Zu dick: Aus Scham im Restaurant nur gesund essen

Ich kenne jemanden, der starkes Übergewicht hat. Allerdings schämt er sich dafür und ist auch nicht zufrieden mit sich und seinem Körper. Dennoch isst er in Restaurants niemals ungesund, weil die Scham viel zu groß ist. Selbst wenn wir alle einen Burger oder etwas ungesundes mit Pommes und viel Mayo bestellen, dann nimmt er nur einen Salat oder hin und wieder eine gesunde, vegetarische Speise. Dazu trinkt er dann Wasser oder alkoholfreies Bier, obwohl er sonst immer ganz anders isst.

Er meinte mal, dass er das aus Scham macht. Er denkt, im Restaurant würden sie über ihn lachen, wenn ausgerechnet er auch noch etwas bestellt, was besonders dick macht. Dabei denke ich mir umgekehrt eigentlich, wirkt es doch auch etwas komisch, wenn jemand mit so viel Übergewicht dann einen kleinen Beilagensalat isst. Das Schlimme ist, dass er das ja dann auch nie genießen kann. Wir alle essen, was uns schmeckt und er verzichtet.

Ich finde das für ihn sehr schade und denke mir, anders herum wäre es viel sinnvoller. Dass er zu Hause lieber gesund ist und dann im Restaurant auch mal was, was nicht so gut für die Figur ist, wäre viel effektiver für ihn. Kennt ihr das von euch selbst, dass ihr aus Scham nur gesunde Gerichte bestellt? Denkt ihr, dass man als dicker Mensch eher dazu neigt, seine wahren Essgewohnheiten im Restaurant zu verbergen?

Leider gibt es Leute, die sich, wenn sie einen übergewichtigen Menschen beim Essen sehen, sofort Sachen denken wie: "Der frisst den ganzen Tag, kein Wunder, dass er so fett ist". Dann wird vielleicht auch noch ständig geglotzt oder sogar hörbar getuschelt. Ich kann schon verstehen, dass einem sowas unangenehm ist. Es würde sicher nicht bei jedem Restaurantbesuch vorkommen, aber alleine die Vorstellung ist ja schon schlimm genug. Natürlich sollte dein Bekannter alleine schon seiner Gesundheit zuliebe darüber nachdenken, seine Ernährung wirklich umzustellen. Sein Verhalten zeigt ja auch deutlich, dass er mit seinem Körper nicht zufrieden ist. Es gibt auch Übergewichtige, denen es scheinbar ziemlich egal ist, zumindest so, dass sie auch in der Öffentlichkeit zu ihren Essgewohnheiten stehen.

Ich bin selbst auch etwas übergewichtig, aber nicht so, dass ich damit extrem auffalle. Ich esse, wenn ich schon mal in einem Restaurant oder auch im Fastfood-Restaurant esse, aber immer das, worauf ich Lust habe. Wenn deshalb jemand meinen sollte, mich blöd angucken zu müssen, soll er es eben tun. Über solche Vorurteile mache ich mir keine Gedanken. Ich weiß selbst am besten, wie ich mich allgemein ernähre und ob ich deshalb eine schlechtes Gewissen haben müsste, oder nicht. Andere Menschen, die mich noch nicht einmal kennen, können meinetwegen denken, was immer sie wollen.

Ich finde es bescheuert im öffentlichen Rahmen anders zu Essen als zu Hause. Gerade bei dicken Menschen sieht man einfach auch, dass sie zu Hause eben anders essen müssen und da macht es wenig Sinn dann aus Scham einen Salat zu bestellen. Ich würde ihm dazu raten entweder zu seinem Gewicht zu stehen oder sein Wissen, was er ja hat, auch zu Hause anzuwenden. Immerhin spricht ja nichts dagegen, dass er mal ein bisschen abnimmt, weil das ja auch besser für die Gesundheit ist.

