt einer verlorenen Wette oder so was? Wenn das wirklich ernst gemeint sein sollte, finde ich so etwas schon erschreckend und auch diskriminierend. Ich persönlich würde nicht für jemanden arbeiten wollen, der derartige Vorurteile hat und Menschen gezielt diskriminiert. Man weiß in dem Fall auch gar nicht, ob der Schwerpunkt wirklich auf der akzentfreien Sprache liegt oder eben auch zunehmend ausgedehnt wird.
Es kann ja auch sein, dass noch zusätzlich Menschen ausselektiert werden, die keinen deutschen Namen haben oder nicht gerade deutsch aussehen. Ein Bekannter von mir beispielsweise ist Deutscher, hat auch Deutsche Vorfahren und hat auch einen deutschen Namen, sieht aber südländisch aus und wird auch oft auf Türkisch oder Kroatisch angesprochen. Werden solche Menschen in Zukunft dann auch direkt aussortiert?
Ich denke, es kommt darauf an, um was für eine Stelle es sich handelt. Wenn es sich z.B. um eine Stelle als Anwaltsgehilfin handelt, dann sollte so eine Voraussetzung eigentlich kein Problem sein. Ein Automechaniker braucht so etwas vielleicht nicht unbedingt. Es ist eben ein Unterschied, ob man den ganzen Tag Geschäftspost verfassen muss, oder körperlich arbeitet und weniger Schreibkram zu erledigen hat. Oder ob jemand den ganzen Tag Telefondienst machen muss. Da ist es mit Akzent teilweise schon schwierig, von der Gegenseite verstanden zu werden. Aber auch starke Dialekte oder ganz banal unsaubere Aussprache können da hinderlich sein.
Ob es gegen die Grundsätze des AGG verstößt kann ich nicht wirklich beurteilen. Man darf ja niemanden wegen seiner Herkunft benachteiligen. Aber in der Anzeige stand ja nicht, dass Ausländer nicht berücksichtigt werden, sondern nur, dass die Deutschkenntnisse da sein müssen. Warum sollten nicht Menschen mit ausländischen Wurzeln auch akzentfrei Deutsch können? Dagegen können viele Deutschen kein vernünftiges Deutsch, gerade was die schriftliche Seite angeht.
Ein Problem mich auf so eine Anzeige zu bewerben hätte ich nicht. Ich empfinde die Anforderung einfach nicht als diskriminierend.
Um was für eine Stelle geht es denn überhaupt? Wahrscheinlich wird ein gutes Deutsch für die Ausübung dieses Jobs nötig sein, also ist es doch logisch, dass der Arbeitgeber das dann auch gleich in die Anzeige schreibt. Warum sollte es diskriminierend sein, wenn für die Ausübung einer bestimmten Tätigkeit eine bestimmte Voraussetzung vorhanden sein muss?
Ich wohne an der französischen Grenze und sehe hier in der Zeitung oft Stellenanzeigen, in denen Leute gesucht werden, die neben Deutsch auch gut Französisch sprechen. Das passiert sicher auch nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil die Angestellten in ihrem Job mit französischen Kunden zu tun haben werden.
Was wäre denn die Alternative? Der Arbeitgeber wird eine Menge Bewerbungen erhalten, mit denen er nichts anfangen kann, weil die Bewerber nicht die nötigen Sprachkenntnisse mitbringen. Er würde seine Zeit verschwenden und er würde auch die Zeit der potentiellen Bewerber verschwenden. Da ist es doch wirklich wesentlich besser, wenn man in die Anzeige direkt rein schreibt, was man sucht und was man nicht sucht.
Aber es wird doch auch ständig verlangt, dass man perfekt, fließen oder sogar verhandlungssicheres Englisch spricht. Das ist doch auch nicht diskriminierend. Wenn man es für den Job eben benötigt, dann sehe ich da kein Problem drin. Bei uns wäre es undenkbar, dass jemand mittelmäßiges Deutsch an den Tag legt. Es muss einfach perfekt sein und ebenso sieht es auch mit dem Englisch aus. Ich habe das noch nie als Diskriminierung empfunden. Wenn man das nicht kann, passt man eben nicht auf diese Stelle.
