Was versteht man unter einer 'toten Metapher'?

vom 04.12.2013, 12:21 Uhr

Ich beschäftige mich gerade ein wenig mit der Sekundärliteratur zu Harry Potter. Unter dem Wikipedia-Eintrag zu Harry Potter habe ich gelesen, dass ein amerikanischer Kritiker meint, Frau Rowling verwende zu viele tote Metaphern. Metaphern sind ja Ausdrücke, in denen zwei verschiedene, voneinander unabhängige Dinge assoziiert werden. Ein oft zitiertes Beispiel ist: "Das Konzert war ein Feuerwerk". Aber was sind eigentlich tote Metaphern? Ich kann mir darunter nicht so recht etwas vorstellen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Eine Metapher lebt eben dadurch, dass zwei Dinge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben ein Bild geben und eine Bedeutung ergeben, die über der Summe der Einzelbedeutung der Teilbegriffe der Metapher liegt.

Wenn eine Metapher dann häufig gebraucht wird, stumpft sie irgendwann ab. Später ist sie eine feste Redewendung und jedem halbwegs gebildeten Menschen geläufig. Beispiele wie das Seidenpfötchen sind solche geläufigen Metaphern, denn Katzenpfoten sind bekanntlich nicht aus Seide, sondern aus Fleisch, Haut, Fell und Blut. Jeder weiß was gemeint ist. Aber die Metapher ist schon so geläufig, dass man gar nicht mehr automatisch in Verwunderung gerät, warum denn die Katzenpfoten aus Seide sein sollen.

Durch das allgemein übliche und gewöhnliche verliert so eine Metapher immer mehr an Strahlkraft, bis sie irgendwann nicht mehr so recht als Metapher erkannt wird. Dann sind die Texte zwar leicht verständlich, aber eben nur weniger originell. Und wenn die Metapher irgendwann weitgehend verblasst ist, dann gilt sie als tot.

Eigentlich kenne ich so ein Urteil eher nicht über Kinderliteratur. Schließlich ist ja Sinn und Zweck von Kinderliteratur und Jugendbüchern, dass man sie relativ gut versteht, auch wenn man noch keinen Literaturgrundkurs an der Uni besucht hat. Von daher frage ich mich, ob der Autor hier nicht etwas überstreng verurteilt, weil ich so einen Verriss für Kinder- und Jugendliteratur nicht so angemessen halten.

Klar brüht die Autorin viel althergebrachtes wieder auf. Auch einige Figuren hat man schon ähnlich in anderen Werken gesehen. Aber letztlich handelt es sich hier eben um Bestseller für Kinder und somit leichte Kost und nicht um die Werke eines neuen Kafka. Also, ich halte das für einen völlig verkehrten Maßstab. Das erklärt vielleicht auch, warum sich dir dieser Kommentar nur schwer erschließt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Tote Metaphern werden auch Idiome genannt. Tote Metaphern sind dabei Metaphern, die zwar Metaphern sind, die aber nicht auf ihren Ursprung zurück geführt werden können. Während man bei einer ganz gewöhnlichen Metapher den Ursprung leicht herleiten kann, ist das bei einer toten Metapher nicht der Fall. Es wird zwar auch ein Begriff verbildlicht, wobei man eben nicht genau weiß, wie es überhaupt zu der Redewendung gekommen ist, wenn man nicht gerade in dieser Richtung forscht.

Man nennt tote Metaphern auch versteinerte Metaphern, da der Begriff irgendwann feststehend wurde, man aber eben den Ursprung nicht mehr kennt. So ist eine tote Metapher beispielsweise auch, wenn man sagt, man würde ins Gras beißen. Man benutzt diesen feststehenden Ausdruck, den man nicht verändern kann, zwar öfters, weiß aber nicht auf Anhieb, woher der Begriff überhaupt kommt.

Da ich eine Vorlesung zu Sprachwissenschaften absolviere, kenne ich mich in diesem Gebiet auch ein wenig aus und ich finde es wirklich sehr interessant, was die deutsche Sprache alles zu bieten hat. Dabei kann ich auf Anhieb gar nicht sagen, ob es beim Buch Harry Potter tatsächlich so ist, dass zu viele dieser Ausdrücke genutzt werden. Immerhin muss man bedenken, dass es auf Englisch geschrieben wurde und man solche Metaphern ja nicht einfach auf Deutsch übersetzen kann, da sie sonst ja keinen Sinn mehr ergeben. Da ich aber nur die deutsche Übersetzung des Buches gelesen habe, kann ich dazu leider auch nichts sagen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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