Es ist natürlich Schwachsinn, wenn man sich dann unter Menschen anders verhält als zu Hause, weil man es einer Person ja auch ansieht. Ich denke nicht, dass man sich auch so verstellen muss. Man kann und sollte sich nicht verstellen.

Ich beobachte dieses Phänomen der dicken Menschen mit dem (vermeintlich) gesunden Essen häufiger bei McDonalds. Ich schaue jetzt nicht bewusst darauf was andere Leute kaufen, aber bei uns hat man einfach einen guten Überblick über die gesamte Essenstheke, wenn man oben im Café auf seinen Kaffee wartet und das tue ich öfters.

Ich habe mich schon öfters gefragt, warum jemand zu McDonalds geht und dann einen Salat bestellt. Wenn man einen Salat essen will gibt es bei uns wirklich bessere Möglichkeiten. Gar nicht weit weg ist ein Edeka Markt mit Essensbereich in der Mitte, wo man sich seinen Salatteller selber zusammen stellen kann und das ist auch nicht teurer als im Fast Food Restaurant. Aber vielleicht ist das für die betreffenden Personen ja eine Möglichkeit um während ihrer Diät Willensstärke zu beweisen, indem sie sich bewusst in ein Restaurant begeben, wo sie lieber etwas anderes essen würden und sich dann doch für das gesunde entscheiden? Ich könnte das wahrscheinlich nicht.

Eigentlich müsste man da ansetzen um bei deinem Freund etwas an seinen Gewohnheiten zu ändern. Denn er hat ja ganz offensichtlich die Disziplin um sich in bestimmten Situationen gegen Pommes und Co, zu entscheiden, das ist doch ausbaufähig. Eine "Scheiß egal was andere denken" Haltung zu erlernen wird wahrscheinlich wesentlich schwieriger sein. Aber es müsste doch machbar sein ihm zu vermitteln, dass ihr als Gruppe ihn nicht schief anschaut, wenn er sich einen Burger bestellt und, dass die Leute an anderen Tischen irrelevant sind.

Ich gehe nun nicht so oft in ein Restaurant und wenn dann schaue ich den anderen Gästen nicht unbedingt auf den Teller. Von unseren Freunden mit denen wir ab und an mal in ein Restaurant gehen ist keiner übergewichtig. Deshalb kann ich absolut nicht einschätzen wie das Essverhalten solcher Leute normalerweise ist. Aber irgendwoher muss es ja wohl kommen, nicht jeder leidet an Krankheiten.

Wir waren kürzlich in England und unsere Reiseleiterin, ein sehr junges Mädchen, war extrem übergewichtig. Wir saßen beim Abendbrot auf so einem Podest und sie hatte den Tisch direkt darunter. Da ließ es sich nicht vermeiden doch hin und wieder die Blicke schweifen zu lassen und wenn man aufmerksam war dann sah man auch woher das starke Übergewicht kam. Am Bufett wurde zum Beispiel extra viel von der fetten Soße aufgetan und da wo es passte auch noch kräftig Zucker aufgestreut. Der Teller sah immer ganz manierlich und aufgeräumt aus, barg aber ein paar versteckte Details. So lagen eben zwei Scheiben Fleisch direkt übereinander, die Pommes wurden sehr hoch gestapelt um den Haufen optisch kleiner wirken zu lassen und das Gemüse wurde dagegen sehr flach und breit auf dem Teller verteilt. Wer flüchtig hinsah wunderte sich warum man bei einem so kleinen Teller so dick sein kann. Wir lehnten meistens das Dessert ab, eben wegen der vielen Kalorien, und gingen dann auf unser Zimmer. Später bekamen wir mit dass die junge Frau sich dann noch die übrig gebliebenen Desserts geben lies. Natürlich nicht immer, aber meistens auch erst wenn die meisten der Gäste ihrer Reisegesellschaft schon gegangen war.

