Viele Kinderbilder machen - Ist das eine Pflicht?

vom 04.12.2013, 12:46 Uhr

Ich habe selbst viele Bilder aus meiner Kindheit. Meine Eltern haben viel fotografiert und sogar Videofilme gedreht von uns Kindern. Aber ich kenne auch Eltern, die machen so etwas nie. Das tut mir allem dann später für die Kinder total leid, weil sie ja selbst nichts haben, was sie sich mal angucken können. Eine Mutter beispielsweise hat gar keine Kamera und es werden höchstens mal Bilder gemacht, wenn Besuch kommt, aber das lässt sie auch schon seit Jahren schleifen. Das führt eben dazu, dass es von jedem Kind nicht mehr als eine handvoll Fotos gibt.

Die Kinder merken das heute noch nicht, aber später möchten sie vielleicht mal ein Fotoalbum angucken und werden merken, es gibt fast gar nichts. Das tut mir jetzt schon leid und ich sehe es eigentlich als Pflicht der Eltern an, viele Kinderbilder zu machen. Nicht für sich selbst, sondern für das Kind. Wie seht ihr das? Findet ihr auch, dass man das eigentlich machen muss, auch wenn man überhaupt keine Lust dazu hat?

» Haudegen » Beiträge: 391 » Talkpoints: 6,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es hat ja nicht immer zwangsläufig damit zu tun, dass die Eltern keine Lust haben und deswegen keine Kinderbilder von ihrem Nachwuchs machen. Es kann auch finanzielle Gründe haben. Von mir beispielsweise gibt es sehr viele Kinderfotos, von meiner jüngeren Schwester allerdings kaum, weil wir wenige Monate nach ihrer Geburt nach Deutschland gekommen sind und meine Eltern einfach kein Geld für eine Kamera hatten und zusehen mussten, wie wir alle überleben. Soweit ich weiß gab es damals keine Unterstützung vom Staat und es ist meiner Meinung nach recht schwierig, wenn man Neuling ist, die Sprache noch lernen muss und sie dementsprechend nur halbwegs beherrscht und dann auch noch Geld verdienen muss.

Aus dem Kleinkindalter meiner Schwester gibt es kaum Bilder. Das kam erst so wirklich, als sie älter wurde und in den Kindergarten kam und wir finanziell im Prinzip aus dem Gröbsten raus waren. Da die meisten Verwandten mit uns nach Deutschland kamen und alle finanzielle Probleme hatten und wir kaum jemanden außerhalb der Verwandschaft kannten, war es natürlich schwer, jemanden einzuladen, der eine Kamera besessen hat, damit der Fotos vom Nachwuchs schießt.

Bei vielen Eltern ist es ja so, dass sie vom ersten Kind jeden einzelnen Schritt dokumentieren, weil es eine neue Erfahrung ist, die sie einfach festhalten wollen. Sobald jedes weitere Kind dieselben Fortschritte macht, werden diese nicht mehr so akribisch dokumentiert, weil es einfach nicht mehr so interessant ist wie beim ersten Mal. In dem Fall finde ich das schon schade. Ich finde, man sollte alle Kinder gleich behandeln.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke in der heutigen Zeit ist es schon Gang und Gäbe, viele Kinderbilder zu machen. Finanzielle Gründe mögen früher dazu geführt haben, dass in manchen Familien nur wenige Bilder existieren, aber heutzutage kann sich eigentlich fast jeder eine Kamera leisten, gebrauchte Digitalkameras sind schon ab ca. 20 EUR zu haben.

Ich selbst mache auch oft Bilder der Kinder, bei verschiedenen Anlässen, wobei es mal mehr oder weniger sind, je nach der Situation, es gibt auch mal ein, zwei Monate, wo fast gar keine Bilder entstehen und dann wieder Hochphasen wie im Sommer beispielsweise, wo die Kinder sehr oft draußen auf Veranstaltungen sind. Aber grundsätzlich entstehen doch fast jeden Monat Bilder, mal eben nur eine Handvoll und manchmal mehr.

