Angst und geschockt vor dem Ergebnis der Pisa Studie?

Heute habe ich einen Bericht in den Nachrichten im Radio gehört, dass besonders Schüler und Lehrer Angst vor dem Ergebnis der Pisa Studie haben oder hatten. Deutschland ist in diesem Jahr zwar besser als in den letzten Jahren, aber die asiatischen Länder sind um Längen mit ihrem Wissen, was die schulischen Leistungen betrifft voraus.

Hattet ihr auch Angst als Schüler vor diesem Ergebnis? Hier sind ja auch angehende Lehrer oder andere Pädagogen, habt ihr Angst vor dem Ergebnis gehabt und seid ihr geschockt über das Ergebnis der Pisa Studie? Was habt ihr in diesem Jahr von Deutschland erwartet?

Geschockt kann man ja nicht sein, denn das Ergebnis kann sich doch sehen lassen, was ich bis jetzt erfahren habe. Angst hatte ich auch nicht. Denn ich bezweifle, ob die Studie wirklich das testet, was in meinen Augen wichtig ist, nämlich selbstständiges Denken, Kreativität und Offenheit für neue Dinge. Da würden manche asiatische Länder vielleicht nicht so gut aussehen. Aber ich bin trotzdem erleichtert, dass der Test für Deutschland ganz günstig ist, damit diese Panikmache endlich aufhört und den Kindern, die ja wirklich nichts dafür können, dauernd vorgeworfen wird, wie dumm sie doch seien.

Ich bin selber keine Schülerin mehr und habe auch nichts mit dem schulischen Bereich zu tun. Also hat die Pisa-Studie so auch kein besonderes Interesse für mich. Generell interessiert mich das ganze sowieso wenig und etwas nervt es mich auch schon, dass die Nachrichten und so weiter wieder so voll von dem Thema sind. Dementsprechend habe ich nichts erwartet und reagiert habe ich auf das Ergebnis auch nicht.

Ich finde auch, dass das Ergebnis nur bedingt etwas aussagt. Wie anlupa schon anmerkte, wird zum Beispiel selbstständiges Denken nicht getestet und in den ganzen asiatischen Ländern herrscht ein solcher Bildungsdruck, dass die Schüler eigentlich nur auswendig lernen und wenig Raum für eine eigene, persönliche Entfaltung haben. Ob das so erstrebenswert ist wage ich zu bezweifeln.

Geschockt war man ja höchstens vom Ergebnis der allerersten Pisa-Studie, um die damals so viel Wind gemacht wurde. Damals war ich selbst noch Schülerin und wir mussten uns immer mal wieder anhören, wie schlecht wir (die deutschen Schüler) doch seien, dabei hatte unsere Schule ja gar nicht an der Studie teilgenommen. Das war manchmal schon richtig nervig.

Seitdem sind die Leistungen ja besser geworden und einen Schock würde es nur geben, wenn plötzlich wieder ein deutlich schlechteres Ergebnis rauskäme. Angst können meiner Meinung auch nur die Schüler gehabt haben, die an der Studie teilgenommen haben, immerhin wären sie dann sozusagen schuld, dass die Schüler im ganzen Land schlecht dastehen. Und die Lehrer, na ja, die wüssten dann halt, dass sie "versagt" haben, wobei sie da ja nicht die alleine Schuld daran hätten, schließlich erstellen sie ihre Lehrpläne nicht selbst.

Ich bin weder Schülerin noch Lehrerin, sondern im Hochschulbereich tätig. Die aktuellen PISA-Ergebnisse haben mich weder im Positiven noch im Negativen überrascht. Meiner Meinung nach ist das deutsche Schulsystem pädagogisch unausgereift, völlig überfrachtet und absolut unfair, da die soziale Herkunft eines Schülers oder einer Schülerin eine erheblich größere Rolle für den Schulerfolg spielt als Intelligenz oder Engagement. Solange sich da nichts ändert, werden die deutschen Schüler bei Wissenstests weiter im Mittelfeld herum dümpeln.

Andererseits habe ich mal eine Reportage im Fernsehen über das japanische Schulsystem gesehen. Wer da nicht mitkommt, wird anscheinend einfach überrollt und eingeebnet. Man kann also allein aus den Endergebnissen sowieso nicht schließen, ob diese den Schülern auf sinnvolle Art eingetrichtert worden sind oder das Ergebnis von Drill und sturer Paukerei sind. Meines Erachtens sind PISA und Co. sowieso nur wenig aussagekräftig, wenn es um die späteren Karrierechancen der Schülerinnen und Schüler in Beruf und Gesellschaft geht.