Ich vermute einmal dass diese Essmethode bei ihr inzwischen schon rein automatisch war und dass sie sich dabei gar keine Gedanken gemacht hatte. Der Psychologe würde vielleicht das alles wissenschaftlicher erklären können, aber ich würde sagen sie gaukelt sich und ihrem Auge etwas vor und dahinter steckt Methode.

Das Problem ist: Als dicker Mensch wird man ziemlich oft sehr dumm angeredet, ganz besonders wenn man auswärts am essen ist. Da erlebt man Situationen, die kennen normalgewichtige Menschen gar nicht. Wildfremde Menschen kommen auf einen zu und fragen ob man nicht wisse, das es sehr ungesund sei, was man da essen würde. Oder ob man da „nichts machen könne“. Oder erklären einem das man so viel schneller stirbt.

(Komischerweise reagieren dieselbe Leute sehr verstört, wenn man antwortet „Nein, noch schneller stirbt es sich, wenn man so etwas zu wildfremden Menschen sagt. Kennen sie mich? Wissen sie ob ich nicht vielleicht an einer aufschwemmenden Krankheit leide? Ob ich aus Kummer über ein tragisches Schicksal so dick geworden bin? Oder ob ich dazu tendiere Leute, die mich von der Seite anreden quer über den Tisch zu ziehen und sie dann in den Bodenbelag stampfe?“ Erstaunlich wie schnell denen einfällt, das sie noch was zu tun haben.)

Irgendwann gibt man dann ein Stück weit auf und bestellt eher etwas gesundes. Weil die Würze „Kommentare von anderen Leuten“ einen ohnehin jedes Essen vermiesen würde.

Ein anderer Punkt der z.B. bei mir dazu kommt: Meine Schwäche sind Süßigkeiten, nicht so sehr Pommes. Oftmals bestelle ich mir im Lokal dann das, was am wenigsten nach akuter Magenverstimmung von feurigen Sodbrennen klingt. So merkwürdig es klingt: Größere Mengen von Fett bereiten mir Übelkeit und mit etwas Pech Bauchschmerzen. (Dabei sehe ich aus, als würde ich die Wildschweine am Stück weghauen.)

Allerdings auf Salat als einzige Speise umzusteigen fiele mir nicht ein.

Ich kann es gut verstehen, wenn übergewichtige Menschen in der Öffentlichkeit nur auf gesunde Speisen und Lebensmittel zurück greifen, die sie sonst nicht essen würden. Immerhin ist es ja doch so, dass übergewichtige Menschen einfach mehr die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als normalgewichtige Menschen. Von daher wird bei den Menschen dann auch mehr auf den Teller geschaut und wenn man dann sieht, dass übergewichtige Menschen dann auch noch etwas Ungesundes mit vielen Kalorien essen, dann mag das für viele Menschen unverständlich sein. Man fragt sich dann automatisch, weshalb übergewichtige Menschen dann auch noch solche ungesunden Speisen zu sich nehmen, anstatt einfach einen Salat zu essen. Oftmals ist es auch so, dass solche Leute das den übergewichtigen Menschen auch zu spüren geben.

Isst man dann als übergewichtiger Mensch in der Öffentlichkeit nur einen Salat, dann muss man sich keine Sorgen darüber machen, schief angeschaut zu werden und man muss auch keine Angst vor gemeinen Kommentaren haben. Von daher kann ich es gut verstehen, dass man dann auf solche Speisen zurück greift und mir würde es selbst sicherlich nicht anders gehen. Denn auch wenn man sich nichts anmerken lässt, treffen einen solche gemeinen Kommentare durchaus sehr und ich denke, dass solche Kommentare auch jeden Menschen verletzen würden, auch wenn man das vielleicht nicht zugeben möchte.