Ich finde, dass Kinderbilder schon wichtig sind, die Kinder sehen sich selbst auch gerne auf Bildern und es macht ihnen Spaß, zu posieren und sich selbst auf Videos zu beobachten und für später sind das wichtige Erinnerungen.

Auch die Verwandtschaft im Ausland freut sich über zahlreiche Facebook-Bilder, und nachdem ich nicht hunderte von Facebook-Freunden und kein öffentliches Profil habe, ist es für mich auch unbedenklich, diese Plattform zu nutzen, damit immer alle up to date sind, was die Entwicklung der Kinder angeht.

Olly173 hat geschrieben:Bei vielen Eltern ist es ja so, dass sie vom ersten Kind jeden einzelnen Schritt dokumentieren, weil es eine neue Erfahrung ist, die sie einfach festhalten wollen. Sobald jedes weitere Kind dieselben Fortschritte macht, werden diese nicht mehr so akribisch dokumentiert, weil es einfach nicht mehr so interessant ist wie beim ersten Mal. In dem Fall finde ich das schon schade. Ich finde, man sollte alle Kinder gleich behandeln.

Ich denke, das ist ein Trugschluss. Viele Eltern finden es nicht unbedingt weniger interessant, nur ist der Alltag mit 2 Kindern oft viel stressiger, man hat mehr Termine und Verpflichtungen, mehr Wäsche zu waschen, unterschiedliche Bedürfnisse zu erfüllen, das ist dann oft schlichtweg ein Zeitproblem, ich habe auch die Entwicklung des Großen detaillierter kommentiert und Alben erstellt und beim Kleinen eher so drauflos geknipst und alles in einen Ordner gepackt, weil ich einfach nicht die Zeit hatte, so viel zu dokumentieren und zu sortieren.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich fotografiere sehr viel und sehr gerne und wenn ich Kinder hätte würde ich die sicher auch oft ablichten. Bietet sich ja auch irgendwie an die Gunst der Stunde zu nutzen, wenn man schon mal Modells vor der Linse hat, die sich noch nicht zieren, weil sie sich auf Fotos nicht schön finden oder irgendein anderes Problem damit haben fotografiert zu werden.

Aber es gibt nun mal Menschen, die nicht gerne fotografieren und Menschen, die es nicht wirklich gut können. Solche Menschen würde ich jetzt nicht dazu verpflichten wollen Bilder von ihren Kindern zu machen, denn ich denke, dass kaum jemand Lust hat sich in zehn, zwanzig Jahren schlechte Fotos anzuschauen. Ich selber habe ja nicht mal Lust mir die wirklich guten Bilder von mir anzuschauen, die mein Vater von mir gemacht hat. Liegt vielleicht auch daran, dass ich kein sentimentaler Mensch bin.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Heutzutage hat ja so gut wie jeder die Möglichkeit, zumindest digitale Bilder zu machen und ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass jemand finanziell tatsächlich nicht die Möglichkeit hat, Bilder von seinen Kindern zu machen. Früher war das sicherlich noch anders, aber in Zeiten, wo jeder für ein paar Cent Fotos ausdrucken lassen kann, dürfte es nicht zu schwer sein, an ein paar Fotos seiner Kids zu kommen.

Unabhängig davon empfinde ich es ehrlich gesagt aber absolut nicht als Pflicht, seine Kinder zu fotografieren. Ich sehe schon einen Grund dafür, bestimmte Ereignisse wie die Einschulung, Taufe oder so etwas bildlich festzuhalten, weil es einfach wichtige Ereignisse aus dem Leben des Kindes sind, die sich auch nicht wiederholen lassen. Aber eine Pflicht? Nein.