In der Anzeige ging es darum, dass ein Unternehmen einen Mitarbeiter in der Produktion sucht und für mich hört sich das so an, als ob Ausländer da direkt keine Chance haben. Warum muss man akzentfrei sprechen, wenn man irgendwo arbeitet. Ich komme aus dem Kölner Raum und mein Kölsch ist für mich nicht hörbar, aber dennoch kann jeder, der hier aus meiner Umgebung kommt und nicht Kölsch spricht meinen Akzent heraus hören und schon wäre ich sogar als Deutscher durch das Raster gefallen?
Ich finde, dass man nach Mitarbeitern mit guten Deutschkenntnissen suchen kann. Aber warum "perfektes und akzentfreies Deutsch" wie es wortwörtlich in der Anzeige steht? Das kann nicht sein und ich finde das diskriminierend.
Vielleicht verlangt der Job aber noch mehr und du weißt es einfach gar nicht. Wenn es dich interessiert, solltest du dort anrufen und nachfragen, weshalb das nötig ist. Mit Sicherheit steckt da mehr dahinter.
Abgesehen davon werden doch ständig diskriminierende Eigenschaften verlangt. Ich lese ständig Stellenanzeigen, in welchen man sich wünscht, dass der Bewerber seriös auftritt oder ein gepflegtes Äußeres hat. Das finde ich viel schlimmer. Jemand, der Akne hat, braucht sich da gar nicht zu bewerben, weil er sowieso nie eingestellt werden würde.
Es kommt auf die Art der Stelle an, auf die man sich bewirbt. Vielleicht handelt es sich um eine Stelle in einer Telefonzentrale, in der man sehr viel Kundenkontakt hat. Klar mag so etwas schon einen diskriminierenden Anklang haben, aber manche haben nun einmal einen starken Akzent, und wenn man dann von vorneherein solche Bewerber ausschließt, spart man sich Zeit und Mühe.
Wobei "akzentfrei" natürlich auch sehr extrem formuliert ist, wer spricht schon komplett akzentfrei? Fast jeder hat ja eine gewisse Sprachfärbung - aber ich denke eben, es dient dazu, Personen, die einen starken Dialekt oder Akzent haben, auszuschließen.
Es kommt ja auch ein bisschen auf den Job drauf an. Wenn man beispielsweise nach Bürojobs sucht, wird man das öfter lesen, auch wenn man einen Job am Telefon hat. Wie soll man da denn auch jemanden gebrauchen können, der kein oder nur schlechtes Deutsch kann? So ist es nun mal und ich denke, dass es auch so wichtig ist, die entsprechende Sprache zu sprechen um allein schon die Verträge zu verstehen. Ausländer können aber trotzdem gute Arbeiten finden und ich sehe nun kein Problem darin, dass man in bestimmten Berufen Wert auf gutes Deutsch legt. Als Diskriminierung geht das natürlich gar nicht und wenn es sich um einen Job außerhalb des Büros handelt, würde ich mich dann einfach trotzdem bewerben.
Gesehen habe ich so eine Anzeige bisher noch nicht, mag auf den ersten Blick auch nicht schön sein, auf der anderen Seite habe ich da ein gewisses Verständnis für. Ich hatte selbst schon Arbeitskolleginnen aus dem Ostblock, die beiden einen eher breiten Akzent hatten. Die eine saß lange Zeit direkt in der Auftragsbearbeitung, die andere war als Aushilfe auch mal an der Telefonzentrale. Beide aber kompetent in dem was sie machten.
Trotzdem kam es immer mal wieder dazu, dass Kunden entweder am Telefon meinten frech werden zu müssen, und die beiden als doof hinstellten, wobei sie sich eindeutig auf die Herkunft bezogen. Oder es kamen Beschwerden, weil der Akzent manchmal gerade sehr hart und unfreundlich wirkt.
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