Natürlich ist es unsinnig, wenn man zu Hause die ganze Zeit Fastfood und ungesunde Sachen ist, während man dann in der Öffentlichkeit auf gesunde Speisen zurück greift. Mit dieser Variante wird man auch nicht an Gewicht verlieren können und man hat dann vielleicht auch nicht so viel Spaß am Essen im Restaurant, wenn es einem nicht schmeckt. Zudem kann es gut sein, dass man einem ansieht, wenn einem das Essen nicht schmeckt. Allerdings fühlt man sich dann auch besser, wenn man weiß, dass man keine gemeinen Kommentare deshalb bekommen kann und ich selbst würde mir in so einer Situation auch lieber einen Salat bestellten. Wenn ich dadurch fiesen Blicken und Kommentaren entgehen könnte, könnte ich mein Essen dann auch viel besser genießen und viel unbeschwerter essen.

Ich gehöre noch zu den übergewichtigen Menschen und ich kann es gut verstehen, wenn übergewichtige Menschen sich in einem Restaurant nur einen Salat bestellen. Was ich schon teilweise an Sprüchen abbekommen habe, das geht auf keine Kuhhaut. Deswegen habe ich auch einige Zeit lang nur gesunde Dinge im Restaurant bestellt und mir zwanghaft Mut zugeredet.

Manche Menschen können halt nur blöd schauen und dummes Zeug von sich geben, aber ich bin mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem mir diese Menschen so was von egal geworden sind. Meistens gibt es dann einen knackigen Spruch und ich habe meine Ruhe. Ich entscheide was ich essen möchte und nicht die Anderen. Und wenn ich als Übergewichtiger einen Salat wähle, dann ist das so, ich mag Salat, Salat passt wunderbar zu Steak, um es mal drastisch auszudrücken.

Es ist unsinnig, wenn man im Restaurant auf einmal immer etwas Gesundes zu sich nimmt. Man belügt sich doch irgendwie selbst. Andererseits versucht man sich vor den fiesen Kommentaren Anderer irgendwie zu schützen. Die meisten Menschen wissen ja nicht, was man sich zu Hause reinpfeift und man erweckt den Anschein, als würde man ernsthaft abnehmen wollen. Man erweckt nur den Anschein. Wenn einige Menschen auch im Restaurant einfach mal aufhören würden, übergewichtige Menschen zu kritisieren, dann würde das Steak wahrscheinlich auch dem Betroffenen besser schmecken. Aber ich denke, dass es beinahe schon ein Problem mit dem Selbstbewusstsein ist.

Diese Gedankengänge kann ich absolut nachvollziehen. Allerdings ist es doch auch oft so, dass sich gerade bei einem scheinbar gesundem Essen Gedanken überschlagen. Oft höre ich davon, dass derjenige dann eben zu Hause doch die Chipstüte und die Schokoladentafel aus dem Schrank herausholt. Wie man es macht, macht man es doch irgendwie verkehrt. Wobei ich sagen muss, dass es auch häufig mit den eigenem Selbstbewusstsein zu tun hat oder man eben davon ausgeht, dass die Leute so oder so etwas schlechtes denken.

Ich muss sagen, dass ich eine Zeitlang auch öffentlich nur scheinbar gesunde Dinge zu mir genommen habe. Aber zum Einen hält mich Salat nicht einige Stunden allein satt, zum Anderen nehme ich beispielsweise bei einem Gemüseauflauf allein durch die Sahnesauce und den Käse noch mehr Kalorien zu mir, als würde ich nun beispielsweise einen Burger zu mir nehmen. Aber ich denke, egal, welche Statur man hat, man sollte danach gehen, worauf man Appetit hat und wenn es in dem Moment eben Burger ist, dann isst man einen Burger. Sehnt man sich Salat, ja, danach kann man sich auch sehnen, isst man eben den Salat.

Du hast nach wahren Essgewohnheiten gefragt, ich denke, man weiß ja nun nicht immer, auch nicht als Freund, was wahre Essgewohnheiten sind. Kann ja sein, dass jemand zu Hause eben nur Kartoffeln und Quark isst, öffentlich es aber nicht bekommt oder dass jemand zu Hause gar nichts isst und man dann doch eher dazu neigt, im Restaurant auf ein typisches Gaststättengericht zurückgreift.