Mir tut es auch nicht leid darum, wenn die Kinder später keine Möglichkeit haben, Fotos von sich aus Kindertagen anzusehen. Von mir gibt es massig viele Fotos. Viele Fotoalben mit Bildern aus dem Alltag, mit Daten und Überschriften dazu. Ich persönlich habe kein Interesse daran, mir das alles anzusehen. Sicherlich mag es ganz witzig sein, sich als kleines Kind auf Bildern zu sehen, aber für mich persönlich hat das keine große Bedeutung, so dass ich auch keinen Grund sehe, jemanden zu bedauern, wenn er keine Fotos von sich als Kind sehen kann.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich frage mich auch, inwiefern es eine Pflicht sein sollte, seine Kinder zu fotografieren. Viel wichtiger ist es doch, dass die Kinder mit notwendigen Dingen ausreichend versorgt werden, auf eine angemessene Art und Weise beim Aufwachsen unterstützt werden, emotional ausreichend Rückhalt bekommen, und ganz einfach liebevolle, respektvolle und aufmerksame, interessierte Eltern haben. Sich da zu fragen, ob das Fotografieren der Kinder eine Pflicht sein sollte, oder nicht, klingt für mich, entschuldige, wenn ich das so deutlich schreibe, nach einer Art "Wohlstandsproblem".

Dass Kinder einem Leid tun müssen, weil sie sich später keine Fotos von sich selbst ansehen könnten, sehe ich auch nicht unbedingt so. Vielleicht gibt es einige Kinder, die das dann schade fänden, aber es gibt auch genug Menschen, die sich ihre Kinderfotos sowieso niemals ansehen. Von mir bespielsweise gibt es bis zu einem bestimmten Alter definitiv relativ viele Fotos. Aber sie interessieren mich nicht wirklich, sondern stehen eben nur in Fotoalben im Schrank herum und stauben da vor sich hin. Hätte ich diese Fotos nicht, täte mir das wohl auch nicht so sehr leid.

Vor allen Dingen sollte man auch nicht so tun, als seien Erinnerungen verloren, wenn davon keinerlei Fotos existieren. Die schönsten Bilder hat man doch sowieso im Kopf, oder nicht? Ich jedenfalls kann mich gut an schöne Ereignisse im Alter von vier oder fünf Jahren erinnern, von denen es keine Fotos gibt. Die Momente sind ja ohne Fotos nicht weg. Oder passiert das heutige einigen Menschen beim täglichen Medien-Bombardement von allen Seiten?

Bedenken sollte man außerdem, dass es bei vorherigen Generationen nicht unbedingt üblich war, dass andauernd fotografiert wurde. Die Eltern der meisten von uns hier dürften als Kinder schon ab und zu fotografiert worden sein. Bei den Großeltern sieht es aber vermutlich schon anders aus. Da gab es nicht so viele Fotogelegenheiten, und schon gar nicht wurde so exzessiv fotografiert, wie das heute mit Digitalkameras der Fall sein kann. Leiden diese Menschen denn unbedingt alle so sehr darunter, dass sie aus ihrer Kinderzeit nur wenige Fotos ansehen können?

Hätte ich Kinder, würde ich sie aber wohl schon regelmäßig fotografieren. Wobei das daran liegt, dass ich allgemein ziemlich viel fotografiere. Die eigenen Kinder da auszulassen, wäre wohl unwahrscheinlich.

Wobei ich definitiv Wert darauf legen würde, die Kinder nur zu fotografieren, wenn sie das auch wollen! Es gibt schon unter Kindern solche, die das nicht mögen. Das sollte man dann auch respektieren und nicht versuchen, das Kind etwa noch zu drängen, vielleicht sogar noch mit Sprüchen wie "Später wirst Du froh darüber sein, wenn ich Dich jetzt fotografiere, also hab Dich nicht so!" So ein Verhalten finde ich immer respektlos, auch gegenüber Kindern. Leider habe ich es schon öfters mitbekommen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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